Gestern hatte ich ein interessantes Gespräch, in dem es um die weit verbreitete Propylenglycol-Unverträglichkeit ging. Anlass waren verschiedene Threads in verschiedenen Foren und Gruppen, in denen wieder einmal durch zahlreiche PG-Allergiker geschrieben wurde.
Vorab: Ich möchte hier niemanden beleidigen, der tatsächlich unter einer echten PG-Unverträglichkeit leidet und auch kein Pauschal-Urteil über ärztliche Leistungen abgeben. Ich habe einfach ein paar Gedanken zu dem Thema nieder geschrieben, die vielleicht bei den einen oder anderen zum Nachdenken anregen.
Mit dem Beginn des Dampfens und einem oftmals damit verbundenen Beenden des Rauchens gehen immer körperliche Symptome in unterschiedlicher Ausprägung einher, die einen durchaus beunruhigen können (siehe auch DAMPFERmagazin Ausgabe 4, S. 32 – 35). Das kann beunruhigend sein. Und bei machen dieser Symptome wird – nach entsprechenden Anfragen auf den verschiedenen Plattformen – oft geantwortet: „Das könnte auch eine PG-Unverträglichkeit sein… dann musst du halt VG dampfen…“ Diese Aussage führt zu Erleichterung, weil erstens die vermeintliche Ursache für die Symptome so schnell gefunden wurde und zweitens eine Lösung (VG-Liquids) gleich mit geliefert wird. Einige laufen trotzdem noch zum Arzt (was von pflichtbewussten Community-Mitgliedern empfohlen wird) und fragen dort nach. Nur leider – das ist Psychologie – liefert man dem Arzt die Antwort gerne mit… spätestens auf die Frage hin, ob man denn etwas an seinen Lebensgewohnheiten geändert habe. Dann antwortet man wahrheitsgemäß, man habe das Rauchen aufgegeben und würde nun Dampfen… „Ob das vielleicht eine Propylenglycol-Unverträglichkeit sein kann? Das ist nämlich in dem Liquid drin.“ Weil die Symptome meist sehr unspezifisch sind und unglaublich viele Ursachen haben können, die „eingehende Untersuchung und Beratung“ eh quasi mit dem Betreten des Untersuchungszimmers bereits bezahlt ist und es sich nicht um wirklich lebensbedrohliche Dinge handelt, wird dies (auch das ist menschlich und hat mit Psychologie zu tun) gerne aufgegeriffen: „Ja, das wird wahrscheinlich eine PG-Unverträglichkeit / -Allergie sein!“
Beruhigt geht der Betroffene heim und schreibt zu seiner ursprünglichen Frage, dass er beim Arzt war und dieser eine PG-Allergie bzw. Unverträglichkeit diagnostiziert hat. „Diagnostiziert“… das sagt man so, wenn der Arzt sagt: „Dies und das kommt von dem und dem…“. Für eine echte Diagnose wäre aber ein Allergie-Screening oder zumindest ein Unverträglichkeitstest auf PG notwendig gewesen. Wie viele derer, die fröhlich verkünden: „Mein Arzt hat eine PG-Unverträglichkeit diagnostiziert…“ haben beim Arzt solch eine Untersuchung machen lassen?
Wenn man im Netz zu PG-Unverträglichkeit oder -Allergie recherchiert, findet man einiges… auch Studien, Zahlen und Statistiken. Die Statistik mit den „ungüstigsten“ Zahlen geht von einem Auftreten von maximal 4.1 % bei selektiv getesteten Personen aus. Das ist kein hoher Prozentsatz. In der Realität wird das vermutlich sogar noch ein Stück darunter liegen. Wie kommt es aber nun, dass sich nahezu alle PG-Allergiker in der Gruppe der Dampfer wieder finden? Das Gefühl kann man nämlich bekommen, wenn man einmal in den einschlägigen Foren und Gruppen überschlägt, wie viele denn daran leiden wollen (oder sollen).
Eine beliebte Antwort ist: „Na ja, ist doch logisch. Wenn man mit dem Dampfen anfängt, dann kommt man halt mit PG in Kontakt.“
Aha! So, so! Na klar!
Wenn man mit dem Dampfen anfängt, dann beginnt man in seinem Leben auch erstmals mit der Körperpflege. Vorher hat man kein Duschgel, keine Seife, keine Zahnpasta, kein Shampoo, keine Creme oder Lotion verwendet. Auch geht es mit dem Dampfbeginn einher, dass man sich an Kaugummis versucht. Medikamente hat man vorher auch nicht genommen. Und vermutlich haben die meisten Dampfer aus dem Nichts mit dem Dampfen angefangen und vorher nicht geraucht, denn eine in Europa hergestellte und vertriebene Zigarette enthält durchschnittlich ungefähr 20 – 40 mg PG… das über den Rauch inhaliert wird.
Wieso ist bei denen, die doch Hygiene geübt und vormals geraucht haben denn dann nicht schon vorher zutage getreten, dass sie unter einer PG-Unverträglichkeit leiden? Hmmm… vielleicht lag sie latent vor… dann empfinde ich das aber als einen unglaublichen Zufall, dass es nach dem Dampfbeginn erst „ausbricht“. Wenn wir Dampfer so vom Schicksal gestraft sind, dass es gerade bei unserer Spezies mit der PG-Unverträglichkeit offenkundig wird, sollten wir allesamt überlegen, vielleicht mit dem Lotto-Spielen anzufangen.. warum sollte man ein Schicksals-Ungleichgewicht nicht auch zum positiven ausnutzen?
Oft wird auch eine Selbst-Diagnose empfohlen: „Lass doch mal das PG weg und dampfe VG… wenn die Symptome dann ausbleiben, dann ist es sicher eine PG-Unverträglichkeit!“ Und da komme ich zu meiner Überschrift… Den Spruch kennt jeder! Aber in Bezug auf die hier empfohlene Selbst-Diagnose oder allgemein wegen des Ausbleibens der Symptome – wenn man auf PG im Liquid verzichtet – habe ich den Spruch ein wenig modifiziert:
„Zur Erlangung von Nebenwirkungen, lesen sie die Packungsbeilage und fragen sie ihren Arzt oder Apotheker unter Nennung der dort aufgeführten Risiken und Nebenwirkungen!“
Ich bin mir recht sicher, dass viele derer, die davon überzeugt sind, unter einer PG-Unverträglichkeit zu leiden, vermutlich doch keine haben, sondern nur wegen untersuchungsloser „Schnellschuss-Diagnosen“, fragwürdiger Selbstversuche oder der schlichten Antwort anderer auf die Frage nach der Ursache der Symptome („Ich leide unter Zahnschmelz-Jucken…“ – „Ganz klar: PG-Unverträglichkeit!“) zu dieser trügerischen Erkenntnis gelangt sind. Die Psyche hilft da dann kräftig mit und lässt die Symptome bei Weglassen des PG im Liquid wie von Zauberhand verschwinden (allerdings cremt man sich nach dem Duschen und Zähneputzen weiter ein… das PG ist also aus dem Leben nicht verschwunden).
Aber an alle diejenigen die tatsächlich darunter leiden (die gibt es mit Sicherheit): Kopf hoch! Man kann auch VG dampfen. Schwieriger wird es mit den Pflegemitteln und Medikamenten! Beim Dampfen ist es unproblematischer, auf PG zu verzichten.
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