Rede des Vorsitzenden der IG-ED auf der 12. Tabakkontrollkonferenz

Dieser Artikel erschien ursprünglich im DAMPFERmagazin-Online-Portal.

Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft E-Dampfen (IG-ED e. V.), Markus Kämmerer, war als Gast zur 12. Tabakkontrollkonferenz in Heidelberg am 03. und 04.12.2014 eingeladen. Die „Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle“ wird von der Stabsstelle Krebsprävention (WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle) jährlich veranstaltet und die IG-ED wurde nun schon zum zweiten Mal in Folge zur Teilnahme eingeladen.

Am 04.12.2014 hielt Markus Kämmerer dort eine Rede. Leider war es in diesem Jahr aber erstmals untersagt, Bild- oder Tonaufzeichnungen der Veranstaltung anzufertigen. Weil die Rede jedoch wirklich ein Höhepunkt der Veranstaltung war und durchaus auch von anderen gehört bzw. gelesen werden sollte, können die Leser des DAMPFERmagazins hier den Wortlaut genießen:


Ich bedanke mich für die Einladung und erkläre hiermit, im Zusammenhang mit der hier stattfindenden Tabakkontrollkonferenz in keinerlei Interessenkonflikt zu stehen.

Ich heiße Markus Kämmerer, bin 48 Jahre alt und habe 30 Jahre lang geraucht, davon die letzten 10 Jahre mindestens 25 filterlose Zigaretten am Tag. Die letzten 2 Jahre dieser Zeit habe ich sehr unter Erkältungen, Kurzatmigkeit, Raucherhusten und nicht zuletzt dem Gestank gelitten, obwohl ich immer gerne geraucht habe und nie wirklich aufhören wollte.
Vor 3 Jahren bin ich zufällig im Tabakladen auf eine Dampfe gestoßen, eine cigalike, diese Geräte sind in Optik und Haptik sehr stark einer Filterzigarette entlehnt. Trotz des eher mangelhaften Dampferlebnisses war das eine Offenbarung für mich, also habe ich mir innerhalb kurzer Zeit etwas technisch Besseres gekauft, ein Dampfgerät der zweiten Generation, handelsüblich eGo genannt. Diese Geräte waren im Dezember 2011 sehr fortschrittlich und das Dampferlebnis befriedigend; seither habe ich keine Zigarette mehr geraucht.

Innerhalb kurzer Zeit hat sich meine gesamte körperliche Situation wesentlich verbessert. Keine Kurzatmigkeit mehr, der Raucherhusten war nach 2 Wochen verschwunden, die Durchblutung, der Geruchs- und Geschmackssinn haben sich erholt. Kurzum, von den Nebenwirkungen des Tabakentzugs abgesehen, habe ich mich in kurzer Zeit gefühlt wie ein Nichtraucher, ohne irgendetwas zu vermissen. Ich kann mich deutlich daran erinnern, dass ich eines Nachts schweißgebadet aufgewacht bin, weil meine Psyche mir in einem Albtraum zu verstehen gegeben hat, dass ich doch nach 30 Jahren Tabakkonsum nicht einfach aufhören kann zu rauchen, aber es hat mühelos geklappt.

Im folgenden Jahr habe ich zahlreiche Geschmäcker ausprobiert, von Apfel bis Zitrone, von Menthol bis mildwürzig, und ohne es wirklich zu beabsichtigen, habe ich die Nikotindosis moderat gesenkt.

Man merkt recht schnell, wenn die Dosis zu hoch wird: einfach deswegen, weil man leichte Kopfschmerzen bekommt und ein bißchen zittrig wird, das ist dann aber nach 10 Minuten auch vorbei. Ich gehe stark davon aus, dass einem dasselbe bei der Nutzung eines Nicorette-Inhalers auch passieren kann. Für einen ehemaligen starken Raucher ist es sehr interessant, den Nikotingenuss ohne die Nebenwirkungen des Tabakrauchs wahrzunehmen. Nikotin selbst wirkt belebend und gleichzeitig entspannend, nichts mehr und nichts weniger.

