Haltet die Ohren steif – es kommt ein Sturm

Autor: [Ein Fachhändler]

Als kleiner Offline Händler verfolge ich seit einiger Zeit das Dampfdruck Presse Blog. Kürzlich gab es eine Veröffentlichung und eine Reaktion. Auf diese beiden Veröffentlichungen (Ausgekotzt: Ist schon ziemlich widerlich und Ausverbandelt) möchte ich auch reagieren und meinen Unmut etwas kundtun.

Ich betreibe einen kleinen Offline Fachhandel und bin über die Entwicklungen des letzten Jahres ziemlich angenervt. Wir sind von Evali und Lockdowns schon genug gebeutelt. Jetzt haben wir auch noch die bekloppten Einweg E-Zigaretten. Da kommt eine schlechte News nach der nächsten. Das wundert keinen ernsthaft.

Also ich stell mir schon einmal die Frage, wofür es die Seite vapers.guru eigentlich noch gibt…

Es brennt doch an jeder Ecke… oder eigentlich, die Branche brennt schon lichterloh.

Die Belastungen des kleinen Fachhandels sind unterirdisch:

  • Steuerumstellung
  • volle Lager mit steuerfreier Ware
  • Nachschub mit Steuerware praktisch null
  • Folge: teilweise leer Regale
  • Nachversteuerung teurer als Entsorgung
  • HES (Highendsmoke) in der Abwicklung
  • Riccardo vergrößert sich dieses Jahr und wird zur Dampfkette Nr. 1
  • IQOS von Philip Morris vergrößert sich
  • Markt im Umbruch
  • Disposable-Verbot: Anstoß von Bayern über eine Bundesratsinitiative
  • vor Bayern fordert der CDU MdB Hans-Jürgen Thiess schon die Überarbeitung der Ökodesignverordnung und Bedingungen zur Austauschbarkeit von Batterien
  • Steffi Lemke (Umweltministerin) fordert ein schnelles Verbot und ärgert sich darüber, weil es über die Ökodesignverordnung zu lange dauert
  • Grüne Obfrau Heitmann im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit fordert 10 € Pfand für Einweg E-Zigaretten
  • Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Berge (SPD) unterstützt ein Verbot
  • der Vorsitzende Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) fordert ein Verbot von Disposables
  • übliches Mitgliederstreicheln der Verbände in den letzten Tagen
  • was ist mit dem WEEE Pilotprojekt vom BfTG?
  • das Debakel des VdeH Posts mit dem Recyclingprogramm

Also irgendwie vermiss ich da sehr viel. Bin zwar nur ein kleiner Händler, aber diese Informationen hallen durch Social Media, durch die Presse etc… Und jeden Tag denkt man: „Na, wann wird ein Joey wohl drüber schreiben…“ Und nichts kommt. Da kann er die Seite eigentlich gleich dicht machen, wenn ihm das alles keine Berichte wert ist.

Es hagelt nur noch schlechte Presse und die Verbandsarbeit beschränkt sich auf die Ideen von Recycling.

Die Probleme im Fachhandel gibt es aber genauso mit illegalem Einweg. Sich auf die Hall of Vape zu setzen und das Gegenteil zu behaupten, schadet uns allen. Für wie blöd halten eigentlich einige die Dampfer und die Politiker?

Die CDU und FDP werden sich so oder so auf Dauer über die Länderkammer beugen müssen. Ich glaube auch nicht mehr an 3 Jahre. Es muss aber schneller gehen als mit der Ökodesignverodnung, sonst gehen immer mehr kleine Fachhändler baden.

Deswegen verstehe ich auch nicht wieso man dann von Community palavert und gleichzeitig auf die Hall of Vape rennt. Dort werden die Dampfer mit Einweg Teilen erwartet. Wollt ihr das unterstützen? Sowas bringt das große Sterben nur noch mehr in Schwung.

Wir werden das nicht mehr lange durchstehen. Jeder muss selbst wissen was er tut. Wer langsam verstanden hat was uns die Einweg Teile für Ärger gebracht haben, der sollte mal ernsthaft überlegen, ob er einen Ort aufsucht, der eine europaweiten Werbefläche für Einweg bietet.

Als kleiner Offline Händler habe ich natürlich nichts davon und werde das nicht unterstützen. Daraus mache ich keinen Hehl.

