Dieser Artikel erschien ursprünglich im DAMPFERmagazin-Online-Portal.
Die Regulierungsempfehlung des DKFZ
Viele machen jetzt plötzlich „große Augen wie beim Ka…., na halt große Augen eben“… all denjenigen wünsche ich einen guten Morgen! Schön, dass Ihr endlich auch wach geworden seid. Um die Uhrzeit müsste ich aber wohl eher „Mahlzeit!“ sagen. Und lasst das Heulen und Zähneknirschen, wird schon alles nicht so schlimm werden. Na los, redet Euch das ruhig jetzt auch weiter ein… hat doch zumindest bis gestern noch so fein beruhigt.
So, nun packe ich aber den Sarkasmus wieder in die Schublade (wobei ich nicht versprechen kann, dass ich ihn zwischendurch nicht wieder heraus hole) und berichte erst einmal.
Das DKFZ hat eine Regulierungsempfehlung zu „Elektronischen Inhalationsprodukten“ (damit sind unsere Dampfgeräte samt Zubehör und Liquid gemeint) zum Besten gegeben. Diese Empfehlung beinhaltet zusammengefasst folgende Punkte:
- In der Tabakprodukteverordnung sollen Sicherheitsstandards und Kennzeichnungspflicht geregelt werden. Sie weiten dies allerdings auch noch auf den Bereich der Aufmachung aus. Die Verpackungen sollen neutral und ohne Bilder gestaltet werden und die „E-Inhalationsprodukte“ sollen nicht mehr wie Pyros aussehen oder sich so anfühlen… das würde ja geradezu nach einem Congestus mit Big Buddah schreien… aber nicht zu früh freuen.
- Nichtraucherschutzgesetz und Gaststättenverordnung sollen so geändert werden dass „E-Inhalationsprodukte“ mit den gerauchten Tabakprodukten gleich gesetzt werden. Wenn die Gerichte doch jetzt dazu über gehen, zu verneinen, dass die Nichtraucherschutzgesetze auf den Dampf unserer Dampfgeräte anzuwenden sind, muss man diese Gesetze halt anpassen und die „E-Inhalationsprodukte“ schnell hinein hieven. Dann muss sich der blöde Dampfer halt zu den Rauchern gesellen. Und dabei dachte der Idiot, er könne mit dem Dampfen etwas gesünder leben… neee… ganz mit dem Rauchen aufhören ist nicht… zumindest zum Passiv-Rauchen wird der Trottel gezwungen (uuups… schnell die Schublade wieder zu machen).
- Der Jugendschutz (das ist eh der große Aufhänger für die ganze Geschichte) wird gleich über drei Bereiche abgedeckt. Einmal über das Jugendschutzgesetz, in welchem ein Verkaufsverbot an Minderjährige festgeschrieben werden soll (der einzige Punkt, der in dieser Drecksschrift meine Zustimmung findet), dann über das Tabaksteuergesetz, indem die „E-Inhalationsprodukte“ durch eine Steuererhebung drastisch teurer werden sollen (ja, nicht nur die Liquids… das steht da nicht drin… nein das gilt für das Gesamtprodukt). Allerdings nur, wenn man sein Dampfgerät oder Liquid im Dampfershop oder am Kiosk als „Lifestyle-Produkt“ kauft. Erwirbt man es hingegen in der Apotheke, dann ist es ein „medizinisches Entwöhnungsprodukt“ und soll von den Steuern verschont werden. Na ja… ich sag mal bei typischen Apothekenpreisen können sie sich die Steuer dann auch klemmen. Bringt zwar nicht direkt was ins Staatssäck’l, aber die Pharma-Lobby wird sich schon das eine oder andere Dankeschön einfallen lassen. Und als weitere Maßnahme des Jugendschutzes soll im vorläufigen Tabakgesetz ein totales Werbeverbot ausgesprochen werden. Und weil das Dampfen offenbar noch viel schlimmer und gefährlicher ist, als das Rauchen, wird gleich mal gefordert, das Werbeverbot allumfassend und deutlich strenger als das Werbeverbot für Tabakprodukte (Pyros) auszuführen. Für Zichteln sind ja noch Werbetafeln und Aufsteller an den Verkaufsstellen erlaubt. Nun, das darf bei den „E-Inhalationsgeräten“ nicht so sein. Schließlich sind unsere Dampfgeräte DIE Ausgeburt der Hölle (und wieder muss ich die Schublade zu drücken). Lecker schmecken dürfen die Liquids übrigens auch nicht. Nur Tabak-Geschmack darf beim „Lifestyle-Produkt“ verfügbar bleiben. Wer in der Apotheke kauft, darf auch weiter genießen.
