Nein, sie werden dort auch laut und öffentlich und sagen ihre Meinung.
Wie ja schon seit meinem ersten Bericht aus Lampukistan bekannt ist (Die Kaffeemaschine wird weg reguliert), hat der Kaffeekonsum in diesem schönen Land seinen Siegeszug nicht zuletzt deshalb angetreten, weil er es den versoffenen und meist höchst abhängigen Lampuken ermöglichte, auf eine weitaus weniger schädliche Alternative umzusteigen.
Nun, jetzt steht die nationale Umsetzung der Suffprodukte-Richtlinie, in der auch der Kaffeekonsum reguliert wird, vor der Tür und der lampukische Verbraucherverband hat sich überlegt, was man „im letzten Moment der Schließbewegung“ denn noch machen könne. Zumindest sollen doch sowohl die Parlamentarier, aber auch der nicht-kaffee-trinkende Teil der Bevölkerung noch einmal auf die Nöte der Kaffeetrinker aufmerksam gemacht werden. Dazu musste ganz schnelle (es wurde nämlich schon von verschiedenen Seiten gelästert, der Verband würde auch noch die letzte Chance verpennen) ein Campagne her. Und ein markiger Slogan sollte darüber prangen. So entstand die Aktion „KAFFEE RETTET LEBERN!“
Nun, ein Spruch war gefunden… jetzt musste schnell noch die eine oder andere Aktion aus dem Ärmel geschüttelt werden, damit der Slogan nicht als leere Hülle erscheint. Am besten wäre doch sowas, wie eine Demo oder so… mit ganz vielen Kaffeetrinkern. Hmmm… das Problem ist nur, dass die meisten Kaffeetrinker zum Kaffeetrinken gemütlich am Küchentisch oder gar mit dem guten Porzellan an der Kaffeetafel sitzen. Also wäre es schwer, genügend für so eine Demo zusammen zu bekommen.
Allerdings steht die Kaffee-Expo vor der Tür. Eine Ausstellung, bei der es um Kaffee, Kaffeegenuss, Kaffeesorten und sonstige Produkte rund um den Kaffee geht. Da gehen traditionell schon eine menge interessierte (meist Kaffeeliebhaber) hin. Wenn man die Veranstaltung quasi nutzen könnte, um ein paar Leute mehr zu der Demo zu bekommen, dann wäre das doch prima.
Ich muss gestehen, der Gedanke ist echt nicht schlecht. So hätte ich auch versucht, die Sache aufzuziehen. Es ist den Organisatoren dann sogar gelungen, Herrn Dallmayr und Herren Jacobs als prominente Redner für die Demo zu gewinnen. Das muss einfach erfolgreich werden. Zunächst war die Demo als statische Kundgebung in einem Park beim Messegelände geplant… nur die Ausstellung findet im Herbst statt… und da kann das Wetter schon mal ungemütlich werden. Man stelle sich vor, es gäbe Sprühregen bei 9° C. Dann würde man nass, würde frieren und an Öffentlichkeit würde man auch nur ein paar vereinzelte Spaziergänger mit ihren Hunden erreichen, die mehr damit beschäftigt sind, die Hinterlassenschaften ihrer Fellnasen in Kacketüten zu schaufeln, als sich die Botschaft der bibbernden, nassen Kaffeetrinker anzuhören. Zum Glück befindet sich aber gleich angrenzend das Rathaus der Stadt. Zumindest könnte man doch da die Politiker der Stadt irgendwie auf sich aufmerksam machen. Aber das Wetter… und so entschloss man sich, die Kundgebung in einen der großen Kellerräume des Rathauses zu verlegen. Sicher würde der eine oder andere Politiker, wenn er die lauten Geräusche aus dem Keller vernimmt, mal nach unten steigen und schauen, was da los ist. Und so hätte man die neugierigen Volksvertreter dann doch erreicht.
Tja… leider wurden da zwei Dinge außer Acht gelassen… erstens findet die Kundgebung an einem Samstag statt, an welchem die Verwaltungsbeamten keinen Dienst zu schieben pflegen und außerdem ist auch noch Feiertag, nämlich der Joltawan Barodscheff Tag. Und damit sind nicht einmal Reinigungskräfte im Hause. Aber die Verlegung in den Keller ist dadurch trotzdem unschädlich, denn auch im Park wären die Demonstranten von keinem Politiker gesehen worden… wäre ja keiner da.
Hätten die Planer doch mal irgendwen gefragt, der ein wenig Ahnung davon hat, wie man eine Demo mit echter Außenwirkung aufzieht, eine Demo, die Aufmerksamkeit erzeugt, dann hätten sie das vielleicht anders planen können.
Man erreicht doch nur öffentliche Aufmerksamkeit (und damit vielleicht ein paar offene Augen und Ohren für den Kern der Sache), wenn man das öffentliche Leben zumindest ein wenig stört. Statische Kundgebungen sind nett, erreichen aber meist nur die Teilnehmer selbst. Ein Aufzug hingegen… der durch belebte Teile einer Stadt führt, der erweckt auch Aufmerksamkeit bei Unbeteiligten. Wenn er dann noch dafür sorgt, dass sogar der Verkehr behindert wird und es zu kurzzeitigen Straßensperrungen kommt… wenn er laut ist und an offenen Ladentüren (also besser nicht am Joltawan Barodscheff Tag, wo alles geschlossen hat) vorbei führt… an einigen Parteizentralen, dann wird er wahr genommen. Und dann interessiert sich vielleicht auch die Politik dafür… und es wird in den Medien davon berichtet. Nun, so findet aber die große Kaffee-Kundgebung in den Kellergewölben statt… und keiner bekommt was mit. Nicht schlimm… Hauptsache, man kann sich selbst gebührend feiern.
Aber es gibt ja auch noch andere Projekte. So gibt es einen Vertreter des Verbandes, der kleine Untersetzer aus Bast geflochten hat. Insgesamt 20 Stück. Die drapiert er in jeder wolkenlosen Nacht auf einem großen Tisch in seinem Garten, stellt Teelichte darauf, die den Schriftzug des Slogans bilden und entzündet die Kerzlein. Aus dem Weltraum muss das echt beeindruckend aussehen.
Als nächstes steht dann eine Brief-Aktion an die Politiker auf dem Plan. Dazu hat der Verband schon mal einen Text mit den Forderungen formuliert. Der wird dann fleißig fotokopiert und jeder Kaffeeliebhaber ist aufgerufen eine solche Kopie in einen Briefumschlag zu stecken und an die Volksvertreter zu schicken. Dass in jedem Brief der selbe Text steht, fällt garantiert nicht auf… schließlich steht ja auf jedem Umschlag ein völlig anderer Absender.
Ich bin sicher, früher oder später werden die Aktionen ihre Wirkung zeigen und das Schlimmste wird vermieden werden können. Spätestens wenn zur Tschadwandanen-Felajanka die tandrilische Springbeistarantel drei Mal mit ihrem Bein an einer Kokosnuss kratzt, wenn der letzte Sonnenstrahl die Spitze des Kirchturms in Porada Ninfu streift… dann wird alles gut und das Kaffeetrinken bleibt erlaubt!
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