AFAIK 19 – Aromen… ein Hauch von fast nüscht

Getrieben von den ANTZ und der Pharmalobby stehen seit einiger Zeit die Aromen für das Dampfen auf der Liste der gefährdeten Arten.

Als Argument wird in der Regel geäußert, dass viele Aromen nur oder ganz besonders für Kinder und Jugendliche interessant wären und man die Jugend durch Verbote vor der „Verführung“ schützen müsse.

Dieses Argument ist für‘n Arsch! Dazu schreib ich auch nix mehr, weil das eh jeder kapiert und weil dieses Feld auch schon sehr gut ausgeleuchtet ist.

Als weiteres, eher zweitrangig erscheinendes Argument gegen Aromen wird gerne vorgebracht, dass diese ja nicht für die Inhalation vorgesehen seien und man die Risiken bei inhalativer Aufnahme nicht abschätzen könne… und auch nicht, in was für grausame Stoffe sie sich im „Hochofen Verdampfer“ zersetzen.

Und diese (sowie andere) gebetsmühlenartig seit Jahren immer wieder vorgetragenen Argumente und aufgebauten Drohkulissen haben inzwischen ihre Wirkung nicht verfehlt. Immer mehr Dampfer glauben nun schon daran, dass Aromen doch gefährlich für den Atmungstrakt sein könnten.

Dabei werden mehrere Tatsachen außer Acht gelassen:

  1. Wir inhalieren ständig Aromastoffe.
  2. Es geht dabei um einen Hauch von fast nüscht.
  3. Und ein Hauch von diesem Hauch von fast nüscht ist überhaupt höheren Temperaturen ausgesetzt… also quasi ein Hauch von fast gar nüscht.

Zu Punkt 1:

Der Geschmackssinn ist in erster Linie der Geruchssinn. Auf der Zunge schmecken wir lediglich die fünf Grundgeschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und umami. Echt langweilig! Das, was wir als Geschmack ansehen und was uns Erdbeeren von Aalen unterscheiden lässt, findet an anderer Stelle statt, nämlich in der Nase. Wenn wir etwas essen oder trinken, dann erleben wir den Geschmack über die retronasale Wahrnehmung. Aromamoleküle aus der Speise oder dem Getränk lösen sich und gelangen über die Mundhöhle zur Nase, wo sie von Geruchsrezeptoren am Riechkolben wahrgenommen werden… wir schmecken, was wir zu uns nehmen. Aromamoleküle befinden sich in unserer Atemluft und ein Teil davon wird von den Rezeptoren angenommen und erkannt… den Rest inhalieren wir selbstverständlich, denn wir stellen das Atmen ja nicht ein. Was auch immer mit Geschmack wir essen oder trinken, führt dazu, dass wir entsprechende Aromamoleküle auch inhalieren, sie also in der Lunge landen. Ein Großteil davon wird auch wieder ausgeatmet, ein kleinerer Teil bleibt im „Schmodder“, der sich in den Bronchien befindet, hängen und wird mit dem Schleim entweder ausgeschieden oder er wird über die Körperzellen verstoffwechselt.

Und wenn wir dampfen, dann gelangen mit dem Aerosol Aromamoleküle auch an den Riechkolben… wir schmecken das Liquid… und wir in- und exhalieren auch Aromamoleküle… ein bisserl landet im Schleim, ein bisserl wird verstoffwechselt. Es geschieht tatsächlich dasselbe!

Die für das Dampfen genutzten (und erlaubten) Aromastoffe sind allesamt zugelassene Lebensmittelaromen. Welche Aromen zugelassen sind und welche Voraussetzungen dafür gelten, regelt die Verordnung (EG) Nr. 1334/2008. Aromen dürfen nur verwendet werden, wenn sie für Verbraucher keine Gefahr darstellen. Hat ein Aroma z.B. eine bedenkliche zelltoxische Wirkung oder steht in Verdacht, krebserregend zu sein oder andere Krankheiten auszulösen, so wird es entweder gar nicht erst zugelassen, oder es wird, wenn das Risikopotential erst nach Zulassung erkannt wird, nachträglich verboten. Zugelassene Aromen sind auf ihr Risiko hin also sehr gut überprüft und sie werden auch fortlaufend dahingehend überwacht.

Zu Punkt 2:

Jetzt müssen wir uns einmal vor Augen führen, von welchen Mengen wir überhaupt sprechen. Die Nase, also der Geruchssinn, ist ein überaus leistungsfähiger und empfindlicher Sinn. Schon wenige Moleküle reichen aus, um einen Geruch bzw. Geschmack wahrzunehmen und nur wenig mehr sind erforderlich, um den Geruch bzw. Geschmack zu erkennen. Hunde sind uns da zwar weit voraus, aber auch wir Menschen sind gar nicht schlecht im Riechen. Um einen Geruch (ich schreib jetzt nicht mehr jedes Mal „bzw. Geschmack“… meine aber beides) wahrzunehmen, muss die Konzentration, also die Menge der Aromamoleküle einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, den sog. Geruchsschwellenwert. Ist dieser Wert gerade einmal erreicht oder nur knapp überschritten, so riechen wir etwas, aber wir können nicht bestimmen, was wir riechen. Um den Geruch identifizieren zu können, muss der Schwellenwert deutlicher überschritten sein. Ist er aber zu sehr überschritten, dann tritt der Effekt ein, dass wir vom Grundsatz her den Geruch noch identifizieren können, er aber als unangenehm empfunden wird… und bei Mischgerüchen wird dann oft ein ausreichend konzentrierter Geruch sogar durch den übermächtigen Geruch überdeckt. Kurz gesagt: Es schmeckt beschissen.

