Dieser Artikel erschien ursprünglich im DAMPFERmagazin-Online-Portal.
Anfang 2013 standen die Zeichen auf Sturm… das Damoklesschwert schwebte über unseren Köpfen und selbst unser Berufs-Optimist Phil Scheck (Philgood) erlebte dann zur Mitte des Jahres hin den totalen Zuversichtszusammenbruch: Die Schnabelschuhträger von der EU wollen uns per Verordnung unser Nikotin nehmen. Das haut doch dem Fass die Krone übers Ohr!
„Gut,“ mag manch einer denken, „das wird doch nicht gleich das Aus fürs Dampfen bedeuten. Es gibt doch viele, die ohnehin durch das Dampfen auch ganz weg vom Nikotin wollen. Es geht doch auch ohne. Dampf entsteht doch trotzdem.“ Das ist aber nicht viel weiter als bis zum Ende des Akkuträgers, der sich gerade im Mund befindet, gedacht. Sicherlich ist die Nikotinabhängigkeit offenbar nicht so stark ausgeprägt, wie früher angenommen. Und mit dem Schritt weg vom verbrannten Tabak hin zum Dampf ist die (zum Teil deutlich stärkere) Abhängigkeit von zahlreichen anderen Stoffen doch überwunden. Aber was wird dann aus den zahlreichen „derzeitigen“ Rauchern und mit denen, die nachwachsen und denen mit dieser Regulierung die Chance auf einen Aus- bzw. Umstieg und vor allem die Möglichkeit auf ein längeres und gesünderes Leben genommen wird? Und was ist mit all denen (zu dieser Gruppe gehöre ich auch – noch…), die auf ihr Nikotin nicht verzichten wollen?
Nun, für diese Problematik war absolut keine Lösung in Sicht. Und das ist auch heute noch so. Also blieb nur der Kampf, diesen Wahnsinn zu vermeiden, wobei zeitweise die Aussichten mehr als nur düster waren (zur Zeit sind ja schon wieder dunklere Wolken am Horizont zu sehen). Gut, dachte ich mir… Du allein kannst die Welt nicht retten und Dir ist das Hemd immer noch näher als die Hose. Was also tun, um bis an mein – durch den Rauchstopp hoffentlich ordent-lich in die Zukunft verschobenes – Abtreten genussvoll weiter dampfen zu können?
Na ja, wer den Umstieg auf den reinen Nikotin-Konsum mittels Dampfen geschafft hat, der hat eine realistische Chance, das Nikotin nach und nach zu reduzieren (auszuschleichen) ohne dass es zu wirklich heftigen Entzugserscheinungenkommt. Das mag nicht für jeden gelten, aber generell ist der Schritt nicht so groß, wie man zunächst vermutet.
Aber nun kam die Achillesfersean der ganzen Idee zum Vorschein! Kein Nikotin bedeutetauch: kein Throat Hit (im „Volksmund“ fälschlich meist als „Flash“ bezeichnet) und wenig Geschmack. Das Nikotin ist nämlich auch der nicht zu vernachlässigende Geschmacksträger im inhalierten Dampf. Wer sich schon einmal ein nikotinfreies Liquid gemischt hatwird festgestellt haben, dass man erheblich mehr Aroma benötigt, um den gewünschten Geschmack zu erzielen. Das wäre ja noch zu verkraften, aber die meisten ehemaligen Raucher benötigen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse den ebenfalls fehlenden Throat Hit. Und auch mir ist dieser Aspekt ausgesprochen wichtig. Er muss für mich zwar nicht übermäßig heftig sein, aber ich muss ihn schon spüren können. Die einzig bekannte Alternative, um diesen auch ohne Nikotin zu erreichen, war bis vor kurzem Menthol. Allerdingsmag nicht jeder Menthol. Und Menthol passt auch nicht zu jedem Aroma. Ich selbst bin kein Fan von Menthol-Aroma, bis auf (sehr gelegentlich) mal eine Füllung von Erdbeer-Menthol nach Phils Rezept oder mal ein oder zwei Züge von der 0er-Menthol-Dampfe meiner Frau. Es gab und gibt zwar noch einige andere sogenannte „Flash-Zusätze“, die aber meist auf Capsaicin basieren und nicht wirklich den Druck auf den Bronchien erzeugen, sondern vielmehr ein unangenehmes Kratzen verursachen. Und nach all diesem Vorgeplänkel komme ich jetzt endlich zum Kern der Sache!
Mitte Juni stolperte ich eher zufällig über einen Thread in einem der großen bekannten Dampfer-Foren, in welchem über „Koffein-Liquids“ geschrieben wurde. Als Kaffee-Junkie hab ich aus Interesse mal hinein gelesen und musste feststellen, dass dort über einige wenige im Handel erhältliche Liquids geschrieben wurde, die Koffein statt Nikotin enthalten. Der Grund für die Verwendung sollte der damit zu erzeugende Throat Hit sein. Mein Interesse war geweckt. Ich habe mich sofort nach den spärlichen Informationen über Koffein als Nikotin-Ersatz umgeschaut und habe mich entschlossen, das zu versuchen. Also habe ich mich in die Diskussion eingeklinkt und als passionierter Selbstmischer auch über die Möglichkeit der eigenen Herstellung einer Koffein-Base ausgelassen und ausgetauscht. Großer Fehler! Auf vielen Plattformen war diese Diskussion unerwünscht, weil es ja keine Erfahrungen damit gäbe, man könne sich damit eventuell umbringen, unsere Gegner würden solche Aussagen gegen uns verwenden, indem sie behaupten, dass wir jetzt nicht nur Viagra oder Cannabis in unser Liquid mischen, sondern sogar auch noch das viel bösere Koffein… man wisse ja nicht… es gäbe ja keine Erkenntnisse… darüber wird hier nicht geschrieben… basta! So blieb mir zunächst nichts anderes übrig, als mich mit den anderen Interessierten über PN und Mail auszutauschen. Der Entschluss, die Sache mit dem Selbstmischen auszuprobieren stand aber fest.
