Ein Märchen vom „schwarzen Schaf“

Was „durfte“ ich heute im freien Web*) lesen?

„schwarze Schafe“ sensibilisieren die Politik strengere Maßnahmen zu ergreifen. Woher kommt denn zum Beispiel die 10ml / 20mg pro ml Grenze? Weil solche Sachen wie „welcher Shop verschickt 72mg/ml in Kanistern?“ mitbekommen haben. Die Damen und Herren der Politik lesen auch Posts mit.
Quelle: http://www.dampfertreff.de/t158759f209-Dampfinspektor-de-Aktion-Dampfer-unterstuetzt-eure-lokalen-Haendler-2.html#msg3091494

Damit sich diese Märchen nicht in den Köpfen festsetzt, mal eine Mitteilung:

NEIN, die 10-ml-20-mg-Regelung ist KEINE Erfindung der deutschen Gesetzgebung! Sie resultiert aus der Richtlinie 2014/40/EU (TPD2). Und die „Macher“ dieser Richtlinie sind auch nicht auf den Trichter gekommen, weil sie in Foren und SN von „schwarzen Schafe“ Diskussionen über hochkonzentrierte Basen mitgelesen haben, denn zu der Zeit, als die Grenzwerte auf EU-Ebene festgelegt wurden, waren Kanister mit Hochprozentigem gar kein Thema im Netz. Klar gab es solche Angebote (meist außerhalb der EU und sehr selten), aber in so ziemlich ALLEN Foren und auch in vielen SN-Bereichen war schon die bloße Erwähnung von Basen mit mehr als 32/34/36/38 mg/ml (je nach Plattform) verboten und wurde sanktioniert (und die Posts wurden gelöscht), weil alles, was höher dosiert war, als in Europa handelsübliche Liquids, aus Gründen des „Gesundheitsschutzes“ nicht diskutiert werden sollte.

Das war auch die Zeit, wo sich kaum jemand an solches Zeug herangetraut hat und schon bei 32er Basen ein Vollkörper-Schutzanzug mit 3 mm dicken Gummihandschuhen empfohlen wurde, weil noch der Irrglaube vorherrschte, ein paar Tropfen auf der Haut würden einen in wenigen Minuten umbringen (heute wissen wir, dass Nikotin bei weitem nicht so giftig und brisant ist… aber das hat mit diesem Thema nichts zu tun).

NEIN, die 10-ml-20-mg-Regelung ist NICHT zustandegekommen, weil überall über 72er oder gar 100er Basen in Großgebinden diskutiert wurde, sondern resultierte allein durch die falsche Einschätzung der Toxität von Nikotin. Aufgrund der fehlerhaften Werte wurde kalkuliert, dass das Trinken von 10 ml 20er Liquid oder Base gerade mal noch so zu überleben ist. Da wäre es egal gewesen, ob irgenwo über 10-Liter-Kanister 72er diskutiert wurde.

NEIN, die „schwarzen Schafe“ (wer auch immer die sein sollen und was auch immer sie dazu macht) haben NICHTS mit der 10-ml-20-mg-Regelung zu tun.


*) Genau DAS Internet,dass wirklich jeder auf der ganzen Welt ohne irgendwelche „Anmeldung“ lesen kann und das auch fleißig von Suchmaschinen und Bots gecrawlt wird. Bei mir flog der Text über den Feedreader ein.

Archiv: https://archive.is/LrwmB

2 thoughts on “Ein Märchen vom „schwarzen Schaf“

  1. Hallo PepeCyB,

    leider setzt du „die Damen und Herren der Politik“ automatisch mit Deutschland und seinen Politikern gleich. Ich wurde bei Gesprächen seit Anfang 2014 auf das Thema angesprochen. Auch von deutscher Seite, aber auch auf europäischer Ebene, sowie in UK und DK. Auch war das Thema „Großgebinde“ mit hohem Nikotingehalt schon Nov 2013 bei einer Konferenz in London ein Thema. Also deutlich „prä“-TPD2. Dort wurde von einem Vertreter der EU, dieses Thema mit Forenbeiträgen (engl. Foren) belegt. Mit dem Hinweis, dass es auf anderen Foren genauso zur Sprache kam. Und dem Vermerk, dass einige Mitgliedsländer auf eine Beschränkung drängen (es waren ja unter anderem auch mal Grenzwerte von 3/4/etc mg/ml im Gespräch).
    Wir brauchen nicht darüber reden, dass dies auf einer eklatanten Fehleinschätzung der Toxizität beruht (dies ist ja durch bekannte Grössen, wie z.B. Prof Bernd Mayer deutlich belegt worden). Verbreitet aber von den entsprechenden (in-)offiziellen Stellen, gerade aus D. Teils wie ein Mantra. Und dadurch gerne auch auf EU-Ebene aufgegriffen.
    Und wenn man so „schräg“ rechnet (weil man etwas regulieren will, oder einen persönlichen Kreuzzug führt, oder ein anderes Ziel verfolgt), ist auch schon der „normale“ Nikotingehalt jenseits von Gut und Böse. Da nützt dann auch die Selbstbeschränkung der Foren nichts.