Die einzige Lösung für Fachhändler, Umweltschutz, Kinder ist: nicht herstellen oder ein Verbot. Der Skandal fängt bei der Produktion an. Es braucht keinen Fachhandel für Einweg E-Zigaretten.

Das wird von allen Verbänden meiner Meinung nach nicht mit genug Nachdruck vertreten. Die Einweg Vapes befinden sich auf dem technischen Stand von 2011 und das super lecker schmeckende Zeug da drin: Was da drin ist weiß keiner so genau. Das ist bei der Einfuhr von mehreren Millionen einfach nicht kontrollierbar. Davor hätten alle Verbände genauso wie bei den HHC Disposables warnen sollen. Harm Reduction fängt genau dort an. Ich glaube an meine Arbeit, aber damit ich und andere Fachhändler weiter machen können, braucht es aus Verbänden Wortführer, die in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen und zu differenzieren. Da kommt leider gerade von allen zu wenig. In diesem Sinne, haltet die Ohren steif. Es kommt ein Sturm.

3 thoughts on “Haltet die Ohren steif – es kommt ein Sturm

  1. Ja, auch ich bin genervt. Aber tatsächlich hat es die Diskussion um Disposables tatsächlich geschafft, mich noch mehr zu nerven als die Disposables selbst.

    Braucht es die Dinger? Nein. Stört mich ein Verbot auf der Basis der aktuell umweltpolitisch geführten Debatte? Nein, ganz und gar nicht! Und das ist der springende Punkt (den scheinbar die wenigsten verstehen):

    Politik ist Augenwischerei. Ob man wirklich etwas verändert ist den meisten Politikern egal, es geht nur darum, den Anschein zu erwecken und es den Wählern glaubhaft zu verklickern. Ist Recycling von Disposables die Lösung? Auf keinen Fall, zumindest nicht für die Umwelt. Dosenpfand? Jeder 2. Späti verkauft Dosen aus dem Ausland. Duales System? 7% werden in Deutschland effektiv „recycelt“… aber da beschwert sich niemand. Das Gewissen ist rein, weil man ja seinen Müll spült. Recycling von Disposables (ob mit oder ohne Pfand) ist Augenwischerei!

    ABER!

    Die Diskussion ist genau da, wo sie hingehört. Solange die Politik mit der Umwelt beschäftigt ist, lässt sie uns mit den Aromen in Ruhe. Das Umweltproblem ist offensichtlich und handfest, ne sichere Position. Da kommt kein Politiker, der sich nicht mal 3 Minuten mit dem Thema Tabacco Harm Reduction auseinandergesetzt hat, auf die Idee sich auf das Glatteis der inhaltlichen Diskussion der anderen Aspekte zu bewegen. Weil da gibt es Gegenwind aus medizinischer und wissenschaftlicher Sicht. Also geht man auf Nummer sicher und beschränkt sich darauf, wo die eigene Position so wenig Angriffsfläche wie möglich bietet.

    Und was macht der VdeH? Er geht zu den Entsorgerverbänden?! OH MEIN GOTT.

    Wie dumm muss man sein, diesen Ball dankbar aufzunehmen und alles daranzusetzen, die Diskussion genau dort zu belassen, wo sie gerade ist. Wie dumm muss man sein, mit Verbänden zu sprechen, die Geld und Einfluss haben. Wie dumm muss man sein, mit genau denen zu sprechen, deren einziges Interesse ist, an der Entsorgung der Disposableskacke Geld zu verdienen. Sorry, das einzig dumme daran war, es auf einer Plattform zu posten, wo niemand willens ist, den eigenen Standpunkt zu hinterfragen und den Zusammenhang verstehen zu wollen.

    Aber klar, setzen wir besser alles daran, die Diskussion in der Politik auf die Ebene von Gateway und Attraktivität (über Aromen) zu heben. DA wo es wirklich WEH tut.

    Der VdeH hat sich genau das richtige Schlachtfeld ausgesucht – da gehört es hin und dort muss es auch bleiben. Solange über sinnlose Recyclingansätze gesprochen wird, kommt die Politik nicht auf die Idee, andere Schauplätze aufzumachen. Und ja, der VdeH wird die Schlacht auf dem Recyclingschauplatz höchstwahrscheinlich verlieren, aber damit vielleicht die anderen kampflos überstehen. Aber das versteht ihr nicht.

