Wortwahl: Genussgift

Dass Genussmittel vereinzelt auch als Genussgifte bezeichnet werden, ist eine Tatsache. Dies ist aber in meinen Augen ein Begriff, denn wir tatsächlich meiden sollten (auch wenn es Verblendete gibt, die meinen, die Verwendung genau dieses Begriffs würde die Dampferei retten, weil er eine vermeintlich geforderte absolute Unschädlichkeit ad absurdum führen würde).

Das Problem ist der Begriffsbestandteil „Gift“. Dieser sorgt unmittelbar für negative Assoziationen. Die Tatsache, dass nahezu jeder Stoff das Potenzial hat, giftig zu wirken, in Abhängigkeit der Dosis, ist nicht in das allgemeine Bewusstsein vorgedrungen… nicht einmal, obwohl das seit 500 Jahren als Erkenntnis anarkannt ist. Bei „Gift“ denkt jeder zunächst einmal an Arsen, an Rattengift, an Giftmüll, an Fische, die in der Oder verrecken etc. Niemand kommt auf die Idee, einen Stoff als „Gift ab einer bestimmten Dosis“ zu nennen.

Wenn wir nun Nikotin als Genussgift bezeichnen, dann lösen wir in den Köpfen der Mehrheit(!) eine negative Sicht auf diesen Stoff aus. Das ist kontraproduktiv, selbst wenn die Bezeichnung wissenschaftlich durchaus korrekt sein mag. „Die Dampfer konsumieren Gift.Das ist es, was in den Köpfen stattfindet. Dass jeder Kaffetrinker auch ein „Gift“ konsumiert, weiß keiner, weil niemand auf die hirnverbrannte Idee kommen würde, Koffein als „Genussgift“ zu bezeichnen. Mit der Verwendung dieser Bezeichnung würden wir nur dem Irrglauben Vorschub leisten, das Nikotin wäre der eigentlich schädliche und todbringende Bestandteil des Tabakrauchs. Wir alle wissen, dass es das nicht ist, sondern die bei der Verbrennung entstehenden hochgiftigen (schon bei geringer Dosis) Stoffe, wie auch die (schon bei geringer Dosis) gesundheitsgefährdenden und krebsauslösenden Verbrennungsprodukte.
Nikotin ein Genussgift zu nennen, reduziert den Blick bezüglich der Schädlichkeit auf eben diesen einen Stoff, der in üblicher Dosis für gesunde Menschen völlig unproblematisch ist und überdies positive Effekte hervorruft.

Den Begriffsbestandteil „Zigarette“ in „E-Zigarette“ haben wir — teils auch aus eigener Schuld — nun schon für immer an der Backe… mit all seinen negativen Assoziationen. Wir sollten dem nicht noch einen weiteren negativen Begriff beifügen, der den Ruf des E-Dampfens in der Öffentlichkeit noch weiter verschlechtert.

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