Tabakextrakt

Teil_1_Titel

Das Tabakextrakt-Experiment Teil 1
Kezdetben volt a dohány növény

…aber nicht meine eigene… ich gebe es zu. Wer nun echt gar kein Ungarisch kann… der soll es wissen: „Am Anfang war die Tabakpflanze“

Aber zunächst ein wenig dazu, worum es hier geht und warum es zu diesem neuen „Experiment“ kam.

Ich bin – wie wahrscheinlich etliche andere auch – zum Beginn meiner „Dampfer-Karriere“ mit Liquids eingestiegen, die bevorzugt „Tabak-Aromen“ waren. Als passionierter Raucher (nicht nur Zigaretten, sondern auch Pfeife, Zigarren und Zigarillos) wünscht man sich wohl zuerst einen möglichst vergleichbaren Geschmack. So griff ich nach ein oder zwei Sorten, die so ähnlich klangen, wie Pyro-Marken, die ich schon ganz gerne mal geraucht habe und auch eine „Zigarre“ war dabei. Klar… Menthol musste auch. Nach anfänglicher Enttäuschung, dass der Geschmack der Tabak-Liquids nicht vergleichbar mit dem Geschmack des Rauchens war, stellte ich aber fest, dass mir zumindest die Tabak-Liquids, die ich gegriffen hatte, trotzdem recht gut schmeckten. Halt nicht wie Rauchen, aber der Geschmack sprach mich an. In den darauf folgenden Wochen und Monaten probierte ich einige andere Geschmäcker… verschiedene Früchte, Vanille, Karamell, Schokolade, Waldmeister… na so einiges. Ich kehrte aber immer wieder recht schnell zu dem Tabak-Liquids zurück. Schmeckt mir halt.
Nach so ungefähr vier oder fünf verschiedenen Tabak-Liquids fand ich zwei, die mir gut Havannaschmeckten. Einmal war das „Virginia“ von Dekang und mein absoluter Favorit wurde „Havanna“ von eJuice7 (also letztlich auch Dekang). „Havanna“ war der Geschmack, zu dem ich immer wieder zurückkehrte und ich schleppte schließlich monatlich (damals gab es große Pullen kaum im Offline-Bereich) eine kleine Plastiktüte ausschließlich mit „Havanna“ Pülleken heim.

Dann kam irgendwann (Sommer 2012) der Zeitpunkt, wo ich mich entschloss, selbst zu mischen. Also bestellte ich bei Flavourart in Italien meine erste Flasche Base, PG, VG und eine kleine Auswahl an Aromen. Ich habe mich vorher ein wenig schlau gemacht und so einiges an Tabak-Aromen geordert (auch andere Geschmäcker, aber Tabak musste einfach). Sogar eine relativ große Portion Latakia war dabei, weil mein bevorzugter Pfeifentabak von den Berliner Rauchzeichen ein Latakia war.
Im Endeffekt war aber die ganze Auswahl eher für Klo. Beinahe alle (bis auf die „strengen“ Sorten) Aromen führten – auch nach ausgiebiger Reifezeit – zu einem Geschmack nach mehr oder weniger frisch gemähter Wiese. Das war nicht das, was ich erwartete. Ich experimentierte auch mit der Beigabe von Vanille, Karamell, Bitter Wizard oder Sweetener… nichts half. So probierte ich noch ein, zwei Aromahersteller aus, bis ich bei Inawera ankam. Das Aroma „Turkish Tobacco“ kam meiner Vorstellung von einem dampfbaren Tabak-Liquid schon deutlich näher. Allerdings kam nichts an den Geschmack meines „Havanna“ ran, den ich damals immer noch ausgesprochen schätzte. Inzwischen war ich schon darauf gekommen, dass eine leicht süße Note auf jeden Fall dazu gehörte, um mich dem „Havanna“ zu nähern. So wurde Ethylmaltol Bestandteil meines Tabak-Liquids. Aber irgendwie passte es noch nicht und ich fürchtete schon, dass ich das auch nie erreichen würde.

