Außerordentlicher Artikel zum Vorstandsbrief des BVRA

Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass mein letzter Artikel so hohe Wellen schlagen würde. Er wurde jetzt vor ein paar Tagen (zwei Tage nach dem Erscheinen) sogar mit einem Vorstandsbrief des BVRA „gewürdigt“.

Vorneweg erstmal: Nein! Es gibt keinen „Maulwurf“ in den Reihen des BVRA, keinen „Whistleblower“, der mir irgendwie den Vorstandsbrief „zugesteckt“ hat.

Man muss nämlich wissen, dass der BVRA zwei Arten von Newslettern versendet. Einmal den öffentlichen Newsletter, den man auf der Webseite des Verbands abonnieren kann und dessen Inhalt auch öffentlich geteilt werden darf. Das ist die „Öffentlichkeitsarbeit“ des BVRA. Und dann gibt es noch einen weiteren Newsletter, der nur an Mitglieder des Verbands versandt wird. In diesem wird ausführlicher über die Arbeit des Vereins und des Vorstands berichtet. Also auch Inhalte, die man nicht öffentlich weitergeben möchte. Für den kann sich halt nicht jeder anmelden, denn er ist für Verbandsmitglieder bestimmt.

Ich gebe offen zu, ich lese den regelmäßig… ohne fremde Hilfe… obwohl ich kein Mitglied bin. Und dazu brauche ich wirklich keine fremde Hilfe. Jeder kann ihn lesen… jeder, der weiß wie. Bis jetzt wurde ich trotz dieser Zaungasttätigkeit noch nicht vom Blitz erschlagen.

Jedenfalls wurde am 13. November der Vorstandsbrief Nr. 34 mit dem Titel „Außerordentlicher Vorstandsbrief zum Artikel der Dampfdruckpresse“ versandt.

Mein Artikel – im Vorstandsbrief als „Machwerk“ bezeichnet – soll wohl tatsächlich zu einigen Mitgliedschaftskündigungen geführt haben. Daran ist aber der Verband nicht schuld, sondern der Pepe mit seinen „inhaltlich sehr merkwürdigen Interpretationen von Sachen, die sie nie gesagt haben“ und seinen „Anfeindungen“.

Während bei anderen Vorstandsbriefen recht unauffällig im Footer „Hinweis: Newsletter für Verbandsmitglieder, nicht zur Weitergabe oder Veröffentlichung bestimmt.“ steht, wird im aktuellen Newsletter ziemlich zu Anfang und in fetten Lettern darauf hingewiesen, dass die interne Stellungnahme nur für Verbandsmitglieder bestimmt ist:

Diese Stellungnahme ist ausschließlich für unsere Mitglieder gedacht, um Inhalte besser einordnen zu können. Es gibt dazu keinen offenen Newsletter und auch keine Pressemeldung.“

Da war ich schon ein bisserl enttäuscht. Nicht mal eine Pressemeldung war ihnen mein Artikel wert. 😉 😀

Aber egal. Mal zu meinen „inhaltlich sehr merkwürdigen Interpretationen“…

Sie wollen entkräften, dass sie mit ihrem Arbeitspapier „schlafende Hunde geweckt“ hätten. Und damit das klappt, muss erstmal erläutert werden, dass die Steuereinnahmen aus der Liquidsteuer erheblich hinter den ursprünglich genannten und auch hinter den etwas später zurückgeschraubten Erwartungen zurückbleiben.

Das sei nicht damit zu erklären, dass nun wieder weniger Leute dampfen würden. Völlig richtig! Die Debra-Zahlen sind da ganz eindeutig. Es sind nach dieser Erhebung nicht weniger Konsumenten geworden.

Aber auch der vermehrte Umstieg von DTL auf MTL würde nach ihrer Sicht nicht die geringen Steuereinnahmen erklären. Schließlich hätte das Nutzerverhalten schon unmittelbar nach Bekanntwerden des ersten Referentenentwurfs des TabStMoG diese Änderung von DTL zu MTL genommen.

