Der Zipfel, der Zapfel, der Kipfel, der Kapfel…

Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel,
der Kipfel, der Kapfel,
der gelbrote Apfel.

Jau, Bratapfel ist was feines. Aber was die Süddeutsche Zeitung ihren Lesern aufgetischt hat, ist weder lecker, noch süß.

Das fängt schon einmal mit der Überschrift und dem Anreißertext an:

E-Zigarette – Das Gift riecht nach Bratapfel

E-Zigaretten können bei Jugendlichen unerwartete Langzeitschäden verursachen. Über die erhöhten Risiken, die das Dampfen auslöst.“

Diese Sätze geistern nun seit kurzer Zeit durch’s Netz. Nur dieser Schnipsel (nicht zu verwechseln mit meinen „Schnipseln“), nicht mehr.
Beim nicht oder schlecht informierten Leser (Leser NUR dieser Headline) kommt was an?

E-Zigaretten SIND Gift. Und dieses Gift kann insbesondere Jugendliche gefährden und bei ihnen Langzeitschäden hervorrufen. Durch das Dampfen setzt man sich einem erhöhten Risiko aus.

So… genau DAS ist es, was diese Headline in die Öffentlichkeit transportiert. Ziemlich übel diese „E-Zigaretten“, oder? Und wenn das in der Zeitung steht, dann muss das ja die Wahrheit sein. Zumal auch noch in der SZ… ist ja sooo ein seriöses Blatt.

Mehr liest der Websurfer erstmal nicht.

Kommt aber mal einer der Surfer auf die Idee, sich den Artikel durchzulesen, so wird er zunächst dazu genötigt, seinen Werbeblocker auszuschalten. Ok… bei einer sooo seriösen Zeitung kann man das ja mal machen. Ich möchte jetzt wissen, wie „E-Zigaretten“ unsere Jugend umbringt. Tja… schade auch. Lesen kann man den Artikel nur, wenn man ein kostenpflichtiges SZ-Plus Abo abschließt. Wer das nicht hat… der wird wegen dieser Schlagzeile allein wohl keins abschließen. Der Inhalt des Artikels bleibt ihm also verschlossen… es bleibt übrig, dass „E-Zigaretten“ – insbesondere für Jugendliche gefährliche und Langzeitschäden verursachende – Gifte sind.

Das ist – ohne jegliche Begründung – schon starker Tobak. Und bei der Schlagzeile geht es nicht nur darum, die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen… da steckt knallharte Manipulationsabsicht (öffentliche Meinung prägen) dahinter.
Ok… nun hatte die SZ in der letzten Zeit durch zwei eher ausgewogene Artikel zum Dampfen geglänzt und galt (nur wegen zwei Artikeln… ZWEI) quasi als „Vorzeigeblatt“ in Sachen Dampfen. Und diese (und einige wenige andere) Erscheinungen führten in der Dampfer-Szene dazu, dass man meinte, das Blatt habe sich gewendet. Es würde jetzt anders berichtet, die Medien könnten ihre Augen vor der Wahrheit nicht verschließen… alles wird gut.

Dazu habe ich ja gerade erst was geschrieben: Lasst Euch nicht täuschen!

Und mit dem „Bratapfel-Artikel“ zeigt sich nun wieder, dass man den „Leitmedien“ nicht weiter trauen darf, als man sie werfen könnte. Den „guten Ruf“, den sie sich bei einigen Blauäugigen mit den zwei letzten Artikeln erschlichen haben, treten sie mit diesem Artikel gleich wieder in die Tonne. Der Wind weht doch aus einer anderen Richtung.

Ich hatte nun die Gelegenheit, den Artikel lesen zu können, ohne Geld dafür hinblättern zu müssen. Und meine Vermutung, die ich angesichts der Schlagzeile hatte, hat sich leider bewahrheitet. Es ist mal wieder ein manipulativer, einseitiger Damper-Bashing-Artikel.

Den Anfang macht gleich mal der erste Protagonist, der im Artikel auftaucht. Im Endeffekt könnte man nach der Nennung von Robert Loddenkemper schon gleich mit dem Lesen aufhören. Es kommt also sofort einer der brennendsten Gegner des E-Dampfens zu Wort. Seinen ersten wirklich glorreichen Auftritt hatte er bei dem widerlichen Forntal21-Beitrag im Fernsehen hinter sich. Er stammt aus der ANTZ-Schmiede Klinikum Heckeshorn (Lungenklinik Heckeshorn – Schmelztiegel der Ahnungslosen?) und saß der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin vor. Ja, genau die Institution, die ganz prominent als Unterstützer des Memorandums des ABNR/dkfz. gegen das E-Dampfen auf eben diesem prangt. Nicht gerade eine Referenz für wissenschaftliche Neutralität gegenüber dem Dampfen. Und was er bisher so von sich gegeben hat, ist auch nicht das, was man zumindest von einem neutral agierenden „Wissenschaftler“ erwartet.

