Selbstwickeln für Anfänger

Früher oder später (ich habe das Gefühl… immer früher) richtet sich der Blick der ambitionierten Einsteiger auf Selbstwickelverdampfer (SWVD). Doch um was handelt es sich dabei eigentlich? Sind das Verdampfer, die sich selbst mit frischen Höschenwindeln bestücken… oder was?

Nein… Spaß beiseite… es handelt sich natürlich um ganz normale Verdampfer. Im Gegensatz zu den vielen Einsteiger- und Fortgeschrittenengeräten, werden sie aber nicht mit wechselbaren Verdampferköpfen bestückt oder mit einer fertigen Verdampferwicklung geliefert, sondern müssen vom Benutzer selbst in einen Zustand versetzt werden, der den Dampfgenuss erst ermöglicht.

Um zu verstehen, auf was es bei der Selbstwickelei ankommt, muss man zunächst verstehen, wie ein Verdampfer grundsätzlich funktioniert. Der Dampf wird durch eine Heizwendel erzeugt, die mithilfe von elektrischer Energie erhitzt wird. Dabei kommt Heizdraht zum Einsatz… ein Draht der einen elektrischen Widerstand aufweist, was bei anliegender Spannung dafür sorgt, dass sich der Draht erhitzt. Auf der Oberfläche dieses Drahtes befindet sich das Liquid, welches durch die Erhitzung vaporisiert wird. Um stets ausreichen Liquid an der Heizdrahtoberfläche zu haben, muss dieses aus einem Depot / einem Tank kontinuierlich nachgeführt und gleichmäßig auf dem Draht verteilt werden. Dazu dient entsprechendes Trägermaterial, also Faser, Edelstahlsieb oder -seil (ja, es gibt als Trägermaterial auch poröse Keramik, das Material ist aber nicht so gut geeignet, weshalb ich nicht darauf eingehe). Der Heizdraht selbst muss eng an dem Trägermaterial anliegen, damit eine durchgängige Versorgung mit Liquid sichergestellt ist. Um eine möglichst große Oberfläche an Draht zur Verfügung zu haben (es wird schon einiges an Fläche benötigt, um ausreichend Dampf zu erzeugen), verwendet man Draht, der einen sinnvollen Widerstand erst ab einer bestimmten Länge erreicht und formt diesen wie eine Spirale (Heizwendel). Das Trägermaterial befindet sich dann im Inneren der Wendel (es geht auch anders, aber das ist dann schon wieder recht speziell… abgefahrene Anregungen findet man auf dem RiP Trippers YouTube-Kanal). Um also einen SWVD betriebsbereit zu machen, müssen wir eine Heizwendel aus Widerstandsdraht herstellen und mit einem entsprechenden Liquid-Transport-Medium bestücken.

In den Anfangstagen wurde nahezu ausschließlich direkt auf dem Trägermaterial gewickelt. Dabei handelte es sich entweder um ein Röllchen aus Edelstahlsieb oder um Glasfaser bzw. Silikatfaser. Diese gab es in verschiedenen Stärken und sie wurde – je nach Wunsch – in mehreren Lagen verwendet und direkt mit dem Heizdraht umwickelt. Dabei kam es schon auf Übung und Fingerspitzengefühl an, denn der Draht darf nicht zu locker um die Faser liegen (er muss in allen Bereichen Kontakt zur Faser haben), darf diese aber auch nicht zu fest einschnüren. Dabei war zu beachten, dass die Faser im befeuchteten zustand noch ein wenig quillt. Häufig wurden deshalb als Wickelhilfen dünne Stahlnägel, Nadeln, aufgebogene Büroklammern oder Spritzenkanülen verwendet, die beim Wickeln an die Faser gelegt wurden. Der Heizdraht wurde dann um dieses Paket aus Faser und Wickelhilfe gewickelt und diese wurde schließlich herausgezogen. Damit war es schon einfacher, ein gutes Gefühl für die Festigkeit der Wicklung zu entwickeln. Außerdem gab die Wickelhilfe der recht flexiblen Faser eine gewisse Stabilität, was den Vorgang des Wickelns erleichterte.

