Da denkt man an nichts Böses und es flattert eine Mitteilung über einen Artikel zum Thema E-Dampfen in der Zeit rein.
Inzwischen ignoriere ich solche Artikel… meist überfliege ich sie nur und lege sie im Ordner „Dreck“ ab.
Aber die Schlagzeile dieses Artikels vom 14.03.2018 hat mich dann doch neugierig gemacht, weil sie irgendwie schon vielversprechend klang… sollte es wirklich möglich sein, dass hier mal die Propaganda gegen das E-Dampfen durch einen sorgfältig recherchierten Artikel auch in einem großen und etablierten Medium aufgedeckt wird?
Also… die Schlagzeile klang wirklich interessant:
E-Zigaretten: Wie Panikmache den Ruf der E-Zigarette vergiftet (DoNotLink)
(auf archive.org: https://web.archive.org/web/20180314202012/http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-03/e-zigaretten-rauchen-jugend-jugendschutz-entwoehnung/komplettansicht)
In dem Artikel heißt es weiter:
E-Zigaretten könnten Rauchern helfen, gelten aber als Einstiegsdroge für Tabak. Eine Studie warnt nun erneut vor immensen Schäden. Leider ist das ziemlich fragwürdig.
Wow! Klingt ja noch besser!
Insgesamt wird in dem Artikel auch recht gut dargelegt, weshalb die neue „Es-gibt-ihn-doch-den-Gateway-Effekt-Studie“ aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten inhaltlich, wie auch von den Schlussfolgerungen her unseriös ist und damit die Öffentlichkeit falsch über die Chancen der E-Dampferei informiert.
Liest man aber den Artikel etwas genauer, dann stellt man fest… da hat die Verfasserin wohl in einigen Ecken der Dampferszene (Blogs, Foren, Gruppen) etwas aufgeschnappt, sogar ganz ordentlich aufgearbeitet, sich aber ansonsten doch wieder NICHT mit der Thematik befasst. Ganz schnell fliegen per C&P alte Unwahrheiten, Gerüchte und Propagandasahnestücke ein, so dass die Überschrift mehr verspricht, als der Artikel letztlich hält.
Da hilft es auch nicht, wenn er einige korrekte Informationen oder Einschätzungen bietet, wenn diese dann mit dem Arsch im selben Artikel wieder eingerissen werden.
Technische Probleme
Wer dampft und abhängig ist, braucht immer einen geladenen oder einen separaten Akku. Gerade die Stromquellen haben in der Vergangenheit gefährliche Probleme gemacht. Überhitzte Stromquellen explodierten in Hosen- und Jackentaschen, manchmal sogar während des Rauchens im Gesicht. Eigentlich sitzen in den Geräten Steuerungselemente, die Überhitzen verhindern sollen. Ein Großteil der Betroffenen hatte ihre E-Zigaretten jedoch getunt oder sich Billigware bestellt.
Bitte korrigiert mich… aber nach meiner Einschätzung ist die Hauptursache für AUSGASENDE (nicht explodierende) Akkus die falsche Handhabung bzw. falsche Lagerung / Transport. Der überwiegende Teil der in den letzten Monaten bekannt gewordenen Zwischenfälle sind doch „Loser-Akku-mit-Kleingeld-und-Schlüsselbund-in-Hosentasche-Ausgasungen“ gewesen… und das hat jetzt nichts mit der E-Dampferei zu tun, denn es handelt sich um Akkuzellen, die vielseitig verwendet werden… z. B. auch in guten Taschenlampen.
Aber ok… so schlimm ist diese Aussage nicht… aber auch sie ist geeignet, die Öffentlichkeit zu verunsichern und Gefahren an die Wand zu schmieren, die eher die Ausnahme sind. Also nicht meckern, es würde unseriös gegen die Dampferei agiert und es dann selbst genauso machen!
Die Untersuchung wäre eine gute Gelegenheit gewesen, um zu zeigen, was Nichtraucherschutz bewirken kann. Dass es richtig ist, ihn auch für E-Zigaretten konsequent durchzusetzen. Und dass man ihn noch strenger machen könnte, indem man etwa die bunte Auswahl an Geschmacksrichtungen der E-Liquids reduziert. Die verführen nachweislich junge Menschen dazu, das Dampfen auszuprobieren (BMJ Tobacco Control: Shang et al., 2017).
So und da schlägt dann der erste RICHTIG große Haufen Scheiße ein!
Was – bitte schön – hat denn der Nichtraucherschutz mit dem Dampfen zu tun? Wieso sollte man den NichtRAUCHERschutz auch für „E-Zigaretten“ durchsetzen? Es gibt nachweislich keine Fremdgefährdung durch „Passivdampf“ [1][2][3][4][5]↓. Wenn ich mit dem Dampfen aber keine Dritten gefährde, müssen sie auch nicht durch Regulierungen vor mir „geschützt“ werden. Hier werden Forderungen erhoben (und den Studien-Propagandisten wird auch noch vorgeworfen, dass sie das nicht gefordert hätten), die vollkommen sinnlos und unzweckmäßig sind… Forderungen nach Einschränkungen der persönlichen Freiheit ohne jede Grundlage.
