Ein Licht am Ende des Tunnels

Seit längerer Zeit beklage ich mich nun schon, dass die deutschsprachigen Dampfer-Medien nahezu verschwunden sind. Vor beinahe anderthalb Jahren hatte ich mal aufgelistet, was es so an Medien (geschriebene, keine Video-Kanäle) mal gab und was zu dem Zeitpunkt übriggeblieben war 1.

Die Liste ist in der Zeit von der Artikel-Veröffentlichung bis heute noch kürzer geworden 2 3 4: DampfFreiheit, Vapers Insight, Dampfdruck-Presse. Punkt, Ende, aus! Drei!

Das Dampfer-Magazin hatte zwischendrin mal ein paar Zuckungen gezeigt 5. Aber das waren wohl nur Blähungen, verursacht durch Fäulnis-Gase im Kadaver. Das Magazin existiert faktisch nicht mehr.

Es schwingt immer etwas Wehmut mit, wenn mein Blick das Poster in meinem Arbeitszimmer streift… das Poster aus der – meiner Meinung nach – besten Ausgabe des DAMPFERmagazins mit dem Schwerpunkt Steampunk.

Das war damals echt ein richtiges Magazin, wie man es auch an jedem gut sortierten Kiosk hätte finden können. Gut recherchierte Artikel, ein starkes Redaktions-Team und ein sehr professionelles Auftreten. Na ja… genug geschwelgt… und mal eine positive Sache:

Recht unauffällig und von der Szene-Öffentlichkeit relativ unbemerkt, ist ein Licht am Ende des Tunnels aufgetaucht:

Steamshots

Und der Name verrät schon,wer für das Blog verantwortlich ist… nämlich Thomas, der Macher des YouTube-Kanals Steamshots TV.

Nun gebe ich offen zu, dass ich die Videos des Kanals so gut wie nie anschaue. Das hat aber weder etwas damit zu tun, ob ich Thomas nun leiden kann, oder nicht, noch damit, dass mich die Inhalte nicht interessieren würden. Die Nichtbeachtung ist eher dem Umstand geschuldet, dass ich schlicht kein Videokanal-Schauer bin. Ich bevorzuge das geschriebene Wort. Ich schaue nicht nur keine Videos von dem Thomas ihm sein Kanal, sondern auch keine Videos von anderen Kanälen. Ist einfach nicht mein Medium.

Die einzigen Kanäle, in die ich mal reinschaue sind SemperVideo und Doguniversity. Aber auch eher selten.

Um so mehr habe ich mich gefreut, als ich eher zufällig auf die Webseite mit geschriebenen Texten stieß, die unauffällig bereits im August ans Netz ging. Endlich wieder ein Medium mit interessanten Artikeln.

Und das feiere ich jetzt mit diesem Artikel hier! Vielleicht kommen ja doch irgendwann wieder mehr Medien dazu… aber auch wenn es „nur“ bei Steamshots bleibt, zeigt es mir, dass die Szene doch noch nicht ganz tot ist.

Thomas hat eine ansprechende, moderne Seite entwickelt und bietet ein breites Spektrum an Themen. Ein wenig „versteckt“ bzw. nicht offensichtlich, wie bei tausenden anderen Webseiten auch, ist der RSS-Feed, mit dem man immer auf dem Laufenden bleibt, was neue Artikel anbelangt: Steamshots RSS Feed.

Weil mich die Hintergründe zu dem Magazin interessierten, habe ich Thomas um ein kurzes Interview gebeten… und er hatte Zeit für mich:

PepeCyB: Hallo Thomas, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses kleine Interview nimmst. Ich war vor einigen Wochen sehr positiv überrascht, als ich Deine Webseite entdeckte. Endlich wieder ein Medium mit geschriebenen Inhalten, also ein Magazin oder klassisches Blog. Nun kennt man Dich ja schon seit langer Zeit von Deinem YouTube-Kanal Steamshots TV. Wie bist Du auf die Idee gekommen, jetzt auch zu schreiben? Gab es einen konkreten Anlass oder Impuls die Seite zu starten?

Thomas: Steamshots.de lag lange Zeit brach, und ich wollte die Seite unbedingt wiederbeleben. Eine eigene Plattform ist der einzige Ort, an dem man sich selbstbestimmt äußern kann – ohne Zensur oder Einschränkungen, wie sie bei fremdbestimmten Systemen oft vorkommen. Zudem habe ich mittlerweile lange Arbeitstage, und mit einer großen Familie ist es oft schwierig, die Zeit und Ruhe für die Produktion eines Videos zu finden. Umso mehr genieße ich es, abends auf der Couch mit meinem MacBook Artikel zu schreiben.