Ja und? Na klar sorgt die konkrete Ankündigung einer sicher kommenden Steuer auf Liquids dafür, dass etliche sich umorientieren und schauen, wo sie sparen können. Und man muss jetzt mit der Umstellung des eigenen Dampfverhaltens nicht warten, bis die Steuer greift. Man spart ja sofort… auch ohne Steuern. Trotzdem boomte in der Zeit, als MTL zum angesagten Dampfen wurde, der Flüssigkeitsverkauf. Na logisch. Das war die Zeit, als gebunkert wurde, was das Zeug hält. Jeder, auch derjenige, der auf MTL umgestiegen war, hat seine Vorräte aufgestockt. So jung kommen wir nie wieder zusammen… und so günstig auch nicht an unsere Liquids und Mischbestandteile.

Wenn die Regierung die Verkaufszahlen aus dieser Zeit als Berechnungsgrundlage genommen habt, dann hat sie einen Fehler gemacht, der nachvollziehbar erklärt, weshalb die Steuereinnahmen so mächtig hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Zahlen aus einem Verkaufsboom steuerfreier Produkte kann man für Steuerschätzungen zu stark besteuerten Produkten in der Zukunft nicht heranziehen. Mit der Steuer (und dem Ende der Abverkaufsfrist) war der Umstieg einer großen Zahl von Dampfern auf MTL vollzogen und deren Lager waren gefüllt. Sie brauchten erstmal nix zu kaufen (und brachten damit keine Steuern). Und wenn, dann wurden nur noch Mengen für MTL gekauft. Sofern überhaupt Steuerware verfügbar war… denn da hat der Handel ja mächtig gepennt und konnte selbst den zurückhaltender gewordenen Markt nicht mehr bedienen. Das hat sich doch erst im Laufe des vergangenen halben Jahres wieder eingerenkt.

Die Kaufzurückhaltung und die Umstellung des Dampfverhaltens sind wesentliche Faktoren für die ausbleibende Steuer. Hinzu kommt noch der anhaltende Boom der Disposables. Ja… die müssten auch versteuert werden. Aber der Markt mit unversteuerten Einwegstiften ist trotzdem sehr groß. Ständig liest man vom Zoll, dass wieder große Mengen unversteuerter Disposables entdeckt wurden. Die Dunkelziffer, also die Menge derer, die nicht auffliegen, dürfte enorm viel höher sein. Wird dann ein Nutzer solcher unversteuerter Dinger befragt, dann wird er sagen, er dampft. Gibt einen Strich in der Liste. Nur… von dem sind keine Steuern eingegangen.

Das erklärt sehr gut, weshalb die Steuer nix einbringt.

Welche nachvollziehbare Erklärung könnte Pepe denn den Politikern liefern, dass die Einnahmen real drastisch weniger geworden sind?

Na genau diese! Denn die erklärt es, wenn man mal seinen Grips anstrengt. Dann muss man sie nicht mit der Nase in den „Graumarkt“ drücken.

Wenn Daniel also mit solchen Vorwürfen um die Ecke kommt, dann zeigt uns das einen deutlichen Realitätsverlust.

Nö! Das zeigt, dass er nachgedacht hat. Und nicht nur kurz mal, sondern schon lange. Wer die wahren Gründe für die ausbleibende Steuer auf den Graumarkt schiebt, hat viel eher den Blick für die Realität verloren. Die Mehrzahl der Dampfer (laut Debra) ist jetzt nicht aufs Selbstmischen mittels Grauware umgestiegen. Da wird höchstens noch „pseudogespart“, indem man auf Disposables zurückgreift, weil die Steuer da nicht so auffällt.

Die Politiker sind bei weitem nicht so unbedarft oder dumm (wie er offensichtlich annimmt), um das nicht selbst schon zu erkennen.

Nein, das sind sie sicher nicht. Aber das sind nur sehr wenige. Die paar Figuren, mit denen der BVRA da zu tun hat, sind diejenigen, die sich etwas intensiver mit dem Dampfen und dem Dampfermarkt befassen. In den wichtigen Ausschüssen sitzen aber ganz viele, die von der Materie quasi gar keinen blassen Schimmer haben. Die wissen auch nicht, dass man mit unversteuerten billigen Rohstoffen sein Liquid selbst mischen kann (das wissen ja sogar nicht einmal annähernd die meisten Dampfer… wer das Ohr an der Szene hat, weiß das).

