Wenn das Selbstgemischte nach Spüli schmeckt

Man liest es immer wieder mal: „Selbstmischen ist Mist. Das schmeckt nie so, wie man es sich vorstellt. Schmeckt irgendwie nach Seife… oder nach Spülmittel.“

Jau, kenne ich! Das habe ich sogar schon bemerkt, als ich noch nicht selbst gemischt habe… das waren Fertigliquids eines damals (2012) der verbreitesten Shops.

Bah… alle, aber auch wirklich alle Sorten schmeckten nach Seife.

Und als ich mit dem Selbstmischen anfing, passierte mir das auch immer mal.

Beim Selbstmischen gibt es auf jeden Fall EINEN Faktor, den ich kenne, der zu diesem Effekt führt. Nämlich das Überdosieren der Aromen.

Geduld ist heute ein seltenes Gut und beim Mischen ist sie bald wertvoller als Platin.

Zusammenkippen und dann gleich mal probieren.

Hmm… schmeckt aber lasch… also nachwürzen… mehr Aroma reinkippen.

Probieren.

Ja, besser, aber immer noch lasch. Also noch mehr Aroma rein.

Irgendwann kippt die Sache dann… es schmeckt nicht besser, es schmeckt nicht nach dem, was man eigentlich reingekippt hat, sondern nach Spülmittel oder Kernseife. Was ein Dreck. Trugschluss: So beschissene Aromen kann man nur ins Klo kippen.

Fatal auch… je länger man die „gekippten“ Liquids stehen lässt, desto beschissener wird der Geschmack!

Das ist normal. Eine Überdosierung von Aromen versaut den Geschmack!
Eine alte Selbstmischer-Weisheit.

Mehr hilft beim Aromatisieren von Liquids nicht mehr, sondern schadet mehr. Weniger ist mehr! Oftmals sogar weniger, als der Hersteller angibt. Wovon man mehr braucht: Geduld!

Das Selbstgemischte braucht Zeit (gerne auch etwas Wärme und Bewegung, also Schütteln, Rühren) zum „Reifen“. Gibt man der Eigenkreation mit sparsamer Aromenzugabe eine, besser zwei oder drei, vielleicht sogar vier Wochen, dann schmeckt es in der Regel so, wie das Aroma auch riecht und so, wie es auf dem Etikett steht. Ob man nun die Geschmacksnote des speziellen Aromas von dem speziellen Hersteller mag, oder nicht… ob es so schmeckt, wie man es sich ausgemalt hat, kann man dann erst feststellen. Aber es schmeckt nicht nach Seife und es schmeckt nach dem, was draufsteht (es sei denn, die Aromen taugen echt nix). Ob der Erdbeergeschmack so ist, wie man sich es erträumt hat, ist individuell… das ist aber deutlich weniger „Lehrgeld“, als wenn man alle seine Eigenkreationen überwürzt und wegkippt. Zumal da echte Perlen dabei sein werden… die man aber nicht erkennt, weil man zu viel von dem Zeug zugibt.

Nun hört und liest man, dass gerade die Disposables so gut schmecken würden. Ja… irgendwie wird das wohl zutreffen. Das liegt aber nicht daran, dass die irgendein Zauberaroma benutzen. Die überwürzen auch nicht drastisch (weil es dann wieder nach Spüli schmecken würde), die haben einen anderen Trick. Die kitzeln mehr Geschmack heraus, indem sie andere Zutaten hinzugeben. Was nämlich unbestreitbar ist: Die Dispo-Liquids sind oft sehr süß. Des geben sogar diejenigen zu, die vom Geschmack begeistert sind. Und genau DAS ist auch das Geheimnis der Angelegenheit.

Süße hebt den Geschmack. „Zucker zaubert“ ist eine alte Küchenweisheit. Nun ist zum Glück in Liquids kein Zucker drin… aber dafür werden andere Süßungsmittel zugegeben. Die Süße an sich hebt also schon einmal den Geschmack. Und Süßungsmittel, wie z.B. Ethylmaltol, Aspartam, Acesulfam-K, Thaumatin, Neohesperidin DC, Aspartam-Acesulfamsalz sind Geschmacksverstärker… sie werden auch als solche deklariert und eingesetzt.

Normal angesetzt und kräftig gesüßt… und schon ist der Geschmack intensiver und wird als „besser“ empfunden.

Wer also unbedingt in Richtung Disposable-Geschmack kommen will, der mischt mit normalen Aromamengen und süßt sein Selbstgemischtes ordentlich. Dann die Reifezeit abwarten… und es kommt dem Geschmack der Filzstifte schon wesentlich näher.

