Brille? Tiefschlaf? Kapitulation?

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Bin irgendwie verwirrt… und erschrocken. Nun ist es schon einige Wochen her, dass die Referentenentwürfe zu Tabakproduktegesetz und Tabakprodukteverordnung in die Öffentlichkeit gesickert sind… und? Kaum eineStauß Reaktion. Es wird nicht darüber diskutiert, es wird nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Es erfolgt kein Aufschrei.

Und nun vor ein paar Tagen die Horrormeldung aus Norwegen… und? Kaum eine Reaktion. Es wird nicht darüber diskutiert, es wird nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Es erfolgt kein Aufschrei.

Gerade die letzte Meldung über die Einschränkungen in Norwegen macht mir Sorgen und sollte uns allen Sorgen machen. Ein direkter Maulkorb ist zwar in den deutschen Gesetzesvorschlägen nicht enthalten, aber zwischen den Zeilen bzw. gut versteckt vorhanden. § 23 Abs. 2 TabakerzG gibt dem BMEL wieder umfassende Regulierungsfreiheit. Das kann dazu führen, dass Regulierungen bzw. Verbote erlassen werden, die der Marschroute in Norwegen in nichts nachstehen. Aber es sorgt sich niemand. Oder doch? Jedenfalls merkt man nichts davon.

Es gibt einige Teile in den Entwürfen, die Anlass zur Hoffnung geben, sie hätten gute Chancen, gerichtlich kassiert zu werden. Nur wer wird klagen? Das kostet Zeit, Kraft und Geld und würde es erforderlich machen, dass die Betroffenen sich irgendwie organisieren. Das wäre der Punkt, an dem der Handel auch einmal so richtig aktiv werden müsste, denn auch der oder gerade der wäre durch etliche der Regelungen betroffen und in seiner Existenz bedroht. Statt dessen jedoch werden die Grabenkämpfe immer heftiger. Ist ja auch prima… vielleicht schaffen es einiger Händler oder Hersteller, die Konkurrenz schon vor dem 20. Mai 2016 zu verdrängen, damit sie nachher nicht so viele neben sich haben, wenn sie selbst mit dem Schiff untergehen.

Was die Propaganda gegen das Dampfen anbelangt, ist es zur Zeit wieder etwas ruhiger geworden (obwohl es weiter tröpfelt). Aber erfolgreich war sie ja eh schon… die Taktik, die Bevölkerung gegen das Dampfen einzustimmen und damit jegliche Chance auf Solidarität mit uns Dampfern zu minimieren, geht doch auf.
Aktionen, die dem entgegenwirken sollten werden aber – anstatt mitzumachen oder sich selbst etwas auszudenken und aktiv zu werden – entweder in den Dreck gezogen oder es macht kaum jemand den Finger für eine dieser Sachen krumm. Die Dampfer-Szene ist derzeit so zerrissen, wie nie zuvor. Sogar Organisationen, denen ich noch vor einigen Monaten zugetraut hätte, im Ernstfall den Kampf mit und für uns auszufechten, zerfleischen sich gerade öffentlichkeitswirksam selbst.

Das ist alles ziemlich entmutigend und ich frage mich, woran es liegen mag, dass niemand mehr aufmuckt und sich lieber auf anderen Schauplätzen gebalgt wird.

Haben die meisten die rosarote Brille auf? Nun, ich habe das Gefühl, dass es nicht wenige sind, die die Dramatik einfach vom gefärbten Glas filtern lassen.

Oder liegen einfach viele Dampfer im Tiefschlaf? Derzeit ist ja auch alles gut. Nie zuvor war es so leicht, günstig und schnell an Hard- und Software zu kommen. Es wird gedampft, gewickelt, gemischt und gekauft, was das Zeug hält. Da kann man die aktuellen Entwicklungen schon mal verschlafen.

Kapitulation? Nun, auch das ist möglich und auch verbreitet. Unsere Gegner haben uns teilweise mürbe gemacht, so dass wir einfach die weiße Flagge schwenken…

Wenn sich am derzeitigen Zustand nichts ändert, dann haben wir definitiv verloren. Das war‘s das mit dem freien
Dampfen, mit dem Dampfen, das Spaß macht, mit dem Dampfen, das durch immer neue innovative Ideen beflügelt und genussreicher wurde. Dann war es das auch mit dem regen Austausch über unseren Genuss. Selbst wenn es möglich ist, gesetzliche Einschränkungen zu umgehen, wird es sehr schnell nicht mehr viel geben, über was man sich austauschen kann.

Was den „Kampf für den freien Dampf“ anbelangt, habe ich selbst auf jeden Fall auch kapituliert. Das liegt aber weniger daran, dass ich von unseren Gegnern weichgekocht wurde… das ist mehr darin begründet, dass ich einfach keine Lust mehr habe, mich für Projekte zu engagieren, die von missgünstigen Leuten torpediert und diskreditiert werden… oder Zeit und Kraft in Projekte zu stecken, an denen sich letztlich doch nur eine Hand voll anderer Dampf-Aktivisten beteiligen… wo hingegen die Masse selbst zu phlegmatisch für einige wenige Klicks, einfaches Sharen oder das eingeben eines Links ist.

Da kümmere ich mich lieber darum mich auf die Zeit der Prohibition vorzubereiten (die so sicher wie das Amen in der Kirche kommen wird… und die richtig heftig einschlagen wird). Damit meine ich nicht nur die Selbstvorsorge (schon längst alles in Sack und Tüten… für die nächsten 50 Jahre), sondern vielmehr auch den Aufbau von Strukturen und Netzwerken, die es zumindest den eingefleischten Dampfern künftig ermöglichen wird, sich auszutauschen und sich auch weiter zu versorgen. Der Kampf an sich ist verloren. Selbst die Chance auf gerichtliche Rettung ist nur eine scheinbare Hoffnung, weil weder von der Gemeinschaft noch vom Händlernetzwerk noch etwas übrig sein wird, wenn die Gerichte endlich entschieden haben.

Klar bleibe ich an der „Oberfläche“, so lange es geht, aber die Tunnel werde ich schon graben und die passenden Hütten – tief in den Wäldern versteckt – werde ich auch bauen, damit alles vorbereitet ist, wenn der Blitz einschlägt!

gewitter

 

 

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