So… und nun hatten die Händlerverbände aus naheliegenden Gründen (Geld! Geld! Geld verdienen!) schon über Monate den Entscheidungsträgern suggeriert, die Steuer würde am Graumarkt kranken und der Handel daran sterben. Und nun kommt auch noch der Konsumentenverband (der eigentlich daran Interesse haben sollte, dass diejenigen, die er vertreten will, nicht zu viel zahlen und eingeschränkt werden) und stößt ins selbe Horn.

Damit werden diejenigen in ihrem Irrglauben bestätigt, die sich intensiver mit der Materie befassen. Und diejenigen, die ihre Ideen für Entscheidungen mittragen müssen, die können sich nur auf die Einschätzung dieser ihrer „Experten“ verlassen.

Sie mögen es vielleicht sogar gerne glauben, dass es so ist, wie ihre Vorturner es darstellen… es mögen aber vielleicht Zweifel bleiben. Sind ja nur deren Behauptungen.

Tja und dann lassen die das Arbeitspapier der BVRA rumgehen und verkünden, dass sogar der einzige Konsumentenverband es genauso sieht und ihre These bestätigt.

Na wenn sogar der „Dampfer-ADAC“ das bestätigt, dann wird es wohl so sein. Dann ist der Graumarkt schuld, dass keine Steuern reinkommen.

Prima! Der BVRA hat also für alle, die sich nicht auskennen, ein quasi „amtliches Gutachten“ erstellt, das als Grund für geringere Steuereinnahmen den Graumarkt benennt.

Und dann schlagen die vor, dass die Flüssigkeiten ohne Nikotin einfach aus der Steuer rausgenommen werden soll. Jeder nur ein wenig finanzpolitisch orientierte Politiker wird die Stirn runzeln. Damit kämen doch auch nicht mehr Steuern rein. Eher noch etwas weniger.

Und Disposables einfach höher besteuern, um das auszugleichen? Wo die Dinger eh mittelfristig verboten werden sollen? Dann versiegen die Einnahmen ja gleich wieder.

Was bleibt: Weiter Steuern aus allen Flüssigkeiten einsammeln, was der Markt hergibt und versuchen, den Kauf auf dem Graumarkt zu unterbinden. Vergällen geht nicht… sagt auch der Dampfer-ADAC… also bleibt nur, zu verhindern, dass man damit hergestellte Flüssigkeiten konsumieren kann… indem man offene Systeme verbietet oder einschränkt.

Jedenfalls findet der Vorstand des BVRA es toll, mit Politikern ins Gespräch zu kommen. Jau… aber dann bitte nicht unausgegorene Pseudofakten anbringen und die Entscheider auch noch in einem Irrglauben bestärken.

Helfen könnte es wirklich, wenn man mal andere drauf schauen lässt. Gibt ja genügend Mitglieder außer den vier Musketieren. Da könnte vielleicht doch einer dabei sein, der eine passendere Erklärung für die Kaufzurückhaltung hat und klar macht, dass man die Entscheider nicht in ihren Irrglauben bestärken und diese auf komische Gedanken bringen sollte.

Machen wir uns nix vor. Der BVRA besteht doch in der Realität nur aus den vier Vortänzern, die schön im eigenen Saft schmoren. Und dann kann es zu solchen Pannen kommen.

Und nun sind wegen meines Artikels auch noch Mitglieder ausgetreten. Oje… das wollte ich nicht. Wo doch die Politik den Verband gerade für die Vertretung „der Dampfer“ in Deutschland hält. Also die vier von den vierhundertsechsundsechzig Mitgliedern.

Laut Debra muss man von ca. 1,7 Millionen Dampfern ausgehen. 466 davon sind 0,027%. Und repräsentiert werden die Dampfer in der Realität von 0,00023% aller Dampfer in Deutschland, nämlich von vier.

Was uns am Ende aber nachdenklich stimmt, ist der Austritt von Mitgliedern, die diesen merkwürdigen Interpretationen eines Bloggers offensichtlich mehr Glauben schenken, ohne uns nach unserer Darstellung der Dinge zu fragen.

Vielleicht (ich weiß es nicht) liegt es daran, dass sich keiner traut, zu fragen? Oder weil keiner fragen mag, weil meist die Antworten ausbleiben? Keine Ahnung. Das wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

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20 Antworten zu „Außerordentlicher Artikel zum Vorstandsbrief des BVRA“

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