Wie Kurbelursel in ihrem Artikel „Bitte sei nicht der Handlanger für eZigaretten-Bashing“ schon ausgeführt hat, gilt es, sich nicht an der „Massenvervielfältigung“ negativer Artikel zu beteiligen, sondern auch eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Allerdings ist es auch ein starker Drang, sich gemeinsam(!) mit Gleichgesinnten über gerade solche miesen Artikel aufzuregen.
Und da bin ich beim Thron.
Otto ist Fan der weltweiten Königshäuser. Er liebt Glanz und Glamour der Monarchie und kennt sich sehr gut aus. Er hat sogar Kontakte zum Königshaus von Klatschanien, wo Prinzessin Trixie und König Adalbert zwar nicht herrschen, zumindest aber repräsentieren. Die Schwester seiner Frau ist nämlich die Busenfreundin der unlängst verstorbenen Gattin von König Adalbert und lebt auch heute noch im Palast von Klatschanien. Und der Haushofmeister ist ein ehemaliger Klassenkamerad von Otto. Otto weiß also bescheid… und das aus verlässlichen Quellen. Um so verärgerter ist er, wenn mal wieder eines der Glamour-Blätter unhaltbare Lügen über König Adalbert oder Prinzessin Trixie verbreitet. Ganz besonders gefressen hat er „Das kotzgrüne Schmierblatt“. Unglaublich, was da die Wahrheit verdreht wird. Und weil das Blatt so viel gelesen wird, hat er immer wieder Mühe, Leuten, die das für die Wahrheit halten, über die Wirklichkeit zu informieren. Seine Freizeit verbringt Otto gerne mit anderen Monarchie- und Klatschanien-Fans, wo er sich gemeinsam mit diesen über die neuesten Lügenmeldungen aufregen kann.
Gerade gestern stand im kotzgrünen Schmierblatt wieder eine hanebüchene Story über das Liebesleben von König Adalbert. Und das, wo erst unlängst das Gegenteil veröffentlicht und bewiesen wurde. Na so ein Ärger! Das müssen seine Mitstreiter unbedingt sehen, was in diesem Blatt wieder geschrieben steht. So läuft Otto, nachdem er das Blatt durchgelesen hat, erneut zum Kiosk und kauft 25 Exemplare der Ausgabe, um diese – unter Lamentieren – an seine Freunde zu verteilen. Diese Freunde ärgern sich nicht weniger und kennen da noch ein paar Gesinnungsgenossen, die nicht direkt zum Freundeskreis von Otto gehören. Also rennen die meisten selbst auch noch einmal zum Kiosk und kaufen jeweils einen Stapel „Das kotzgrüne Schmierblatt“, um es – ebenfalls kommentierend – an eben diese Bekannten zu verteilen. Manch einer der Königshaus-Fans und -Kenner sieht sich sogar veranlasst, eine Annonce in der örtlichen Stadteilzeitung zu kaufen und dort seinen Ärger niederzuschreiben. Die wird auch gelesen und es wird anerkennend genickt… allerdings sind die Leser fast ausnahmslos Mitglieder der Königshaus-Fangemeinde. Die meisten jedoch verwenden die Stadtteilzeitung zum Anzünden des Ofens oder zum Ausstopfen regennasser Schuhe, ohne darin gelesen zu haben.
Und nun betritt Tante Trude die Bühne. Früher, als junges Mädchen, träumte Tante Trude immer davon, dass einmal ein Prinz auf einem weißen Ross vor ihrer Tür auftaucht, sie in sein Königreich entführt und zur Gemahlin nimmt. Nun, heute erfreut sie sich dann doch eher an Geschichten über die Königshäuser. Sie kommt am Kiosk vorbei und denk sich, sie könnte sich ja mal eine Zeitschrift zu eben diesem Thema leisten. Es gibt aber etliche und sie möchte nicht das falsche kaufen. Deshalb fragt sie den Kiosk-Betreiber, welches der Blätter er ihr denn empfehlen könne. Der Kisok-Betreiber antwortet: „Nehmen sie auf jeden Fall das kotzgrüne Schmierblatt! Das ist sehr beliebt, hat eine riesige Auflage und wird sehr viel gekauft.“ Er erwähnt nicht, dass da beinahe nur Lügengeschichten drin stehen, denn er will es sich nicht mit dem Verlag verderben und außerdem hat er eh keine Ahnung von dem Thema. Er verkauft die Blätter ja nur.
So kommt es, dass das kotzgrüne Schmierblatt zu den auflagenstärksten Magazinen gehört, der Verlag ordentlich verdient und den Lügengeschichten-Erfindern gute Gehälter zahlen kann. Und es versteht sich von selbst, dass er seine Schreiber dazu anhält, fortwährend neue, aus der Luft gegriffene aber sensationelle Geschichten zu erfinden.