Zu der Zeit galt auch das „eherne“ Gesetz, dass sich die einzelnen Windungen des Heizdrahtes nicht berühren dürfen und diese mit schön gleichmäßigem Abstand um das Trägermaterial geführt werden sollten. Dann entdeckten aber etliche Dampfer die sogenannten „Chaoswicklungen“, bei denen es durchaus Berührungen gab und die nicht wirklich ordentlich und aufgeräumt aussahen. Und diese Dampfer stellten fest, dass auch diese Wicklungen sehr gut funktionieren. Schließlich wurde die Microcoil-Wicklung „erfunden“. Eine wirkliche Erfindung war das nicht, denn beim „Schlachten“ diverser (meist auch sehr kleiner) Fertig-Verdampferköpfe fiel auf, dass es häufig Wicklungen gab, bei denen die einzelnen Windungen mit Kontakt ganz eng beieinander lagen und quasi eine „Röhre“ bildeten. So war es naheliegend, auch bei SWVD solche Wicklungen einzusetzen. Zunächst wäre es eigentlich naheliegend gewesen, zu denken, dass der Gesamtwiderstand durch die sich berührenden Wicklungen extrem absinken könnte. Aber weil einerseits die Kontaktfläche zwischen den Windungen ausgesprochen klein ist und sich außerdem sehr rasch eine Oxidschicht an der Drahtoberfläche bildet, trat dieser Effekt nicht ein. Das Herstellen einer Microcoil funktionierte aber nicht mehr direkt auf dem Transportmedium, vor allem auch deshalb, weil der Draht einen gewissen Federeffekt zeigt und erst nach Erhitzen formstabil bleibt. Für eine Microcoil stellt man also die Wicklung auf einer Wickelhilfe in entsprechender Dicke her, glüht diese – falls die Windungen nicht eng aneinander liegen – vor dem Einbau in den Verdampfer mittels eines Gasbrenners oder nach Installation durch Befeuern durch und drückt anschließend mit einer kleinen Zange oder Pinzette die Windungen aneinander. So kommen die Windungen optimal dich beieinander zu liegen.

Erst nach dieser Prozedur und im installierten Zustand bestückt man die Microcoil (MC) dann mit dem Trägermaterial. Bei Röllchen aus Edelstahlsieb (ESS) oder auch Edelstahlseil ist das relativ unproblematisch, wenn man bei der Wickelhilfe den richtigen Durchmesser gewählt hat.  Bei Schnüren oder Watte, die gerne bei diesen Wicklungen verwendet wird und auch insgesamt die Fasern anderer Art inzwischen nahezu abgelöst hat, ist es etwas komplizierter. Aber mit ein wenig Übung geht auch das leicht von der Hand. Für Schnüre verwendet man eine Einfädelhilfe, die nach dem Prinzip der altbekannten Einfädler aus Großmutters Nähkasten funktionieren. Dazu genügt ein Stück Draht, das in der Mitte geknickt wird. Dies führt man durch die Wicklung, biegt die beiden Drähte am Knick ein wenig auseinander, legt die Schnur durch und zieht dann vorsichtig die Drahtöse mit der Schnur durch die Wicklung. Dabei empfiehlt es sich, die eigentliche Wicklung von außen mit zwei Fingern ein wenig zu fixieren, damit sie sich beim Durchziehen nicht verzieht. Um Watte einzufädeln, bereitet man sich einen passenden Strang vor, der ein Stück zu lang ist und verzwirbelt das eine Ende mit den Fingern zu einer länglichen Spitze. Diese lässt sich dann gut durch die Wicklung schieben und am anderen Ende durchziehen. Das verzwirbelte Ende kann man dann abschneiden.

Kam in den Anfangstagen der Selbstwickelei meist ziemlich dünner Heizdraht zum Einsatz (0.15, 0.16, 0.20 mm Durchmesser), so erforderte die Microcoil deutlich dickere Drähte. Weil die Windungen eng beieinander liegen, kam es trotz des deswegen abnehmenden Eigenwiderstand der Drähte erforderlichen größeren Windungszahl nicht zu Platzproblemen. Ab ca. 0.25 mm Drahtstärke lässt sich eine MC erst sinnvoll herstellen, wobei das grenzwertig (bezüglich der Stabilität) ist… richtig gut geht es ab ca. 0.35 mm. Dünnere Drähte sind einfach nicht formstabil genug und für einen nicht so hohen Widerstand dürfen einfach zu wenig Windungen gemacht werden.