    Ich kann mich auch an einen Fall erinnern, als von einem Unternehmen High-Nik-Basen per Kanister verschickt wurden, und dies dann untersagt wurde. Dies wurde mit den Nikotinstärken auch in den Foren besprochen, auch mit offiziellem Statement dieser Firma. Und so ist es damals auch bei den Stellen angekommen, und war keiner Diskussion zuträglich (BfR, BfArM, DKFZ und sonstige). Zeitmässig war dies vor der Umsetzung der EU Direktive in deutsche Gesetze.

    Und auch eigentlich harmlose, legale Meinungsäusserungen können ein Problem machen. “ TPD interessiert mich nicht, ich bestelle in China/UK/Timbuktu. Hauptsache schnell und billig.“ (sinngemäss zitiert) Können problematisch werden. Wenn es die falschen Leute, mit der falschen Agenda, lesen. Leider.
    Die schwarzen Schafe in meinem Posting sind daher allgemein gemeint. Nicht speziell auf Nikotin. Das war in meinem Posting etwas unklar. Leider registrieren die Ämter Verstösse sehr genau, auch wenn sie teilweise nicht dagegen vorgehen. Und wenn sich da mal wieder jemand profilieren muss, kann diese Statistik dann sehr wohl „nachteilig“ ausgewertet werden (wie die Berechnung der Toxizität).Und das liefert dann die Argumente für eventuelle Verschärfungen der Gesetze. Egal auf EU oder deutscher Ebene. z.B.: bei Verstössen gegen geltende Gesetze im Online-Handel (sei es Jugendschutz, Stillhaltefrist, Cross-Border-Selling,…) könnte darausresultierend der Online-Handel eingeschränkt werden. Siehe AT, PL und paar andere. Und hier sehe ich eine potentielle Gefahr: lt Harmonisierungsklausel kann etwas ohne grosse Diskussion geändert werden, wenn 3 (!) Mitgliedsstaaten dies so durchführen. Da kann es mit paar Argumenten (Gesetzesverstösse, keine Kontrolle möglich, Jugendschutz,…) schnell zu einem Verbot des Onlinehandels kommen. Komplett auf EU-Ebene oder „lokal“ in D. Vielleicht ist mit meiner Erklärung besser verständlich geworden, warum ich schwarze Schafe als Gefahr sehe. Sie mögen für den Einzelnen praktisch sein, aber können schnell zum Problem für die ganze Gemeinschaft werden. Gerade bei relativ frischen Regulierungen, bei denen ein deutlicher Wille zum „Gold-Plating“ erkennbar ist.

    Und es ist ja an vielen Fronten ein „Gold-Plating“ Wille erkennbar. Onlineverbot in diversen Staaten. Drohendes oder kommendes Verbot von nicht-tabak Liquids, wir werden noch viele Kämpfe ausfechten müssen in den nächsten Jahren.

    LG, Tom

  2. Es kommt mir vor, als würde hier argumentiert wie mit dem Mädchen, das von seiner Mutter ermahnt wird, sich bloß nicht zu sexy für die Party anzuziehen, da es ansonsten zumindest eine Mitschuld an einer möglichen Vergewaltigung trägt. Also lieber körperliche Verhüllung, um die männlichen Triebe erst gar nicht in Versuchung zu bringen.

    Dieses Grundprinzip eines vorbeugenden Wohlgefallens ist eine schlimme Krankheit, an der unsere Freiheit leidet, sie zerstört die persönliche Entfaltung und letzten Endes unsere Demokratie. Es wird auch allgemein als Duckmäusertum bezeichnet.

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