Nach gut anderthalb Jahren hatte ich mich soweit mit der Materie befasst, dass ich mir Geräte der dritten Generation gekauft habe: Verdampfer, die ich selber mit geringem Aufwand instandsetzen kann, Akkuträger, die vermittels auswechselbarer und wiederaufladbarer Akkus für ausreichend Energie sorgen. Meine Liquids mische ich mittlerweile selbst, ich bevorzuge Minze, Menthol, Zitrus und feinwürzige Geschmacksrichtungen. Im Gegensatz zu Nikotinersatztherapeutika der Pharmaindustrie verzichte ich dabei allerdings auf Salzsäure zur Absenkung des ph-Wertes, nicht zuletzt deswegen, weil die Anflutungsgeschwindigkeit von Nikotin für mich eine untergeordnete Rolle spielt.

So, schön und gut, das ist also meine persönliche kurze Geschichte. Die Geschichte hinter der Geschichte ist die, dass engagierte Dampfer politisch tätig werden. Seit Januar 2012 engagiere ich mich im ersten deutschsprachigen Dampferverein, der Interessengemeinschaft E-Dampfen, dort bin ich seit einem Jahr Erster Vorsitzender. Die Interessengemeinschaft E-Dampfen betreibt Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung zur E-Dampfe – ohne jegliche kommerzielle Interessen oder Verbindungen zu Handel oder Industrie. Diese Arbeit wird ehrenamtlich geleistet.

Wir haben mittlerweile übers Dampfen etwa 350 Studien vorliegen, die meisten davon sprechen positiv darüber. Bestimmte Arbeitsbereiche des Gesundheitswesens in Großbritannien empfehlen umsteigewilligen Rauchern das Dampfen, 100 französische Ärzte sprechen sich in einem öffentlichen Appell fürs Dampfen aus.

In Deutschland wird das nicht unterstützt. Die Kollaborationsstelle für Tabakkontrolle legt mit schöner Regelmäßigkeit Pressemitteilungen oder Empfehlungen aus der Wissenschaft für die Politik vor, deren Erkenntnisse fast ausschließlich vom conjunktivus irrealis geprägt sind: “könnte”, “möglicherweise” und “hätte” sind dort oft genutzte Wendungen. Wenn man nun bedenkt, dass für das deutsche Krebsforschungsinstitut 3000 Menschen arbeiten, wundert es einen doch, dass bisher aus diesem Institut keine harten Fakten vorliegen.

Als besonders dramatisch kann erachtet werden, dass Tausende von Mitarbeitern beim Flughafenbodenpersonal, in Discos und Theatern immer noch nicht davor geschützt werden, ein erdölhaltiges Frostschutzmittel – vulgo Propylenglykol – einzuatmen. Das Bundesamt für Risikobewertung hat bereits in den 1980er Jahren für diese Arbeitsbereiche keinerlei maximale Arbeitsplatzkonzentration festgelegt, auch nicht für die langfristige Disposition. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und es muss die Frage gestattet sein, ob hier nicht der wirtschaftliche Nutzen über den gesundheitlichen Schaden gestellt wird – so es tatsächlich einen solchen geben sollte.

Frau Doktor Pötschke-Langer, zu Beginn Ihres Feldzuges gegen die Dampfe haben Sie anerkannt, ich zitiere, “dass im Vergleich zur Tabakzigarette die E-Zigarette eine vergleichsweise geringere Giftlast darstellt”. Dann haben sie sich die Worte “Frostschutzmittel” und anschließend “Chemikaliengemisch” zu eigen gemacht, um Ihre Leser bestmöglich zu schocken und gegen das Dampfen zu vereinnahmen. Zwischenzeitlich kommentieren Sie das Datenblatt zu Propylenglykol und unterstreichen die Gefahren. Ich habe das Datenblatt für handelsüblichen Zucker dabei, das liest sich ähnlich katastrophal. Zu guter Letzt wird jetzt Erdöl gedampft. Sie brillieren in den Medien mit schockierenden Schlagworten, ohne den wissenschaftlichen Hintergrund zu Ihren Äußerungen bereitzustellen.
Wenn Sie doch, wie so oft geäussert, nicht wissen, was alles im e-Liquid enthalten ist, warum dann solch eine negative Verschlagwortung? Als kluger Mensch sagt man doch besser nichts, wenn man nichts weiß. Bitte verzeihen Sie mir, aber nach meinem Verständnis sieht wissenschaftliche Arbeit anders aus. Also gut, dann inhaliere ich eben seit 3 Jahren Erdöl und erfreue mich an meiner latenten Lipidpneumonie. Sonderbar, dass ich keinerlei Atembeschwerden und eine Blutsauerstoffsättigung von 98% habe.

