Dieser Artikel erschien ursprünglich im DAMPFERmagazin-Online-Portal.
…das klingt wie Musik in unseren Ohren
Am 18.05.2015 wurde der 2. Alternative Sucht- und Drogenbericht [1] veröffentlicht. Es handelt sich dabei um eine Publikation des akzept e.V. Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, Deutsche AIDS-Hilfe e.V. und JES Bundesverband e.V., in welchem auf zahlreiche Themen rund um Süchte, Drogen und Drogenpolitik eingegangen wird.
Nun sollte man aber nicht fälschlicher Weise annehmen, er würde von ein paar durchgeknallten Kiffern und auf Trips hängen gebliebenen alternativen Ex-Politikern erstellt. Nein, die Autoren sind durchaus anerkannte Persönlichkeiten und Wissenschaftler.
Im nunmehr zweiten Bericht, der 190 Seiten umfasst, kommt die Sprache auch auf die „E-Zigarette“, also auf das Dampfen. Auf Seite 57 bis 59 findet man den Text
Elektronische (E-)Zigaretten und E-Shishas auf dem Vormarsch – wo bleibt der Verbraucherschutz?
von Heino Stöver [2]. Liest man nur diese Überschrift, so verdreht man die Augen und denkt: Bitte nicht schon wieder! Aber die Frage aus dem Titel kann anders gemeint sein, als man vielleicht annehmen mag (wir sind in den vergangenen Wochen und Monaten diesbezüglich nun wirklich nicht verwöhnt worden). Und tatsächlich geht es ganz klar um Verbraucherschutz… nur im vorliegenden Fall aus einer anderen, als der sonst üblichen Perspektive.
Zunächst wird angeprangert, dass es trotz immer währender lautstarker Forderungen derer, die das Dampfen ohnehin am liebsten verbannen würden, noch keine gesetzliche Regelung auf den Weg gebracht wurde. Auch keine Regelungen, die tatsächlich im Sinne des Verbraucherschutzes wären.
Anschließend wird mit einigen Argumente aufgeräumt, die immer wieder gegen das Dampfen ins Feld geführt werden. Es wird dabei nicht verheimlicht, dass in den Liquids in seltenen Fällen durchaus auch Stoffe enthalten sein können, die schädlich sind, jedoch wird ganz klar herausgestellt, dass eben diese Stoffe in einer um ein vielfaches geringeren Menge als im Tabak vorkommen. Insgesamt wurde ausgeführt, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass Dampfen Stoffe freisetzt, die gebräuchlichen Standards der Bemessung der Sicherheit am Arbeitsplatz widersprechen. Das Dampfen wird in seiner „Gefährlichkeit“ in etwa vergleichbar zu anderen Entwöhnungsmitteln, wie z. B. Nikotinpflaster eingeordnet.
Auch das komplette negieren der Möglichkeit, das Dampfen als Ausstieg aus dem Tabakkonsum nutzen zu können, wird in dem Bericht dorthin gestellt, wo es hingehört… in das Reich der Fabeln. Auch wenn es keine Garantie für einen erfolgreichen Ausstieg gibt, werden Zahlen genannt, die nicht zu vernachlässigen sind.
Den Gateway-Effekt, also dass Minderjährige durch das Dampfen den Einstieg in den Tabakkonsum finden könnten, wird ebenfalls als Märchen enttarnt. Herr Stöver drückt knallhart aus, dass es zu diesem so sehnsüchtig herbeigeredeten Effekt absolut keinerlei aussagekräftige Studien gibt. Wenn also von verschiedensten Stellen dieses Argument als quasi gegebener Effekt angeführt wird, dann ist das lediglich das Behaupten unbewiesener Tatsachen.
Schließlich prangert er genau das an, was auch wir Dampfer schon seit ewigen Zeiten kritisieren. Unabhängig davon, dass es keinerlei gesetzliche Regelungen gibt, kritisiert er, dass aufgrund der Orientierungs- und Tatenlosigkeit der Politik das Potenzial der E-Zigarette für Rauchstopp- bzw. Reduktionsversuche nicht annähernd ausgeschöpft wird.
