Abrechnung II

Ohne pöhse Wörters…

Nach meinem „Fass-Überlauf“ gestern, fiel mir auf, dass sich nicht wenige Reaktionen gegen die falschen Adressaten bzw. die falsche Sache richteten. Und dass da viel „Widerstand“ angekündigt wurde… das kommt zu spät, Freunde…

Dass der Staat immer drastischere Beschränkungen in Angriff nimmt, ist – milde gesagt – ärgerlich, aber auch in gewisser Hinsicht nachvollziehbar (was aber nicht als „Auszeichnung“ zu verstehen sein soll).

Weshalb ich das so sehe, werde ich nun erläutern… und damit eine sachlichere Abrechnung präsentieren.

Bei allen Bestrebungen, wie zum Beispiel Aromenverbote, das Displayverbot an Verkaufsstellen, Einschränkungen bei offenen Systemen, Dampfverboten an immer mehr Orten, muss man zunächst einmal den Zweck unter die Lupe nehmen. Und zwar den vorgeblich offiziellen Zweck bzw. Grund. Dass hinter allen Beschränkungsbestrebungen ganz andere Dinge stecken, blenden wir mal aus.

Das erste, lauteste, ja beinahe das einzige Argument ist und bleibt der Jugendschutz… also die „Gefährdung“ von Minderjährigen und jungen Erwachsenen bzw. der Konsum dieser Gruppe.

Und genau diese Argument ist das schlechteste und widersinnigste von allen… nur es ist auch das manipulativste für des Volkes Seele. Die „armen Kinderchen“ müssen doch beschützt werden.

Um den Jugendschutz zu garantieren benötigen wir wirklich keine neuen Beschränkungen, die dann auch selbstbestimmte, eigenverantwortliche Erwachsene betreffen. Es ist doch alles da! Das Jugendschutzgesetz verbietet die Abgabe der Produkte an Minderjährige. Zack: Problem gelöst!

Dass der Konsum durch Kinder und Jugendliche so verbreitet ist, liegt also nicht an der Gesetzeslage. Die ist völlig ausreichend. Das Problem liegt am Handel (damit meine ich ausdrücklich nicht den stationären Fachhandel), der sich nicht an die Gesetze hält und fleißig Disposables verhökert… und an mangelnder staatlicher Überwachung.

Weshalb die staatliche Überwachung nicht greift, ist für mich nicht nachvollziehbar. Während Corona waren ausreichend Überwachungskapazitäten vorhanden, um aufzupassen, dass sich ja keiner mit seinem Eis auf die Parkbank setzt und dass keiner die Maske beim Trinken aus der Pulle nicht länger als unbedingt nötig von Mund und Nase zieht.

Und es müsste auch gar nicht in so großer Breite überwacht werden. Wenn man schon Gesetze ändern möchte, um die Jugend zu schützen, dann müssten einfach die Folgen für bestimmte Verstöße gegen das JuSchG verschärft werden, meinetwegen drastisch, um eine echte Abschreckungswirkung zu erzielen. Tatsächlich verhängte fünfstellige Ordnungsgelder und Geschäftsschließungen bei einmalig wiederholtem Verstoß… mit solchen Folgen würde es sich ein Großteil der unseriösen Händler überlegen, ob es das wert ist… ob es sich rechnet und ob es lohnt, wegen dieser Produkte die eigene Existenzgrundlage zu gefährden.

Solche Verschärfungen würden nur diejenigen treffen, die sich vorsätzlich oder grob fahrlässig nicht an die eh schon bestehenden Gesetze halten. Aber stattdessen denkt man sich Beschränkungen aus, die zum größten Teil Menschen betrifft, die sich an die Gesetze halten und denen ein Teil ihrer Freiheit genommen werden soll, weil ein winziger Teil der Jugendlichen die Produkte bezieht und konsumiert… und ein nicht unbedeutender Teil des Handels sich einen Dreck um die Gesetze schert.

