„Sucralose-Skandal“

Seit dem Aufkommen des „Sucralose-Skandals“ habe ich über die vier Jahre insgesamt 12 Studien durchgeackert(!). Wenn ich Studien anschaue, dann nehme ich mir immer sehr viel Zeit und analysiere sie intensiv. Natürlich auch „Sucralose-Studien“.

  • Sucralose, a synthetic organochlorine sweetener: overview of biological issues
  • Potential oral health effects of e-cigarettes and vaping: A review and case reports
  • Quantification and cytotoxicity of degradation products (chloropropanols) in sucralose containing e-liquids with propylene glycol and glycerol as base
  • The effect of sucralose on flavor sweetness in electronic cigarettes varies between delivery devices
  • Assessing toxicant emissions from e-liquids with DIY additives used in response to a potential flavour ban in e-cigarettes
  • Ambient mass spectrometry and near-infrared spectroscopy – a direct comparison of methods for the quantification of sucralose in e-liquids
  • High-Intensity Sweeteners in Alternative Tobacco Products
  • Potential oral health effects of e-cigarettes and vaping: A review and case reports
  • Sucralose-Enhanced Degradation of Electronic Cigarette Liquids during Vaping
  • Toxic emissions resulting from sucralose added to electronic cigarette liquids
  • Thermal and rheological study of artificial and natural powder tabletop sweeteners
  • Heating of food containing sucralose might result in the generation of potentially toxic chlorinated compounds

Fakt ist, dass beim Erhitzen von Sucralose potentiell riskante Stoffe entstehen. Es ist aber nicht so, dass sich die gesamte Sucralose zersetzt, was schlicht und ergreifend am Prinzip unserer Atomizer liegt. [1] Und es entstehen bei der Zersetzung auch nicht ausschließlich problematische Stoffe.

Dioxine (ich fasse in diesem Artikel mal zur Vereinfachung alle problematischen Stoffe unter diesem Oberbegriff zusammen, obwohl das nicht völlig korrekt ist) sind ohne Frage ausgesprochen problematisch… auch was „Grenzwerte“ betrifft. Bei allem, was da beim Dampfen (oder Backen) entsteht, sind wir aber meilenweit weg von einer möglichen akuten Toxizität. Da besteht nun wirklich nicht das geringste Risiko.

Das Fatale bei Dioxinen ist, dass man nichts genaues nicht weiß. Also man weiß schon was, aber man ist sich bei der möglichen und tatsächlichen Schädlichkeit noch weit weg von Gewissheiten und auch weit weg vom Verständnis der Wirkmechanismen.

Was einem bei Dioxin immer sofort einfällt ist das Seveso-Unglück. Dass das eine echte Umweltkatastrophe war, ist völlig klar und unbestritten. Und dass die Folgen trotzdem nicht extrem dramatisch waren, liegt daran, dass da (Kritik an Maßnahmen kann man immer üben, aber es wurde reagiert) gehandelt wurde (Evakuierung und Entgiftung der Umwelt). Es ist aber bis heute so, dass nicht ein Todesfall als direkte Folge des Unglücks dokumentiert ist. Auch das Auftreten von Krebsfällen ist in der betroffenen Region nicht signifikant verändert. Die akut vergifteten Menschen waren und sind selbstverständlich geschädigt (Chlorakne, Leberschäden…). Was sehr wahrscheinlich ist und auch immer weiter erforscht wird, ist die konkrete Auswirkung auf den Hormonhaushalt. Da gibt es auffällige Zahlen in der betroffenen Region (Geschlechterverhältnis bei den Geburten).