Und dem gibt man gleich mal als Einstieg die Möglichkeit, die alt-bekannte Floskel „Dabei wissen wir noch zu wenig über die langfristigen Folgen der E-Zigaretten“ rauszuhauen. Tolle Aussage… zehn Jahre sind auch kurz… da kann es reine Glückssache sein, dass es noch keinen Dampfkranken oder Dampftoten gibt. Da könnte sich vielleicht doch noch eine globale Seuche rauskristallisieren.

Als weitere „Experte“ tritt auch noch Berthold Jany auf… der jetzige Chef der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Hatten wir ja schon, den Verein…

Dann fällt auch der „Journalist“ der SZ auf die grauenhafte Pressemeldung zur Studie aus dem American Journal of Respiratory and Critical Care herein. Dass es sich dabei um ein unseriöses und manipulatives Werk handelt, ist schon von vielen seriösen(!) Wissenschaftlern dargestellt worden… nennen wir nur einmal Dr. Siegel vom Department of Community Health Sciences, Boston University School of Public Health (New Study on E-Cigarettes and Bronchitis: An Example of Scientific Dishonesty and Deception) oder Dr Farsalinos (Do e-cigarettes cause COPD or is there a COPD epidemic in adolescents in South California?).

Dr. Siegel wird etwas später im Artikel (aber absolut außerhalb des Kontextes zur Studie) kurz zitiert… ansonsten werden die Ergebnisse der Studie aber absolut nicht in Frage gestellt. Ein unwissenschaftlicher Ausfluss wird im Artikel als „Wahrheit“ verkauft. Sehr seriös und gut recherchiert. Darf man da schon (manipulative) Absicht unterstellen oder war es schlichte Unfähigkeit des Autors, sich eingehend in die Materie einzulesen?

Dieser Studie wird der größte Raum im Artikel eingeräumt… dadurch wird der Inhalt aber auch nicht wahrer.

So, das war dann schon Horrormeldung genug… eigentlich. Aber ein Sahnehäubchen wollte der Verfasser da noch draufsetzen.

Auch in Frostschutz- und Enteisungsmitteln findet sich Propylenglykol.

Aaaah… da haben wir ihn wieder… den unangenehmen Gedanken, der bei Uninformierten aufgrund solcher Aussagen entsteht: „Igitt, die Atmen Frostschutzmittel ein. Das MUSS ja schädlich sein.“

Und selbstverständlich wird nachgeschoben: „Propylenglykol kann die Augen reizen, in den Atemwege akuten Husten auslösen.
Ja, das kann es – in bedauerlichen Einzelfällen – aber das ist nicht die Regel. Egal, PG kriegt im Vorübergehen noch eine kleine Ohrfeige mit.

Aber nein, das ist noch nicht genug… da wird noch die recht neue Studie vom Karolinska-Institut in Stockholm rausgeholt, überflogen (wenn man die Studie RICHTIG liest, dann kommt man nicht zu dem vermeldeten Ergebnis) und daraus gemacht, dass Dampfen auch noch die Arterien schädigt. Wenn man sich (hab ich schon getan, als sie veröffentlicht wurde) die Studie genau anschaut, sagt sie nichts anderes aus, als dass der Konsum von Nikotin zu einer zeitlich begrenzten Gefäßverengung führt, die Einfluss auf den Blutdruck hat (ist fast wie beim Kaffee). War auch nicht anders zu erwarten… dafür braucht man eigentlich keine neue Studie zu machen. Also noch ein wenig Platz verschenkt, um negative Aspekte in den Vordergrund zu spielen.

Zwischendurch wird dann immer mal – ganz kurz und knapp – darauf verwiesen, dass es auch andere Meinungen unter Wissenschaftlern gibt… das fühlt sich aber nicht nur wie Alibi-Passagen an (man will den Anschein erwecken, man habe alle Seiten beleuchtet)… sondern es ist auch nix anderes.

