Unterschwellige Unterschwelligkeiten

trhelm

 

Ich glaube, viele haben den Artikel

Weder Rauchprothese noch Nikotinsucht

von Kurbelursel in den falschen Hals bekommen. Logisch können und sollten wir aus der Mainstream-Presse keine Hymnen auf die Dampfe erwarten… vor allem ist das schwerlich möglich, wenn man gleichzeitig eine neutrale und sachliche Berichterstattung sehen mag. Ich glaube auch nicht, dass Kurbelursel darauf hinaus wollte. Ich hatte vor einiger Zeit zu einem anderen (halbwegs positiven bzw. neutralen) Bericht, der ebenfalls überschwänglich gefeiert wurde, ähnlich reagiert und meine Meinung kund getan. Es geht auch nicht darum, den Artikel nun ums Verrecken schlecht zu reden… immerhin enthält er Aspekte, die auf jeden Fall unseren Wünschen nach einer nicht rein negativen Berichterstattung entsprechen.

Wir Dampfer sind inzwischen von der Presse so gebeutelt, dass uns schon teil-positive Artikel zu Begeisterungsstürmen bringen. So weit haben sie uns schon gebracht. Vor meinem geistigen Auge entsteht gerade das Bild eines „weißen Mannes mit Tropenhelm“, der einem halb-verhungerten Wilden in der Steppe einen Kanten verschimmeltes Brot zuschmeißt, worauf der sich vor diesem in den Staub wirft und dem Tropenhelmträger die Füße küsst.

Nicht falsch verstehen… ich bin durchaus positiv überrascht, dass gerade in der SZ (die auch nicht gerade den Ruf einer ausgewogenen Berichterstattung genießt) ein Artikel zum Dampfen erschienen ist, der zumindest in Teilen eine sachliche Auseinandersetzung enthält und unsere Dampferei nicht vollkommen niederknüppelt. Und ich bin auch genau so der Meinung, dass man das durchaus lobend erwähnen und weitersagen sollte. Wenn man sich jedoch die Reaktionen in der Community anschaut, rollten sich viele den ganzen Tag über im Staub und die Füße der Autorin und der ganzen SZ-Redaktion sind schon wund geleckt.

Nur mal so zum Nachdenken:
Stellt Euch mal vor, meine Lieblings-Dreckschleuder „LOCUS-Online“ hätte einen weiteren Artikel über das Dampfen veröffentlicht, in dem so manche Vokabel des SZ-Artikels vorkäme… „Ex-Echt-Zigaretten-Raucher“, „Rauchprothesen“, „Nikotinabhängige“, „Nikotinsucht“… dann wäre aber wieder ohne Ende Gift und Galle gespuckt worden (wahrscheinlich auch durch mich), denn das sind schon abfällige bzw. sachlich zumindest fragwürdige Formulierungen.

Und die letzten beiden Sätze muss man sich auf jeden Fall auf der Zunge zergehen lassen. Selbst wenn man den Text bis zu der Stelle trotz(!) der polemischen Vokabeln für ausgewogen und positiv hält, wird dieses filigrane Gebäude mit eben diesen Sätzen wieder eingerissen.

Es wäre daher angezeigt, wieder vermehrt darüber zu diskutieren, wie man der steuereinnahmeträchtigen Nikotinsucht mit mehr Erfolgsaussichten entgegentreten kann. Bis zu einer Lösung dieses echten Problems wäre das dampfende kleinere Übel schlicht zu begrüßen.(Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Damit drückt die Autorin aus, dass auch sie die WHO-Idee einer „suchtfreien Menschheit“ (so hat Philgood das ja ausgedrückt… und den Kern getroffen und ausgesprochen) teilt. Auch sie steht hinter diesem Ziel und meint, dass die Nikotinsucht (wenn man das Wort ausspricht und nuschelt, kann es übrigens beinahe wie „Heroinsucht“ klingen) vom Antlitz der Erde vertilgt werden sollte… die Politiker müssen sich nur noch ne Lösung suchen, die wegfallenden Steuereinnahmen an anderer Stelle wieder herein zu holen. Haben sie das mit den Steuern geschafft, könnten sie Nikotin eigentlich komplett verbieten… damit wären alle Probleme gelöst… und bis dahin, lass doch die nikotinabhängigen (wenn man das Wort ausspricht und nuschelt, kann es übrigens beinahe wie „drogenabhängigen“ klingen) Freaks weiter an ihren Rauchprothesen nuckeln… die armen „Krüppel“.

Auch ich bin geneigt, mich über Artikel zu freuen, die kein offensichtliches Bashing betreiben, doch ich habe mir angewöhnt, diese erst einmal sacken zu lassen und sie mir nach Abklingen der Euphorie noch einmal genauer anzuschauen. Ich vermeide es einfach, sofort hüpfend und trällernd durch die Gegend zu hopsen. Ich fürchte, Kurbelursel wurde ein wenig falsch verstanden… vielleicht ist es mir jetzt gelungen, ihre Bedenken hier noch einmal etwas transparenter zu machen.
Mir hat der SZ-Artikel zuerst auch ganz gut geschmeckt… dann aber fiel mit die sauer-bittere Note im Abgang auf.

Kann aber auch sein, dass sich mein Kopf unter dem Aluhut wieder zu sehr erhitzt hat, dass ich mir jetzt gerade vorstelle, wie sich unsere Gegner lachend die Hände reiben, weil wir den Unterton des Artikels offensichtlich übersehen und das Stückchen schimmliges Brot herunter geschlungen haben.

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