Die Geruchsschwellen sind für verschiedene Stoffe unterschiedlich und bewegen sich im Bereich von 107 bis 1017 Molekülen pro Liter Luft. Ich schreib die Zahlen mal aus… also von 10.000.000 bis 100.000.000.000.000.000 Molekülen.

Bitte jetzt NICHT ERSCHRECKEN. Das sind unvorstellbare Zahlen… aber es ist unglaublich wenig. Einzelne (normale) Moleküle kann man nicht einmal sehen. Und der Liter Luft besteht ja auch noch aus anderen Stoffen… z.B. Sauerstoffmolekülen, Stickstoffmolekülen, Kohlendioxidmolekülen, etc. und enthält insgesamt im Schnitt 2,7 x 1022 Moleküle… ausgeschrieben: 27.000.000.000.000.000.000.000

Hier mal untereinander geschrieben:

27.000.000.000.000.000.000.000
100.000.000.000.000.000
10.000.000

Im Erbeerjoghurt (nehme ich jetzt nur als Beispiel) sind genau so viel Aromamoleküle drin, dass sich ausreichend davon beim Essen daraus lösen und die Geruchsschwelle überschreiten. Und im Erdbeerliquid (auch nur als Beispiel) sind genau so viele Aromamoleküle enthalten, damit im Aerosol ebenfalls die Geruchsschwelle überschritten wird.

Und auch wenn die Zahlen gigantisch aussehen… das ist ein Hauch von nüscht! Der kleine Löffel Erdbeerjoghurt besteht aus unvorstellbar mehr Molekülen, als ein Liter Luft… und der landet komplett im Magen. Jedes Glas Leitungswasser enthält gigantisch viele Moleküle… so viele Nullen passen in der Breite gar nicht auf den Monitor.

DAS, was wir als Aroma oder gar als Aromakonzentrat bezeichnen ist extrem dünne Suppe. Das, was in einem 10-ml-Fläschchen Aroma„konzentrat“ enthalten ist, besteht fast nur aus PG… mit ein paar Aromamolekülen. Das muss aber auch so sein, denn um das Aroma im Liquid zu dosieren, muss man es auch abmessen können. Aber ein Nanogramm können weder wir Selbstmischer daheim, noch der Liquidhersteller mit Maschine abmessen. Und ein viertel Nanogramm zu viel macht das Liquid vielleicht schon ungenießbar. Deshalb ist das wirklich pure Aroma unglaublich stark verdünnt… damit man dann, bei einem Konzentrat, mal so 0,2 Milliliter beigeben kann. Ganz wenig verdünntes Aroma wird in eine recht große Menge Basis gegeben. Davon wird durch das Zerstäuben ein ganz kleiner Anteil auf (bei DTL) vielleicht zwei bis drei Liter Aerosol aufgeblasen. Und das inhalieren wir dann. Da sind so wenig Aromamoleküle drin… das lässt sich nicht in Fußballplätzen oder Entfernung Erde-Mond mehr ausdrücken.

Wir nehmen also beim Dampfen nicht gigantische Mengen Aromamoleküle in die Lunge auf… sondern in etwa genau so viele, wie wir auch beim Essen von Erdbeerjoghurt in die Lunge aufnehmen. Nämlich einen Hauch von fast nüscht.

Und wenn es uns beim Essen nicht umbringt oder die Lunge explodieren lässt, dann ist das beim Dampfen ebenfalls nicht der Fall.

Zu Punkt 3:

Wir haben im Liquid also einen Hauch von fast nüscht an Aromamolekülen. Und nun wird das erhitzt. Aber es wird nicht alles erhitzt. Tatsächlich hoch erhitzt wird nur eine ganz dünne Schicht Liquid direkt auf dem Heizmedium. Ich verweise hier einmal auf AFAIK 18 – Atomizer und nicht Kochtopf. Eine winzig kleine Menge von Liquid mit einem Aromenanteil von einem Hauch von fast nüscht wird also hoch erhitzt, wo sich dann Reaktionen abspielen könnten. Es könnten also Schadstoffe entstehen… also abstrakte Schadstoffe, denn schädlich ist ein Schadstoff auch erst ab einer gewissen Menge. Das mag also tatsächlich geschehen… aber das ist so wenig, dass es nicht einmal mehr nachweisbar ist. In der normalen Atemluft (sogar im Gebirge) sind mehr Schadstoffe vorhanden, als beim Vernebeln von Liquid entsteht.

Hoch erhitzt wird also ein Hauch von einem Hauch von fast gar nüscht.

Wer wegen Aromen Panik verbreitet oder in Panik verfällt, der redet von Geisterwesen.

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