Das zeigt ganz eindeutig, dass es gar nicht um den Jugendschutz geht. Ein wirksames Mittel (drastische Verschärfung der Rechtsfolgen beim Jugendschutz), das auch noch Rückhalt in der Bevölkerung finden würde, wird nicht in Betracht gezogen… stattdessen soll ein Teil der Allgemeinheit in seiner Freiheit eingeschränkt werden. Es geht nicht um den Jugendschutz, sondern um die Interessen der Pharma-Lobby und der religiös-fanatischen ANTZ-Lobby.

Deshalb kann und darf man sicher wütend auf den Staat sein.

Bin ich auch.

Ich sehe aber eine größere Verantwortung für den ganzen Mist der derzeit läuft, an ganz anderer Stelle.

Und die liegt bei der Wirtschaft. In den Händlerverbänden sind große Teile des Fachhandels und auch der Hersteller organisiert. Die meisten dieser Wirtschaftsakteure sind nicht erst seit wenigen Jahren mit dem Dampfen befasst, sondern wesentlich länger. Und die sollten eigentlich wissen, welches Verhalten den Gegnern des Dampfens in die Karten spielt. Wir Konsumenten wissen das auch.

Die ANTZ können mit vorsätzlich oder aus schlichtem Bildungsmangel fehlinterpretierten seriösen Studien, sowie mit manipulativ gesteuerten Studien keine dauerhaften Stiche machen. Dafür gibt es zu viele seriöse Studien und seriöse Wissenschaftler, die solchen Bullshit schnell entlarven. Außerdem ist „das Volk“ für diese Themen nicht so empfänglich. Da hilft auch die Presse nicht weiter, die dazu beiträgt, dass solche Propaganda-Lügen weitergetragen werden.

Was aber immer greift, ist die Projektion einer dramatischen Gefährdung des Nachwuchses. Das erreicht des Volkes Seele und damit bringt man die Politik (neben vielleicht hier und da auch netten Zuwendungen) dazu, zu reagieren.

Und die Munition für diese Front sind bunte Verpackungen und Geräte, sind plakative Süßigkeitengeschmäcker und Produkte, die durch den breiten Handel auch außerhalb des Fachhandels in die Hände Minderjähriger gelangen. Diese Mechanismen sind allen (Wirtschaft wie auch Konsumenten) schon seit einem Jahrzehnt und länger bekannt.

Vor allem sind sie den Verbänden bekannt.

Und dann kamen die Disposables ins Spiel. Produkte, die für die Breite erdacht waren, Produkte welche den Konsum vereinfachen sollten, Produkte, die mit Sicherheit nicht in erster Linie dafür gedacht waren, Rauchern eine echte und dauerhafte Alternative zu bieten, Produkte, die aufgrund der Aufmachung, der zu erwartenden Verfügbarkeit, des relativ geringen Preises (nicht auf Dauer gerechnet, sondern im jeweiligen einzelnen Konsumfall) ganz klar auch das Interesse der Jugend erweckten.

Und als dieser Trend nach Europa schwappte, hätten die Verbände entsprechend reagieren müssen. Angefangen damit, den Vertrieb dieser Produkte als Mitgliedsschafts-Ausschlussgrund festzulegen, ebenso den Import durch Mitglieder zu unterbinden und genau zu schauen, wo, wie und durch wen solche Produkte trotzdem auf den Markt kommen. Die Verbände hätten auch der Gesetzgebung von Anfang an klar kommunizieren müssen, dass auch sie die Gefahren erkannt haben und im Rahmen ihrer Möglichkeiten (und aufgrund der Gesetzeslage) entgegenzuwirken.

Die Händler hätten sie, mit etwas Überzeugungsarbeit, in der Hinsicht auf ihre Seite bringen können… denn, wie gesagt, da gibt es viele alt-erfahrene Branchenmitglieder, die genau wissen, wo mögliche Ursachen der Überregulierung liegen.

Aber nein, da wurde das schnelle Geld gewittert. Die Dinger wurden durch Mitglieder importiert, angemeldet, vertrieben und damit etablierten sie sich auf dem Markt.