Und dann auch noch die Forderung nach Einschränkung der Geschmacksrichtungen, die damit begründet wird, dass diese „nachweislich“ junge Menschen zum Dampfen verführen würden. Ja bitte, werte Frau Gerhard… dann liefern sie doch die angeblichen „Beweise“ (Sie schreiben ja „nachweislich“). Haben Sie schlicht vergessen? Oder war es Ihnen nicht möglich, weil es diese „Beweise“ nicht gibt? So sieht es doch aus. „You are fake-news!“ [6][7][8][9][10]↓
Natürlich kann man kritisieren, dass viele Raucher dann nicht zu Nichtrauchern werden, sondern bei den E-Zigaretten bleiben.
Hääää? Selbstverständlich ist ein Mensch, der NICHT MEHR RAUCHT, sondern NUR NOCH DAMPFT ein NICHTRAUCHER. Und es gibt auch keinen zwingenden Grund, das Dampfen sein zu lassen, nachdem man dadurch vom Rauchen lassen konnte. DAMPFEN IST KEIN RAUCHEN! Ich hätte angenommen, dass eine „Journalistin“, die einen solch umfangreichen Artikel zum Thema E-Dampfen schreibt, wenigstens MINIMAL recherchiert. Die Tatsache, dass Dampfen kein Rauchen ist und Dampf kein Rauch, setzt jetzt kein wissenschaftliches Studium voraus.
Allerdings enthalten diese rund 95 Prozent weniger Schadstoffe.
Nun, das bezieht sich wohl auf die Kernaussage der sogenannten 95%-Studie [11][12]↓. Aber LESEN können Sie doch wohl, Frau Gerhard? Warum haben Sie die Studie denn dann nicht gelesen? „E-Zigaretten“ enthalten nicht 95% weniger „Schadstoffe“… man bescheinigt ihnen in dieser Studie lediglich eine MINDESTENS 95% geringere Schädlichkeit, als das Tabakrauchen. Und die 5% „Restrisiko“ beziehen sich auf das geringe Abhängigkeitspotential von Nikotin… wobei es wirklich zweifelhaft ist, ob eine Abhängigkeit von einem (in den konsumierten Dosen) ziemlich unschädlichen Stoff tatsächlich als „Schädigung“ angesehen werden kann. [13]↓
Nikotin
Ein Nachfüllfläschchen Liquid darf maximal 200 Milligramm Nikotin enthalten. Mit dieser Menge sind hohe gesundheitliche Risiken verbunden. Eine tödliche Dosis für Menschen variiert zwischen einem und 13,6 Milligramm Nikotin pro Kilogramm Körpergewicht. So viel inhaliert zwar niemand beim Dampfen. Wird die Flüssigkeit aber verschluckt oder kommt sie in Berührung mit der Haut, besteht Lebensgefahr.
Und wieder hat sie Verfasserin nicht richtig recherchiert (oder nicht sorgfältig… oder gar nicht?)!
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen geht man von mindestens 7 mg pro kg Körpergewicht als LD50 aus. Damit wäre ein maximal-dosiertes Liquid beim VERSCHLUCKEN für Personen unter 28 Kilogramm Körpergewicht gefährlich. Allerdings muss das Zeug dazu auch im Körper bleiben und aufgenommen werden, was bei etlichen Selbstmordversuchen mit Nikotin leider nicht geklappt hat. Vieles geht wie durch Montezumas Rache ziemlich ungefiltert hinten oder mit einem lauten Ruf nach „Jööörg“ vorne wieder raus… hoffentlich ins Klo! [14]↓
Und der Schwachsinn, ein solches Liquid wäre auch bei Hautkontakt „tödlich“ zeugt davon, dass sich die werte Dame wirklich NICHT informiert hat. Kippt man sich das 20er-Liquid oder die 20er-Base auf die Haut, so dauert es HUNDERTE von Stunden (kommt auf die Größe der Hautfläche an… bei nur 10 cm² würde es sogar um die 2.000 Stundendauern), bis das gesamte Nikotin vom Körper aufgenommen wurde. In dieser Zeit wurde aber das sooo langsam aufgenommene Nikotin vom Körper bereits wieder abgebaut… also Selbstmord durch ein Liquid-Bad funktioniert echt nicht.
Aber prima, dass hier durch (recherchiert oder vorsätzlich) falsche Behauptungen genau das provoziert wird, was im Titel vermeintlich in der Kritik steht… es wird Panik geschürt.
Dann wird noch erwähnt, dass die „Vernebelungsmittel“ PG und VG ja nicht wirklich erforscht seien… na ja… im Universum von Frau Gerhard mag das so sein… in unserem Universum ist die Aussage schlicht falsch.
