Pepe und die Kneifzange

Gewisse Dinge fasse ich nicht mal mehr mit der Kneifzange an… und zeige mich überkritisch und übervorsichtig. Es geht um alles, was mit… hmmm… sagen wir mal… „Wirtschaftsakteuren“ zu tun hat. Ich habe da ein weit gefasstes (nicht vollumfängliches… es gibt auch wirklich lobenswerte Ausnahmen) Misstrauen, wenn es um „Aktivitäten für das Dampfen“ geht… und das hat auch einen Hintergrund.

Dampfgesichter

Im Februar 2014 stand der Beschluss der TPD2 vor der Tür… zu diesem Zeitpunkt gab es wenig Möglichkeiten, direkten Einfluss auf das Geschehen zu nehmen…
Eine Möglichkeit war, die Abgeordneten der EU irgendwie emotional zu packen und ihnen zu zeigen, welchen Einfluss ihre Entscheidung auf das Leben vieler Menschen (Dampfer) haben könnte.

Ein Forenmitglied eines großen E-Dampf-Forums hatte damals eine tolle Idee… er wollte „Gesichter“ sammeln.

Zu der Zeit wurde auf verschiedenen Ebenen immer behauptet, es gäbe gar nicht so viele Dampfer, dass man von einer „Szene“ oder gar „Community“ sprechen könne… und wenn irgendwelche positiven Dampfer-Aktivitäten stattfänden, so sei das „Astroturf“, also eine von der Wirtschaft gesteuerte und vorgetäuschte Bewegung einer vermeintlich großen Menge Aktiver (die es gar nicht gäbe), wobei die steuernden „Wirtschaftsakteure“ das so gestalten, dass sie selbst nicht in Erscheinung treten und ihre Beteiligung verschleiert wird (bitte LETZTERES im Hinterkopf behalten…… wird noch relevant).

Die Idee war, den Verantwortlichen keine „theoretische, gesichtslose“ Masse zu präsentieren, sondern zu zeigen, dass die Betroffenen der Regelungen zu E-Dampfgeräten echte Menschen eben MIT Gesicht sind. Dazu wollte er Fotos von Dampfern sammeln und mit jeweils einem kurzen Statement präsentieren. Diese Präsentation sollte vor der Entscheidung zur TPD2 möglichst allen Abgeordneten gezeigt werden.

…und das Magazin

2014 war ich Chefredakteur eines bekannten Magazins zum Thema Dampfen. Damals, in der guten alten Zeit, war Werbung für E-Dampfartikel noch vollumfänglich erlaubt. Aus diesem Grund fanden sich auch immer ein paar Werbeanzeigen im Magazin. Das sollte dazu dienen, die Kosten für Server, Software, Wartung, Domains abzudecken, wobei mir und der Redaktionscrew eigentlich immer versichert wurde, diese Extra-Einnahmen seien dafür nicht unbedingt nötig. Aber es gab auch mal hier und da unvorhersehbare Kosten, weil das Magazin auch – eigentlich zum reinen Selbstkostenpreis – als Druckausgabe daherkam.

Essenziell waren die Einnahmen aber angeblich nicht, wobei wir als ehrenamtliche(!) Mitarbeiter nie wirklich mal eine Bilanz gesehen haben. Das lief auf Vertrauensbasis und es gab auch keine Gründe, irgendwie misstrauisch zu sein.

Jedenfalls war die Anzahl der Werbekunden im Magazin ausgesprochen überschaubar. Einer der „großen“ Kunden war eine ebenfalls bekannte Firma, die Liquids herstellt und vertreibt. Die hatten meistens eine oder zwei ganzseitige Anzeigen und dann noch hier und da mal eine kleine.

Zurück zu der Idee des Forenmitglieds… er selbst hatte nach eigenen Angaben weder das Knowhow, noch die technischen Möglichkeiten, diese Idee in die Tat umzusetzen. Weil ich die Idee hervorragend fand, habe ich sie in die Redaktion getragen und gefragt, was der Rest des Teams davon hält. Und es wurde begeistert aufgenommen. Das Projekt konnte mit unseren Mitteln leicht umgesetzt werden… und so wurde es verwirklicht. Das Ganze auch prima international… und es lief ganz gut an. Platz auf dem Server war vorhanden… ein anderes Forenmitglied hatte auch schon die passende Domain registriert und zur Verfügung gestellt… die Software wurde vom Sohn eines Redakteurs geschrieben.

Vor der Abstimmung waren dann über 3.000 Bilder vorhanden, die in einer ansprechenden Animation auf der Seite präsentiert werden konnten. Der Link zur Seite wurde dann mit einem kurzen Anschreiben an die Abgeordneten verschickt.