    Ihr versteht einfach nicht, wie Politik funktioniert. Es ist Augenwischerei. Ist das falsch? Absolut. Stört mich das? Ja! Aber es ist der beste Weg, jetzt mit der Situation umzugehen.

    Aber Händler „auf einer Mission zur Rettung von Menschenleben“ stören mich genau so. Auch das ist Augenwischerei. Wenn ihr Leben retten wollt, müsst ihr dafür kein Geschäft aufmachen. Aber was erwarte ich von jemandem, der in so einer Situation nach einem Guru schreit?

  2. „Die einzige Lösung für Fachhändler, Umweltschutz, Kinder ist: nicht herstellen oder ein Verbot. Der Skandal fängt bei der Produktion an. Es braucht keinen Fachhandel für Einweg E-Zigaretten.“

    So sehe ich das auch. Einen Fachhandel für Einweg E-Zigaretten braucht`s wirklich nicht. Aber genau das ist ja die Krux. Tabakwarenläden um die Ecke vertreiben mittlerweile die Dinger ja ebenso, weil sie dadurch eine weitere Einnahmequelle haben. Ebenso die Tankstellen, die Automaten die vermehrt in der Republik aufgestellt werden. Hab ich was vergessen? Sicher.

    Die Verbände interessiert es am wenigsten, so hat es jedenfalls für mich den Anschein.

    “ Die Einweg Vapes befinden sich auf dem technischen Stand von 2011″

    Auch das ist vollkommen richtig!

    Ich habe es bereits zweimal erlebt das Fachgeschäfte (Offliner für E-Dampf Konsumenten) bei mir in der Nähe ihre Pforten geschlossen haben. Sie haben lange überlegt, ob eine Schließung wirklich der richtige Weg ist. Aber C und die ganze Lockdownscheiße ließen ihnen keine andere Wahl. Das konnten beide nicht mehr stemmen. Das verstärkte anrollende Disposables Manko kam obendrein noch hinzu.

    Vielleicht ist`s ja doch kein Sturm sondern „nur“ eine Windböe die da kommen wird. 😉
    Ich wünsche jedenfalls allen Fachgeschäften für E-Dampf Bedarf, das sie diese schwierige Zeit einigermaßen gut überstehen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zu Letzt…

    Bombus

  3. Wenn ich nun sage, es braucht überhaupt keinen Fachhandel für E-Dampfprodukte, den hat es noch nie gebraucht, dann platzt sicher einigen die Hutschnur, das ist schon klar. Viele haben sich nun mit einem solchen Shop eine Existenz aufgebaut, und wenn die bedroht ist, gibtꞌs Gegenwehr. Doch warum hat sich überhaupt jemand mit Dampfprodukten selbstständig gemacht? Gab es da nichts anderes? Weil man sich so gut mit dem Thema auskannte, sagen einige. Weil man sich einen schnellen Reibach versprach auf einem schier bis in die Unendlichkeit boomenden Markt, sagen wenige andere. Beides stimmt wohl, denn es gab ein paar Jahre eine Art Goldgräberstimmung, einen Run, und man wollte den Zug in die alle glückseligmachende Zukunft nicht verpassen. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ oder „Wann, wenn nicht jetzt?“

    Man kann das noch ganz anders ausdrücken: Geld! Es war schlicht und wie immer im Leben das Geld, was die Menschen antrieb. Aus bisherigen Abfallprodukten für fast 0 Euro Kosten einen gut geschmierten Liquid-Markt zu erfinden, diese Idee schien geradezu genial. Nun, es ging leider nach hinten los. Die ANTZ zu unterschätzen war einfach nur leichtfertig, denn man hat schon seit 2012 erkennen können, wohin die Reise führt (Steffens vorübergehendes Verbot des NRW-Handels). In einer westlichen Gesellschaft, die selbst auf Pappbecher der Heißgetränke „Vorsicht heiß!“ aufdruckt, die auf Autorückspiegel schriftlich dem Fahrer mitteilt, dass sich die Außenwelt eventuell bedrohlich nah hinter ihm befindet, oder die selbst auf Salz und Zucker das Vorhandensein eines Mindeshaltbarkeitsdatums vorschreibt (es gibt Zigtausende irrer neuer Nanny-Vorschriften), da hätte man durchaus sehen können, dass das mit der Rauchsimulation ein gegenläufiger Trend war. Trotz des anfänglichen Hypes einer vermeintlichen E-Moderne.