Blöd an Dioxinen ist, dass sie nach Aufnahme nicht komplett wieder ausgeschieden werden. Sie lagern sich zu einem Teil in Fettzellen an. Solange sie dort eingelagert sind, haben sie aber keine Auswirkungen auf den Organismus. Erst bei Abbau von Fettzellen, werden sie freigesetzt und können etwas bewirken. Ein Teil wird dann wieder eingelagert, ein Teil ausgeschieden. Man stuft Dioxine als fruchtschädigend ein und als krebsfördernd (Krebsbildung bei vorgeschädigten Zellen). Dass sie krebsauslösend sind, ist noch immer nicht wissenschaftlich bestätigt. Aus diesen Gründen gibt es keine Grenzwerte, wie bei anderen Stoffen, sondern einen Grenzwert der „Hintergrundbelastung“, also der Menge an Dioxinen, deren Aufnahme man nicht vermeiden kann. Dem Zeug ist man nämlich immer ausgesetzt. Gerade mit Fleisch- und Milchprodukten, Fisch oder Eiern nimmt man Dioxine auf… und mit der Atemluft. Das lässt sich nicht vermeiden. Berechnungsgrundlage ist die aufgenommene Menge pro Gramm aufgenommenen Fetts. Es gibt für bestimmte Dioxine aber zumindest MAK oder auch Richtwerte (I und II).

Nimmt man jetzt die Studien, ignoriert alles, was nicht der Realität entspricht, dann haben sie nur Werte unterhalb der Grenz- bzw. Richtwerte oder der zulässigen Hintergrundbelastung gefunden. In etlichen der Studien wird dann aber geschlussfolgert, nur weil man die Stoffe gefunden hat, sind die Liquid gefährlich… dann hätten sie aber dazu schreiben müssen, dass ein Hühnerei auch gefährlich ist.

„Alles, was nicht der Realität entspricht“ bedeutet alle Ergebnisse aus Experimenten mit realitätsfernen Sucralose-Konzentrationen in den Testflüssigkeiten. Das zieht sich nämlich wie ein roter Faden durch die Studien. 1%, 5%, 7.5%, ja sogar 10% sind da in der Mache gewesen. Nur selten mal 0.25 oder gar 0.1%.

Dabei fallen zwei Dinge auf: Unter 0.5% findet man durchweg keine bedenklichen Mengen problematischer Stoffe im Kondensat. Und… bei höherer Konzentration kommt es vor, dass das Kondensat von Proben mit niedrigerer Sucralose-Konzentration teilweise mehr Dioxine aufweist, als das aus Proben mit höherer Konzentration. Die Bildung hängt offenbar auch entscheidend von den anderen Inhaltsstoffen bzw. deren Anteilverhältnis ab. VG und Nikotin spielen dabei vermutlich (da ist noch nichts bewiesen oder erforscht) wohl eine Rolle. Das alles sind aber Erkenntnisse anhand von Proben über 0.5% Sucraloseanteil.

Die wenigen handelsüblichen Liquids mit Sucralose enthalten aber sehr wenig Süßstoff. Sucralose süßt wirklich extrem. 0.1 bis 0.15% sind häufige Konzentrationen. Sehr süße enthalten 0.2%. Fast unerträglich süße liegen bei 0.25%. Alle drüber ist selbst für Disposable-Junkies nicht mehr erträglich.

Wenn man auf Sucralose im Liquid verzichtet, ist das doch völlig ok. Persönliche Entscheidung. Ich selbst bin eh nicht davon betroffen, weil ich schon vor Jahren den Sweetener (hatte allerdings Ethylmaltol verwendet) weggelassen habe, da die 35% VG mir ausreichend Süße bringen. Mir geht es um die Reflexe auf „Vokabeln“, auf die wir konditioniert werden. Und dazu gehört auch Sucralose.

Ich hab mich jedenfalls sehr intensiv mit dem Thema befasst (insgesamt auch mit Süßstoffen) und auch immer im Austausch mit einem Lebensmittelchemiker aus der Praxis befunden.

Mag sein, dass ich Studien mit wirklich dramatischen Ergebnissen übersehen habe. Ich bin wahrlich nicht unfehlbar und behaupte auch nicht, dass ich sämtliche Studien kenne.

Allerdings bin ich mir selbst recht sicher, dass es keine belastbaren „Horror-Studien“ dazu gibt, weil die ganz sicher öffentlich thematisiert worden wären und ebenso sicher schon zu einer Regulierung von Sucralose in Liquids geführt hätten.


[1] AFAIK 18 – Atomizer und nicht Kochtopf

2 Antworten zu „„Sucralose-Skandal““

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Bitte dazu die Datenschutzerklärung beachten.