Ich möchte als wissenschaftlicher Laie keine Studien zerpflücken, hierzu hat sich ja bereits Herr Professor Mayer in Linz geäußert. Ich bemühe einfach meinen gesunden Menschenverstand und äußere mein Unverständnis darüber, dass die weitaus weniger schädliche Alternative zum Rauchen für soviel Streit und kontroverse Diskussionen sorgt. Geht es nach dem Willen der Tabakkontrolle, sollen nur noch tabakähnlich aromatisierte Dampfen frei verkäuflich sein, alle anderen Aromen sollen als Arzneimittel in die Apotheke. Es braucht nicht viel, um da Pharmaprotektionismus zu wittern, zumal der Branche seit Etablierung der Dampfe auf dem deutschen Markt die Kunden für Nikotinpflaster, Kaugummis und Inhaler wegbrechen. Obwohl, das stimmt ja auch nicht ganz, denn folgt man den Erkenntnissen von Frau Doktor Pötschke-Langer schaffen nur wenige Menschen den Ausstieg aus dem Tabak mit der Dampfe; warum dann auf diese Weise Handlungsbedarf bestehen soll, muß mir erst mal jemand erklären. Allerdings scheint die jüngste höchstrichterliche Rechtsprechung in Deutschland dieser Strategie der Desinformation insgesamt einen Riegel vorzuschieben.

Der Erfolg der Dampfe beruht unter anderem darauf, dass ein Dampfer nichts vermisst. Er kann Wölkchen ausstoßen, hat etwas in der Hand, kann sich mit Gleichgesinnten austauschen und konsumiert sein Genußmittel Nikotin; nachweislich, ohne sich und andere damit zu schädigen. Das allerdings stößt Prohibitionisten und Tabakkontrolleuren sauer auf: Die Welt muß gesund sein, und jemand mit einem Verhalten, welches auch nur annähernd nach Sucht aussieht ist ein Mensch zweiter Klasse und muß geheilt werden, ob er das nun will oder nicht. Verstehen Sie mich bitte richtig, wir reden hier von erwachsenen Menschen, die selber imstande sind, die Folgen ihres Tuns abzuschätzen. Als Demokrat und Freigeist befürchte ich hier eine völlig unnötige Kontrolle des freien Willens und der freien Entfaltung, und wenn das immer so weitergeht, darf man bald nicht mal mehr Schokolade essen, Steaks grillen oder Kaffee trinken.

Das nächste politische Thema sehen Sie hier: (Liquidflasche hochhalten) Sie sehen hier ein Tabakprodukt. Es ist zwar kein Krümel Tabak drin, aber die EU hat per Richtlinie nun verordnet, Liquids wie ein Tabakprodukt zu behandeln. Schön und gut, aber das wird in der Umsetzung in den einzelnen Mitgliedsstaaten nicht funktionieren. Wir haben Tabakgesetze genauso viele wie Mitgliedsstaaten, in Deutschland sind die Nichtraucherschutzgesetze sogar Bundesländersache. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat für Recht befunden, dass Dampfen kein Rauchen ist. Wie auch, Rauchen ist definiert als das Verbrennen von Tabak zum Zweck der Inhalation des dadurch entstehenden Rauchs, von Dampf ist nirgendwo die Rede. Hier wird es europaweit noch viele Konflikte geben, die Massen von Steuergeldern verschlingen werden, aber wir reden ja hier von Gesundheit und nicht von dem durch politische Ignoranz herbeigeführten volkswirtschaftlichen Schaden durch Steuergeldvergeudung. Insgesamt sieht die Tabakprodukterichtlinie eine sehr viel schärfere Regulierung der E-Dampfe als bisher vor. Hier wird ein Produkt unattraktiv gemacht, welches Millionen von Rauchern den Ausstieg aus dem Tabakkonsum maßgeblich erleichtern kann.

