Das BfTG zieht eine große Kampagne auf: Dampfen statt Rauchen
Eine echt tolle Idee, auf diese Art mit ordentlicher Öffentlichkeitsarbeit in die Offensive zu gehen und einmal klar zu sagen, welcher Segen das E-Dampfen für alle Raucher (und womöglich zukünftigen Raucher) ist.
Das Bündnis hat die Mittel und kennt die Wege, dass die Botschaft auch außerhalb der Dampfer-Blase gehört wird. Also eine Aktion, die wirklich etwas bringen kann und auch außerhalb der Blase für korrekte Informationen sorgt.
Und dann dieser Scheiß-Fehler in einer der Kernaussagen der Aktion! Den schleppen sie und andere schon eine ganze Weile mit sich herum, dadurch wird es aber nicht korrekt, sondern bleibt falsch. Zumindest, wenn man sich bei der Aussage auf die gewählte Quelle (Evidence review of e-cigarettes and heated tobacco products 2018 – Public Health England) beruft.
Es heißt in der Ankündigung (PM) zu der Aktion:
E-Zigaretten sind bis zu 95 Prozent weniger schädlich als Tabak.
Quelle: BfTG
…
E-Zigaretten sind bis zu 95% weniger schädlich als Tabakrauch
Und auf der Kampagnen-Webseite:
E-Zigaretten sind bis zu 95% weniger schädlich als Tabakrauch
Quelle: Dampfen statt Rauchen
Laut Untersuchungen der Britischen Gesundheitsbehörde Public Health England setzen sich Nutzer von E-Zigaretten bis zu 95 Prozent weniger gesundheitlichen Risiken aus als Tabakraucher.
Das ist falsch, falsch, falsch und falsch! Das steht SO NICHT in besagter Metastudie. Da steht folgendes:
Based on current knowledge, stating that vaping is at least 95% less harmful than smoking remains a good way to communicate the large difference in relative risk unambiguously so that more smokers are encouraged to make the switch from smoking to vaping.
Quelle: PHE
Nach dem derzeitigen Kenntnisstand ist die Feststellung, dass Dampfen mindestens 95 weniger schädlich ist als Rauchen, eine gute Möglichkeit, den großen Unterschied im relativen Risiko eindeutig zu kommunizieren, so dass mehr Raucher ermutigt werden, den Wechsel vom Rauchen zum Dampfen zu vollziehen.
…
The previous estimate that, based on current knowledge, vaping is at least 95% less harmful than smoking remains a good way to communicate the large difference in relative risk unambiguously so that more smokers are encouraged to make the switch from smoking to vaping.
Die vorhergehende Schätzung, dass Dampfen nach heutigem Kenntnisstand mindestens 95 weniger schädlich ist als Rauchen, bleibt ein guter Weg, um den großen Unterschied im relativen Risiko eindeutig zu kommunizieren, so dass mehr Raucher ermutigt werden, den Wechsel vom Rauchen zum Dampfen zu vollziehen.
Das ist ein Unterschied! PHE schreibt AT LEAST… und das heißt nicht „bis zu“, sondern „mindestens“. Das ist auch nicht als „bis zu“ gemeint. Wer das nicht glauben mag, wirft einen Blick z.B. ins Cambridge English Dictionary , wo steht:
at least:
as much as, or more than, a number or amount (=so viel wie oder mehr als eine Zahl oder ein Betrag)
Das bedeutet auf Deutsch: MINDESTENS.
Und so müssten die Aussagen der Kampagne lauten:
E-Zigaretten sind mindestens 95 Prozent weniger schädlich als Tabak.
…
E-Zigaretten sind mindestens 95% weniger schädlich als Tabakrauch
…
Laut Untersuchungen der Britischen Gesundheitsbehörde Public Health England setzen sich Nutzer von E-Zigaretten mindestens 96 Prozent weniger gesundheitlichen Risiken aus als Tabakraucher.
Und das ist ein bedeutender Unterschied!
Bis zu 95% bedeutet alles zwischen 0 und 95% weniger schädlich, lässt also auch die Möglichkeit zu, dass das Dampfen gar nicht weniger schädlich ist, als das Tabakrauchen. Kritiker könnten der Aussage entgegenhalten, dass das Dampfen womöglich nur geringfügig weniger schädlich ist… und das müsste man bei der Aussage auch so gelten lassen.
Mindestens 95% lässt hingegen keinen Spielraum zu einer größeren Schädlichkeit. Alles zwischen 95 und 100% ist möglich. Und wenn man sich anschaut, worauf die Zahl 95% von PHE begründet wird, wird man feststellen, dass der tatsächliche Wert für gesunde Menschen, die keiner Risikogruppe angehören, näher an den 100%, als an den 95% sein wird.
Ein (angenommenes) Prozent Restrisiko ist übrigens die mögliche Gefahr, sich durch das Dampfen finanziell zu übernehmen (aktives, entzündliches HWV-Syndrom 😉 😀 ). Das ist alles, aber kein gesundheitliches Risiko. Dann bleiben für ein gesundheitliches Risiko nur noch 4% übrig und es muss heißen: mindestens 96%. aber ok… das sind jetzt schon fast gekackte Krümel (Wo ich schon beim Krümelkacken bin: „E-Zigaretten besitzen weniger als 0,5 % des Krebsrisikos von Tabak-Zigaretten“ ist sehr schlechter Doitsch… korrekt wäre hier „bergen“ zu verwenden, denn ob eine „E-Zigarette“ mit 0,5% Wahrscheinlichkeit an Krebs erkrankt, ist mir völlig gleich… wenn sie dran stirbt, dann kauf ich mir ne neue…).
Ich verstehe einfach nicht, wie es der Fehler in die ansonsten tolle Kampagne schaffen konnte und weshalb das beim BfTG keiner mitbekommen hat.
Mit dieser Aussage tragen sie in die Welt, dass das Dampfen durchaus genauso schädlich sein könnte, wie das Rauchen. Mal drüber nachgedacht?
Aber die werden die Aussage nicht korrigieren… sicher sind die 100.000 Flyer schon gedruckt… und die 1.000 Poster… die kann man doch nicht alle in die Tonne treten… vielleicht bei der nächsten Auflage.
Hinweis an „E-Zigaretten sind nicht schuld“: E-Zigaretten haben 95% weniger Schadstoffe ist auch Bullshit!
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