Regelmäßig hört und liest man von Bedenken, dass in einem Verdampfer aufgrund der hohen Temperaturen ja chemische Prozesse stattfinden würden. Aromen könnten reagieren und sich zersetzen. Manche „Wissenschaftler“ fantasieren davon, dass sich VG zersetzen würde und böses Zeug entstünde.
Und ja, da kann wirklich auch chemisch was passieren, aber in einem Umfang, dass es wohl unterhalb normaler Nachweisgrenzen liegt. Wir benutzen nämlich keinen Kochtopf, sondern einen Atomizer zur Dampfproduktion. Im deutschen Sprachraum spricht man – also sprechen wir alle – vom Verdampfer. Das Wort ist aber, je nach Betrachtungsweise, falsch. Und das liegt am Wörtchen „Dampf“.
Dampf ist die naturwissenschaftlich-technische Bezeichnung für einen flüssigen, in den gasförmigen Aggregatzustand übergegangenen Stoff. Aus unseren Verdampfern kommt aber kein gasförmiges PG, VG und Wasser, sondern ein Aerosol, also sowas wie ein Nebel. Der größte Teil unseres Liquids geht nicht von der flüssigen in die gasförmige Phase über, sondern es wird in winzige Tröpfchen zerstäubt.
Und da ist es, das Zauberwort: „zerstäubt“. Im englischen Sprachraum werden unsere Verdampfer auch überwiegend als Atomizer bezeichnet, was übersetzt „Zerstäuber“ heißt. Das Wort für Verdampfer, also „Vaporizer“ liest man für unsere Dampfgeräte eher selten. Das ist eher die gängige Bezeichnung für Kräuter-Verdampfer.
RTA, RDA, RBA, RTDA… Atomizer, Atomizer, Atomizer, Atomizer… also Zerstäuber…
Zerstäuber sind Vorrichtungen, die eine Flüssigkeit in winzige Tröpfchen zerteilen, also diese zerstäuben. Technisch wird das über Düsen, rotierende Scheiben oder aber auch durch Ultraschallflächen gemacht.
Nun haben wir in unseren Verdampfern keine Düsen, keine rotierenden Scheiben und auch keine Ultraschallflächen (es gab kürzlich mal einen Verdampfer, der nach diesem Prinzip funktioniert hat… hat sich aber irgendwie nicht durchsetzen können). Unsere Geräte machen das durch Erhitzen. Und aus dieser Tatsache resultieren auch die falschen Vorstellungen von dem, was in den Verdampfern vor sich geht. Hitze und Dampf… das hört sich nach Kochtopf an. Nur ist ein Atomizer kein Kochtopf, und das ist auch gut so. Würde in unseren Verdampfern das Liquid tatsächlich verdampft, also würde es komplett von der flüssigen in die gasförmige Phase übergehen, so hätten wir mehrere Probleme.
Das erste ist ein eher unschädliches Problem: Wir würden keine „Wolken“ inhalieren. Gase sieht man in der Regel nicht. Dampf hingegen (im umgangssprachlichen Sinne) sieht man aufgrund der Lichtbrechung der winzigen Tröpfchen.
Das, was man beim sprudelnden Nudeltopf sieht, ist auch kein Gas, in welches das Wasser übergegangen ist (ab 100° C wird Wasser gasförmig, dieses Wassergas kann man aber auch nicht sehen), sondern es sind wieder die winzigen Wassertröpfchen, das Aerosol, der Nebel. Der entsteht, weil ein Teil des Wassers, das nur knapp über 100° C heiß ist, recht schnell wieder in der Luft kondensiert. Ein paar Tröpfchen entstehen auch dadurch, dass noch flüssiges Wasser an der Oberfläche durch aufsteigendes Wassergas quasi aus der Flüssigkeit mitgerissen wird… halt als winzige Tröpfchen. Wie sehr der Kochtopf dampft, hängt auch noch von verschiedenen Faktoren ab, die Auswirkungen auf das Kondensieren haben… der herrschende Luftdruck oder z.B. die Staubbelastung der Umgebungsluft (schwebende Staubkörnchen dienen als Kondensationskeime). Aber selbst wenn der Pott mit dem Nudelwasser sprudelnd kocht, hat man nicht solche Dampfwolken, wie beim E-Dampfen.