Meine Frau sagte immer, dass mein „Havanna“ als Liquid (aber auch ein wenig im Dampf) so ähnlich wie „Hundefüße“ riechen würde. Na ja… meine Frau halt… wobei sie irgendwie recht hatte. Da war so ein Duft dabei, den man so beschreiben könnte (Kommt auch auf den Hund und dessen Pfoten an).
Weil ich gerne Popcorn mag, hatte ich mir bei einer Bestellung bei meinem „Hof-Lieferanten“ Dreams of Steam auch mal ein Aromafläschchen „Popcorn ungesüßt“ von TPA geordert und auch den „Türkischen Tabak“ von TPA, der mir noch besser schmcekte, als der von Inawera. Irgendwann dann habe ich die Popcorn-Flasche geöffnet und es fiel mir wie Schuppen aus den Haaren, als mir der Geruch in die Nase stieg: Keine Hundefüße… Pooooopcorn… Popcorn war die leichte Note, die man bei meinem Lieblings-Liquid riechen konnte.popcorn So rührte ich mir ein Liquid mit TPA „Türkischer Tabak“, TPA „Ethylmaltol“ (EM) und TPA „Popcorn ungesüßt“ an… und da war ich so nah an dem Havanna, wie nie zuvor. Nicht genau getroffen, dafür sogar noch viel besser. Das war die Geburtsstunde von „Pepes Tobacco #1“. Ich habe etliche Liter von dem Zeug durch meine Lungen gejagt und ich mag den Geschmack noch bis heute.

Dann war mir aber einmal nach Experimentieren… und die Not trieb mich auch zu dem Schritt. Not, weil im Shop mal nur zwei Flaschen Türkischer Tabak zu bekommen waren, als ich dringend nachbestellen musste. So habe ich es mit Tobacco Absolue (TA) von TPA versucht. Und das führte zu einem noch besseren Geschmack. „Pepes Tobacco #2“ war geboren und wurde (bis heute) zu meinem Dauerbrenner.

Doch vor gut einem Jahr zeichnete sich ab, dass genau dieses Aroma vom Markt genommen wird. Also beschaffte ich mir noch einen Vorrat, der so langsam aber sicher zur Neige geht. Nachschub genau dieses TA ist nun aber nicht mehr zu bekommen. Da macht sich dann doch schon Verzweiflung breit. Gut, man bekommt wohl Tabak Absolues aus einige Quellen, aber die schmecken alle irgendwie nicht so, wie es mir gefällt.

Schon einige Zeit vorher hatte ich den Thread „Ich liebe Tabak“ (ILT) im DTF abonniert, weil sich da solche Verrückten tummeln, wie ich auch einer bin… zumindest was den Liquid-Geschmack angeht. Ich dampfe seit weit über einem Jahr ausschließlich mein Pepes Tobacco #2. Vielleicht koste ich mal eine Probe anderer Liquids… aber generell kommt mir nichts anderes in den Tank und den Tröpfler.
In diesem Thread wurde das Verschwinden von TPA TA beklagt… es gab da aber auch einige, die begonnen hatten, sich selbst Tabakaromen herzustellen. Ausgangsmaterial war immer Tabak. Da wurden Zigarillos zerfleddert, es wurde geschnittener Drehtabak verwendet und einige arbeiteten mit selbst gezogenem und geerntetem Tabak… fermentiert oder unfermentiert und nur getrocknet.
Irgendwann dachte ich mir, dass ich das auch ausprobieren muss und begann mich mit den Möglichkeiten der Herstellung eines Tabakaromas zu befassen.

Der Thread war (und ist) wirklich spannend zu lesen. Da wurde teilweise fanatisch wissenschaftlich an die Sache herangegangen und viele haben sehr ausführlich über die Sache berichtet, was mir half, mich bei meinen Experimenten auf einige erfolgversprechende Methoden zu konzentrieren.
Mir war vor allem wichtig, dass sich die Sache möglichst mit „Hausmitteln“ machen lässt. Ich hatte auch keine Lust mir eine Nutsche zu kaufen oder zu basteln, um meinen Extrakt zu filtrieren. Auch Zentrifugen und ähnliches kamen nicht in Frage.

