Vorsicht beim Feiern

Wie vermeldet wird, will England E-Dampfen als Medizinprodukt zulassen und es erlauben, dass es vom nationalen Gesundheitsdienst verschrieben wird. Dampfen auf Rezept quasi.

Nun war Großbritannien ja schon eine Weile ein Stück voraus, was die Einordnung des E-Dampfens anbelangt. Die berühmte 95%-Studie kommt von da und die englischen Entscheidungsträger standen etlichen Regelungen der TPD2 eher kritisch gegenüber.

Das klingt also auf den ersten Blick toll. Nun ist es da staatlich anerkannt, dass man, wenn man dampft, das Rauchen lassen kann. Und erstmal liest man nicht, dass E-Dampfgeräte und Liquids nun exklusiv nur noch in der Apotheke verkauft werden sollen.

Doch hier gilt es abzuwarten! Und wirklich toll ist die Sache auch nicht, denn die Dampferei wird dadurch ein weiteres Stück zur Rauchentwöhnungstherapie, zur Nikotin„ersatz“therapie gemacht. Mit allen negativen Auswirkungen. Überfliegt man den Text nicht nur und liest nicht genauer, weil man durch die Freudentränen in den Augen nur noch verschwommen sehen kann, dann fallen da einige Dinge auf, die auf eine künftige Richtung der „E-Dampf-Politik“ hinweisen können.

medizinisch zugelassene E-Zigaretten

Medizinische Aufsichtsbehörde soll mit Herstellern zusammenarbeiten, um Sicherheit und Wirksamkeit von Produkten zu bewerten

Die Hersteller können bei der MHRA beantragen, dass ihre Produkte das gleiche Genehmigungsverfahren durchlaufen wie andere im Gesundheitswesen erhältliche Arzneimittel.

Wenn ein Produkt die MHRA-Zulassung erhält, könnten die Ärzte von Fall zu Fall entscheiden, ob es angebracht ist, NHS-Patienten eine E-Zigarette zu verschreiben, um sie bei der Raucherentwöhnung zu unterstützen.

Es bleibt dabei, dass Nichtrauchern und Kindern vom Gebrauch von E-Zigaretten dringend abgeraten wird.

Eine medizinisch zugelassene E-Zigarette müsste noch strengere Sicherheitsprüfungen bestehen.

Der NHS kann E-Zigaretten nur dann verschreiben, wenn das NICE sie zur Verwendung empfiehlt.

Zulassung, Sicherheitsbewertung, Wirksamkeitsbewertung, Genehmigungsverfahren wie bei Arzneimitteln, strengere Sicherheitsprüfungen, verschreiben nur wenn zugelassen.

Nachtigall, ick hör dir trapsen.

Damit wird klar, dass Aegis mit Aromamizer nie auf einem Rezept stehen wird… und auch kein Heisenberg-Liquid. Das wird auf Podsysteme hinauslaufen. Ganz sicher auf nicht nachfüllbare Podsysteme. Das spart den Apotheken dann auch, noch extra Liquids anbieten zu müssen. Das E-Dampfen wird damit zum Medikament mit dem Ziel das Rauchen… und letztlich auch die Inhalation nikotinhaltiger Aerosole zu beenden.

Es wird keinerlei Aussage dazu getroffen, was mit dem „Genussmittel E-Dampfen“ im freien Verkauf werden soll. Aber die Aussage „Es bleibt dabei, dass Nichtrauchern und Kindern vom Gebrauch von E-Zigaretten dringend abgeraten wird“ zeigt eindeutig die Geisteshaltung. Das E-Dampfen wird nur als Therapieprodukt, nicht aber als Genussmittel angesehen. Ist das Dampfen erstmal anerkanntes Medizinprodukt, verschreibungsfähig, vom Arzt verordnet, ist der Schritt recht klein, es außerhalb dieses Bereiches zu verbieten. Jetzt verschreibungsfähig… bald vielleicht schon verschreibungspflichtig? Und damit im freien Handel nicht mehr zugelassen? Man kann Insulin ja auch nicht an der Tankstelle, im Supermarkt, Tabakwarenladen oder „Insulinshop“ kaufen. 😉

Achtet bitte darauf und erkennt die Zeichen, vor allem wenn Mediziner jetzt eine vermeintliche Wandlung in Richtung „pro E-Dampfen“ zeigen. Bitte betrachtet immer den Kontext und was zwischen den Zeilen steht, bevor Ihr solche Meldungen feiert. Und achtet auch mal auf Beiträge zum Dampfen in den Medien… da geht es eigentlich auch fast ausschließlich darum, dass das Dampfen zur Rauchentwöhnung verwendet werden sollte… und ob das nun funktioniert oder nicht (derzeit gerade wieder nicht). Das E-Dampfen wird auch da nahezu ausschließlich zur NET gemacht. Es wird nicht als Genussmittel mit der praktischen „Nebenwirkung“, dass man damit das Rauchen lassen kann, dargestellt. Kein Wort über die positiven Wirkungen von Nikotin.

Vergleicht das mal mit Allohoool. Ja, Wein ist doch ein feines Genussmittel, das — in Maßen genossen und wenn man keiner individuellen Risikogruppe angehört — harmlos ist… und dann wird manchmal als zusätzliche Info mitgeteilt, dass ab und an ein Glas Rotwein sogar positiv für die Gesundheit ist und bestimmten Krankheiten vorbeugen soll. Also ein Genussmittel, das so ganz nebenbei auch noch positive Wirkungen haben soll.

Oder mit Kaffee… der wird doch nicht als Medikament oder Therapiemittel dargestellt. Er wird als Genussmittel besprochen… ach ja… und ggf. soll mäßiger Genuss z.B. auch noch dem Darmkrebs vorbeugen. Also ein Genussmittel, das so ganz nebenbei auch noch positive Wirkungen haben soll.

Nur beim Dampfen ist es in erster Linie ein medizinisches Therapiemittel… und der Genussmitteleffekt wir fast immer völlig außen vor gelassen.

Ich weiß nicht, ob es so kommen wird, aber die Zeichen deuten für mich darauf hin, dass aus dem Genussmittel Dampfen ein Medizinprodukt Dampfen werden könnte. Beim Marihuana ist gerade der umgekehrte Weg zu beobachten. War es jetzt ein gewisse Zeit als Schmerztherapeutikum akzeptiert, soll es jetzt den Weg zum frei erhältlichen Genussmittel werden. Das Dampfen geht, das Kiffen kommt.

Nicht falsch verstehen… eine Legalisierung von M. ist mir völlig egal. Solange es jedem erlaubt und möglich ist, sich ordentlich zu besaufen, soll sich jeder auch die Birne vollkiffen dürfen. Autofahren ist in beiden Fällen nicht erlaubt… und Arbeitgeber haben dann auch das Recht zu sagen, man darf nicht bekifft zur Arbeit erscheinen, wie sie jetzt auch schon sagen dürfen, man darf nicht besoffen arbeiten kommen… Ist mir also völlig wurscht.

Was mir nicht wurscht ist… dass das Dampfen verteufelt wird und ggf. in die Apotheken verbannt.

Eine Antwort zu „Vorsicht beim Feiern“

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