Was Otto und seine Freunde nicht bedenken… durch den Kauf und das Verteilen des Magazins sorgen sie mit für den Erfolg des Blattes und auch noch dafür, dass sich ihre Lügengeschichten noch besser und weiter verbreiten… vor allem auch außerhalb ihrer Königshaus-Fan-Community.
Und nun übertragen wir das einmal in die „echte“… in die vernetzte Welt der Dampferei.
Artikel, in denen Bashing gegen das Dampfen betrieben wird, tauchen bald täglich auf. Und jeder, der sie liest, regt sich mehr oder weniger darüber auf. Um diese Wut ein wenig zu teilen, besteht der Drang, diese Artikel auch anderen mitzuteilen und (wenn man die Kraft noch aufbringt) ein paar Worte des Ärgers hinzuzufügen. So werden diese Artikel in den sozialen Netzwerken und Foren in kürzester Zeit geteilt und getreut. Egal, ob nun noch ein Kommentar dabei steht, wer diesen geteilten Post sieht, der ist versucht, auf den Link zu klicken und sich den bösen Artikel durchzulesen. Das ist absolut verständlich. Auch mir geht es nicht anders. Man ist ja neugierig, was denn da tatsächlich geschrieben wurde. Und genau hier liegt das Problem. Durch das Teilen entstehen Direktlinks auf den Ursprungsartikel im „Schmierblatt“. Und jeder Klick wird vom Urheber registriert. Durch Werbe-Plugins auf deren Seite verdienen sie eventuell auch noch daran, dass ihre Seite aufgerufen wird. Und diese Magazine steigen dann auch noch in den Suchergebnis-Listen immer weiter auf.
Manche mögen jetzt „laut ausrufen“, dass die letzte Behauptung nicht stimme. Suchmaschinen würden das Ranking aufgrund häufig verwendeter Suchbegriffe festlegen. Nun, das mag einmal gestimmt haben… zu Zeiten, als man noch einen Discman mit sich herum getragen hat, um beim Joggen Musik hören zu können. Heute haben wir MP3-Sticks oder Smartphones… und heute ist die Gewichtung in den Suchmaschinen aufgrund von Schlüsselwörtern nur noch ein (kleiner) Teil, der zum Ranking beiträgt. Sehr gewichtig ist zum Beispiel auch das PageRanking, das sich daraus ergibt, auf wie vielen Seiten die betroffene Zielseite direkt verlinkt wird. Und genau diese Direktlinks erzeugen wir mit unserem Verhalten. Aber auch die Zahl der Zugriffe der Seiten halten großen Einzug in das Ranking der Seiten in Suchmaschinen. Die werden nämlich auch erfasst und ausgewertet. Somit steigt die Popularität der Seiten auch alleine schon dadurch, dass wir sie anklicken… mal abgesehen davon, dass wir den Machern unter Umständen auch noch Geld in die Kassen spülen.
Was könnte Otto denn nun machen, um das kotzgrüne Schmierblatt nicht noch zu fördern und gleichzeitig trotzdem sein Mitteilungsbedürfnis zu befriedigen. Nun, er könnte seinen Freunden einfach vom Inhalt erzählen und darauf hinweisen, dass der böse Lügenartikel halt im kotzgrünen Schmierblatt veröffentlicht wurde. Das mag reichen, aber bei vielen wird die Neugier obsiegen und sie besorgen sich das Magazin dann halt selbst am Kiosk.
Das ist der Weg, den wir vor kurzem im DAMPFERmagazin beschritten haben und den ich auch konsequent hier in der Dampfdruck-Presse beschreiten werde, als wir uns darauf festlegten, Dampf-Bashing-Artikel nicht mehr direkt zu verlinken, sondern über let-me-duc-duck-go-that-for-you-Links zu realisieren. Damit waren die Direktlinks schon einmal getilgt. Allerdings – und dafür habe ich echtes Verständnis – haben sicherlich trotzdem viele den eigentlichen Artikel doch aufgerufen, um ihn zu lesen und sich selbst ein Bild davon zu machen.
Ein noch besserer Weg für Otto wäre es, das eine von ihm gekaufte Exemplar in einem Schaukasten an seinem Haus auszuhängen, so dass man den Artikel lesen kann. Wenn er dann seinen Bekannten von dem Artikel erzählt und seinen Unmut kundtut, kann er sagen: „Ihr braucht euch das Drecksblatt nicht zu kaufen, der Artikel hängt im Schaukasten an meinem Haus aus.“ Der Kisok-Betreiber guckt dann zwar ein wenig in die Röhre und verkauft plötzlich nicht mehr Exemplare vom kotzgrünen Schmierblatt, als von der Gala… aber das soll nicht Ottos Sorge sein.