Die Verwendung dickerer Drähte und der damit verbundene höhere Stabilität der Wicklungen führte zu einer Renaissance des Dryburns / 3börns (Dabei wird der Heizdraht ohne Trägermaterial befeuert, bis er glüht. Dadurch beseitigt man Verkrustungen gebrauchter Wicklungen. Anschließendes Abspülen ist Pflicht, aber ein Draht lässt sich so deutlich länger verwenden). Das Trägermaterial wird einfach wieder herausgezogen, die Wicklung trocken geglüht und abgespült bis sie wieder ordentlich sauber ist und anschließend wird neues (oder gereinigtes) Trägermaterial eingezogen.

Inzwischen geht der Trend aber wieder in eine andere Richtung. Deutlich dickere Drahtstärken sind inzwischen der Normalfall und damit kann man auch eine formstabile Wicklung mit Abständen zwischen den Windungen herstellen, die sich ebenfalls sehr gut nachträglich mit Trägermaterial bestücken lässt. Als das universellste Trägermaterial neben ESS hat sich Watte etabliert. Dieses Material ist unglaublich preiswert, lässt sich – je nach Art – gut verarbeiten, hat eine immense Speicherfähigkeit und ebenfalls eine sehr gute Transportfähigkeit für das Liquid. Zum Einsatz kommt Baumwoll-Watte, Viskose-Watte oder Mischwatte aus beiden Materialien.

Nun aber genug der „kurzen“ Einleitung! 😉

Jetzt geht es ans Eingemachte!

1. Die „klassische“ Wicklung:

Als „klassische Wicklung“ bezeichne ich Wicklungen, bei denen nach alter Art direkt auf dem Trägermaterial gewickelt wird.

Kommt ESS zum Einsatz, empfiehlt es sich, solange man ungeübt ist, im Inneren des Röllchens die passende Wickelhilfe zu belassen. Damit verhindert man, dass man das Röllchen mit dem Draht einschnürt und verformt. Verwendet man Schnur, so faltet man sich das benötigte „Päckchen“ aus Fasern und legt eine Wicklehilfe (Nadel, Kanüle, Nägelchen, Büroklammer) an das Paket oder bei mehreren Lagen Fasern auch gerne in das Paket.

Generell sollte man bei allen „klassischen“ Wicklungen darauf achten, dass der Draht gut und überall am Trägermaterial anliegt, dieses jedoch nicht einschnürt oder quetscht, weil ansonsten das Liquid nicht nachfließen kann und es zum „Kokeln“ kommen kann (unangenehmer brandiger Geschmack).

ZU STRAFF!
ZU LOSE!
RICHTIG!

Bevor man beginnt, den Draht um das Trägermaterial – oder bei „modernen“ Wicklungen um die Wickelhilfe – zu wickeln, sollte man sich die Befestigung im Verdampfer anschauen. Es gibt Verdampfer, bei denen die Pole unterschiedliche Höhen haben. Das sollte man beachten, wenn man mit dem Wickeln beginnt. Davon hängt es nämlich ab, ob es sinnvoll ist, den Draht für die erste Wicklung von vorne oder von hinten auf das Trägermaterial zu legen.

Es gibt auch etliche Verdampfer, in denen die Wicklung zwischen den Anschlusspolen zu liegen kommen. Bei diesen Verdampfern lässt man dann ein Drahtende in eines in die andere Richtung enden.


Nun legt man den Draht an das Trägermaterial und wickelt ihn um dieses herum. Dabei sollte man – obwohl auch Chaoswicklungen gut funktionieren können – darauf achten, halbwegs gleichmäßige Abstände zwischen den Windungen einzuhalten. Wie breit man wickelt, hängt von den Platzverhältnissen im Verdampfer und von der Luftführung ab. Die Wicklung sollte nicht übermäßig breiter sein, als der Luftstrom, der im Betrieb die Wicklung anströmt, dick ist.

Bei dieser Art der Wicklung empfiehlt es sich, den Draht vor dem Wickeln mit einem Feuerzeug oder einem Gasbrenner einmal durchzuglühen. Das nimmt dem Draht die Spannung, so dass er sich leichter verarbeiten lässt.

Die Installation sollte möglichst – sofern die Konstruktion des Verdampfers dies erlaubt – mit der Wickelhilfe in der Wicklung erfolgen. Damit ist die Wicklung stabiler, leichter handzuhaben und kann anschließend mit der Wickelhilfe auch einfacher in die richtige Position gebracht werden.

