Drops…

…gelutscht…

Der Drops mit dem Dampfen ist gelutscht. Das habe ich in letzter Zeit immer wieder einmal geschrieben. Und ich sehe das auch so.

Übermächtige Gegner, die im Hintergrund die Fäden ziehen… sei es an vorderster Front die Pharmalobby, die fanatischen Abstinenzler… die ANTZ… oder auch die Tabaklobby. All diese Feinde haben es über die Jahre geschafft, an den wichtigen Schaltstellen dafür zu sorgen, dass das Dampfen systematisch totreguliert wird.

Ganz klar, wo also die ursächliche Schuld liegt… nämlich genau bei diesen Gruppierungen. Hinzu kam aber sicher auch das Phlegma der Konsumenten, der Dampfer-Szene. Hier gab es weder wirklich bedeutsame Initiativen, noch wurden die Konsumentenverbände unterstützt. Und mit Unterstützung meine ich keine Beiträge. Ein Konsumentenverband ist keine Dampferschutzversicherung. Engagierte und aktive Mitstreiter wäre nötig gewesen… doch die fanden sich kaum. Während die Verbände früher noch zerstritten waren, hat sich dieses Bild schon seit einiger Zeit gewandelt… nur leider zu spät. Die beiden traditionellen Verbände IG-ED und ExRaucher-IG sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die ExRaucher-IG hat die politischen Ziele und das diesbezügliche Engagement inzwischen aufgegeben und die IG-ED… besteht die eigentlich aus noch mehr aktiven Mitgliedern, als ihrem (wirklich sehr engagierten) Vorsitzenden Norbert „Zillatron“? Nach außen sieht es zumindest nicht so aus.

Aber auch vom neuen Verband sollten wir nicht wirklich was erwarten. Sie werden jetzt dafür gefeiert, dass sie eine Einladung in den Bundestag erhalten haben und da dann sogar mit Vertretern der FDP-Regierungsfraktion sprechen dürfen. Aber was kann man davon denn erwarten? Und ein paar Grüne wollen auch mal plaudern. Nur… welches Ergebnis könnte man davon erwarten? Mag sein, dass man damit ein paar Politiker erreichen kann und sie sich ein positives Statement zur THR abringen… ob die aber begreifen, was allein die Steuer in der Realität für die THR bedeutet… und für alle Raucher, denen damit mittel- oder gar kurzfristig die Möglichkeit genommen wird, auf ein anderes, unschädliches Genussmittel umzusteigen? Und selbst wenn bei einigen der Groschen fällt. Wer glaubt, die könnten ihre Kollegen aus der Regierungskoalition umstimmen und dazu bewegen, sich mit dem E-Dampfen wirklich offen und intensiv zu befassen, der glaubt auch, dass der Klapperstorch die Babys bringt. Wer keinen Kamin hat, bleibt kinderlos… schlechte Neuigkeiten für alle, die noch eine Wärmepumpe ergattern konnten.

Die Wirtschaftsverbände wiederum kochten und kochen ihr eigenes Süppchen, wobei die oberste Priorität immer das wirtschaftliche Wohlergehen ihrer Mitglieder war. Verständlich… nur… man muss, selbst wenn man diesen Fokus hat, immer noch ein Stück weiter denken und versuchen abzuschätzen, welche Auswirkungen die eigenen Ziele haben können… damit die gute Absicht nicht wie ein Bumerang zurück kommt und eine Delle in den Schädel haut. Die Sache mit der Steuer… die hatte man wohl übersehen… oder für nicht so relevant angesehen. Und nun ist schon vor längerer Zeit die Bombe geplatzt… und das jetzt auch nicht zum wirtschaftlichen Vorteil der Verbandsmitglieder.

Die eingereichte Klage ist auch kein Grund zum Jubeln oder gar ein Anlass für Hoffnungen. Ob die überhaupt angenommen wird, soll 2023 entschieden werden. Da hat die erste Stufe der Steuer schon ihre Wirkung entfaltet. Und angenommen, die Klage würde angenommen (was ich für durchaus fraglich halte), so wird es bis zu einer Entscheidung locker 2024 sein… und die zweite Stufe der Liquidsteuer wurde gezündet… mit 20 Cent pro Milliliter. Was bis dahin noch nicht im Arsch war, bekommt den nächsten Hieb in die Kniekehlen. Wenn die Steuer (was ich für ebenso unwahrscheinlich halte) gekippt werden sollte, wäre der gesamte Markt auf den Stand vor sieben oder acht Jahren zurückgeworfen. Ob sich da noch was kitten lässt?

Und was bis dahin womöglich noch an Regulierungen und Einschränkungen hinzugekommen ist… daran mag ich gar nicht denken.

Vielen sind auch die Auswirkungen der Steuer nicht ganz klar. Weil sie von sich ausgehen… und der fortgeschrittenen Spezies aus der Blase angehören. Nur… wir „Freaks“ sind nicht diejenigen, mit denen der Handel verdient. Da macht es die Masse, denn die Marge ist bei den bisherigen Preisen nicht sonderlich groß und bei den kommenden Preisen wird sie auch nicht wesentlich größer sein.

