Wie man sich den eigenen Untergang schönreden kann

Da denkt man an nichts Böses und stolpert über einen Artikel im Blog von InnoCigs, wo „Disposables“ erklärt werden. Oweh! Da muss der Pepe zum Jahresende doch noch einmal rummaulen. Einen Bärendienst erweisen sie dem E-Dampfen und der Branche, von der sie eigentlich leben wollen.

Neu sind diese Geräte jedoch keineswegs! Im Gegenteil zählten Einmalprodukte zu den ersten E-Zigaretten, die vor gut 10 Jahren überhaupt am Markt erhältlich waren. Die damals noch als Cigalikes bekannten Devices erinnerten in der Tat im Aussehen und in der Haptik stark an klassische Tabakzigaretten.

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Mag sein, dass der Verfasser vor zehn Jahren noch nicht mit dem Dampfen befasst war und die Cigalikes nur von Bildern kennt… aber hier irrt er. Die meisten Cigalikes dieser Zeit waren mehrfach verwendbare Produkte. Das einem Zigarettenfilter nach gebildete Mundstück war Liquiddepot und Atomizer in einem. Es handelte sich nahezu ausschließlich um Wattedepots, bei denen das Liquid in einem Wattepolster gehalten wurde (das verminderte die Gefahr des „Siffens“). Man erwarb die Geräte meist mit einem Steckerladegerät (oder einem schlichten, kurzen USB-Adapter) mit einer passenden Schraubbuchse, in welche der eigentliche Akku (der lange weiße Teil der Cigalike) zum Wiederaufladen geschraubt wurde. Die Depots (samt Atomizer) konnten nachgekauft werden. Es war aber auch möglich, die Wattedepots nachzufüllen, wenn man Geld sparen wollte und der Atomizer noch in Ordnung war. Es handelte sich also eher um eine frühe Art der Podsysteme.

Es gab nur einige wenige Cigalikes, die echte Wegwerfprodukte waren, weil nicht aufladbar und ohne Möglichkeit, den Verdampfer zu tauschen. Die musste man auf dem Markt echt mit der Lupe suchen.

Aktuelle Disposables sind moderne E-Zigaretten, die sämtlichen rechtlichen Bestimmungen in vollem Umfang entsprechen.

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Die überwiegende Zahl der Disposables wird außerhalb des Fachhandels vertrieben. Im Fachhandel kann man davon ausgehen (sollte man davon ausgehen können… wobei Vapers Insight im vergangenen Jahr leider ein anderes Bild zeichnen musste), dass es sich um zugelassene und gesetzeskonforme Produkte handelt. Das gilt auch für den überwiegenden Teil des deutschen Onlinehandels.
Die Dinger gehen aber bei Tankstellen, Spätis, Kiosken, und sonstigen Läden über den Tisch, sowie bei dubiosen Onlinehändlern im In- und Ausland. Und hier, so hat sich gezeigt, wird weder darauf geachtet, ob es sich um zugelassene Geräte oder Originale handelt… und der Jugendschutz wird nicht sonderlich beachtet.

Die auch anzutreffende Bezeichnung “Einmalprodukt” bedeutet nicht, dass man ein Disposable Device nicht auch über einen längeren Zeitraum nutzen könnte. Wer beispielsweise nur sehr wenige Züge am Tag nimmt, kann durchaus eine Woche oder länger haben, bis der Vorrat an Liquid im Tank erschöpft ist.

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Was ist das denn für ein beklopptes Argument? Logisch kann ich, wenn ich nur ein paar Mal am Tag ziehe, mit dem Produkt vielleicht ne Woche auskommen. Ist des Dingen aber leer, dann ist es leer und wandert (mit viel Glück im Haus-) Müll oder landet in der Botanik.
Eine Einweg-Mineralwasserpulle ist und bleibt auch eine Einwegprodukt… keiner käme auf die Idee, zu sagen, sie sei ein Einmalprodukt, wenn ich sie an einem Tag leersaufe und kein Einmalprodukt, wenn ich sie mir ein paar Tage einteile. Ist sie leer, kommt sie weg und wird nicht eingesammelt, gewaschen und wiederbefüllt (wie das Mehrwegprodukt).

Intuitive Bedienung und Nutzung „Out of the box“

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Die beiden Pluspunkte sind auch nicht wirklich gewichtig. Podsysteme stehen dem kaum nach. Das Nachfüllen ist läppisch und im Vergleich zum Selbstdrehen einer Kippe auch noch extrem einfach. Und wer ein Feuerzeug betätigen kann, dem ist auch zuzumuten, beim Ziehen ein Knöpfchen zu drücken. Und das notwendige Nachladen schreckt auch niemanden ab… weil jeder sein Smartphone regelmäßig an Ladegerät klemmt und den Akku vom Pedelec mit in die Wohnung zum Laden nimmt.

Klickt man auf der Webseite von InnoCigs durch die Palette „E-Zigaretten“, dann findet man (Stand 31.12.2022, 12:00 Uhr) 18 verschiedene Disposables im Angebot. Logisch, dass man sich und den Kunden die Dinger schönreden muss und sie auch noch als Umstiegshilfe auf nachhaltigere Geräte verherrlicht.
Und auch logisch, dass die wirklichen Probleme verschwiegen werden, die von diesen Produkten und dem nicht kontrollierbaren Boom ausgehen: der Umweltaspekt inkl. Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung, die Nichtdurchführbarkeit des Jugendschutzes, das schlechte Image dieser Produkte, die Gefahr, mangelhafte Produkte zu erstehen und die ganz klar auch an Jugendliche gerichtete (ohnehin nicht legale, aber verschleierte) Reklame.

Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass diese Produkte durch notwendige Neuregulierungen die gesamte E-Dampf-Palette mit in den Abgrund reißen können.

12 Antworten zu „Wie man sich den eigenen Untergang schönreden kann“

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