Der schriftliche Blog erlaubt mir auch, Themen aufzugreifen, die als Video vielleicht nicht so gut ankommen würden, und das erfüllt mich gerade sehr. Außerdem möchte ich die Lücke schließen, die entstanden ist, weil viele Formate aufgehört haben. Irgendwie kann ich nicht aufhören – das Thema Dampfen ist mir einfach zu wichtig.

PepeCyB: Wirst Du Deinen Video-Kanal denn auch so weiter betreiben, wie bisher? Also mit ungefähr gleicher Frequenz bei den Veröffentlichungen?

Thomas: Ja, ich mache weiter wie bisher, obwohl die letzten Monate ohnehin nur sporadisch etwas kam. Videos zu produzieren ist leider sehr aufwändig – es braucht Zeit und Ruhe, beides ist im Alltag mit Familie und Job schwer zu finden.

Aber steamshots.de und mein Laptop geben mir die Möglichkeit, wieder aktiver zu sein. Ich kann mein Bedürfnis, mich zu äußern, befriedigen, selbst wenn ich kein Video schaffe. Der Blog ergänzt das Ganze wunderbar und bietet eine andere Art der Auseinandersetzung mit den Themen.

PepeCyB: Wird Deine Seite denn gut angenommen? Hast Du einen groben Überblick über die Zugriffszahlen?

Thomas: Dazu kann ich aktuell noch nicht viel sagen – frag mich in einem halben Jahr nochmal. Die organischen Besucherzahlen sind noch im Aufbau, aber durch Plattformen wie Facebook, Instagram und X bekommen die Leute, die mir dort folgen, mit, wenn ein neuer Beitrag online geht. Das schafft schon einiges an Traffic. Die Analytics-Zahlen sind momentan noch nicht wirklich aussagekräftig, aber ich bin zuversichtlich, dass das noch kommt.

PepeCyB: Gibt es Themen rund ums Dampfen, die Du eher nicht anfassen möchtest?

Thomas: Nein, eigentlich nicht. Ich versuche, neutral an jedes Thema heranzugehen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass es mir mittlerweile nicht mehr nur um das Dampfen alleine geht. Das Thema Harm Reduction ist viel größer und hat in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle für mich eingenommen.

PepeCyB: Die Dampfer-Szene schrumpft ja immer mehr zusammen. Und was davon übrig geblieben ist, unterscheidet sich schon sehr davon, wie es noch vor sieben, acht Jahren war. Wie schätzt Du die Zukunft unserer „Blase“ ein?

Thomas: Die Szene wird kleiner und spezialisierter. Die „DIY-Kultur“ könnte wieder an Bedeutung gewinnen, während der Mainstream eher zu Pods und Einweggeräten tendiert. Es bleibt spannend, wie sich das weiterentwickelt.

PepeCyB: Und wo wir jetzt schon bei Prognosen sind: Was macht Dir Sorgen in Hinsicht auf die Zukunft des Dampfens im Allgemeinen? Erwartest Du womöglich ein Comeback der „alten Kultur“ mit mehr do-it-yourself, quasi ein Back to the Roots, oder eher eine Entwicklung hin zum schnellen Konsum als Nebensache?

Thomas: Die Regulierungen werden strenger, was vor allem neue Nutzer abschreckt. Ich befürchte, dass das Dampfen zunehmend in eine Nische gedrängt wird. Dennoch sehe ich Potenzial für einen „Back to the Roots“-Trend, bei dem DIY und Individualität wieder eine größere Rolle spielen könnten.

PepeCyB: Du warst ja ursprünglich an der Gründung des BVRA beteiligt und Vorstandsmitglied. Welche Lehren hast Du aus dieser Zeit bis zu Deinem „Abgang“ daraus gezogen? Siehst Du die ursprüngliche Idee dieses Konsumentenverbands als inzwischen verwirklicht an?

Thomas: Die Idee des Konsumentenverbands war und ist wichtig, auch wenn sie nicht in vollem Umfang verwirklicht wurde. Ich bin heute noch normales Mitglied. Damals habe ich jedoch gelernt, dass ich besser alleine arbeite. Ich bin ein Macher, und dieses politisch Berücksichtigen und diplomatische Abwägen lag mir damals überhaupt nicht.

Nach meiner Kritik an den Corona-Maßnahmen wurde mir damals nahegelegt, zurückzutreten – das finde ich bis heute schwierig. Außerdem wollte ich damals Kontakt zu demokratischen, alternativen Parteien aufnehmen, was ebenfalls ein schwieriges Thema im Hinblick auf das Image des Verbands war. Mit solchem Verhalten gehe ich bis heute nicht konform.

Trotzdem wünsche ich dem Verband alles Gute bei allem, was er tut. Mein Weg ist jedoch ein anderer.

