Mindestens? Mindestens!

Bei der Erwähnung der inzwischen schon berühmten und sogar außerhalb der Dampfer-Szene akzeptierten 95% in „E-Dampfen ist 95% weniger schädlich als Tabakrauchen“ wird gerne vergessen, „MINDESTENS” davor zu schreiben. Fatal wäre es übrigens, „höchstens“ oder „bis zu“ zu schreiben, denn das wäre 1. falsch und würde 2. die Möglichkeit eröffnen, dass das Dampfen eventuell nur z.B. 3% weniger schädlich wäre, als das Tabakrauchen.

Mindestens? Ja, mindestens!

Weshalb „mindestens“ 95% weniger schädlich als Tabakrauchen?

Mindestens deshalb, weil sich ein exakter Wert nicht bestimmen lässt. Eine tatsächliche Schädlichkeit hängt vom einzelnen Individuum ab. Der Wert ist nur eine Schätzung unter Berücksichtigung aller denkbaren Schädigungsmöglichkeiten. Der tatsächliche Wert dürfte noch wesentlich höher liegen.

Aber dann ist E-Dampfen doch 5% so schädlich, wie Tabakrauchen. Es ist und bleibt also schädlich.

Der Umkehrschluss ist nicht erlaubt. Und er ist auch nicht sinnvoll. Die geschätzten 5% „Restrisiko“ beziehen wieder alle möglichen individuellen Faktoren mit ein. Rechnerisch wurden im Übrigen nur 4% ermittelt. Das weitere Prozent zu den 5% wurde dazugenommen, um noch einen „Sicherheitspuffer“ zu haben. Wissenschaftler vermeiden es, mit absoluten Werten zu argumentieren, wenn diese eher eine Schätzung sind.

Was ist denn mit individuellen Faktoren gemeint?

Das „Restrisiko“ setzt sich aus verschiedenen Szenarien zusammen.

Ein Faktor ist der finanzielle Aspekt. Wer sich mit dem Dampfen finanziell übernimmt, der gilt als wirtschaftlich gefährdet. Damit besteht diese Gefährdung aber eben nicht für Menschen, die halbwegs mit Geld umgehen können.

Ein weiterer Faktor ist die akute Verletzungsmöglichkeit und das Risiko für Allergiker und Menschen mit einer Überempfindlichkeit gegenüber einzelnen Inhaltsstoffen. Wer solche Allergien nicht hat und sorgsam mit dem E-Dampfgerät umgeht (sich nicht auf den Fuß fallen lässt oder den noch glühend heißen Verdampferkopf mit bloßen Fingern herausschraubt) unterliegt ebenfalls keinem Risiko.

Der Dritte Faktor ist die Möglichkeit, dass das E-Dampfen den Tod des Betroffenen mittelbar, also indirekt befördert. Dies geht mit einem Betrag von ca. 0,75% in die Schätzung ein. Aber auch das betrifft nur Menschen, die z.B. aufgrund einer Vorerkrankung durch die Wirkung des Nikotins geschädigt werden könnten. Es geht hier um schwere Herz- und Gefäßkrankheiten. Wer nicht zu dieser Risikogruppe gehört, für den fällt auch dieser Risikofaktor weg.

Der letzte und größte Faktor ist das Abhängigkeitspotential des Nikotins. Dies wird von der Wissenschaft inzwischen als sehr gering eingestuft. In etwa vergleichbar mit dem Abhängigkeitspotential von Koffein. Dass es eine große Abhängigkeit vom Tabakrauchen gibt, liegt nur zu einem sehr kleinen Teil an Nikotin und zu wesentlich größeren Teilen am Ritual des Rauchens (Inhalation) und vor allem an Zusatzstoffen am Tabak und Tabakrauch, die ein weitaus größeres Abhängigkeitspotential haben. Beim E-Dampfen bleibt nur das Nikotin übrig. Und zu einem geringen Anteil die Verhaltensabhängigkeit, die aber unschädlich ist.
Auch hier ist das Risiko wieder ausgesprochen individuell. Es gibt Menschen, die nahezu gar keine Abhängigkeit von Nikotin zeigen, die also auch sehr gut für längere Zeit auf diesen Stoff verzichten können, ohne irgendwelche körperlichen oder psychischen Auswirkungen zu spüren.Für diese fällt auch der letzte Risikofaktor, der mit 2% angenommen wird, weg. Abgesehen davon stellt sich die Frage, ob eine ganz leichte physische Abhängigkeit von einem ansonsten harmlosen Produkt überhaupt als „Schädlichkeit“ angenommen werden darf. Wenn der Nikotinkonsum sonst keine negativen Auswirkungen hat, so macht es nichts, wenn man ihn nicht ohne leichte Entzugserscheinungen einstellen könnte. Man konsumiert es einfach weiter und schädigt sich damit nicht.

So sind die ohnehin eher unsinnigen fünf Prozent einzuordnen. Sie werden für die Gesamtheit der Menschen angenommen. Für diejenigen, die vor keinem der genannten Faktoren sicher sind. Ein E-Dampfer jedoch, der seine Finanzen im Griff hat, sorgfältig mit dem E-Dampfgerät umgeht und „Unfälle“ vermeidet, der keine Allergien oder Empfindlichkeiten hat und keine Vorerkrankung, für den bleiben annähernd NULL Prozent Restrisiko übrig.

Deshalb kann man mit Fug und Recht von MINDESTENS 95% weniger schädlich als Tabakrauchen sprechen. Einen genauen Wert kann man ohnehin nicht ermitteln und der winzige Rest ist dann auch noch ausgesprochen individuell.

Aber auch etwas weniger als fünf Prozent bleibt doch ein Risiko.

Aus diesem Grund ist das Jonglieren mit solchen Zahlen eher ungünstig. 5% hören sich doch nach einer gewissen Schädlichkeit an. Aber 5% bedeutet eine Gefährdungswahrscheinlichkeit von 0,05. Und DAS ist nun eine Zahl, die viel deutlicher zeigt, dass das Restrisiko tatsächlich schon fast Null ist, selbst wenn man von 5% ausgeht.

Bei dieser Betrachtung sind die positiven Wirkungen von Nikotin, die es ja unbestritten gibt, noch gar nicht einbezogen.

Und wer das dem Pepe nicht glauben mag… nun, der liest mal bei den Ausführungen von Prof. Mayer [1][2] nach oder im Blogbeitrag [3] von Carl V Phillips nach. Und/oder die entsprechenden Studien, die in der PHE-Metastudie [4] einbezogen wurden… aus denen geht das nämlich hervor.


[1] Wie schädlich sind E-Zigaretten?
[2] Wie schädlich sind E-Zigaretten?
[3] Time to stop measuring risk as “fraction of risk from smoking”?
[4] E-cigarettes: an evidence update

Eine Antwort zu „Mindestens? Mindestens!“

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