Was inhaliere ich da eigentlich?

Irgendwie ist mir ein Strang in dem ILT-Thread aus den Augen geraten. Es gab da jemanden, der wohl sowohl TA als auch den selbst hergestellten Extrakt analysieren lassen wollte (oder selbst analysieren?), um festzustellen, was da inhaliert wird. Irgendwie finde ich da aber bisher kein Ergebnis (ist ein recht langer Thread).

Allerdings sage ich mir, dass ich mit meinem selbst hergestellten Extrakt kaum mehr schädliche Stoffe zu mir nehmen werde, als bisher mit dem TA. Niemand wird ernsthaft glauben, bei der TA-Herstellung würde noch über aufwändige Verfahren jede noch so geringe Spur von fremden Stoffen aus dem Extrakt entfernt. Völlig klar ist… man sollte – wenn man keine Additive von Big-T haben möchte – nicht mit Produkten der Tabakindustrie arbeiten. Der Feinschnitt zum Selbstdrehen oder die zerbröselte Zigarette sind mir in der Hinsicht suspekt und kommen mir nicht ins Einmachglas. Es läuft also darauf hinaus, dass man unbehandelte Tabakblätter besorgen muss oder sich selbst damit versorgt, indem man Tabakpflanzen zieht.

tab_trockenIch habe nun nach etlichen Monaten einige misslungene und einige mehr schlecht als recht gelungene Experimente hinter mir, habe es aber schließlich geschafft, einen Tabak-Extrakt repoduzierbar herzustellen, der genau nach meinem Geschmack ist und an das „originale“ TA sehr nah heranreicht.

Es gibt jetzt „Pepes Tobacco #3“

Im nächsten Teil werde ich auf verschiedene Methoden der Gewinnung des Aromas eingehen und einige der misslungenen Experimente kurz umreißen.


maseratition

Das Tabakextrakt-Experiment Teil 2
Maserati…Matze… Maz… Mazeration?

Wie die verschiedenen (und damit letztlich auch das eine, leider verschwundene) TA ganz genau hergestellt werden ist wohl Betriebsgeheimnis. Ein Absolue ist das ölige Extrakt von Duftstoffen, meist aus pflanzlichen Bestandteilen. Die Aromastoffe werden bei Zimmertemperatur mittels eines Lösungsmittels aus dem Ausgangsmaterial extrahiert, das Lösungsmittel anschließend entfernt und das Ergebnis (meist eine cremige Paste, das Concrète) wird dann in einem Trägermedium gelöst, um es in der Parfumherstellung oder zur Aromatisierung von Lebensmitteln… oder halt auch Liquids… zu verwenden.

Eine Extraktion kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Für die Herstellung eines Tabakextrakts bietet sich eine Flüssig-Fest-Extraktion an. Das ist dann so ähnlich,wie Kaffe-Kochen. Bei der Kaffeezubereitung wird das fein gemahlene Kaffeepulver mit heißem Wasser übergossen, welches anschließend sofort gefiltert wird. Bei dieser Form der Extraktion kommt das Kaffeepulver nur sehr kurze Zeit mit dem Extraktionsmittel (Menstruum… und jetzt möchte ich keine Scherze über mich und meine Tampon-Watte hören) Wasser in Kontakt. Um ausreichend Bestandteile zu extrahieren, kommt hier erhitztes Wasser zum Einsatz.
Würde man nun versuchen, mit einem geeigneten Lösungsmittel (PG, VG, Ethanol) die gewünschten Stoffe aus Tabak zu extrahieren und den fein geschnittenen Tabak nur kurz mit dem Lösungsmittel aufgießen, erhielte man – selbst wenn man das Lösungsmittel erhitzt – nur eine ausgesprochen dünne und aromaarme Lösung. Dieses Verfahren ist dafür nicht wirklich geeignet.