    Auch sind Händler keine Sozialarbeiter und keine Streiter für eine bessere und gesündere Welt. Wer so etwas erzählt – na, sagen wirꞌs mal freundlich, der lügt sich in die eigene Tasche.

    Was bleibt übrig?

    Die Einschränkungen und Verbote werden nicht haltmachen, es wird weitergehen, bis dass der Handel komplett gestorben sein wird. Und nicht mal allein wegen der bösen Politik, nein, sondern weil eine riesige Mehrheit der Bürger es so will. Die Gleichsetzung Dampfen = Rauchen ist bereits gelungen. Stelle dich in eine Fußgängerzone und befrage „normale“ Menschen. 90 % werden sich gegen das Dampfen und für Überwachung und Einschränkungen aussprechen. Heute wissen weniger Menschen übers Dampfen Bescheid als die wenigen noch 2014. Die Desinformation der ANTZ läuft auf multiplen Kanälen rauf und runter. In 13 Jahren hat die Dampferszene nur ein paar Vereinshansel und eine Ein-Mann-Online-Reklamezeitung eines Alkoholikers oder ehemaligen Alkoholikers hervorgebracht. Dass „wir“ es der ANTZ so leicht gemacht haben, hätten diese Genuss-Hasser wohl selber nie für möglich gehalten. Jetzt etwas Neues aufzubauen, neue Strukturen zu schaffen, viel Geld in die Hand zu nehmen, um hier noch rechtzeitig gegenzusteuern, ist zu spät. Der Zug ist abgefahren. Der Handel wird sterben. Als verantwortungsbewusster Händler mit Weitblick ist es höchste Zeit, sich andere Standbeine aufzubauen, die nichts mehr mit dem Dampfen zu tun haben.

    Nicht zuletzt sind die Dampferinnen und Dampfer auch nur Kinder ihrer Zeit. Viele sind ehemals tabaksüchtige schwache Menschen, von denen alles andere als eine gesellschaftliche Revolution ausgeht, was sich an der lauen Teilnahme an Petitionen und erst recht bei 10-Mann-Massendemos längst gezeigt hat. Die neue woke Generation der Dampfer setzt hier noch eins drauf und wird lieber selber aufs Dampfen verzichten (oder es nur heimlich betreiben) als öffentlich dafür einzustehen. Für sie ist es wichtiger, der Herde des pseudo Gesundheits- und Klimawahns anzugehören, was ja derzeit sehr schön beim VdeH zu beobachten ist. E-Dampfen wird heute als moralisch fragwürdig erachtet, da kann man sich winden wie ein Aal, die richtige Aal-Pose und die Verfressenheit führt den Aal in die Falle. Wenn es irgendwann einmal aufhört mit der Verfressenheit der Menschen nach dem Gutsein-Wollen um jeden Preis, dann hat das E-Dampfen auch wieder eine Chance als das wahrgenommen zu werden, was es ist: als ein gesundes Genussmittel für Leute zwischen 12 und 120 Jahren.

    „Monomond, du bist immer so negativ. Muss das denn sein?“

    Ganz und gar nicht, das Sterben des E-Dampfhandels ist nicht negativ, ich freue mich geradezu auf die kommende Zeit, in der das Dampfen wieder wie anfangs unterhalb des öffentlich wahrnehmbaren Radars stattfindet. Wenn es verstanden wird als ein Hobby bestimmter spleeniger Leute. Ähnlich der Tabakpfeifen- oder Zigarrenliebhaber, die es in unverminderter Zahl rund um den Globus gibt. Wo kein Kläger, da kein Richter. Und was die Harm Reduction betrifft, das sollten wir den Menschen selber überlassen. Auch ich fand 2010 den Weg zum Dampfen als es noch gar nicht in der Öffentlichkeit stattfand. Die Menschen sind schon schlau genug, ihre eigenen Wege zu gehen.

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