Nachdem der Wirtschaft dann die wahrhaftig mangelhafte Nachhaltigkeit und die Umweltbelastung auf die Füße zu fallen drohte, wurden halbherzige Konzepte (Rücknahme / Recycling etc.) vorgebracht… die letztlich aber nicht halfen. Über die Neufassung der Batterieverordnung werden die Stifte in der jetzigen Form verboten. Es gibt da zwar Möglichkeiten, ohne Gewinnverlust und ohne Aufgabe des Wegwerf-Prinzips, mit wenig Aufwand die Dinger am Markt zu halten… aber das steht auf einem anderen Blatt.

Anstatt spätestens zu diesem Zeitpunkt endgültig aus der Sache auszusteigen, wird aber versucht, in der restlichen verbliebenen Zeit noch so viel Kohle, wie möglich mitzunehmen. Durch bedeutende Verbandsmitglieder wird das Zeug weiter importiert, angemeldet, vertrieben. Und das, obwohl längst absehbar war, dass die Produkte zu massiven Beschränkungen führen werden, die dann auch die herkömmlichen Produkte betreffen.

Was ich den Verbänden vorwerfe ist, dass sie sehenden Auges eine ganze Branche in den Abgrund führen und damit dafür sorgen, dass die Konsumenten mit untergehen (kein Handel -> nix zu dampfen). Anstatt gleich von Anfang an, aufgrund jahrelanger Erfahrungen, die Disposables zurückzudrängen, wurde voll darauf gesetzt: Scheißegal, ob es uns das Genick bricht… das Geld verdienen wir jetzt… lasst uns nur von jetzt bis gleich denken… und nach uns die Sintflut.

Anstatt auf dem Papier Konzepte für Rücknahme und Recycling zu entwickeln, anstatt zu versuchen auf die Argumente der Gegner (Jugendschutz) immer wieder zu reagieren, wohl wissend, dass man auf Gefühlsebene damit nicht punkten kann, hätten sie den Dreck nicht importieren, nicht anmelden, nicht vertreiben und ihre Kapazitäten dafür nutzen sollen, den illegalen Import und Vertrieb zu bekämpfen. Soll mir keiner erzählen, sie wüssten nicht ganz genau, wer unangemeldete, nicht-TPD2-konforme Produkte ins Land bringt und an Vertriebsnetze außerhalb des Fachhandels verteilt. Die Dampfer-Branche ist sowas wie eine Dorfgemeinschaft… und da weiß man auch, was im Nachbardorf getrieben wird… und wer es treibt. Und hätten sie dieses Wissen in Zusammenarbeit mit den Behörden dafür genutzt, den illegalen Import und Handel zu bekämpfen, hätten sie auch einen ganz anderen Ruf bei Politik, Gesetzgebern und Exekutive… womöglich sogar in der Öffentlichkeit. So aber befinden sie sich in einem Topf mit den Verbrechern der Branche, weil sie das Zeug (auch wenn legal, angemeldet und konform… und sogar unter Beachtung des Jugendschutzes) selbst vertreiben.

Doch dass scheint den Herrschaften egal zu sein. Jetzt noch mitnehmen, was man mitnehmen kann… man kann sein Geld ja auch, wenn der Markt kaputt reguliert ist, auch mit Schnaps, billigem China-Spielzeug, CDB-Tröpfchen und Nahrungsergänzungsmitteln… und vielleicht irgendwann mit dem legalen Handel von Marihuana verdienen. Scheiß auf Dampfen. War ne schöne Zeit, wo wir schöne Kohle mitnehmen konnten. Die Raucher sind uns egal… und die Dampfer erst recht. Uns juckt es nicht, wenn wir verbrannte Erde hinterlassen.

Schuld daran, dass das Dampfen in absehbarer Zeit zerstört wird, und das werfe ich ihnen hiermit vor, sind die Händlerverbände, bei denen einige wenige Händler und Importeure den Kurs bestimmen und den anständigen Rest des Handels mitreißen.

Eine nicht unwesentliche Mitschuld hat der Staat bzw. dessen Organe, die entweder so blöd sind, auf die Argumente der ANTZ hereinzufallen, oder die selbst ein wirtschaftliches Interesse am Niedergang des Dampfens haben.

Teilt Euch meine Rechnung!

5 Antworten zu „Abrechnung II“

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