Und weil es keine offiziellen Rahmenbedingungen gibt, haben wir Dampfer uns als Community selbst organisiert. Doch der teilweise fanatisch und ohne Blick für die Chancen geführte Kampf verschiedenster Stellen und Organsiationen gegen das Dampfen stößt ihm unangenehm auf.
Der letzte Absatz schließlich lässt das Herz eines eingefleischten Dampfers wirklich hüpfen. Den kommentiere ich mal gar nicht. Einfach lesen und dann genießen!
Was ich leider nicht unerwähnt lassen kann ist, was unmittelbar nach der Veröffentlichung mit dem Artikel durch die Propagandapresse des öffentlich-rechtlichen Rundfunk (von uns allen GEZahlt) gemacht wurde.
Das ARD-Mittagsmagazin brachte brandheiß einen Bericht. Schade nur, dass in dem Artikel von Herrn Stöver nicht das stand, was sie gerne lesen wollten oder was ihnen befohlen wurde lesen zu wollen. Das Dampfen kam mit seinem Potential, eine effektive Alternative zum schädlichen Tabakkonsum zu werden, einfach zu gut weg. Also wurde – damit es nicht all zu sehr auffällt – vorneweg ein dampfender Dampfshop-Betreiber gezeigt, der die üblichen angeführten Argumente nennen durfte… dann aber zogen sie den Bogen über bunte Driptips und vor allem Jugendliche ansprechende Liquid-Aromen ganz schnell – mit einem Abstecher über die krebserregenden Substanzen in den Liquids – zum Gateway-Effekt. Sie berichteten also über den Artikel des Herrn Stöver, der in dem Bericht auch in Ausschnitten zu Wort kam, ließen aber genau die Bereiche, die ihnen politisch nicht in den Kram passten aus und verbreiteten an diesen Stellen die gewohnten Lügen. Damit auch das Unterbewusstsein der Zuschauer wirklich ordentlich auf Linie gebracht werden und programmiert werden konnte, wurden dann auch noch eine Zeit lang drei jugendliche Dampfer gezeigt, die vermummt mit Schals und Kapuzen beieinander standen und Dampften, als würden sie in einer Ecke heimlich Drogen konsumieren. Auch der Kontrast zwischen der gerade noch gezeigten bunten Liquids und Geräten und der düsteren grauen Stimmung bei den Bildern der Jugendlichen war ausgesprochen durchtrieben gewählt. Auch wenn stellenweise korrekte Informationen über das Dampfen in dem Bericht erwähnt wurden, bleibt doch bei gerade unbedarften Zuschauern mit Sicherheit eher ein ungutes Gefühl hängen, was diese neue Sache mit dem Dampfen anbelangt.
Ist es zu viel verlangt, dass ein Fernsehsender, der über einen veröffentlichten Artikel berichtet, einfach bei den Informationen bleibt, die darin enthalten sind und nicht seine Lügen einstreut? Ja, es scheint zu viel verlangt.
Was uns aber bleibt ist das gute Gefühl, dass in dem Artikel das Dampfen sehr positiv behandelt wird. Diesen Bericht sollte jeder „griffbereit“ haben, wenn er mal wieder von jemanden angesprochen wird, der die Geschichten des Verblödungsfernsehens und der Propagandapresse verinnerlicht hat.
[1]: http://alternativer-drogenbericht.de/wp-content/uploads/2015/05/Alternativer-Drogen-und-Suchtbericht-2015.pdf [2]: Heino Stöver (* 17. März 1956 in Gödestorf, Landkreis Diepholz, Niedersachsen) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und Hochschullehrer. Er war bzw. ist Berater international tätiger Institutionen (WHO, UNODC, European Commission, International Committee of the Red Cross, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Open Society Institute). http://www.frankfurt-university.de/fachbereiche/fb4/kontaktfb4/professorinnen/heino-stoever.html
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