Für die Extraktion aus Tabak bietet sich die Mazeration an. Dazu wird der Tabak für längere Zeit in das Menstruum eingelegt. Ein Erhitzen ist nicht unbedingt erforderlich… was man hingegen braucht ist Geduld. Es dauert schon ein paar Tage länger… also eher einige Wochen, bis man ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen kann. Anschließend wird das Mazerat (das Lösungsmittel, welches die gewünschten Stoffe herausgelöst hat) vom Tabak getrennt.

In meinen Versuchen hat sich herausgestellt, dass das kurzfristige Erhitzen des Mentruums zu Beginn der Mazeration das Ergebnis verbessert und überdies auch noch Zeit spart (zwei Wochen anstatt vier bis sechs Wochen).

Ausgesprochen wichtig ist es, den Tabak für das Mazerieren (Digerieren, weil das Menstruum erhitzt wird) ausgesprochen fein zu zerteilen. Nach dem ersten Trennen des Lösungsmittels von Tabak verbleiben jedoch etliche Schwebeteilchen darin… etwas, was wir beim Dampfen wirklich nicht gebrauchen können (die Heizwendel leidet darunter garantiert).filterkram Aus diesem Grund ist es erforderlich, das Mazerat zu filtrieren. Es empfiehlt sich, dafür einen möglichst feinen Filter zu verwenden. Handelsüblich Kaffeefilter eignen sich hervorragend, um nahezu sämtliche Schwebstoffe aus dem Mazerat zu entfernen. Das allerdings ist – je nach verwendetem Lösungsmittel – eine nochmals sehr zeitaufwändige Sache.

Bei meinen Experimenten galt es also, zunächst ein gut geeignetes Lösungsmittel zu finden, den optimalen Zeitraum für die Mazeration zu ermitteln und schließlich herauszufinden, in welcher Konzentration das Endprodukt als Aroma verwendet werden muss. Ich habe angestrebt, ein Aroma aus dem Mazerat herzustellen, das ich in vergleichbarer Konzentration wie das gute alte TA dosieren kann.

Mein erstes Experiment fand mit reinem Ethanol statt. Dabei entstand ein sehr dünnflüssiges und dunkles Mazerat, das allerdings nicht wirklich gut schmeckte. Das war schon durch den Geruch zu erahnen… es roch wie ein überlagerter Mokkalikör, was an dem Alkohol in Verbindung mit den Tabak Aromen lag. Insgesamt schmeckte mir der Alkohol selbst in der verdünnten Aromalösung zu sehr vor. Der Mazerationsprozess dauerte nur ca. eine Woche… ich habe es noch länger einweichen lassen und Proben entnommen, konnte aber nach der ersten Woche keine markanten Veränderungen im Geschmack mehr feststellen. Die Brühe habe ich schließlich entsorgt… das was schon mal nichts.

Das zweite Experiment habe ich mit PG als Lösungsmittel durchgeführt. Ich hatte es nicht erhitzt und den fein geschnittenen Tabak einfach damit aufgegossen. Selbst nach acht Wochen war das Mazerat noch ausgesprochen hell und nach Entnahme nicht sehr aromatisch im Geruch. Ein weiteres Experiment, bei dem mit PG digeriert wurde (Erhitzen des Lösungsmittels) brachte nur unwesentlich bessere Ergebnisse. Das Mazerat hätte man nahezu pur dampfen müssen, um einen vernünftigen Geschmack zu erreichen.

Dann kam reines VG zum Einsatz. Das Ergebnis, das sich durch Mazerieren nach sechs Wochen erzielen ließ, war schon deutlich dampfbarer und besser. Das Mazerat war dunkler, als das mit PG und auch Geruch und Geschmack waren schon wesentlich „TA’iger“. Digerieren mit VG erbrachte ein nochmals besseres Ergebnis und die Zeit reduzierte sich auf ca. vier Wochen. Trotzdem war der gewonnene Extrakt noch nicht wirklich so, wie ich es mir vorstellte. Es war noch immer ein wenig „dünn“ und irgendwie fehlten da noch Geschmackskomponenten, die ich mir wünschte.