Damit wäre die Aktion eigentlich beendet gewesen (Hauptziel war die Abstimmung über die TPD2). Weil es aber schade um die Sammlung gewesen wäre und auch nach der Abstimmung noch weitere Bilder hinzukamen, wurde die Aktion – in Absprache mit dem Initiator – weitergeführt, um die Bilder eventuell noch einmal bei den jeweiligen Abstimmungen in den nationalen Parlamenten zu präsentieren.

Aber klar… es „dümpelte“ ein wenig.

Messe und Eklat

2014 war auch das Jahr der Dampfermesse… also da, wo es erstmals so richtig mit dieser Veranstaltung in die Vollen ging. Klar, dass auch Redakteure des Magazins dabei waren (ich leider nicht… aus Ungarn war die Anfahrt ein wenig weit). Jedenfalls wurde von dem einen genannten größten Werbekunden an den Herausgeber herangetragen, anlässlich der Messe nochmal ein wenig Schwung in die Gesichter-Aktion zu bringen. Sie boten an, beim Stand des Magazins Technik zur Verfügung zu stellen… Kamera, Monitor, Tastatur, Rechner, Buzzer… und jeder Messebesucher, der mag, könne sich vor die Kamera setzen, ein Statement eintippen und sein Bild direkt live hochladen. Als „Anreiz“ gab es dann auch noch einen Liquid-Gutschein des Herstellers.

So wurde das der Redaktion (und gleichzeitig damit dem Aktions-Team) erläutert… und es gab auch da noch keinen Grund, die Sache kritisch zu sehen.

Es kamen auf der Messe nochmal über dreihundert Bilder dazu.

Was weder mir, noch den anderen Redaktionsmitgliedern vorher bekannt war… wie die ganze Sache optisch wirkte. Klar war, dass die Bilder mit einem kleinen Logo als „Sponsoren-Signet“ versehen werden sollten. Das war jetzt nichts Dramatisches… dann wäre in dem Bild halt in einer Ecke eine Logo des Sponsors mit entsprechendem Hinweis. Ein echtes „Anti-Astroturf-Siegel“. 😉

Leider wirkte es aber anders… in der Galerie-Übersicht wurde aus dem kleinen Vorschaubild des Fotos von der Messe quasi ein komplettes Logo. Klickte man das Bild an, dann wurde es zwar so dargestellt, wie zunächst angenommen… aber auch das Statement wurde (zumindest wenn es nicht geändert wurde) zu sowas wie „Hol Dir Dein kostenloses Liquid bei…“.

Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich auf jeden Fall mein Veto eingelegt. Angeblich war es aber nicht möglich, die Vorschaubilder anders darzustellen.

Was daraus wurde, kann man in den „Geschichtsbüchern der Dampfer-Szene“ nachlesen. Klar war der Aufschrei groß… es kamen dann auch die Vorwürfe, das wäre nun ja doch Astroturf (jetzt bitte nochmal die Bemerkung von Oben aus dem Hinterkopf holen… natürlich war das KEIN Astroturf, denn die Bilder waren durch eine Sponsoring-Aktion dazugekommen und der Sponsor hat sich selbst da genannt… nix mit einer vorgetäuschten Masse mit heimlichen Hintermännern). Es wurde da aufgebauscht und mit unfairen Mitteln gearbeitet, so dass das Projekt letztlich komplett gestorben ist. Es kam auch nicht noch einmal zu einer Präsentation, obwohl das Logo auf den Bildern dieser Darstellung dann eher nicht wirklich aufgefallen wäre… egal.

Ich habe mich da zum ersten Mal irgendwie ausgenutzt gefühlt, meine Loyalität galt aber auch weiterhin dem Magazin, zumal mir versichert wurde, das mit den Logos sei technisch nicht anders machbar. Außerdem zielte die Kritik darauf ab, wir sollten die Bilder löschen (im Befehlston), das sei Astroturf… und genau das war es nicht… und die Entscheidung lag bei uns.

Die Sache war aber auf jeden Fall nicht gut für meinen Ruf… und auch nicht für den Ruf derer, mit denen ich weitere Projekte durchführte (obwohl die größtenteils mit DIESER Aktion nichts zu tun hatten). Das mündete darin, dass in der IG-ED, wo ich seinerzeit Mitglied war und die wir mit dem Magazin kostenlos ordentlich unterstützt haben, teilweise – und vom Vorstand unwidersprochen – festgestellt wurde, das Magazin sei eine „Geldverdienmaschine“ und die Macher seien „Raffgierig“.

Nun… also ich habe keinen Cent für meine Arbeit an dem Magazin gesehen… und die anderen (alles Ehrenamtler) ebenfalls nicht.