Und genau den Weg werde ich künftig hier in der Dampfdruck-Presse und auch im DAMPFERmagazin gehen. Unser Schaukasten ist ein Web-Archiv, in dem man sich den Artikel wie auf der Originalseite anschauen kann. Aber es taucht kein Direktlink mehr auf und wenn ein Leser den archivierten Artikel aufruft, erzeugt er auch keinen Klick bei dem Medium, das mal wieder Propaganda gegen uns macht. Der lmddgtfy-Link wird als „Service“ auch noch erscheinen, sollte aber nicht benutzt werden, um die Seite direkt aufzurufen.
Nun gibt es eigentlich nur noch eine „Gefahr“, nämlich der unbändige Drang, den Übeltätern seine Wut direkt ins Gesicht zu brüllen. Dafür wird dann gerne die Kommentarfunktion des eigentlichen Mediums genutzt – nicht selten ist dafür sogar eine Registrierung bei dem Schundblatt erforderlich. Dazu kann ich nur folgendes anmerken: Lasst es einfach! Man kann seinen Kommentar auchauch hier, auf unserem Portal oder im entsprechenden Thread eines sozialen Netzwerks oder Forums loswerden. Unsere Kommentare werden ohnehin nur von uns selbst wirklich gelesen und zur Kenntnis genommen. Die eigentlichen Adressaten – die Macher dieser miesen Blätter – lesen das nicht wirklich oder es geht ihnen zumindest am Allerwertesten vorbei, was wir schreiben. Dann lieber die von Kurbelursel geforderte Gegenöffentlichkeit schaffen, indem man selbst ein paar Zeilen mehr schreibt, in denen die Lügen aufgedeckt werden und die Fakten verbreitet… und das sollte dann ruhig geteilt und gestreut werden, was das Zeug hält, damit auch Unbedarfte in den Suchmaschinen darüber stolpern.
Die Verfahrensweise mit dem Link auf archivierte Seiten möchte ich an dieser Stelle allen ans Herz legen. Wenn der Drang vorhanden ist, nach dem Stolpern über solch einen Artikel, diesen mit anderen zu „teilen“, dann bitte per Link auf ein Archiv. |
Man benötigt dazu z.B. https://archive.org/. Bevor man nun zur Tat schreitet und ein Archiv erzeugt, sollte man zuerst nachschauen, ob es nicht vielleicht sogar schon existiert. Dann braucht man das nicht zu machen, sondern verwendet das vorhandene Archiv und das spart Platz auf dem Server (der ist niemals unendlich und wird ja „für nass“ geboten… sollten wir nicht verschwenden und zumüllen). Dazu gibt man den Link des „bösen“ Artikels in der Suche ein und schaut, ob ein Archiv-Link ausgeworfen wird. Den kann man dann beruhigt bei FB, G+, D+ in Foren, auf Twitter oder sonstewo teilen.
Ist die Suche ergebnislos, so erzeugt man selbst ein Archiv und nutzt dann diesen Link.
Stolpert man im Netz über einen Archiv-Link, ist es noch einfacher, denn dann hat man ihn schon und kann ihn auch einfach weiter teilen.
Hier eine kleine Anleitung zum Archivieren: ..:: ANLEITUNG ::..
Wer das mit dem Archivieren nicht machen möchte und mal einen Link hat, der noch nicht archiviert ist, kann zur Not auch CoralCDN verwenden. Das ist ein Service, der vorhandene Web-Caches in einem dezentralen Netzwerk nutzt, um Inhalte von Webseiten darzustellen. Das funktioniert… aber leider nicht immer oder zumindest nicht immer reibungslos (manchmal muss man den Link mehrfach neu aufrufen, bis man ein Ergebnis erhält). Dafür ist es sehr einfach einzusetzen. Man hängt an den Hostnamen im Link einfach
.nyud.net
an… das war‘s auch schon.
Das sähe dann bei einem Archiv-Link für eine fiktive Seite
http://www.dasdrecksblatt.de/schlammschlacht.html
so aus:
http://www.dasdrecksblatt.de.nyud.net/schlammschlacht.html
Bei https-Seiten und auch bei Seiten, die durch BotTrap geschützt sind, funktioniert das leider nicht. Besser ist es, doch ein Archiv anzulegen.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel und zu verwirrend, aber ich meine, wir sollten unseren Gegnern nicht noch in die Karten spielen, wenn es sich mit so wenig Aufwand vermeiden lässt.
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