Die Effektivität der Ethanol-Extraktion kombiniert mit dem Geschmack der VG-Mazerats wäre das, was mir vorschwebt. Und da lag auch die Lösung, die ich in den nächsten drei Teilen hier vorstelle.

aromaIch kann aber schon verraten, dass das Ergebnis ein Aroma ist, das geschmacklich dem 1:100-Aroma aus TA sehr nahe kommt und ausgesprochen ergiebig ist. Aus 40 Gramm Tabakblättern erhalte ich knapp 2 Liter Aroma, das ich mit 1.5% im Liquid dosiere.


Dr. Konstantinos E. Farsalinos und seine Kollegen haben gerade eine Studie zu Tabakliquids veröffentlicht, die auch für dieses Thema hier hochinteressant ist, weil dabei auch Liquids mit Aromen aus Tabakextrakt untersucht wurden. Sicherlich ist die eigene Herstellung eine etwas andere Sache, aber was die möglichen Schadstoffe anbelangt, räumen die Ergebnisse weitere Bedenken aus.

Fazit der Studie ist, dass Tabakliquids aus natürlichen Tabakextrakten höhere Werte an Phenolen und Nitraten aber niedrigere Werte an Acetaldehyde verglichen mit den konventionellen Tabakliquids enthalten. Die niedrigeren Werte der Toxine aus tabakspezifischen Derivaten, die in den Tabakliquids aus natürl. Tabak vorhanden sind, verglichen mit Tabakprodukten lassen darauf schließen, dass der Extraktionsprozess zur Herstellung dieser Liquids doch keine signifikante Anzahl Toxine übertragen werden. Insgesamt kann gesagt werden, dass alle e-Liquids weitaus niedrigere Werte von tabakspezifischen Toxinen erhielten verglichen mit den Tabakprodukten.

Die gesamte Studie findet man hier: Nicotine Levels and Presence of Selected Tobacco-Derived Toxins in Tobacco Flavoured Electronic Cigarette Refill Liquids


zweitakt

Das Tabakextrakt-Experiment Teil 3
Zweitakt-Gemisch 3:1

Das bisher gelungenste Experiment habe ich mit einem ganz speziellen „Zweitakt-Gemisch“ durchführen können. Wie ich ja bereits anmerkte, lag mir der resultierende Geschmack des Extrakts bei der Verwendung von VG am meisten, die Verwendung von Ethanol hingegen war deutlich effektiver. So habe ich ein paar Versuche gestartet und es hat sich ergeben, dass ich mit einem Lösungsmittel-Gemisch aus VG und Ethanol im Verhältnis 3:1 gute Ergebnisse bei hoher Ausbeute und einem noch vertretbaren Zeitaufwand erzielen konnte.

Ich habe dazu 40 Gramm getrocknete Tabakblätter (irgendein ungarischer Landtabak mit sehr angenehmen Geruch) verwendet. Die sind im getrockneten Zustand recht brauen. Um einen „Feinschnitt“ herzustellen, habe ich eine vorhandene Nudelmaschine verwendet. Diese hat ein Schneidwerk für Spaghetti, durch das ich die Blätter gedreht habe. Anschließend die Tabak-Spaghetti einfach mit einem Wiegemesser in noch feinere „Schnipsel“ geteilt und fertig war mein „original italienischer“ Feinschnitt.

