Kein Grund zur Vorfreude

Nachdem nun auch die Nebelkrähe Geschichte ist, mag es vielleicht den einen oder die andere geben, der hofft, auch die Dampfdruck-Presse könnte bei Gelegenheit Geschichte werden.

Nun, die Hoffnung kann ich allen, die sie teilen aber nehmen. Die DDP existiert seit Juli 2013 und ich werde ganz persönlich im kommenden Juni das „Zehnjährige“ feiern. Es ist ja auch nicht so, dass ich nichts mehr mitzuteilen hätte.

Bei einem Online-Magazin ist es aber ein wenig anders, als bei einem Blog. Von einem Online-Magazin erwartet man 1. regelmäßig Beiträge und 2. ein recht breites Themenspektrums innerhalb der eigenen Ausrichtung. Und genau das war einfach nicht mehr leistbar. Leider fand sich auch niemand bereit, diese Lücken zu schließen… nicht einmal mit eh schon vorhandenen Texten aus Foren.

Ich selbst habe oft überlegt, ob ein Thema oder ein konkreter Artikel was für die Krähe wäre oder ob ich ihn nicht lieber an der DDP bringen sollte. Oft habe ich mich aus o.g. Gründen für die Krähe entschieden und mich teilweise auch im Ton zurückgenommen. Die Krähe war halt ein Produkt mit einer echten Redaktion. Auch wenn bestimmte Kreise es gerne so darstellen, bei der Krähe (oder ExRaucher oder ExRaucher-IG) handele es sich um eine Ein-Mann-Projekt, habe ich das nicht alleine gestemmt. Es hat sich bei uns auch keiner hinter „Avataren“ versteckt. Ein Blick ins Impressum hätte genügt, um zu sehen, dass ich die Projekte gemeinsam mit Vita P. betrieben bzw. herausgegeben habe. Und ein Blick auf die Teamseite der Krähe verriet dann auch die Realnamen der Autoren. Da die Krähe, wie etliche andere Seiten und Projekte aus der Dampfer-Foren-Kultur hervorgegangen ist, haben wir als „Pseudonyme“ (aber mit offener Identität) die Nicknames aus den Foren verwendet. Das hatte den positiven Nebeneffekt, dass Leser, die auch in Foren unterwegs sind, erkennen konnten, dass es sich um ein Projekt „aus den eigenen Reihen“ handelt.

Jedenfalls habe auch ich, obwohl ich Mitherausgeber war, mich ganz normal dem Team untergeordnet und auch meine Artikel wurden besprochen und angepasst. Es gab in der Krähe keinen Chefredakteur, weil es den nicht brauchte. Wir haben im Team über viele Jahre basisdemokratisch gearbeitet. Artikel wurden nur veröffentlicht, wenn sie durch den Freigabeprozess gelaufen sind. Wir konnten (und können noch immer) sehr offen themenbezogene Kritik aneinander üben, was die Sache sehr erleichterte. Wenn es auch nur eine Gegenstimme auf die Frage „Artikel so, wie er ist, veröffentlichen?“ gab, wurde er erst einmal nicht veröffentlicht. Wir haben dann diskutiert, nachgebessert und Überzeugungsarbeit geleistet, bis der Beitrag Zustimmung (oder zumindest Enthaltung bei einer Mehrheit an Ja-Stimmen) fand. Ansonsten wurde er nicht veröffentlicht (ich glaube, das kam in den sechs Jahren vielleicht zwei- oder dreimal vor).

In der DDP bin ich da freier. Das soll nicht heißen, dass ich mich im Team eingeengt gefühlt hätte (ich konnte ja Beiträge, die „zu heftig“ für die Krähe waren eh immer in der DDP bringen), aber nun entfällt die Freigabe und der Besprechungsprozess. Vor allem bin ich zeitlich unabhängiger… wenn ich meine, ein Artikel muss sofort raus, dann veröffentliche ich ihn sofort.