Zum krönenden Abschluss dann nochmal der gelobte Herr Loddenkemper, der den Menschen „erlaubt“ zu dampfen, wenn sie denn meinen zu wissen, was sie sich antun… die Ärzte dürften ihnen ja eventuell dazu raten, wenn sie denn wüssten, was sie da raten… was eigentlich keiner kann, denn man wisse ja nicht…

So… und DAS ist jetzt ein gut recherchierter und AUSGEWOGENER Artikel? Wer das ernsthaft behauptet, hat den Knall nicht gehört und sollte es sich dringend verkneifen auch noch über Blogger herzuziehen, die sich NUR über die Headline aufgeregt haben.

Ich lasse es mir auch nicht nehmen einen Leserbrief an die Redaktion zu senden:

Sehr geehrte Damen und Herren,nachdem Sie in den vergangenen Wochen und Monaten durch eine eher ausgeglichene und objektive Berichterstattung über das E-Dampfen aufgefallen waren, war ich, gelinde gesagt, ausgesprochen schockiert über die von Ihnen in der breiten Öffentlichkeit gestreuten Headline zum neuesten Artikel „E-Zigarette – Das Gift riecht nach Bratapfel“. Allein der Titel und die beiden Sätze, die im Internet verbreitet wurden, sind geeignet, bei nicht oder weniger informierten Menschen den Eindruck zu erwecken, es handle sich beim Dampfen um gefährliches Gift, das überdies auch noch besonders schädlich für Jugendliche sei.

Nun handelt es sich bei dem Artikel auch noch um einen solchen, der nur mittels eines Bezahlabos zu lesen ist. Damit bleibt den meisten, die die Headline lesen, der Inhalt verschlossen. Das allerdings ist auch wirklich besser so, denn von Ausgewogenheit kann da nicht die Rede sein. Der Verfasser greift wissenschaftlich überaus kritisch beurteilte (bezüglich der getroffenen Aussagen und der Durchführung) Studien auf und macht diese auch noch zum umfassenden Kern des Artikels. Einige wenige Alibi-Aussagen mit abweichender Meinung sind aus dem Kontext gesetzt und verlieren sich in den manipulativen Aussagen (z. B. „Frostschutzmittel“). Insgesamt ist die Zielrichtung des Artikels klar zu erkennen: Es geht darum, vermeintliche Gefahren als „Wahrheit“ zu verkaufen und die öffentliche Meinung negativ zu prägen.

Das ist für ein Medium wie die SZ ein ausgesprochen armseliges Vorgehen und entspricht auch nicht dem journalistischen Kodex, den Sie und der Verfasser bei Gelegenheit vielleicht noch einmal durchlesen und sich zu Herzen nehmen sollten.

Wenn Sie bei diesem Thema schon derart einseitig und manipulativ vorgehen, mag ich mir nicht ausmalen, wie es bei anderen – vielleicht allgemein wichtigeren – Themen aussieht. Als seriöses Nachrichten- und Informationsmedium haben Sie sich damit disqualifiziert.

Sollte es Sie – wider Erwarten – interessieren, an welchen Punkte ich meine Kritik festmache, steht es Ihnen frei, meinen Artikel dazu KOSTENLOS zu lesen.

Daniel „PepeCyB“ Hagemeister-Biernath



Nachtrag:

Wie nicht anders zu erwarten, verbreitet sich die Loddenkemper’sche Propaganda auch in weiteren Medien… beim MDR zum Beispiel… zwar ohne „Bratapfel“ und „Gift“, dafür aber mit dem bereits kritisierten Inhalt. Der feine Herr L. scheint wohl aus eigenem Interesse eine Mediankampagne gestartet zu haben… weil… „er hat da mal was gelesen“.

Klar hat er was gelesen. Ob er es wirklich verstanden hat, ist fraglich, sonst wäre ihm aufgefallen, dass die Studie, auf die er sich nun so freudig bezieht, wissenschaftlich nicht sauber (nein, eher sehr unsauber) durchgeführt und ausgewertet wurde (das haben übrigens ECHTE Wissenschaftler festgestellt). Oder er hat es zwar bemerkt, ihm ist aber die Falschinformation egal, solange er damit seinem fanatischen Kampf gegen das E-Dampfen befeuern kann.

Einen Leserbrief an den MDR wegen dieses Artikels/Radieobeitrags (US-Studie zu „weißem Dunst“ E-Zigaretten erhöhen Bronchitis-Risiko) klemme ich mir aber nun wirklich. Mit dem MDR habe ich diesbezüglich meine Erfahrungen… nicht umsonst ist dieses Medium auf meiner Presse-Blacklist aufgeführt.

3 Antworten zu „Der Zipfel, der Zapfel, der Kipfel, der Kapfel…“

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