- Ja, die Umwelt dürfen wir nicht vergessen! Die muss vor den Abfall-Produkten der „E-Inhalationsgeräte“ auch besonders geschützt werden. Die durchschnittlich 4,8 Billionen (4.800.000.000.000 = 4812) Zigarettenkippen, die jährlich in der Öffentlichkeit landen mögen schlimm scheinen, aber wenn jetzt auch noch Abfallprodukte (die ja gerade durch die TPD2 geförderten Einweg-Produkte und drastisch reduzierte Gebindegröße bei Liquids verursacht würden) dazu kämen, das wäre ja nicht auszudenken. Ein Recycling-System muss her. Damit wird der Dolch der Mini-Liquid-Flaschen in der Brust des Handels einmal herum gedreht, heraus gezogen und noch einmal genussvoll an anderer Stelle hinein geschoben (Schubladeeee…).
Untermauert werden all diese Empfehlungen an unsere Gesetzgeber mit (teilweise längst widerlegten) dubiosen, veralteten oder schlicht erstunkenen und erlogenen Studien, den berühmten Mutmaßungen („Man weiß ja nicht…“) und frischen Erhebungen, die belegen, dass so ziemlich alle Neu-Dampfer Kinder und Jugendliche sind, wobei die meisten dieser Studien bereits lange schon widerlegt sind. [Link]
Wer jetzt denkt, das DKFZ ist ja kein Gesetzgebungsorgan, diese Empfehlung sei keine Gefahr, der scheint nur zu träumen, dass er aufgewacht ist. Na sicher werden die Gesetze nicht vom DKFZ gemacht. Aber unsere Gesetzgeber (und die Arbeitsgruppen, die die Gesetzesentwürfe erarbeiten) haben meist schlicht absolut keine Ahnung von dem, was sie da regeln. Deshalb bedienen sie sich externer Experten und eben gerade solcher Regulierungsempfehlungen. Und diese Empfehlung des DKFZ wird nun gerade in die Ohren der Volksbestimmer gesäuselt. Und weil diese sich außerdem nicht wirklich für das interessieren, was sie verzapfen und auch keine Lust haben, sich unter Einsatz ihres eigenen Gehirns (sofern in nachweisbarer Menge vorhanden) über das zu informieren, über was sie da bestimmen, werden diese Empfehlungen in der Regel als Grundlage für ihre Entwürfe verwendet. Na herzlichen Glückwunsch!
Da ist nun gerade der COP6-Kelch zwar nicht an uns vorbei gegangen, aber wenigstens war er nicht randvoll (das DAMPFERmagazin berichtet bald darüber), schon erfolgt der nächste Schlag gegen uns Dampfer. Und – ich hätte es kaum für möglich gehalten – der ist noch ein Stück härter, als das, was ich von der WHO erwartet hatte.
Bin gespannt, ob die Dampfer von diesem Donnerhall nun wirklich aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen werden. Wobei… der Zug rollt schon… ich würde mir wünschen, dass wir es schaffen trotz der Widrigkeiten eines Kaltstarts nach dem Tiefschlaf im Galopp noch den letzte Waggon zu erreichen. Den EFVI-Speisewagen braucht Ihr dann nicht zu suchen. Der hing an dem Zug, der schon vor einer Stunde abgefahren ist (es glaubt doch vermutlich wirklich kaum jemand noch ernsthaft, die fehlenden läppischen 830.000 Unterstützungsbekundungen wären in den paar verbleibenden Tagen noch aufzureißen… und das auch noch in der notwendigen Verteilung).
Auf jeden Fall müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, dass uns unsere Gesetzgeber vielleicht von ganz weit weg noch rufen hören, damit diese Katastrophen-Schrift nicht komplett zur Grundlage für den kommenden Gesetzentwurf wird.
Was eine Scheiß-Woche das wohl noch wird, wenn die schon so anfängt?
Ach… einen Appell an das DKFZ habe ich noch, auch wenn denen das am Arsch vorbei gehen wird:
Kümmert Euch doch mal um Angelegenheiten, die Euch angehen! Ist nicht die Krebsbekämpfung Euer Kern-Geschäft? Was maßt Ihr Euch an, über das Dampfen bestimmen zu wollen. Ein meeresbiologisches Institut würde sicher keine Regulierungsempfehlung für eine Neufassung der Buchpreisbindung abgeben. Schuster, bleib bei deinem Leisten!
Und noch eine kleine Bemerkung: Sollte sich nun wer auch immer berufen fühlen zu beschwichtigen und erklären, das wäre alles gar nicht so wild… bitte, wer das glaubt, darf gerne weiter schlafen und träumen… vielleicht auch von Zitronenfaltern, die Zitronen falten…
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