Lange nicht gesehen… und doch wiedererkannt

Sie ist nun schon geraume Zeit und durch eine große Zahl wirklich seriöser Studien widerlegt: die Gateway-Theorie.

Diese Theorie, die durch extreme Genussgegner (ANTZ) lange Zeit propagiert wurde, besagt, dass der Konsum von Atomizern/Pfrunzeln der Einstieg in eine spätere Raucherkarriere sei… insbesondere bei jungen Menschen.

Dass dem so eben nicht ist, ist, wie gesagt, inzwischen wissenschaftlich belegt *. Seit jeher war es eher so, dass das E-Dampfen der Exit-Node für Tabakraucher ist. Die überwältigende Mehrheit der Dampfer rekrutiert sich aus ehemaligen Rauchern.

Bei den gerne angeführten jungen Menschen sieht es ein wenig anders aus, aber auch hier lässt sich mit etwas gesundem Menschenverstand nachvollziehen, weshalb das Dampfen kein Weg zum Einstieg ins Rauchen ist. Viele Jugendliche probieren in ihrer Entwicklung gerne mal etwas aus. Diejenigen, die einen „Hang zur Abhängigkeit“ haben ebenso, wie diejenigen die diesen Hang nicht haben. Wenn dann mal Atomizer ausprobiert werden, dann ist es nicht verwunderlich, wenn diejenigen mit dem „Hang“ irgendwann auch mal zu Kippen greifen. Und hier greift dann der fatale Mechanismus des Tabakrauchens, nämlich die extrem abhängigkeitserzeugende Zusammenwirkung von Nikotin, MAOH und anderen im Tabakrauch enthaltenen Stoffen.

Rauchen macht in der Tat recht schnell abhängig. Das ist – auch hierzu gibt es überzeugende wissenschaftliche Belege – beim Konsum von Nikotin ohne diese Zusatzstoffe nicht der Fall. Wäre dem nicht so, dann könnten die vielgepriesenen „Nikotinersatztherapien“ (NET/NRT), die selbst Nikotin enthalten (Sprays, Kaugummis, Pflaster…) gar nicht funktionieren. „Nikotinersatztherapie“ habe ich übrigens deshalb in Anführungszeichen gesetzt, weil der Name völlig falsch ist. Es wird kein Nikotinersatz genutzt und der Nikotinkonsum wird auch nicht ersetzt. Es ist eine „Rauchersatztherapie unter Verwendung von Nikotin“. Das ist auch der Grund, weshalb diese NRT nur eine ausgesprochen geringe Erfolgsquote haben. Der Stoff, der am wenigsten anhängig macht, wird weiter konsumiert (und sukzessive ausgeschlichen), während die eigentlich suchterzeugenden Stoffe wegfallen. Das muss schiefgehen. Insbesondere weil die Gewöhnung an die Konsumform auch sofort wegfällt… ein nicht unbedeutender Faktor… ein liebgewonnenes Ritual ist plötzlich weg.

Deshalb funktioniert die Raucherentwöhnung mit Pfrunzeln auch wesentlich besser. Hier fehlen zwar auch die Zusatzstoffe, aber die Inhalation und das Gefühl bleiben erhalten und machen es einfacher, das Rauchen zu lassen.

Na jedenfalls war es sehr still um die Gateway-Theorie geworden… nicht zuletzt dadurch, dass sie durch mehrere Studien eindeutig widerlegt wurde.

Doch nun läuft die Großoffensive gegen das Dampfen. Aus allen Ecken wird gefeuert. Den Aromen soll es an den Kragen gehen… vor allem den süßen… und den fruchtigen, weil nur junge Menschen Süßes und Obst mögen (und sowas wollen die MIR erzählen, wo ich ein ausgesprochenes Süßmaul bin und mich gestern über den ersten Obstsalat des Jahres gefreut habe).

Und da ist es plötzlich wieder da: das „Argument“ Gateway-Theorie!

Als wäre es nie weg gewesen. Es rauscht durch die Presse und setzt sich wieder in den Köpfen der Menschen fest.

Als Krönung wird dann auch noch behauptet, Aromen seien gesundheitlich ja auch so bedenklich. Aber nur beim Dampfen. So wie Nikotin auch gesundheitlich so bedenklich ist, aber nur beim Dampfen… bei den NET ist es völlig harmlos.