Das Wunschdenken der WHO, innerhalb der nächsten 20 Jahre den Tabakkonsum auszurotten mutet im Lichte dieses strikten Vorgehens gegen die Dampfe naiv an. Rauchen ist ein jahrhundertealtes Kulturgut, und genauso wie sich Raucher illegal Tabak beschaffen werden, werden sich Dampfer illegal Nikotin beschaffen können. Wir Dampfer möchten aber nicht illegal sein, wir schädigen weder uns selbst noch andere, wir tun nichts Böses und niemand leidet unter unserem Tun. Eine eigene Richtlinie fürs Dampfen, der Lebensmittel- und Chemikalienverordnung entlehnt, wäre das Sinnvolle und Wünschenswerte. Wir haben von unserer Seite oft aufgezeigt, welche anwendbaren Regelwerke bereits jetzt existieren, allerdings mangelt es am gesundheits- und gesellschaftspolitischen Willen, den Wünschen der Verbraucher Rechnung zu tragen. Wir von der Verbraucherseite haben dem DKFZ mehrfach das Angebot gemacht, an einer verbraucherorientierten Richtlinie mitzuarbeiten. Es folgte darauf keinerlei Reaktion, stattdessen wird unter Ignoranz aller bestehenden Fakten weiter ideologische und WHO-konforme Propaganda betrieben. In den Publikationen des DKFZ steht zu lesen, dass ihre Waffe die Wahrheit sei. Diese Ihre Wahrheit untermauern Sie mit Mutmaßungen, unwissenschaftlichen Selbstversuchen und ideologischen Doktrinen. Frau Doktor Pötschke-Langer, wenn denn, wie von Ihnen veröffentlicht, nur 0,4% der Raucher den Ausstieg aus dem Tabakkonsum vermittels Dampfen schaffen, warum dann dieser Feldzug? Ist Ihr Krieg gegen den Tabak denn schon gewonnen?

Bedenken Sie bitte: Wenn Sie die Verbreitung der Dampfe behindern, müssen sie gewärtig sein, dass Menschen weiter rauchen oder auch wieder rauchen.

Erste Erfolge dieser WHO-Negativpropaganda sind bereits zu verzeichnen. In den USA steigen die Raucherzahlen wieder, weil dort verunsicherte Leute das Dampfen lieber sein lassen. Gratulation an die Verantwortlichen dort. In Spanien wurde mit dem – übrigens sachlich völlig haltlosen – Schlagwort “Lipidpneumonie” die Angst vor dem Dampfen geschürt: auch hier sind viele Menschen wieder zum Tabak zurückgekehrt.
Letzte Woche erst wurde eine äußerst zweifelhafte japanische Studie durch die Medien geschickt, bei der eine einzelne Dampfe quasi verbrannt wurde. Das Ergebnis postuliert (logischerweise bei solch mutwillig unsachgemäßem Gebrauch) zehnmal höhere Werte an krebserregenden Stoffen als beim Tabakrauch. Der Verfasser der Studie, ein WHO-Angestellter, steht bezeichnenderweise zu einer Stellungnahme zum Testaufbau und den Messergebnissen nicht zur Verfügung. Wenn diese nachhaltige Verunsicherungskampagne eine gesundheitspolitische Strategie ist, die von den hier anwesenden medizinischen Fachkräften mitgetragen wird – kein Problem, bei mittlerweile 7 Millionen Nutzern europaweit werden Sie das Dampfen nicht mehr aufhalten können – und nur Sie selbst müssen sich morgens in Ihrem Spiegel betrachten und ein gutes Gefühl bei der Arbeit haben, die Sie tun.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit

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