PepeCyB: Was sind Deine Pläne in Bezug auf Deine Webseite? Ich hoffe sehr, dass Du nicht so schnell aufgeben wirst, falls es mal nicht so läuft.

Thomas: Die Seite soll langfristig bestehen und wachsen. Mein Ziel ist es, eine Mischung aus aktuellen Themen, hilfreichen Tipps und persönlichen Einblicken oder Reviews zu bieten. Ich möchte nicht so schnell aufgeben, auch wenn es mal ruhiger werden sollte.

Wie schon gesagt, es gibt ja nicht mehr viel zum Thema im deutschsprachigen Raum, und ich möchte nicht, dass das Thema ausstirbt. Die Webseite ist für mich ein wichtiger Beitrag, um die Lücke zu füllen und das Interesse am Dampfen und an Harm Reduction aufrechtzuerhalten.

PepeCyB: Nun natürlich noch die obligatorischen Fragen zu Deiner „Dampfer-Laufbahn“: Wann und wie bist Du zum Dampfen gekommen?

Thomas: 2014 bin ich zum Dampfen gekommen. Damals war ich oft auf Fotostammtischen unterwegs und hatte dort einen Kumpel, der gerade mit dem Dampfen angefangen hatte. Von ihm habe ich dann mein erstes Set abgekauft – und so fing alles an. Nach nur drei Tagen war ich komplett weg von der Zigarette. Ab da war ich fast täglich Gast im Alpha Steam bei mir um die Ecke, und dort entwickelte sich schnell meine Leidenschaft für das Thema. Diese Begeisterung hat mich bis heute nicht losgelassen.

PepeCyB: Verwendest Du noch Selbstwickler oder lieber Fertigverdampfer oder Pod-Systeme?

Thomas: Da ich permanent Geräte teste, verwende ich überwiegend Pod-Systeme. Selbstwickler nutze ich aber auch immer wieder gerne und mache mir diese regelmäßig fertig. Meistens habe ich 2 bis 4 aktuelle Geräte – meistens Pod-Systeme – gleichzeitig bei mir.

PepeCyB: Mischst Du selbst? Damit meine ich jetzt nicht das Auffüllen von großen Aromenflaschen, sondern das Selbstmischen aus den Grundzutaten.

Thomas: Nein, das mache ich nicht – bisher hatte ich dazu keinen Bedarf. Ich habe noch massig Flüssigkeiten aus den guten alten Zeiten und bekomme auch heute noch ab und an Liquids zum Testen. Das reicht vollkommen aus.

PepeCyB: Was ist Deine derzeit beliebteste Gerätekombi und Dein derzeitiges Allday-Liquid?

Thomas: Wie schon erwähnt, teste ich ständig neue Geräte. Es gibt viele gute Geräte, aber kein Main-Gerät bei mir. Bei den Liquids hänge ich aktuell an den OWL Salt Longfills. Da kommen ständig neue Sorten, und irgendwie ist davon immer etwas in meinem Tank.

PepeCyB: Was sind Deine persönlichen Wünsche bezüglich der Entwicklung des Dampfens im neuen Jahr?

Thomas: Ich hoffe, dass das Dampfen als weniger schädliche Alternative zum Rauchen mehr Anerkennung findet. Wünschenswert wäre auch eine Rückkehr zu mehr Vielfalt und Kreativität in der Szene. Außerdem wünsche ich mir neue politische Ansprechpartner – solche, die endlich zuhören und bereit sind, das Thema Harm Reduction zu verstehen. Es sollte nicht nur um Steuern, Geld oder den Einfluss der Tabak- und Pharmalobby gehen, sondern um echte Aufklärung und das Wohl der Menschen.

PepeCyB: Dann bedanke ich mich nochmal bei Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Gibt es noch etwas, das Du loswerden möchtest?

Thomas: Ich möchte betonen, wie wichtig es ist, dass wir als Dampfer-Community zusammenhalten. Egal ob Pod-User oder DIY-Enthusiast – am Ende geht es darum, Menschen eine bessere Alternative zum Rauchen zu bieten.

Was Thomas gesagt hat, lässt mich ein klein wenig Hoffnung schöpfen, dass die Dampfer-Szene doch noch nicht völlig versandet ist. Schön, dass es nun eine weitere deutschprachige Webseite gibt, die sich mit unserer Passion befasst, Informationen teilt und Tipps, sowie Reviews bietet.

Ich würde mir wünschen, dass in der nächsten Zeit vielleicht ja noch ein oder zwei solche Medien hinzukommen.


  1. Ich habe sie kommen gesehen… ↩︎
  2. Ein Schatten ihrer selbst ↩︎
  3. Und weiter bröckelt es bei den Dampfer-Medien ↩︎
  4. Zack… und weg ↩︎
  5. Wiedergänger oder Wiederbelebung? ↩︎

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