Solche Liquids setzen der Heizwendel vermutlich mehr zu… man muss sie öfter wechseln (bei Dispos ist das kein Problem… nach zwei Millilitern kommen die eh in‘Müll)… aber irgendwas ist ja immer. 😉 😀

Jedenfalls: Schmeckt das Selbstgemischte nach Seife, ist zu viel Aroma drin. Dagegen hilft nur wesentlich weniger Aroma und deutlich mehr Geduld.

Wer die nicht aufbringen kann, der muss dann halt Disposables konsumieren, solange es die noch gibt (nicht wegen der Batterieverordnung, sondern wegen der Bestrebungen nach einem möglicherweise EU-weiten Aromenverbot). Danach entweder doch Geduld aufbringen oder einfach wieder rauchen.

6 thoughts on “Wenn das Selbstgemischte nach Spüli schmeckt

  1. Einfach wieder rauchen? Böse, böse, Pepe!
    Aber der Rest ist sehr gut nachvollzogen, auch unabhängig von diesen Dysphoribles 😉
    Auch Longfills schmecken nach längerer Zeit nicht mehr, weil sie dann wirklich gereift sind und eigentlich zum sofortigen Konsum überwürzt wurden. Geduld … musste ich auch erst lernen … führt zum Erfolg. Und kostet nix extra.

  2. Gut erklärt, @Pepe, und eigentlich für jeden Menschen, der sich in der Küche auskennt, der für sich und andere regelmäßig echtes Essen kocht, ein alter Hut (das Kochen gibt es aber immer weniger, Fertiggerichte oder Teilfertiges sind heute üblich). Nun, auch ich bin so ein Warmmacher, Kochen ist für mich wie Zaubern mit Physik und Chemie, weshalb mir diese Überdosierungen anfangs ebenfalls oft passiert sind. Es war eine familiäre Köchin (also keine in einem Restaurant und keine Dampferin), die mir das mit der Überdosierung klargemacht hatte. Seither klapptꞌs prima mit dem Selbstmischen.

    Wobei es auch gewisse Reparaturmöglichkeiten für versautes Liquid gibt. Man muss nur großzügig verdünnen mit viel PG und VG: aus einem Liter Plörre beispielsweise mit 9 Liter neutraler Base kann ein neuerliches Ausgangsprodukt entstehen, dass mit wenig (ganz wenig) völlig anderem Aroma zu ungeahnten aber köstlichen Geschmacksvariationen führen kann. Einziger Nachteil dieser 10 Liter: man bekommt es nie ein zweites Mal so hin 🙂

    Was ich sagen will: bloß nichts Ungenießbares wegschütten, kann man immer noch gebrauchen und lässt sich oft als Grundlage eines neuen wundersamen Kochzaubers verwenden.

    1. Guter Hinweis. Das hätte ich echt noch dazuschreiben sollen.

      Klar lässt sich so manches überwürzte Liquid durch Verdünnen sogar noch retten.

  3. Als alter Selbstmischer halte ich es bei den Longfills auch so und mache aus denen meistens 30% mehr Liquid oder bei manchen Überdosierten sogar 50%. Kommt halt auf den eigenen Geschmackssinn an.

  4. Weniger ist oftmals „mehr“ das habe ich ziemlich zeitnah praktiziert seit ich „mische“
    Nicht weil ich am Aroma sparen wollte, sondern weil ein Zuviel an Aroma eine schnelle Übersättigung des Liquides dazu führte, das es mir nach einer gewissen Zeit nicht mehr so richtig mundete. Es war einfach zu intensiv, zu viel eben nach meinem Geschmack. Ich denke wenn man nicht mehr raucht, erholen sich die Geschmacksnerven recht schnell und man nimmt Geschmack, Gewürze usw. wieder viel intensiver war. Und das überträgt sich auch auf das E-Dampfen. Zumindest ist das bei mir so. Und das ist auch gut so.

    Man lernt das recht schnell. Die Geschmacksnerven können da durchaus sehr sensibel reagieren. Zumindest bei mir. Das ist wie bei den Pommes, zu viel Salz und es schmeckt nicht mehr nach Kartoffeln sondern nach Salz. Die Menge macht‘s… 😉

    Bombus

  5. Scharfe oder seifige Noten bekommt man im Eisfach leicht abgefiltert. Die Dosis Aroma und den Anteil PG für einige Stunden kaltstellen, die beiden Substanzen gut mischen und im Eisfach in einem Trichter durch einen locker sitzenden Wattestrang filtern – was darin hängenbleibt fühlt sich auch ziemlich schmierig an.

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