Versuchte Einflussnahme

Der Werbekunde (und Sponsor der Aktion) blieb Werbekunde… und dann kam es im Februar 2015 zu einer weiteren „Begegnung der dritten Art“ mit dem Hersteller.
Dass der Hersteller von Liquids nicht wirklich was vom Selbstmischen hält, war mir bekannt… und das war auch nachvollziehbar. Schließlich verdienen sie ihr Geld mit dem Verkauf von Fertigliquids und haben keine Selbstmischer-Artikel im Portfolio.

In der Januar-Ausgabe des Magazins erschien ein Artikel von Thomas mit dem Titel „Dampfen für Heimwerker-  oder Ein Stundenlohn zum davon träumen“, in dem es um die (vor allem finanziellen) Vorteile des Selbstwickelns UND Selbstmischens ging.

Ein paar Zitate gefällig? (Quelle: DAMPFERmagazin 01/2015)

„Im Web wird sehr viel um die Qualität diskutiert, vom Geschmack gar nicht zu reden.

Ich mische für mich selbst ausschließlich absolute Top-Qualität.Ich kaufe ausschließlich bei renommierten, vertrauenswürdigen Shops, 100 % deutsche Produktion, alles mit DAB-Zertifikat und am Ende kostet es mich gerade mal 20 € pro Liter.“

„Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, es geht auch noch billiger, aber die sind entweder ganz offiziell nicht aus deutscher Produktion, oder haben kein DAB Zertifikat, oder ich halte sie nicht für vertrauenswürdig.“

„Für mich ist dies die ideale Lösung, ein Maximum an Dampfen zu Preisen bei denen ich kaum bemerke, dass es überhaupt was kostet.

Was ihr machen wollt, müsst ihr selber wissen. Aus meiner Sicht hat einer, der nach dieser Lektüre noch Fertig-Liquid dampft selber schuld.“

Also nix Besonderes…

Jedenfalls schlug bei unserem Herausgeber kurze Zeit nach Veröffentlichung der Ausgabe eine eMail auf, die er an mich weiter leitete, um mich darum zu kümmern. Die Mail kam von eben DIESEM Liquid-Hersteller (zu der Zeit immer noch „größter“ Werbekunde) und hat mich echt an Dreistigkeit umgehauen.

Dem Artikel wurde „Einseitigkeit und mangelnde Ausgewogenheit“ vorgeworfen. Es wurde gesagt, der Artikel behaupte, die Komponenten der Hersteller und die der Selbstmischer seien gleichwertig… und „DEM IST NICHT SO!“ (ja… Großbuchstaben). Dann wurde schwadroniert, dass die meisten Selbstmischer nicht rechnen könnten und das Nikotin ohnehin sau-gefährlich sei. Unsere Artikel müssten Hand und Fuß haben und dürften nicht zu Fehleinschätzungen führen. Diese Mängel seien bei dem genannten Autor schon aufgefallen… zwischen den Zeilen las es sich so, als sollte man ihn echt nix mehr schreiben lassen.

Der Artikel ist so wie er geschrieben wurde schlicht einseitig und missverständlich.

Man bestärke damit Leute, die heute schon entmineralisiertes Wasser aus dem Baumarkt zum Mischen nähmen… da wäre ja Leitungswasser nur noch geringfügig schlimmer.

Dem eMail-Schreiber hätten sich nach eigenem Bekunden „die Nackenhaare“ beim Lesen aufgestellt. „PG, VG kann man gerne mischen, kein Problem aber Nikotin, Aroma und das richtige Wasser überlassen wir dann doch den Profis bitte.

Meine Reaktion war (nicht wortwörtlich… also in der Redaktionssitzung schon, aber nicht nach Außen): „Die können mich gepflegt mal DA, wo die Sonne nie hinscheint! Wir lassen uns in unsere redaktionelle Arbeit nicht reinreden und Einfluss von Außen ist nicht!“

Motivation?

Diese Aktion (auch im Zusammenhang mit der Aktion aus 2014) machte mir aber klar, dass es „Wirtschaftsakteuren“ nur um ihren Profit geht und sie alles versuchen, um das in ihrem Sinne zu beeinflussen. Entweder mit Tricks oder durch Einflussnahme. Nach Außen hin gibt man sich als „Teil der Community“, lässt ein paar Studien durchführen, um als „Heilsbringer der Dampferei“ darzustellen… aber eigentlich geht denen das Interesse der Verbraucher ein enormes Stück am Arsch vorbei… was zählt ist der eigene Zaster.

Da lass ich die Finger von!