Die Befestigung der Drahtenden hängt natürlich vom verwendeten Verdampfer ab. Es gibt die Unterschiedlichsten Schraubenköpfe (Schlitz, Kreuz/Philips, Inbus, Sechskantmuttern, Rändelschrauben). Das passende Werkzeug sollte also bereit liegen. Es gibt auch einige wenige Verdampfer, bei denen der Draht mit kleinen Stiften oder Federmechanismen eingeklemmt wird. Die klassischen Verdampfer von Golden Greek erlauben ebenfalls eine werkzeuglose Befestigung.
Die Drähte werden entweder direkt unter die Schraubenköpfe geklemmt (bei manchen Modellen sind Unterlegscheiben dabei, um dickere Drähte festklemmen zu können und ein Verrutschen beim Festziehen zu verhindern) oder durch Bohrungen in den Polen geführt und dort mit den Schrauben fixiert. Bei der zweiten Befestigungsmethode sollte man darauf achten, die Schrauben nicht zu fest / zu weit hinein zu drehen, weil man sonst den Draht abscheren könnte… und dann darf man neu wickeln.

Generell sollte man auch darauf achten, dass das Drahtstück zwischen Pol und eigentlicher Wicklung nicht zu lang ist. Es können bei ungünstigen Verhältnissen sogenannte Freistrecken entstehen. Dann glüht das Stück Draht (gerade wenn es trocken ist) und erzeugt einen unangenehmen scharfen, „metallischen“ Geschmack.

Gerade für Einsteiger, aber auch für erfahrene Wickler, empfiehlt es sich nun den Widerstand der Wicklung zu bestimmen. Gerne auch schon bevor die überstehenden Drahtenden an den Polen abgeschnitten wurden. Es ist ja noch möglich, ggf. etwas am Gesamtwiderstand zu korrigieren. Diese Messung geschieht entweder mit einem Widerstands-Messgerät mit Verdampferanschluss oder auch per Multimeter. Zu diesem Zeitpunkt kann der Widerstand mit den Prüfspitzen direkt an den Drahtbefestigungen erfolgen.

Ist man mit dem Ergebnis und dem Widerstand zufrieden, schneidet man die überstehenden Drahtenden mit einem geeigneten Werkzeug ab. Dabei sollte man darauf achten, dass dies möglichst nahe am Pol geschieht, weil ansonsten eventuell nach Zusammenbau der Verdampfers Kurzschlüsse entstehen könnten, wenn das Drahtende des Pluspols irgendwo das Verdampfergehäuse (meist der Minuspol) berührt.
Man kann die Windungen jetzt auch noch mit einer Nadel, einem kleinen Schraubendreher oder einem anderen geeigneten Instrument ein wenig ausrichten, so dass die Windungen einen schön gleichmäßigen Abstand zueinander haben.

Der noch nicht fertig montierte Verdampfer sollte nun auf einen Kombiakku oder Akkuträger geschraubt und die Wicklung bereits mit Liquid benetzt werden. Ein Probefeuern sollte nun zeigen, dass sich ordentlich Dampf entwickelt. Ist das so, dann ist bis hierher alles richtig gelaufen.

Handelt es sich nun nicht um einen Tröpfel-Verdampfer oder einen Tankverdampfer, bei dem die Wicklung direkt auf dem Docht Tank ausgeführt wird, muss das Dochtsystem installiert  werden, sofern noch nicht geschehen. Bei der Vielzahl der verschiedenen Verdampfer-Systeme ist es hier jedoch nicht möglich, alle möglichen Varianten zu erläutern. Hier hilft nur ein Blick in eine Wickelanleitung für den speziellen eigenen Verdampfer.

Anschließend wird der Verdampfer komplett montiert und ich empfehle eine weitere Widerstandsmessung. Diese natürlich nun am Verdampferanschluss. Es kann nämlich vorkommen (und davor sind nicht einmal Profis ganz gefeit), dass es beim Zusammenbau zu einem Kurzschluss im Verdampfer kommt. Dann dampft es nicht und es kann ggf. zu Beschädigungen am Akku kommen, die unter Umständen fatale Folgen haben können.

Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, dann ist alles gut. Ist man nicht zufrieden, dann muss man auf Ursachen-Forschung gehen. Dabei hilft oftmals der Blick in ein Forum in einen Thread, der sich auf das Problem oder den speziellen Verdampfer bezieht. Auch Wickeln will gelernt sein und man muss Erfahrungen machen. Irgendwann geht es einem dann wie von selbst von der Hand und man ist auch in der Lage, reproduzierbare Wicklungen herzustellen.

