Wenn es auch ohne Nikotin geht

Nein, das ist hier kein Artikel, der in die Richtung „E-Dampfen als Nikotinentwöhnung“ geht. Es soll vielmehr eine Möglichkeit aufgezeigt werden, sich nahezu vollkommen unabhängig vom Dampf-Handel und damit von den kommenden Steuern zu machen, wenn es um die „Software“, also das Liquid geht.

Viele (nein, ich behaupte nicht alle… es gibt sicher eine Menge, die nicht auf Nikotin verzichten können) Dampfer könnten durchaus auf das Nikotin bzw. seine Wirkungen verzichten. Etliche wissen das vermutlich nicht einmal. Und „können“ bedeutet auch noch lange nicht „wollen“.

Ich gehöre z.B. zu denen, die es locker können, die es aber wegen der Wirkung schlicht nicht wollen. Hab leicht Reden, denn mein Nikotinvorrat sichert mir das Dampfen mit Nikotin bis zum biblischen Alter von ungefähr 105 Jahren. Brauche mir also keine Sorgen zu machen, auf Nikotin verzichten zu müssen. Nur… nicht jeder ist in dieser komfortablen Lage. Und nicht jeder ist finanziell in der Lage, jetzt noch, vor der ersten Stufe der Liquidsteuer im Juli kommenden Jahres, so viel Nikotin-Shots zu bunkern, um für den Rest seines Lebens ohne Steuerlast dampfen zu können.

Dass man auf das Rauchen verzichten kann, indem man Dampft, liegt an verschiedenen Faktoren. Einmal ist es das Ritual des In- und Exhalierens. Eine eher psychische Abhängigkeit. Außerdem ist vielen Dampfern der Throathit wichtig. Sie müssen einfach spüren, dass sie etwas inhalieren, was sich von normaler Luft unterscheidet. Auch das ist eher eine psychische Sache. Hinzu kommen dann die positiven Wirkungen des Koffeins, wie z.B. die Steigerung der kognitiven Fähigkeiten. Hier liegt neben der psychischen auch eine — wissenschaftlich als sehr gering eingestufte, man vergleicht es mit Koffeinismus, also der leichten Abhängigkeit von Koffein — leichte physische Abhängigkeit vor. Diese Faktoren wiegen bei den meisten schwerer, als die künstlich erzeugte körperliche Abhängigkeit durch die Zusatzstoffe im Zigarettenrauch (MAO-Hemmer). Und deshalb kann man, wenn man sich auf den Genussmittelkonsum „E-Dampfen“ einlässt, gut auf das Tabakrauchen verzichten (wenn man denn will).

Ich konnte das und habe das auch mit Freude erlebt. Dass ich mit dem Dampfen praktisch keine relevanten Mengen an Schadstoffen mehr aufnehme, mein Geruchs- und Geschmackssinn zurückkerhen und ich Vergilbungen und unangenehmen Geruch vermeiden konnte, war für mich ein Segen. Dass dem so sein würde, hatte ich schon vor meinem ersten Versuch mit einem Verdampfer recherchiert. Mir war es wichtig, weiter „Wolken inhalieren zu können“ (Gruß an Megan 😉 ), Nikotin zu konsumieren und dabei auch noch völlig neue Geschmackswelten kennenzulernen. Die Kostenersparnis war sicher auch mit ein Grund. Damals (2011/2012) war das Dampfen selbst mit Fertigverdampfern und Fertigliquids noch extrem viel günstiger, als das Rauchen. Auch die Anschaffungskosten der Geräte konnten mich nicht schrecken, denn als (auch) Pfeifenraucher hatte ich die ja ebenfalls. Bei den Pfeifen lag man gerne locker zwischen 40 und über 200 Euro.

Als ich dann Ende 2012 auf die Verhandlungen zur TPD2 aufmerksam wurde (zu der Zeit hatte ich bereits mit dem Selbstmischen begonnen), stand zu befürchten, dass Liquids und insbesondere der notwendige Rohstoff Nikotin entweder ganz vom Markt verschwinden könnten oder zumindest in der Apotheke landen würden. Zum Glück konnte das abgewendet werden. Aber zu dieser Zeit überlegte ich mir Alternativen. Denn ich wollte definitiv nicht auf den Genussmittelkonsum verzichten.

Ich probierte das nikotinfreie Dampfen aus, was mich aber nicht befriedigte. Einerseits brauchte ich viel mehr Aroma (Nikotin ist auch Geschmacksträger) und andererseits fehlte mir der Throathit enorm. Das war keine Lösung. Da ich auch kein Menthol im Liquid mag (zumindest nicht, wenn man es schmecken kann) und die damaligen Throathit-Additive (die meistens auf Basis von Capsaicin funktionierten), war das erstmal keine Lösung.

Zufällig wurde ich dann auf einen Liquidhersteller aufmerksam, der seine nikotinfreien Liquids mit Koffein versetzt hat, um einen vergleichbaren Throathit zu erzeugen. Ich habe dann eine ganze Weile recherchiert und habe es letztlich ausprobiert. Tatsächlich war für mich (und viele andere, wie sich mit der Zeit herausstellte) Koffein als Ersatzstoff für den Throathit absolut geeignet. Er kommt etwas sanfter (manche meinen, man spüre ihn erst beim Exhalieren so richtig), war aber befriedigend und mit dem Nikotin-Throathit vergleichbar. Das war die Zeit, als ich mit meinem Koffein-Experiment begann.

Der größte Nachteil war, dass sich nur eine begrenzte Menge Koffein im Liquid lösen lässt. Zu der Zeit dampfe „man“ aber noch überwiegend MTL und benötigte, weil die Verdampfer auch nicht so ausgeklügelt und leistungsfähig waren, höhere Nikotin-Konzentrationen. 24er war noch verbreitet, 18er und 16er fast der Standard. Wer von den Kippen losgekommen war, kam auch mit 9er, 8er oder ggf. 6er Liquid aus.