Ach ja…. fast vergessen: Koffein funktioniert ebenfalls als Geschmacksträger! Nicht ganz so effektiv wie Nikotin, aber nahe dran.
Kurz entschlossen orderte ich mir über einen Online-Shop 100 g reines Koffeinpulver und ich überbrückte die Wartezeit damit, mich ausführlich mit dem Thema Koffein unter dem Gesichtspunkt des inhalativen Konsums zu beschäftigen. Gleichzeitig „belästigte“ ich meine Ärzte und etliche andere Bekannte aus dem naturwissenschaftlichen und medizinischen Bereich mit Nachfragen bezüglich einer Risikobewertung.
Als das Pulver dann hier eintraf war ich mir für meine Person ausgesprochen sicher, den Versuch wagen zu können, ohne damit meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Es wurden auch aus ärztlicher Sicht keine Bedenken geäußert. Aufgrund meiner Recherchen wusste ich bereits, dass es für einen vergleichbaren Throat Hit empfehlenswert ist, die doppelte Konzentration von Koffein im Vergleich zum Nikotin zu verwenden. In meinem Fall als 8er Nikotin Dampfer bedeutete das, ich musste ein Liquid mit 16 Milligramm Koffein pro Milliliter Liquid herstellen. Weiterhin hatte ich aber auch immer wieder gelesen, dass sich Koffein sehr mäßig in Propylenglykol und Wasser auflöst. Also ging ich bei meinem ersten Herstellungsversuch ausgesprochen sorgfältig vor, erwärmte die Base, schüttelte wie ein Weltmeister (unglaublich was das für ein Aufwand war, gröbere Klümpchen in Lösung zu bringen) und verwöhnte das Endprodukt im warmen Wasserbad mit einer gut zwanzigminütigen Ultraschall-Massage. Aber schließlich war es gelungen. Ich hatte 100 ml meiner 16er Koffein-Basis. Dann wieder das Geduldsspiel… Aromen beifügen… und tagelang warten, denn ich wollte ja auch die Geschmacksträger-Eigenschaften des Koffeins bewerten können. Schließlich war es soweit und ich konnte den Versuch wagen und füllte meinen Verdampfer mit dem Koffein-Liquid. Und tatsächlich, nach ein paar Zügen stellte sich bei mir ein deutlich spürbarer Throat Hit ein. Im Vergleich zum Nikotin fühlte er sich ein wenig „seidiger“ an und schien teilweise erst beim Ausatmen so richtig deutlich zu werden. Aber das Gefühl war ausreichend und geeignet, meine Bedürfnisse zu befriedigen. Auch Geschmacklich bemerkte ich keinen für mich wahrnehmbaren Unterschied zum Nikotin-Liquid. Nach und nach holte ich weitere Versuchspersonen mit an Bord und machte auch einige „Blindverköstigungen“, die meine eigenen Erfahrungen größtenteils bestätigten. Für mich stand da schon fest, dass ich eine gangbare Alternative für die ungewisse Zukunft gefunden hatte.
Nun wurde aber der Austausch mit allen Interessierten immer aufwändiger und umständlicher, weshalb ich mich entschloss, mein Experiment (das ich von Anfang an recht gut dokumentiert hatte) in meinem bis dahin total verwaisten Blog auch allen anderen Dampfern zugänglich zu machen. Außerdem fragte ich höflich beim Chef des Dampfer-Boards nach, ob ich denn einen diesbezüglichen Thread im Forum eröffnen dürfe, oder ob es da Bedenken gebe. Das OK wurde mir erteilt und ich bin bis zu heutigen Tag begeistert, dass dort nahezu ausschließlich sachlich, kritisch und interessiert zu dem Thema diskutiert wurde. Bashing zu diesem Thema habe ich aufgrund meiner Recherchen an unzähligen Stellen des Internets gefunden… nur in meinem „Heimat-Forum“ nicht!
Jetzt komme ich mal zu einigen Fakten: Koffein kann Nikotin nicht ersetzen, was die Wirkung auf das Nervensystem anbelangt! Das ist auch nicht beabsichtigt. Da gibt es allerdings Einschränkungen. Ich habe auch diverse Berichte von Testern (meist auch eigener Liquids) gelesen, die absolut keinen ThroatHit bemerkt haben. Ich würde das niemals anzweifeln, denn meine „Studie“ bezieht sich ja doch nur auf ein paar wenige Dampfer und mich selbst. Allerdings muss man dazu sagen, dass eigene Erfahrungen und Erfahrungen anderer gezeigt haben, dass sich bei dauerhafter Verwendung von Koffein-Liquid der Throat Hit nach einigen Tagen immer deutlicher und konstanter einstellt.
Die Herrstellung ist einfach, wenn man weiß, wie man es machen muss. Ein Großteil des Experiments bezog sich darauf, die Koffein-Base vernünftig herzustellen. Es traten bei mir und auch bei vielen anderen Dampfern, die ebenfalls damit experimentierten immer wieder Probleme beim Auflösen auf. Entweder es löste sich gar nicht oder die Base verwandelte sich wie von Zauberhand in „Vanillepudding“.
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