Es gibt allerdings Tage, die „Nicht-Wickel-Tage“ sind. Das passiert jedem Anfänger aber auch jeden Profi irgendwann einmal. An solchen Tagen will einem nicht eine einzige – nicht einmal eine ganz einfache – Wicklung gelingen. Woran das liegt? Keine Ahnung! Was man dagegen tut? Aufhören! Am besten einen funktionierenden Verdampfer nutzen und für diesen Tag von weiteren Wickelversuchen absehen. Meist ist man erstaunt, wie gut das Wickeln am folgenden Tag dann plötzlich wieder klappt.

Wer bis hierher gelesen hat, wird sich die Frage stellen: Ja aber wie viele Wicklungen muss ich denn machen, um auf den gewünschten Widerstand zu kommen? Nuuun… das kommt darauf an. Nämlich darauf, wie dick das Faserpaket bzw. das andere Trägermaterial denn ist. Da kann man keine pauschale Aussage treffen, zumal insbesondere bei der „klassischen“ Wickelmethode es auch noch davon abhängt, wie straff gewickelt wird. Im Endeffekt hilft da nur Probieren, Probieren, Probieren. Hat man dann die sinnvolle Anzahl Windungen für eine bestimmte Wicklung herausgefunden, dann landet man eigentlich auch immer annähernd im richtigen Bereich. Einen Anhaltspunkt kann man sich aber mit dem Hundacker Dampsfpulenrechner [1] verschaffen. Dort gibt man den verwendeten Draht ein (Material, Stärke), den angepeilten Widerstand… und das reicht für diesen Fall auch schon. Der Spulendurchmesser ist in diesem Fall nicht wichtig, weil man den gerade beim Wickeln direkt auf der  Faser nicht wirklich bestimmen kann. Der Rechner gibt unten als Ergebnis allerdings die benötigte Drahtlänge an (mit Hinweis, dass der Weg zu den Anschluss-Polen auch noch einbezogen werden muss). Nun schneidet man sich ein Stück Draht ab, das ein paar Zentimeter (nicht geizen, das kann die Montage erschweren) länger ist und markiert sich in der Mitte des Drahtstücks die benötigte Strecke z. B. mit einem Knick im Draht. Diesen Bereich wickelt man dann komplett um den Liquidträger. Damit sollte man schon annähernd bei dem Widerstand landen, den man sich vorgestellt hat. Mit mehr Erfahrung, kann man sich immer genauer herantasten.

2. Die Microcoil-Wicklung:

Um eine Microcoil-Wicklung herzustellen, benötigt man eine Wickelhilfe mit dem passenden Durchmesser. In der Regel (es gibt da auch Ausnahmen mit extremeren Durchmessern) werden Microcoils zwischen 1.0 und 3.5 mm verwendet. Geeignete Wickelhilfen sollten stabil und möglichst glatt sein. Zum Einsatz kann z. B. ein Schraubendreher oder ein Bohrer kommen, wobei beim Bohrer der Vorteil gegeben ist, dass man den genauen Durchmesser kennt. Es werden aber auch Schaschlik-Spieße und teilweise Zahnstocher verwendet. Letztere sind nicht ganz optimal, weil die Oberfläche ein wenig zum „bremsen“ neigt, wenn man den Stocher herausziehen oder wieder hineinschieben möchte. Es gibt aber inzwischen auch diverse Wickelhilfen auf dem Markt, die verschiedene Durchmesser aufweisen. Diese kann ich uneingeschränkt empfehlen, ebenso Bohrer, die ebenfalls hervorragend geeignet sind.