Ach ja… und dann ist ihr wieder was „durchgerutscht“…
In manchen Produkten kommt Ethylenglykol als Hauptkomponente vor. Es kann Augen und Atemwege stark reizen und war bisher in Tabakerzeugnissen verboten.
Als Trägersubstanz in wenigen Liquids kommt PEG (POLYethylenglycol / Macrogol) zum Einsatz. Das ist ein harmloser Stoff. Aber klar… gibt man dann nur „Ethylenglycol“… also ohne das „POLY“ in eine Suchmaschine ein, so stößt man auf MONOethylenglycol (MEG / Glykol / Glycol), das tatsächlich „nicht gesund“ ist und mit dem man sich sogar „vergiften“ kann und das zu Haut- und Augenreizungen führt (nicht zu verwechseln mit DIethylenglycol, das auch ein mieses Zeug ist und mal als „Süßungsmittel“ schlechter Weine verwendet wurde).
Man muss… gerade bei organischen chemischen Substanzen… ganz genau schauen, wie die Zusammensetzung der Verbindung tatsächlich ist… solche Kleinigkeiten wie „POLY-“, „DI-“ und „MONO-“ machen einen wesentlichen Unterschied aus. Aber WIR DAMPFEN KEIN MEG oder DEG, sondern höchstens (und solche Liquids sind extreeeem selten, weil sie einen unangenehmen Beigeschmack haben und unglaublich viel Aromazusatz erfordern) PEG, das harmlos ist.
Setzen! Sechs, Frau Gerhard!
Duftstoffe und Aromen
Sie geben dem Dampf Duft und Geschmack, stehen aber auch im Verdacht, Allergien auszulösen. Eindeutig nachgewiesen ist das aber noch nicht.
Nachgewiesen wurde das also noch nicht? Wieso dann erwähnen? Einigen wir uns darauf, dass an Allergien im Zweifel der Russe schuld ist… der ist grundsätzlich ohne jeglichen Beweis an allem schuld… da reicht die Vermutung völlig aus!
In cremig schmeckenden Dampfflüssigkeiten tauchte Diacetyl auf, das in Lebensmitteln als Buttergeschmacksstoff enthalten sein kann. Wird es inhaliert, besteht die Gefahr schwerer Entzündungen der Bronchien.
Auch das ist wieder gefährliches Halbwissen gepaart mit eindeutiger Unwissenheit.
Erstens ist ein Zusammenhang zwischen Diacetyl und der sogenannten „Popcornlunge“, trotz anderslautender Behauptungen, bislang noch nicht nachgewiesen… und zweitens ist der Zusatz von Diacetyl in der gesamten EU ohnehin nicht erlaubt!
Also wozu den Lesern Angst vor der Popcornlunge durch das E-Dampfen ins Hirn pflanzen, wenn die Gefahr überhaupt nicht gegeben ist. Das ist unseriös und PANIKMACHE!
Ein paar Sätze, die eine schlecht gemachte „Studie“ aus den USA kritisiert und dieser Panikmache vorwirft, können einen ansonsten schlechten Artikel nicht retten.
Der Artikel ist schlicht SCHEIẞE und inhaltlich auch nichts als PANIKMACHE.
Schade, Frau Gerhard, auch Sie haben die Gelegenheit, einmal einen ausgewogenen Artikel zum E-Dampfen zu schreiben, leider verpasst… entweder durch schlampige Recherche oder eventuell durch Absicht?
SCHEIẞE mit Schokoglasur bleibt trotzdem Scheiße!
Tipp für Frau Gerhard und andere „Journalisten“: Stellt man in einem Artikel Behauptungen auf, so ist es sinnvoll, diese durch Quellenangaben zu belegen!
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28846634
[2] http://www.sciencecodex.com/new_study_finds_exhaled_ecigarette_vapour_particles_disappear_within_seconds-180599
[3] http://www.mdpi.com/1660-4601/11/6/6459
[4] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0761842513000855
[5] https://www.ocf.berkeley.edu/~dshuster/e-Cigarettes/McAuley_2012.pdf
[6] http://www.mdpi.com/1660-4601/14/11/1345
[7] http://tobaccocontrol.bmj.com/content/early/2017/09/15/tobaccocontrol-2017-054002
[8] https://harmreductionjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12954-017-0187-5
[9] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28850065
[10] http://onlinelibrary.wiley.com/wol1/doi/10.1111/add.13924/abstract
[11] https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/457102/Ecigarettes_an_evidence_update_A_report_commissioned_by_Public_Health_England_FINAL.pdf
[12] https://www.elekcig.de/docs/Public-Health-England-E-Cigarettes-an-evidence-update-Deutsche-Uebersetzung.PDF
[13] http://ig-ed.org/wp-content/uploads/2017/08/2017_Prof_Dr_Mayer_Wie_schaedlich_sind_E-Zigaretten.pdf
[14] https://drive.google.com/file/d/0B1XBejPbx-nhSUc3UlozXzB4aGM/view
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