Für die Extraktion habe ich 300 ml Glycerin mit 100 ml medizinischem Ethanol gemischt und den Tabak, den ich in wasserbadein leeres Einmachglas getan hatte, damit aufgegossen. Anschließend kam das Einmachglas ins Wasserbad und das Lösungsmittel wurde auf ca. 80° C erhitzt. Zwischendurch habe ich den nassen Brei regelmäßig mit einem Löffel durchgerührt. Nachdem die 80° C erreicht waren, habe ich den Topf für das Wasserbad von der Flamme genommen und unter regelmäßigem Umrühren auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Dann nur noch den Deckel aufgeschraubt und das Glas (ebenfalls bei Zimmertemperatur) in einen Schrank gestellt.
Nun habe ich täglich einmal das Glas geöffnet und umgerührt.

einmachglasNach 21 Tagen war das Lösungsmittel kräftig dunkelbraun… fast schwarz. Der Feinschnitt setzte sich oben ab und man konnte sehr gut erkennen, dass sich die unter dem schwimmenden Tabak befindliche Flüssigkeit kaum mehr nachdunkelte. Da schien nicht mehr viel zu passieren, weshalb ich dann den nächsten Arbeitsschritt angegangen bin (das lag auch so in dem zeitlichen Bereich, den ich aufgrund meiner früheren Experimente erwartet hatte).

Zum ersten Trennen des Tabaks vom Lösungsmittel habe ich einen handelsüblichen Damen-Feinstrumpf verwendet. Der Brei wurde über einer Rührschüssel in den Stumpf gegossen und anschließend wurde die „Matschepampe“ im Strumpf ordentlich ausgewrungen. Das verbleibende „Sauerkraut“ habe ich samt Strumpf entsorgt. Der dunkle Extrakt wies einen deutlichen Geruch nach Ethanol auf… das musste also nun raus… aber zunächst musste gefiltert werden, um möglichst alle Schwebstoffe aus der Flüssigkeit zu entfernen (schließlich wollte ich ja keine Panade auf der Heizwendel… selbst wenn ich den Extrakt stark verdünnt verwende).

wringen_01 wringen_02 gewrungen

Nun kam ein echtes Geduldsspiel auf mich zu. Ich habe einen Trichter verwendet und zum Filtrieren einen ganz normalen Papier-Kaffeefilter. Sicher wäre es schneller gegangen, wenn ich mir eine Nutsche besorgt oder gebastelt hätte, aber ich habe ja Zeeeiiiiit. 😉 😀 Jeweils eine Füllung (3/4) eines Filters Gr. 2 konnte ich am Stück filtrieren. Danach war der Filter zugesetzt und ich musste einen neuen verwenden. Allerdings musste ich jetzt nicht wie am Fließband die Filter wechseln, denn wegen der hohen Viskosität des Lösungsmittels dauerte der Durchlauf einer Dreiviertelfüllung locker sechs bis acht Stunden, wobei der Durchlauf gegen Ende der Füllung aufgrund des inzwischen zugesetzten Filterpapiers und der kleiner gewordenen Flüssigkeitssäule immer länger dauerte. Insgesamt sind für das Filtrieren locker vier, fast fünf Tage draufgegangen. Allerdings konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Auf einen weißen Teller geschmiert und trocknen gelassen fanden sich beinahe keine Schwebteilchen mehr im eingetrockneten Extrakt. Prima! Es blieben von den ursprünglichen 400 ml Lösungsmittel nach der Filtration 380 ml übrig.

filterkram filtrieren_01 filtrieren_02

filtrat

extrakt_fertigJetzt ging es nur noch daran, den Ethanol aus dem Extrakt zu entfernen. Auch das ist wieder ein Geduldsspiel, daseindampfen locker einen halben Arbeitstag in Anspruch nimmt. Der Siedepunkt von Ethanol liegt bei 78,32° C, weshalb ich den Extrakt in einem Topf erneut im Wasserbad erhitzt habe… und zwar möglichst genau auf 80° C. Auch hier war regelmäßiges Rühren erforderlich. Anfangs war eine deutliche Blasenbildung (wie bei Sprudelwasser) zu erkennen, die anzeigte, dass das Ethanol verdampft und nach oben steigt. Nach ungefähr drei bis vier Stunden stellt man fest, dass die Bläschen immer weniger werden. Auch der typische Alkohol-Geruch ist dann kaum noch feststellbar. Ich habe das aber trotzdem noch eine Zeit lang „köcheln“ lassen, bis ich mir ziemlich sicher war, das Ethanol ziemlich gründlich entfernt zu haben.