Dass die Nebelkrähe und auch ExRaucher (samt IG) in bestimmten Kreisen nicht bekannt oder unbeliebt waren, hat uns nicht sonderlich gejuckt, waren es doch Bereiche mit Protagonisten, die sich eh nur um sich selbst drehen und die absolute Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Wir hatten Spaß an dem, was wir gemacht haben und es gab auch Lob und konstruktive Kritik… beides hat uns gezeigt, dass wir etliches richtig machen.

Für ein Online-Magazin sind uns aber nach und nach die Themen und letztlich auch die Kraft ausgegangen. Wenn man uns z.B. vorwirft, wir hätten nur hochpreisige Edel-Hardware reviewt, dann sollten die Kritiker einmal bedenken, dass wir kein Review-Magazin sein wollten und dass wir uns echte Unabhängigkeit bewahrt haben. Wir haben konsequent keine Geschenke oder Revisionsexemplare bei Hardware angenommen. Alles, was wir in dem Bereich vorgestellt haben, waren Produkte, die wir selbst erworben und aus der eigenen Tasche bezahlt haben. Die Krähe war aber ein Hobby-Produkt und den Betrieb und einiges an Material haben wir halt auch selbst bezahlt… draufgezahlt. Hat uns nix gemacht, weil „Hobby“. Aber bei dem immer größer werdenden Markt waren wir nicht bereit, hunderte von Euro für (auch niedrigpreisige) Produkte auszugeben, die wir letztlich selbst gar nicht haben wollten.

Aufrufe in der Szene, uns doch zu unterstützen (auch mit Gastartikeln… z.B. mit Reviews von Produkten, die neu, aktuell, aber nicht unserem „Beuteschema“ entsprechend waren), wurden nicht gehört. Das liegt sicher auch daran, dass sich die Gesellschaft insgesamt verändert hat. Der Sozial-Media-Effekt… man rotz schnell was raus, reagiert mit Piktogrammen auf Beiträge anderer und vergisst dann schnell, was da war. Die aSozialen Netzwerke helfen dabei, weil alles, was da veröffentlicht wird, ganz schnell im Strudel der „Timeline“ verschwindet und vergessen wird.

Foren sind da noch die solideste Alternative… aber auch dort macht sich dieser Effekt bemerkbar. Wenn ich kritisiere, dass es auch in den Fachforen immer mehr um Off-Topic geht, dann meine ich genau diesen Strudel-Effekt.

Ich hatte gerade aktuell einen Dialog, in dem es um dieses Thema ging. Mir wurde gesagt, dass die OT-Diskussionsstränge sehr wichtig für die Gemeinschaftsbildung und -erhaltung seien, es aber ja immer noch On-Topic-Beiträge gäbe. Dem konnte ich nur zustimmen. Sicherlich ist es wichtig, wenn man eine kleine Gemeinschaft bildet, sich auch über andere Themen, die einen bewegen, auszutauschen. Nur… es muss das Verhältnis zwischen OT und Topic stimmen. Wenn sich von zwanzig Threads in einer „Aktuelle-Themen-Übersicht“ sechzehn oder siebzehn Themen um Witze, Kinofilme, Hunde und Katzen, Rezepte oder Wortkettenspiele drehen, dann gehen die Kernthemen des Forums darin unter. Man übersieht die glatt… und ein zufälliger Besucher oder ein neues Mitglied steht dann da und fragt sich, ob das jetzt wirklich ein Dampferforum ist.

Na jedenfalls bleib die DDP das, was sie ist und sie wird weitergeführt. Es ist mir auch egal, wie hoch die Klickzahlen sind, denn ich verdiene nix daran. Ist halt ein Blog. Und Blogger ist KEIN Beruf und nichts, womit man nachhaltig seinen Lebensunterhalt bestreiten kann (bin ich auch nicht drauf angewiesen). Und auf Geschmiere von sozialen Kompetenzkrüppeln in irgendwelchen asozialen Blasen gebe ich auch nichts mehr. Das kann mich nicht mehr wirklich ankratzen.

Ach ja… das Team der Nebelkrähe (und von ExRaucher) besteht auch weiterhin und tauscht sich aus… und jeder von den Mitstreitern hat die Möglichkeit, wenn er sich mitteilen möchte, Gastartikel in der DDP zu veröffentlichen. 😉

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