Im Gegensatz zu den „klassischen“ Wicklungen ist es sinnvoll, den Draht hier nicht vor dem Wickeln auszuglühen, es sei denn man schafft es, die Wicklung auf Anhieb so anzufertigen, dass die Wicklungen optimal dicht beieinander liegen. Ein nicht ausgeglühter Draht lässt sich nach dem Wickeln beim Glühen und zusammendrücken schneller in die gewünschte enge Form bringen.
Nun wickelt man den Draht schön straff (hier darf gerne deutlich mehr Zug beim Wickeln auf dem Draht sein, als beim „Klassiker“) um die Wickelhilfe und bemüht sich, die Windungen ganz eng und bündig aneinander zu machen. Auf jeden Fall sollte vermieden werden, dass Windungen übereinander zu liegen kommen. Ist man fertig, lässt sich die Spirale auch noch mit dem Fingernagel zusammendrücken… je dicker der Draht, umso besser gelingt das hier schon.
Jetzt kann man die MC-Spirale von der Wickelhilfe ziehen und sie in eine Zange oder Pinzette mit flachem aber möglichst dünnen Spitzen einklemmen (wenig Material schluckt wenig Hitze des Brenners). Dann glüht man die MC durch, während man die Spirale fest zusammen drückt. Nach dem Abkühlen sollte sie dann in der Form bleiben. Jetzt schiebt man die Spirale am besten wieder auf die Wickelhilfe (darauf achten, dass sich die Windungen nicht wieder verziehen) und kann sie montieren. Das geschieht genau so, wie bei der „klassischen“ Wicklung.

Den Schritt mit dem Durchglühen kann man sich jedoch auch sparen, sofern der Verdampfer mit seiner Konstruktion es erlaubt, die Spirale auch im montierten Zustand zusammen zu drücken. Dann montiert man die Wicklung ohne vorheriges Ausglühen an den Polen, überprüft den Widerstand und schraubt den Verdampfer auf einen geeigneten Akkuträger. Nun betätigt man den Feuerknopf, bis der Draht schön aufglüht, lässt den Feuerknopf los und drückt schnell mit besagter Zange oder Pinzette die Spirale zusammen. Sobald die Wendel abgekühlt ist, lässt man los und schaut, ob die Windungen schon in der angestrebten Form bleiben. Oft muss man die Prozedur ein paar Mal wiederholen, bis es passt. Auf keinen Fall darf man die Spirale bereits beim Befeuern mit der metallenen Zange oder Pinzette zusammendrücken, denn das verursacht einen Kurzschluss. Allerdings gibt es Pinzetten mit Keramik-Spitzen, die es erlauben, die Windungen während des Befeuerns zusammenzudrücken. Dabei sollte man aber zu Anfang nur kurz pulsend feuern, weil sich erst eine Oxidschicht auf den sich berührenden Drähten bilden muss. Ganz frischer Draht erzeugt an den Berührungsflächen einen Windungsschluss, der Gesamtwiderstand der Spirale ist für diese Zeit deutlich niedriger und an der schwächsten Stelle, nämlich den Freistrecken zu den Polen, brennt einem der Draht durch.
Eine optimale MC erkennt man daran, dass sie – trocken befeuert – schön gleichmäßig von der Mitte der Spirale aus aufglüht.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man das Trägermaterial einführt. Bei ESS-Röllchen oder Edelstahlseil ist das recht unproblematisch.

Edelstahl leitet Strom, Edelstahlsieb natürlich auch. Aus diesem Grund muss das ESS oxidiert werden. Es entsteht eine nichtleitende Oxidschicht an der Oberfläche. Für die Oxidation gibt es so viele geeignete Methoden, wie es Dampfer gibt, die selbst wickeln. Grundsätzlich ist es möglich das ungerollte Blättchen ESS mittels eines Brenners durchzuglühen (nicht zu lange, nicht zu heiß, sonst verliert es wichtige Eigenschaften) oder das bereits aufgerollte Sieb an der Oberfläche. Manche schwören auf „Abschrecken“, andere hingegen auf abkühlen lassen. Das Röllchen kann auch mit Liquid benetzt und dann entzündet werden. Die kleine Flamme „arbeitet“ sich über die gesamte Länge des Röllchens entlang und bewirkt die Bildung der Oxidschicht. Mit geeigneten Akkuträgern kann auch ein unoxidiertes ESS-Röllchen eingeführt werden und durch zunächst ganz kurz pulsendes Befeuern die Auflagefläche des Drahtes oxidiert werden.

Schnüre werden mit der erwähnten Einfädelhilfe eingeführt. Und die Watte am Ende, wie ebenfalls schon beschrieben, spitz gezwirbelt und durch geschoben. Bei Faser sollte man aber darauf achten, dass das Trägermaterial nicht zu straff in der MC sitzt. Die Faser muss schon guten Kontakt zum Draht haben, sollte sich aber immer noch in der Wicklung hin- und herschieben lassen. Gerade die Dosierung von Watte ist hier wieder Erfahrungssache. Kommt es zum Kokeln, kann man davon ausgehen, dass man zu viel Material in der Wicklung hat (der Nachfluss wird abgeklemmt), schmeckt es „metallisch“; dann ist oft zu wenig Material in der MC, so dass der Heizdraht nicht gleichmäßig und überall mit Liquid benetzt ist.