Nach dem Abkühlen hatte ich nun 290 ml einer recht zähflüssigen, schwarz-braunen Flüssigkeit, die vom Geruch dem „echten“ TA sehr nahe kam.


verdünn

Das Tabakextrakt-Experiment Teil 4
Verdünnen und Reifen

Nun endlich ein paar Worte zum Verdünnen des gewonnenen Extraktes und ein paar Bemerkungen zur Reifezeit.

Das Konzentrat, das ich mit dem „3:1-Verfahren“ gewonnen habe ist recht konzentriert. Um es sinnvoll selbst in größere Mengen Liquid zu geben, macht es Sinn, es zu verdünnen. Ich war bestrebt, ein Tabakextrakt-Aroma zu erhalten, welches in etwa so „würzt“ wie das gute alte TPA Absolue. Dieses verwende ich mit nur 1% und ich habe nun eine Versuchsreihe gestartet, mein eigenes Extrakt so zu verdünnen, dass ich mit ebenfalls 1% vergleichbare Ergebnisse erziele. Dabei MUSS man aber wirklich Geduld mitbringen.

Wenn man aus TPA TA sein Aroma durch Verdünnen ansetzt, so wird nicht ohne Grund geraten, dieses Aroma selbst schon einmal locker 6 Monate „reifen“ (auch hier geht es um gleichmäßige Verteilung der Aromamoleküle in der gesamten Flüssigkeit) zu lassen. Tatsächlich ist es so, dass das Aroma nach ca. einem halben Jahr (da gibt es verschiedene Meinungen, bei mir passt das) erst seinen vollen Geschmack entfaltet. Gleiches gilt ebenfalls für die Verdünnung des eigenen Extraktes.

Nach dem Anmischen des Liquids bis zum ersten Testen vergehen bei mir meist auch noch einmal locker zwei Wochen, wo es halbwegs warm und dunkel gelagert wird. Ich setze meist zwei Liter Liquid an, wenn ich beim letzten Viertelliter der „alten“ zwei Litern angekommen bin. So „reift“ das neue Gebräu also immer zwei bis drei Wochen.

apothecaryNun… wenn man nun schon monatelang auf das Ende des Reifeprozesses des Aromas gewartet hat, kann die Geduld dann schon am Ende sein. Ich hatte zunächst mein 1:3-Konzentrat 1:4 (Konzentrat:PG) verdünnt und gewartet und gleichzeitig eine kleiner Menge 1:8 angesetzt. Nachdem ich nun der Meinung war, es sei „reif zum Verköstigen“, habe ich mir ein Liquid mit der 1:4-Verdünnung mit 1 % Zugabe angesetzt. Schon am nächsten Tag war meine Geduld, die schon im roten Bereich war und wo das gelbe Lämpchen angegangen war, verbraucht und ich habe den Saft gekostet.
Ich war ausgesprochen positiv überrascht, dass das Liquid (das ich selbstverständlich im US ne ganze Weile „beschleunigt“ hatte) wirklich so schmeckte, wie ich es erwartet habe. Allerdings stellte ich fest, dass es von Tag zu Tag intensiver wurde (und ein wenig „kratzig“?). Nach ca. 2 Wochen empfand ich es als deutlich zu intensiv, was den Tabakgeschmack anbelangte.

Also habe ich mich entschlossen, den Versuch mit der 1:8-Verdünnung durchzuführen. Anfangs kam das Liquid (wieder nach nur einem Tag und Ultraschall) ein wenig „lasch“… aber das ist beim TPA TA auch so, wenn man ihm keine Zeit gibt. Nach zwei Wochen dann war der Geschmack schon hervorragend… und ich konnte kaum einen Unterschied zum Original feststellen. Bei meiner Konzentrat ist also eine 1:8-Verdünnung passend.