Nun ist es aber leider so, dass man für einen vergleichbar starken Throathit die doppelte Menge Koffein benötigt, als bei Nikotin-Liquids erforderlich. Das wären bei jemanden, der 8er Nikotinliquids benötigt, also 16 mg Koffein pro ml. Und genau in diesem Bereich liegt die Löslichkeitsgrenze. Es ist zwar auch möglich, noch mehr Koffein so zu lösen, dass das Liquid nicht trüb oder dickflüssig wird. Das ist aber mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden. Und im Grenzbereich von 16 mg/ml kann es auch schon Probleme geben. Bis 15 mg/ml ist es aber unproblematisch und ohne Aufwand machbar.

Mit dem Aufkommen den DTL-Dampfens relativierten sich diese Probleme. Ich dampfe nun schon seit Jahren 2 mg/ml Nikotin rDL… und das genügt mir vom Throathit vollkommen. Somit komme ich mit 4 bis 5 mg/ml Koffein locker aus. Das mischt sich quasi von selbst.

Wahrend meiner Experimentier-Phase habe ich aber so ganz nebenbei für mich(!) festgestellt, dass ich das Nikotin nicht wirklich unbedingt brauche. Es wäre also eine Alternative. Allerdings hatte ich mir zu der Zeit meinen Nikotinbase-Vorrat besorgt… und der reicht jetzt noch für 50 Jahre (bei meinem täglichen Nikotinbedarf). Aus diesem Grund nutze ich (bis auf weitere Experimentier-Phasen) zurzeit kein Koffein. Es ist aber ein gutes Gefühl zu wissen, dass mir ein Umstieg jederzeit möglich wäre.

So… was für eine lange Vorrede… aaargh…

Nun aber mal gerechnet…

Wäre ich drauf angewiesen, mich mit Nikotinshots zu versorgen, käme ich 5 Tage mit einem 20er Shot aus. Das wären also 6 Shots im Monat… und damit 60 ml versteuerte Flüssigkeit, die mit 9,60 Euro Steuern zu Buche schlagen würden (in der ersten Stufe… ab der zweiten Stufe 12 Euro monatlich, der dritten 15,60 Euro und ab der letzten Stufe schließlich 19,20 Euro). Mit Koffein wurden mich bei jeder Stufe genau NULL Euro Steuer belasten.

Gut, in meinem Fall wäre das jetzt keine wirkliche finanzielle Belastung.

Ein positiver Nebeneffekt ist, dass Koffeinpulver sehr kostengünstig ist. Um die notwendige Menge Koffein für den Ersatz eines 20er Nikotinshots herzustellen muss man 10 Cent auf den Tisch legen. Dazu kämen dann noch 30 ml (wegen der Löslichkeitsgrenze) unversteuertes PG, das ca. 27 (siebenundzwanzig) Cent kostet. Man bekäme also für nicht einmal 37 Cent das Äquivalent für einen 20er Shot. Das ist schon ein Unterschied zu den zu erwartenden 3,10 Euro für einen Shot (in der letzten Stufe gut 5 Euro), sobald die Steuer greift.

So… bis hier ging es nur um die Kosten. Die Frage ist nur, ob die Dampfer-Shops die Steuer überhaupt überleben. Wenn die Zahl der Shops rapide abnimmt, dann wird es nämlich zunehmend schwieriger, überhaupt an Shots zu kommen. Dann könnte Koffein die Lösung für einen Teil der Dampfer sein.

Mit diesen Ausführungen möchte ich aber niemanden dazu bringen, ohne Grund auf Nikotin zu verzichten. Ich wollte nur einen möglichen Ausweg aufzeigen, wie man die Steuern für Shots sparen kann und nebenbei auch vom Kaufpreis einiges sparen kann… oder was man tun kann, wenn man an keine Shots kommen sollte… WENN man denn auf Nikotin verzichten KANN und WILL. Nicht mehr, nicht weniger…

Einfaches Selbstmischen mit Koffein – Kurzanleitung 🖣

Wer DTL oder RDL mit Nikotinstärken bis 6 mg/ml dampft, kann ohne Aufwand das Nikotin durch Koffein ersetzen. Hier die Kurzanleitung, damit nichts schiefgeht.

Benötigte Menge Koffein:

Für einen vergleichbaren Throathit benötigt man die doppelte Menge Koffein im Vergleich zum Nikotin. Wer z.B. ein 4 mg/ml Nikotinliquid konsumiert, muss sich ein 8 mg/ml Koffeinliquid herstellen. Die „Formel“ ist ganz simpel!

Koffeinmenge = Nikotinmenge x 2

Das Koffein lösen:

Sofern das selbstgemischte Liquid Wasser enthält, ist es sinnvoll, das Koffeinpulver im Wasseranteil aufzulösen. Die Löslichkeit in Wasser ist am besten und man muss nicht lange Rühren, um das Pulver darin aufzulösen. Optimal ist Wasser bei Raumtemperatur. Bei einer „Traditionale“ (55% PG, 35% VG, 10% Wasser) oder einer VG-Base (80% VH, 20% Wasser) also einfach das Koffeinpulver im Wasser auflösen und dieses dann zur restlichen Base hinzugeben.

Bei einer Base, die kein oder beinahe kein Wasser enthält, löst man das Koffeinpulver im handwarmen (oder minimal wärmeren) PG-Anteil. Hier muss man etwas länger und gründlicher rühren, bis es sich aufgelöst hat.

Und das war es auch schon. Keine Magie, keine Alchimie, sondern ganz simples Selbstmischen.


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