Ist das Trägermaterial eingeführt, kann es mit Liquid getränkt werden und es kann zur Probe einmal offen befeuert werden. Man stellt schnell fest, dass eine MC – im Vergleich zu einer „klassischen“ Wicklung ordentlich viel Dampf produziert. Anschließend erfolgt der Zusammenbau des Verdampfers und – zur Sicherheit – eine Widerstandsmessung am Anschluss.

Den Widerstand einer MC beim Wickeln festzulegen, ist relativ einfach. Man bemüht wieder z. B. den Dampfspulenrechner [1] oder ein anderes Tool, stellt nun aber auch den Durchmesser der Wickelhilfe ein. Als Ergebnis wird einem die Anzahl der benötigten Windungen angezeigt. Wenn man sich daran hält, trifft man den angestrebten Widerstand sehr gut.

3. Die „Stoßdämpferfeder als Klassiker“:

Ja, ja… ist ne blöde Bezeichnung… aber ein wenig ist sie schon treffend, denn die Wicklungen sind wirklich beinahe kleine, stramme Federn.
Mit Verbreitung der Microcoils und dem gleichzeitig anhaltenden Trend zu geringeren Widerständen, sind deutlich dickere Widerstandsdrähte in Mode gekommen. 0.30 mm ist schon dünn für die aktuellen Verhältnisse. 0.35 mm, 0.40 mm, 0.45 mm sind Standard, aber auch 0.50 mm und 0.60 mm werden immer häufiger eingesetzt (ja… und noch dickere… das ist aber trotzdem eher die Ausnahme). Diese Drähte sind im gewickelten Zustand sehr formstabil, weshalb es nun möglich ist, eine „klassische“ Wicklung mit einer MC-Wickelhilfe und ohne Trägermaterial herzustellen und diese genau so hinterher zu bestücken, wie eine MC. Eine solche Wicklung hat – ebenso wie die MC – den Vorteil, dass sie sich immer wieder neu mit Trägermaterial bestücken lässt und so einen gründlichen 3börn erlaubt.
Die Herstellung erfolgt analog zu Herstellung einer MC, wobei man hier aber auf Abstände zwischen den Windungen achtet. Die Windungen lassen sich auf der Wickelhilfe auch noch nachträglich mit dem Fingernagel, einer Nadel oder einem ähnlichen Instrument schön gleichmäßig ausrichten.

Ausführungen dazu, welche Wicklung denn nun die beste ist, mache ich nicht, denn das ist Geschmackssache. Ich schreibe hier auch nicht, dass ich inzwischen von den MC weitestgehend weg bin und die Stoßdämpferfeder bevorzuge, weil sie nach meinem Empfinden einen noch besseren Geschmack bietet… nein das schreib ich nicht, denn dann würde ich ja versuchen, den Leser zu beeinflussen und eventuell endlose und heftige Diskussionen verursachen. 😉

Fazit oder Moral von der Geschicht: Selbstwickeln ist so schwierig nicht!

Die Fähigkeiten steigen mit den Erfahrungen und man muss Rückschläge hinnehmen. Aber es handelt sich nicht um schwarze Magie und man muss auch keinen handwerklichen Beruf erlernt haben, um seinen Selbstwickler hervorragend zu bestücken. Manch Einsteiger besorgt sich ja vielleicht schon Fertigwicklungen, die inzwischen auch eine recht hohe Qualität haben, bevor  er dann irgendwann selbst den Draht biegt.

Es lohnt sich auf jeden Fall und man braucht keine Scheu zu haben. Mit dem Selbstwickeln spart man Geld (Draht und Trägermaterial sind unglaublich günstig zu haben) und man hat alle Möglichkeiten, das Ergebnis in Hinsicht auf Geschmack, Dampfmenge und Throat-Hit zu beeinflussen.

Ergänzend zu diesen Ausführungen empfehle ich, sich entsprechende Wickelvideos auf YouTube anzuschauen. Die großen YouTuber halten da Unmengen wirklich guter Tutorials bereit (sofern noch online).

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