Allerdings sollte man sich nichts vormachen… das kann beim nächsten Konzentrat anders sein. Es ist also empfehlenswert, sich nach der Gewinnung des Extraktes einige Aroma-Proben in verschiedenen Verdünnungsstufen herzustellen und diese wirklich das halbe Jahr stehen zu lassen… und beim Testen der verschiedenen Konzentrationen sollte man auch dem Liquid noch ein paar Wochen geben, damit man seine Rezeptur verlässlich findet. Zu starke Ansätze kann man ja im Nachhinein noch entsprechend verdünnen, so dass man zu seinem bevorzugten Aroma kommt.


Das Tabakextrakt-Experiment Teil 5
Várakozási idő – Wartezeit

Inzwischen gab es „Verwirrungen“, was die „Reifezeiten“ anbelangt. Das liegt daran, dass ich zwischenzeitlich abweichende Zeiten in Kommentaren genannt habe.

Nun liegt das Experiment ja schon über drei Jahre zurück und ich habe reichlich Erfahrungen mit dem selbstgemachten Extrakt gewonnen, die ich hier einmal teilen möchte.

Ich unterscheide drei verschiedene „Wartezeiten“… die Mazerationszeit, die „Vorreifezeit“ des Aromas, die „Reifezeit“ des Liquids.

1. Die Mazerationszeit

Bei meinem ersten 3:1-Experiment (VG:Ethanol) habe ich dem Vorgang ja nur 21 Tage gegönnt und schon ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Inzwischen bin ich aber bei sechs Monaten angekommen. Das macht echt eine Menge aus! Der Tabakgeschmack wird wesentlich intensiver und es sind mehr Nuancen vorhanden. Die Konzentration ist auch deutlich höher, weshalb eine Verdünnung von 1:10 (Mazerat:PG) für die eigentliche Aromenzubereitung optimal ist.

Also… 21 Tage gehen, aber je länger man dem Tabak Zeit gibt, seine Geschmacksstoffe abzugeben, desto besser ist es. In meinen Augen liegt die optimale Mazerationszeit bei sechs Monaten.

2. Die „Vorreifezeit“

Um das Extrakt vernünftig dosieren zu können, muss daraus eine Aromazubereitung hergestellt werden. Dazu wird das Extrakt mit PG verdünnt. Wie auch bei Tobacco absolue muss man nun den Aromenbestandteilen Zeit geben, sich wirklich gleichmäßig im PG zu verteilen… das wird „Vorreifezeit“ genannt.

Nach knapp vier Wochen kann man das Aroma dann schon gut verwenden, aber auch hier entwickelt es seinen Geschmack erst so richtig nach längerer Zeit. Und es haben sich wieder sechs Monate als optimal herausgestellt.

Also… 28 Tage gehen, aber das Optimum erreicht man abermals nach sechs Monaten.

3. Die „Reifezeit“ des Liquids

Hat man nun schon so lange gewartet und nutzt man die Aromazubereitung, um sich endlich sein Liquid damit zu mischen… geht die Warterei noch einmal los. Auch das Liquid braucht Zeit, um seinen Geschmack zu entwickeln. Hier genügen vier bis sechs Wochen, um ein sehr gutes Ergebnis zu erzielen. Allerdings wird das Liquid mit der Zeit immer besser. Wer es ganz perfekt haben möchte, hängt noch ein weiteres halbes Jahr dran… aber nach zwei bis drei Monaten ist es schon hervorragend. Sechs Monate sind eher was für den perfekten Genuss.

Also… 28 sind ausreichend, 50 bis 100 Tage sind optimal… und wer es perfekt haben möchte, wartet wieder sechs Monate.

Man kann also nach 11 Wochen schon ein Liquid dampfen, das gut schmeckt. Für Dampfer, die den perfekten(!) Geschmack haben wollen, können aber vom Ansetzen bis zum Dampfen schon mal 1 1/2 Jahre ins Land gehen.