Masse halt… und die wird an die Normal-Dampfer vertickt. Ja, auch Short- und Longfills. Und die Longfills werden schonmal verschwinden. Denn für die braucht man Nikotinfreie Base. Es wird aber kein Mensch 180 Öcken für einen Liter Base im Shop lassen. Und weil der Shopbetreiber das weiß, wird er sowas auch gar nicht mehr anbieten. Vielleicht anfangs noch deutlich kleinere Gebinde. Möglicherweise 125-ml-Pülleken, bei denen die Steuer mit 20 Euro noch halbwegs verträglich ausfällt. Bei einem Viertelliter wird die Pulle aber schon wieder zur Bleiente. 40 Eurolyten Steuer plus Warenwert plus Märchensteuer… auch das wird nicht wirklich gekauft. Longfills sind ganz schnell Geschichte. Und reine Aromakonzentrate richten sich mehr an die Selbstmischer und nicht an die Massenkundschaft, die eh nicht mehr zugreifen würde, weil bei denen ebenfalls das Problem mit der Base besteht.

Wir paar Tausend echten Selbstmischer sind kein Kundenstamm, der ihnen das Überleben garantiert.

Base wird also (bis auf kleine Pullen) aus den Regalen und Online-Shops verschwinden… Longfills auch und Aromakonzentrate werden sicher auch mächtig ausgedünnt, sofern sie überhaupt im Angebot bleiben.

Der Normaldampfer, der nicht wirklich mischen will und sich seine Zutaten auch nicht aus verschiedenen Shops zusammentragen möchte, hat dann noch fertige Liquids (in 10-ml-Fläschlein) und Shortfills plus Shots zur Auswahl. Wobei auch Shortfills schon bei der ersten Steuerstufe empfindlich teuer werden. Könnte sein, dass sie sich auch zu Ladenhütern entwickeln, die irgendwann aus dem Portfolio fliegen.

Weil man aber auch als Normaldampfer nicht jeden Tag online bestellt oder in einen lokalen Dampfershop rennen möchte oder kann (weil keiner in der Nähe ist), werden auch die Normaldampfer gleich mehr Pülleken Fertigliquid kaufen. Und dann merkt man die Preissteigerung schon. Das führt dazu (der Trend ist ja wohl eh schon zu beobachten), dass vermehrt auf „spritsparende“ MTL-Verdampfer umgesattelt wird. Der Verbrauch wird also sinken… nach und nach immer mehr. Wenn der Kunde so aber immer weniger Liquid beim Shop kauft, reicht die bisherige Marge auch nicht mehr. Entweder die Preise ziehen an, damit der Shopinhaber noch seine Ladenmiete begleichen und den Kühlschrank füllen kann… oder es werden noch mehr ihr Geschäft aufgeben oder umsatteln.

Nun ist es aber so, dass in den Shops ja nicht nur die Software angeboten wird, sondern auch die Hardware. Ist ein Shop aber weg, so kann man dort nicht nur kein Liquid mehr erwerben, sondern auch keine Hardware mehr. Das Angebot wird knapper, die Preise steigen, es wird weniger gekauft (Roochn is doch einfacher und dann wohl auch deutlich billiger). Das Shopsterben geht weiter.

Das ist sicher auch mit ein Grund, weshalb vermehrt auch in Dampfshops Disposables angeboten werden. Auf den ersten flüchtigen Blick ein Strohhalm, aber — bleiben wir beim Stroh — auch nur ein Strohfeuer. Denn die Dinger werden uns ganz gewaltig um die Ohren fliegen. Abgesehen vom Umweltaspekt, vermitteln sie auch ganz unverhohlen den Eindruck, dass sie sich bewusst an einen besonders jungen Kundenkreis richten. Daran ändert auch nix, dass es eingefleischte Dampfer gibt, welche die Dinger auch konsumieren… weil… die sind gar nicht so übel… und schmecken auch noch so gut. In der Öffentlichkeit und der Politik wird ganz schnell erkannt, wer die Zielgruppe dafür ist.

Zielgruppe? DAS hier ist echt der Oberhammer: Disposables im Eis-am-Stiel-Format mit entsprechenden Geschmacksrichtungen. Deutlicher kann man kaum noch adressieren. Was eine widerwärtige Entwicklung. Na… die Suppe wird die Dampferei insgesamt auslöffeln müssen… denn für die Allgemeinheit sind das halt „E-Zigaretten“.

Ach ein prima Argument für Aromenverbote, die eh schon auf der Agenda stehen. Dann fehlt nur noch das Verbot offener Systeme und ne nette Leistungbeschränkung… und vielleicht das Verbot grenzüberschreitenden Versandhandels… dann ist das Grab zugeschaufelt.

Da lässt sich auch nix mehr löten. Aus der Szene hat eh keiner mehr Lust, irgendwie aktiv zu werden, die Konsumentenverbände liegen im Koma (einer davon im Wachkoma), die Händlerverbände sind phlegmatisch und haben bisher nur die eigenen Interessen vertreten, ohne über den Tellerrand zu schauen (die Quittung kommt).

Der Drops ist halt wirklich gelutscht. Mir soll es egal sein. Das wäre es eigentlich schon seit Jahren, denn ich habe bis ans Lebensende ausgesorgt. Bislang war ich halt noch ein wenig idealistisch und dachte, man könnte die Dampferei für alle Raucher, die so nicht von den Kippen loskommen, bewahren. Nur… auf verlorenem Posten lohnt es auch nicht, sich deswegen zu grämen.

Ich mach weiter mein Ding, werde auch weiter Artikel schreiben und helfe jedem gerne, der sich das Dampfen irgendwie bewahren möchte. Und an Umfragen oder Befragungen etc. nehme ich auch weiter Teil, wobei ich noch genauer hinschaue, was gefragt wird und was womöglich (auch unbeabsichtigt) im Ergebnis daraus gemacht werden könnte. Das ändert dann zwar auch nix, aber es macht das Spiegelbild erträglicher. 😉

Ansonsten ist alles nun Geschichte…

4 Antworten zu „Drops…“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Bitte dazu die Datenschutzerklärung beachten.