Da können BILD, Focus und Heilpraxis-Punkt-Net noch was lernen!

Ich dachte, mit der Panikverbreitung zu Sucralose hätte die bärtige Lady V4L ihr Potenzial schon ausgeschöpft… aber weit gefehlt. Er hat noch eine ordentliche Schippe draufgelegt: ein Potpurri aus Framing, dem Weglassen von Informationen und unterschwelliger Angstmache:

Die traurige REALITÄT! Mehr als jedes 2. Liquid ist NICHT TPD2-konform laut dt. Marktüberwachung!

Klingt wieder wie aus der BILD, dem Focus oder Heilpraxis… ist es aber nicht… es ist ein sogenannter „Dampftuber“, also jemand der auf YouTube Videos zum Thema E-Dampfen veröffentlicht.

Liest man den Titel, so könnte man befürchten, dass es fast nur „gefährliche“ Liquids auf dem deutschen Markt gibt. Das ist natürlich eine ordentliche Kanne Öl ins Feuer der derzeit durch die deutsche Medienlandschaft getriebene Lügenkampagne wegen der Drogenopfer in den USA. Die Überschrift allein genügt sicherlich schon, ohnehin bereits verunsicherte Dampfer (insbesondere gerade frisch umgestiegene) zu verunsichern und im ungünstigsten Fall zurück in die Tabaksucht zu treiben. Und es schadet der Sache auch in der nicht-dampfenden Öffentlichkeit, weil hier noch mehr Bullshit verbreitet wird… und das dann noch von „einem von uns Dampfern“.

Jetzt aber mal zum Video!

Ich bin halt über den Titel gestolpert und dachte, das muss ich mir mal anhören… das wäre ja echt ein Skandal…

Bevor ich mir das Video angeschaut habe, habe ich mir aber erst einmal die Quelle, aufgrund er das Video produziert hat, ausführlich zu Gemüte geführt.

Als ich damit durch war, fragte ich mich dann aber, wo jetzt der Skandal ist, wo uns Konsumenten das jetzt gefährdet. Das Ergebnis der Untersuchung durch das Veterinäramt Baden-Württemberg war echt lächerlich harmlos. Es wurden zwar sehr viele Proben beanstandet, aber nicht wegen Verstößen, die uns Verbraucher irgendwie gefährden würden.

Ich fasse das mal ganz kurz zusammen:

  • Es wurden Proben aus dem On- und Offlinehandel überprüft (51 Stück).
  • Bei einer großen Zahl der Proben gab es Beanstandungen.
  • Es gab KEINE Beanstandungen bezüglich des Nikotingehalts.
  • Es gab KEINE Beanstandungen bezüglich der Inhaltsstoffe oder der Reinheit.
  • Es gab LEDIGLICH Beanstandungen bezüglich Beipackzetteln, Warnhinweisen und CLP-Label.

Also letztlich geht es da um Formsachen, die uns Verbraucher nicht ernsthaft in Gefahr bringen.

Nun… der Titel des Videos hat da aber anderes befürchten lassen… und das ganz sicher mit Absicht.

Das wird klar, wenn man sich das Video des größten Detektiv und investigativsten Enthüllungsjournalisten auf ganz YouTube (ick schwör) antut.

Es (dieses Video) ist ein Paradebeispiel dafür, dass durchaus Handlungsbedarf momentan besteht.… Es verdeutlicht sehr gut was ich Euch in den letzten Videos schon versucht habe, zu vermitteln.

Dann kramt er nochmal die Sucralose raus und versucht da irgendwie eine Brücke zu den Überwachungsbehörden zu schlagen… gelingt nicht… egal…

Heute soll es zu einer Untersuchung gehen, an Liquids, die es auf dem deutschen Markt zu kaufen gibt.

Die Regeln, welche die Inhaltsstoffe und Aromengemische in Liquids wie eingestuft werden und wie die Verpackung aussehen muss und — ganz wichtig — auch wie die KENNZEICHNUNGSPFLICHT der Hersteller durchgeführt werden muss.
Auch geregelt ist da, was es für Werbeverstöße es gibt, wie man also nicht werben darf.

Dann verweist er auf die Anlage 2 der TabakerzV, wo angegeben ist, welche Stoffe nicht in Liquids enthalten sein dürfen… er stellt Diacetyl und Cumarin besonders heraus. Hier ist also schon einmal das Fundament für die Lüge durch Weglassen gebaut, denn der Zuschauer vermutet nun, dass vermutlich in den Proben verbotene Inhaltsstoffe gefunden wurden…

Also kommen wir endlich zu den Ergebnissen der Untersuchung der Liquids, was uns alle am meisten interessiert.