Das zweite Problem, das wir hätten, wäre unser Atomizer ein Kochtopf: Der Dampf (also das nicht sichtbare Gas mit ein wenig Nebel durch Kondensation) hätte eine Temperatur, die schmerzhaft, gesundheitsschädlich oder gar tödlich wäre. PG geht bei 188,2° C in die gasförmige Phase über, VG sogar erst bei 290° C. Auf dem kurzen Weg von der Heizwendel bis Mund und Lunge würde es aber nicht so stark abkühlen, dass man es inhalieren könnte. Selbst wenn es dreiviertel seiner Temperatur verlieren würde (was utopisch ist), hätte das PG bei Körperkontakt noch fette 72,5° C. Aber, wie gesagt, so stark kühlt es auf dem Weg nicht ab, es wäre also wahrscheinlich noch weit über 100° C heiß. Das sollte weder in den Mund, noch in die Bronchien gelangen, mit solchen Temperaturen. Die Lungenbläschen würden das nicht lange überstehen.
Bei Topcoilern kann der Dampf, also der Nebel, schon unangenehm warm sein, insbesondere, wenn man mit hohen Leistungen arbeitet. Aber gasförmiges PG/VG/Wassergemisch ist das nicht. Die Wärme rührt daher, dass sich das flüssige(!) Liquid stärker erhitzt (ohne aber zu verdampfen, also gasförmig zu werden… so heiß wird es dann doch nicht). Gasförmiges Liquid würde keiner inhalieren.
Die Zerstäubung bei unseren Atomizern funktioniert aber trotzdem durch echtes Verdampfen. Aber es verdampft nur ein extrem kleiner Anteil des Liquids, nämlich etwas von dem Liquid, das unmittelbar am Heizleiter anliegt. Darüber befindet sich weiteres Liquid, das nicht gasförmig wird, weil es nicht so heiß wird. Das in Gas übergehende Liquid an der Drahtoberfläche dehnt sich explosionsartig aus und durchdringt die Liquidschicht, wobei es eine große Menge winziger Flüssigkeitströpfchen mit sich reißt. Wir haben unser Aerosol, unseren Nebel, den „Dampf“.
Dass wir kein kondensiertes Gas am Atomizer erzeugen, kann man auch sehen. Wer selbst wickelt, die noch offenliegende Wicklung samt Trägermaterial mit Liquid befeuchtet und feuert, sieht wie sich der Nebel entwickelt. Das sieht so aus, wie der Nebel bei einem Ultraschallvernebler für den Luftbefeuchter oder den Zimmerbrunnen. Ware es Gas, das schlagartig beim Feuern entstünde und das dann sofort wieder kondensiert, wäre da wesentlich mehr „Geschwindigkeit“ drin… es würde nicht so „wabern“.
Ein weiterer Vorteil dieses Prinzips ist, dass das wenige gasförmig gewordene Liquid sehr schnell wieder abkühlt und tatsächlich noch kondensiert.
Insgesamt verdampft also nur ein winziger Teil des Liquids… und auch nur dieser winzige Teil wird so heiß, dass chemische Prozesse einsetzen könnten (nicht müssen). Was da dann an möglicherweise schädlichen Stoffen entsteht, ist so wenig, dass es kaum nachweisbar ist.
Anders wird es erst dann, wenn die Leistung die Fähigkeiten des Verdampfers übersteigt. Dann kommt es zum Liquidabriss (wie auch beim versehentlichen Leerdampfen des Tanks), Reste des Liquids werden überhitzt, können sich zersetzen… vor allem aber zersetzt sich auch das Trägermaterial (heute meist Watte… deshalb sind Dryhits heute auch wesentlich unangenehmer, als noch zu Zeiten, wo Glasfaser als Trägermaterial verwendet wurde, die sich bei den Temperaturen im Verdampfer nicht zersetzt).
Im normalen Betrieb, auch bei hohen Leistungen, aber ohne Liquidabriss, passiert da nichts dramatisches.
Was haben wir gelernt? Wir „dampfen“ nicht, vielmehr „nebeln“ wir. Trotzdem ist die Bezeichnung „dampfen“ absolut ok. Ich überlege aber, künftig öfter lieber vom Atomizer oder Zerstäuber (na ja, auf Deutsch klingt es ein wenig blöd) zu sprechen, als vom Verdampfer. Das hilft, falschen Bildern im Kopf vorzubeugen. Unser Atomizer ist kein PG/VG/Wasser-Kochtopf und der absolut größte Teil des Inhalierten Liquids erreicht nicht die Temperaturen, die zu chemischen Prozessen führen.
Lizenz für die Illustrationen: CC0
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