Ob es jetzt ursächlich war, dass die Arbeit in der Redaktion danach schwieriger wurde, kann ich nur mutmaßen. Es wurde jedenfalls immer schwieriger, kritische Artikel oder Artikel, mit denen man vielleicht(!) irgendwem auf den Schlips treten könnte… vielleicht… irgendwie…, durch die Redaktion zu bringen. Es wurde zu einem täglichen Kampf. Ich fragte mich (und auch die Redakteure) immer wieder mal, wo denn das Problem liege, wenn sich eine Gruppe oder eine „Wirtschaftsakteur“ durch einen Artikel angepisst fühlen würde… klar ist es schön, wenn man zigtausend Downloads und Klicks hat, wenn man gelesen wird und im Gespräch ist… aber wir hatten keine Abhängigkeit von der „Auflage“, denn es wurde ja nichts damit verdient(???). Auch die Druckausgabe war ohne Gewinnspanne, weil ja zum Selbstkostenpreis… und die Werbekunden waren nach Angaben des Herausgebers ebenfalls nicht unbedingt notwendig, um das Projekt zu finanzieren. Also… was soll‘s? Wozu auf all und jeden krampfhaft Rücksicht nehmen?

Weil sich die Situation aber nicht besserte und ich mich wirklich mit der Arbeit für das Magazin aufrieb (das war zeitweise wirklich ein unbezahlter Fulltime-Job… aber ich habe es gerne gemacht und WOLLTE ja nichts verdienen), bin ich irgendwann zu dem Schluss gelangt, auszusteigen. Das ganze habe ich fair und transparent gemacht und ich habe auch bis zum letzten Tag kräftig daran mitgearbeitet, die (für mich) letzte Ausgabe erfolgreich herauszubringen.

Im Nachhinein betrachtet bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob nicht doch irgendwo für irgendwen Geld hängengeblieben ist… dieser Eindruck verstärkte sich dann auch noch, als sich nach und nach abzeichnete, dass das Magazin immer „kommerzieller“ wurde. Das hätte ich dann ohnehin nicht mehr mitgemacht, denn ich arbeite nicht „für umme“ dafür, dass irgendwer was mit meiner Arbeit verdient… ich arbeite aber auch selbst nicht (zumindest nicht was meine Aktivität bezüglich des E-Dampfens anbelangt), um selbst irgendwas zu verdienen. Das ist auch wesentlicher Kernpunkt in den Projekten ExRaucher (und alles drumherum) und Nebelkrähe… und natürlich auch der Dampfdruck-Presse. Ich vermeide es, mich von irgendwelchen „Wirtschaftsakteuren“ umgarnen oder gar ins Boot holen zu lassen, weil mir meine Unabhängigkeit extrem wichtig ist… und weil ich weiß, dass es trotzdem NIE um „mein Wohl“ dabei gehen wird.
Das waren jetzt nur die krassesten Vorfälle… es gibt da aber noch eine nicht unbedeutende Zahl ähnlicher Geschehnisse… welche die mich betreffen… welche die nahe Bekannte betreffen… und welche die andere betreffen… zu viele…

Das Ergebnis…

Und deshalb beobachte ich vieles, was so läuft auch mit einem ausgesprochen kritischen Auge (und aus einer anderen Perspektive, als viele andere) in Hinsicht auf den Einfluss der Wirtschaft. Oft genug bestätigten sich meine Befürchtungen auch… noch ein Grund mehr, selbst entsprechende Distanz zu wahren.

Dass soll jetzt nicht bedeuten, dass ich alle Händler und alle Hersteller für „Mistkerle“ halte und über einen Kamm schere… es gibt da etliche wirklich tolle Firmen und Einzelpersonen, die auch viel Gutes für die Dampferei getan haben und noch tun… und es gibt da auch „freundschaftliche“ Kontakte… aber IMMER UNABHÄNGIG von meinen Projekten. Da lege ich Wert auf 100%ige Freiheit und Unabhängigkeit.

Und das erklärt jetzt vielleicht auch, weshalb bei mir die Alarmglocken schrillen, wenn wieder einmal ein „Wirtschaftsakteur“ von mir oder der Szene etwas will, um angeblich etwas „segensreiches“ für die Dampferei zu tun. Und deshalb gibt es auch Medien und Akteure, deren Wirken ich kritisch betrachte, weil völlig klar ist, „wessen Musik sie spielen“.

Gibt es irgendeine Aktion, dann schaue ich sehr genau nach und recherchiere und beobachte… wenn es dann „unseriös“ erscheint, dann hau ich das auch raus… erscheint es aber eher „seriös“, dann bin ich der Letzte, der das nicht zugibt und ggf. selbst mitwirkt.

Eine Antwort zu „Pepe und die Kneifzange“

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