Das Sahnehäubchen ist dass noch der Verweis auf die DEBRA-Studie. Es wird darauf hingewiesen, dass sich bei den Jugendlichen der Zigarettenkonsum verdoppelt hat… und auch der Konsum von Atomizern sei gestiegen (voll fett die 2,5% jetzt… Wahnsinn. sooo viele…).

Es wird zwar nicht ausgesprochen, aber es wird damit beabsichtigt, die Menschen dazu zu bringen aus dieser zufälligen Korrelation im Kopf eine Kausalität zu machen: Weil so viele Jugendliche Dampfen, rauchen auch so viele Jugendliche.

Wer auch nur angehaucht zu wissenschaftlichen Denken befähigt ist, der weiß, dass eine solche Folgerung nicht zulässig ist… aber die Bildung nimmt immer mehr ab und so kann man die Köpfe der Leute prima programmieren.

Ich habe inzwischen kaum noch Hoffnung, dass das Dampfen, so wie wir es kennen, noch zu retten ist. Zu massiv die Kampagnen, zu nahe die immer schneller folgenden Einschläge.

Ich sehe einfach keine Möglichkeit, da noch gegenzusteuern. Mit Aufklärung haben wir es nun schon seit gut einem Jahrzehnt versucht… kommt nicht an… greift nicht… und wird durch die Medienmacht der ANTZ eh regelmäßig wieder eingerissen.

Es ist in meinen Augen auch völlig egal, ob Disposables jetzt oder in ein paar Jahren verboten werden. Der Schaden ist bereits angerichtet. Das können sich die Wirtschaftsakteure mal schön auf den Bierdeckel schreiben. Jetzt ist es zu spät. Der Disposable-Boom hat bis jetzt schon ausgereicht, das E-Dampfen auf die Abschussliste zu bringen. Die Folgen können Aromenverbote sein… die im Zusammenspiel mit der irrsinnigen Liquidsteuer… das reicht schon völlig, das Dampfen als Normalität zu beseitigen. Und ein Disposables-Verbot birgt auch wirklich dramatische Gefahren. Das ist nämlich gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, ohne dass das „normale“ Dampfen dadurch mit beschnitten wird.

Es ist schlicht zu spät. Auch das jetzt herausgehobene vermehrte Auftauchen von nachfüll- und nachladbaren Podsystemen wird daran nichts ändern. Der (Groß-) Handel hätte damit schon vor über einem Jahr um die Ecke kommen müssen… aber mit den Disposables war je das schnelle Geld zu machen. Und das NICHT im Fachhandel, sondern bei anderen Verkaufsstellen, die ja auch von den Großhändlern und Importeuren versorgt werden. Es wurde nicht einmal für nötig gehalten, zumindest beim Fachhandel Mehrwegsysteme zu forcieren. Nun haben wir den Salat. Und da gibt es JETZT auch nichts mehr dran zurückzudrehen.


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https://www.independent.co.uk/life-style/health-and-families/health-news/fears-ecigarettes-lead-children-to-smoke-tobacco-are-unfounded-survey-suggests-10458370.html

https://tobaccocontrol.bmj.com/content/29/2/207

https://www.mdpi.com/1660-4601/14/9/973/htm

https://www.esa-survey.de/fileadmin/user_upload/Literatur/Berichte/ESA_2018_Trends_Tabak.pdf

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28850065/

https://www.academia.edu/3317606/Electronic_cigarette_users_profile_utilization_satisfaction_and_perceived_efficacy

https://publications.aap.org/pediatrics/article-abstract/130/4/e879/30251/Electronic-Cigarette-Use-Among-Teenagers-and-Young?redirectedFrom=fulltext?autologincheck=redirected

https://academic.oup.com/ntr/article/15/10/1737/1183788

https://www.mdpi.com/1660-4601/12/5/5439

https://link.springer.com/article/10.1007/s11739-018-02011-1?error=cookies_not_supported&code=f347dad5-799d-4543-8a1e-04bcc1cc8a97

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2 Antworten zu „Lange nicht gesehen… und doch wiedererkannt“

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