Eine dpa-Meldung rauscht heute durch den virtuellen Blätterwald. Wie üblich bei dpa-Meldungen findet man in zahlreichen Onlinemedien absolut identische Artikel.
Der Titel: Verband: Verbot von Einweg-E-Zigaretten „Feigenblatt“
Wer es lesen mag… hier ein rein zufällig ausgewähltes Medium (als Memento in der Waybackmachine):
Stern online- Verband: Verbot von Einweg-E-Zigaretten „Feigenblatt“
Der VdeH nennt die Bestrebungen, Disposables zu verbieten für ein „Feigenblatt“ und spricht sich gegen ein solches Verbot aus, weil man diese ja gar nicht durchsetzen könne…
„Wir sehen einerseits nicht, dass ein Verbot das stark nachgefragte Produkt vom Markt verschwinden lässt, weil es bei der Durchsetzung ein eklatantes Vollzugsdefizit gibt.“
Es mag schon sein, dass man bei einem Verbot nicht zu 100% dafür sorgen kann, dass diese Drecksdinger aus sämtlichen Verkaufsstellen verschwinden. Das ist bei allen verbotenen oder beschränkten Produkten so. Allerdings würde ein Verbot auch dafür sorgen, dass es vom Großhandel nicht mehr einfach so für den deutschen Markt importiert werden könnte. Und wenn die Quelle versiegt, dann guckt auch der Kiosk, der Späti oder die Tankstelle in die Röhre. Die Dinger werden nunmal nicht in Deutschland oder der EU produziert, sondern kommen aus dem fernen Osten. Da lässt sich ein Verbot schon recht gut an der Wurzel packen.
Weil dem VdeH dieses Argument nicht reicht, mal er gleich noch den Schwarzmarkt-Teufel an die Wand.
Außerdem würden die Produkte dann mehr über den Schwarzmarkt verkauft werden.
Na klar… bei allen Produkten, die verboten sind, entsteht ein Schwarzmarkt. Allerdings greift dieses Argument bei Disposables nicht wirklich und würde auch kein massives Problem darstellen. Disposables sind Gelegenheitsprodukte. Wenn Raucher oder Exraucher die Dinger am Kiosk bekommt, wo er morgens seine Zeitung holt oder sie beim Bezahlen der Tankrechnung im Display sieht, greift er zu. Hat er sich dran gewöhnt, dann holt er sie vielleicht regelmäßig dort. Verschwinden die Dinger dann aufgrund eines Verbotes, dann macht er sich aber nicht intensiv über Wochen und Monate auf die Suche, um einen Schwarzmarkthändler zu finden. Dann hat sich das für die Mehrzahl. Diejenigen, die jetzt aber wirklich vom Rauchen auf das Dampfen umsteigen wollen, laufen dann in ein Fachgeschäft, wo ihnen (wegen der einfachen Handhabung) womöglich ein modernes und nachhaltigeres Podsystem empfohlen wird (hoffentlich) und nicht die Adresse eines Dispo-Dealers (sicher).
Und das Jugendproblem besteht ebenfalls wegen der leichten Verfügbarkeit dieser Produkte… in Verbindung mit nachlässigem Jugendschutz an den meisten Verkaufsstellen außerhalb des Fachhandels. Der Schwarzmarkt findet nicht am Kiosk statt… wenn es die Dinger da nicht mehr geht, ist der Hype rasch vorbei. Und die Hersteller werden die Influencer auch nicht mehr mit dem Kram überschütten, wenn der Verkauf im Zielland ohnehin verboten ist. Damit stirbt dann auch das (illegale) Marketing.
Hier werden Randphänomene so aufgeblasen, dass sie den Eindruck vermitteln, ein Verbot würde praktisch nichts ändern.
Und die depperte Idee, mit einem ausgefeilten und verbreiteten Rücknahme- und Recyclingproblem würde alles besser (das ist ja die Idee des VdeH), kann man getrost vergessen. Man braucht nur einmal (ohne auf weggeworfenen Disposables zu achten) in die Parks, auf die Straßen und Grünanlagen in Deutschland schauen, um festzustellen, dass auch normale Abfälle nicht wirklich in den vorhandenen Mülleimern landen.
Es geht dem VdeH wohl eher darum, dem Fachhandel die Möglichkeit zu erhalten, auch weiterhin ein kleines Stück vom Kuchen abzubekommen, indem der Mist weiter mit enormen Gewinnen verkloppt werden kann.
Wenn ein Wirtschaftsverband sich so stark für ein in der Öffentlichkeit und in der Politik als sehr problematisch angesehenes Produkt einsetzt, dann steigt die Gefahr, dass Regulierungen kommen, die weit über Disposables hinausgehen… vielleicht nicht sofort… aber mittelfristig.
So sägt der Verband fleißig weiter am Ast, auf welchem er sitzt… und ruft: „Rettet die Disposables!“
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