Nun zählt er auf, wie viele Liquids von wie vielen Herstellern auf welchem Vertriebsweg untersucht wurden. Insgesamt 51 Liquids waren beteiligt.

Das Tabaklabor des Chemischen Veterinäruntersuchungsamtes Sigmaringen hat dann mit einem Gaschromatographen die Liquids auf Einhaltung der tabakrechtlichen Vorgaben untersucht.

Und nun schauen wir uns einmal an, was die Herrschaften herausgefunden haben. Und eins kann ich Euch vorab schonmal sagen: Aus Sicht für uns Dampfer bzw. als Endkunden, die das kaufen, ist das alles andere als erfreulich. Da wurden also von 51 Liquids aus den Offis und aus Online-Geschäften 29 Liquids bemängelt. Wisst Ihr, was das heißt? Das sind 57 %. Das bedeutet, mehr als jedes zweite Liquid hatte Mängel.

Laut dieser Untersuchung ist quasi jeder zweite Griff ins Regal bei unseren Offlinern ein Griff ins Klo, laut dieser Untersuchung. 54 % der Liquids sind bei den Offis durchgefallen.

Bei den Testkäufen aus dem Internet war die Mängelquote NOCH höher, da lag sie bei 70 %. Das heißt, sieben von zehn Liquids, die man als Dampfer kauft, wären durchgefallen. Also nur jedes dritte Liquid, das man kauft, im Onlinehandel, ist ohne Mängel.

Es gibt aber auch EINE positive Sache in der Untersuchung. Die muss erwähnt werden. Es wurde in keinem der Liquids die gesetzlich vorgeschriebene Höchstmenge an Nikotin 20 mg/ml überschritten.Und jetzt schauen wir uns mal an, was noch so alles festgestellt wurde.

An DIESER Stelle ist der unbedarfte Zuschauer, der sich die Untersuchungsergebnisse nicht durchgelesen hat, der Meinung, die Liquids wären gefährlich, würden verbotene und ggf. gesundheitsgefährdende Stoffe enthalten. Jetzt kommen also noch weitere Verstöße…

Jetzt kommt er damit rüber, dass Beipack-Zettel fehlten oder nicht so gestaltet waren, wie vorgeschrieben… ok… das ist jetzt nicht wirklich schädlich, denn wir haben es gut überlebt, als es solche Zettel noch nicht aufgrund von Gesetzen gab. Und es fehlten Warnhinweise oder die waren nicht so, wie vorgeschrieben, oder vielleicht nicht auf den größten Seiten der Verpackung. Ok… auch nicht schlimm… aus genannten Gründen… aber sicher ein formeller Gesetzesverstoß. Aber einer den uns und unsere Gesundheit NICHT gefährdet. Ach ja… die CLP-Einstufung… also das Labeln von Liquids mit dem Warnsymbol „Raute mit Ausrufezeichen„ und dem Zusatz „Achtung“ für Liquids mit mehr als 2 mg/ml Nikotin hat auch hier und da gefehlt. Und dann soll es noch Werbung gegeben haben, die so nicht erlaubt war. Also auch Sachen, die uns nicht gefährden und allenfalls formelle Gesetzesverstöße darstellen.

Was er aber „völlig vergisst“ letztendlich zu sagen: Die formellen Verstöße bezüglich Verpackung, Beipackzettel, Warnsymbol nach CLP und irgendwelche Werbeverstöße waren DIE EINZIGEN MÄNGEL, DIE BEANSTANDET WURDEN.

n der Zusammensetzung, den Inhaltsstoffen und der Reinheit war NICHTS ZU BEMÄNGELN. Das war alles absolut ok. Absolut KEINE GEFAHR für uns Verbraucher. Nur für diejenigen, die einen Kennzeichnungs-Fetisch haben, konnten die Liquids für Unwohlsein sorgen, weil die Zettelchen nicht so waren, wie sie sein sollten. Was ein SKANDAL!

Er baut das Video so auf, dass man der Meinung sein könnte, die meisten Liquids um Handel wären gefährlich, weil sich nicht an die gesetzlichen Vorschriften gehalten würde.

Was ein Scheiß! Merkt der Typ noch irgendwas? Was treibt ihn dazu, so einen Bullshit zu verbreiten und die Konsumenten massiv zu verunsichern?

Ich denke, nicht dass er blöd ist und deshalb so einen Mist verbreitet… da steckt Absicht dahinter. Ich komme nur nicht drauf, was das Motiv sein könnte.

Ich bin echt gespannt, was da demnächst noch kommt… er droht weitere „hochbrisante Enthüllungsvideos“ an.

2 Antworten zu „Da können BILD, Focus und Heilpraxis-Punkt-Net noch was lernen!“

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