Eigentlich isses für‘n Arsch

Ausgelöst von einer Pressemeldung der Firma Lynden ist nun ein „neues“ Thema in aller Munde (Uuuuuaaaaaahhhh!)… Nikotinsalz.

Nun, ganz so neu ist das Thema nicht, denn die Verwendung von Nikotinsalzen in Liquids für E-Dampfgeräte ist schon ein paar Jahre gängige Praxis, hat sich aber, aus den USA kommend, nicht wirklich auf dem europäischen Markt durchsetzen können. Es gibt aber eine kleine Gemeinde von E-Dampfern, die darauf schwören. Das ist auch absolut ok, denn Vielfalt ist ja nichts verwerfliches.

Nun bin ich mal gespannt, ob sich daraus (weil es jetzt in Pods von Lynden medial größer in Szene gesetzt wird) ein „Hype“ entwickelt. Ich meine, es ist ja immer mal so gewesen, dass „neue“ Produkte im E-Dampfbereich als wahre Wundermittel diskutiert werden… seien es nun besondere Drahtsorten oder ganz tolle Dampferwatte, die nicht nur ewig hält, sondern dafür sorgt, dass die Heizspirale immer sauberer, statt krustiger wird (im Ernst… das habe ich wirklich einmal lesen dürfen… und ich Schandmaul habe den Fake-Fotos dazu nicht vertraut und gemeint, das sei wohl eine Art Selbstbetrug zur Rechtfertigung für den Erwerb völlig überteuerten Schlangenöls)… oder sei es vielleicht „Dampferwasser“.

Was ist denn nun die Besonderheit der Salzliquids?

Nun, Nikotinsalze sorgen aufgrund ihrer Eigenschaften (basisch) dafür, dass das Nikotin im Körper schneller anflutet. Das bedeutet, dass die Wirkung des Nikotins auf das zentrale Nervensystem schneller eintritt. Außerdem erzeugt es einen deutlich sanfteren Throat Hit. Ach ja… und dann soll es auch nicht so „unangenehm scharf“ schmecken, wie „normales“ Nikotin.

Ja und? Nun? DAS ist jetzt so besonders toll? Mit diesen Eigenschaften wird nun argumentiert, dass diese Form des Nikotins ganz besonders gut für Umsteiger geeignet sei? Hmmm… jetzt bin ich verwirrt. Hier stehen sich also (ich lass mal den Unfug vom besseren, reineren Geschmack echt außen vor)

langsameres Anfluten bei stärkerem Throat Hit (Nikotin)

und

schnelleres Anfluten bei sanfterem Throat Hit (Nikotinsalze)

gegenüber.

Soweit mir bekannt ist, ist der Throat Hit ein wesentlicher Faktor dafür, dass Tabakraucher auch mit dem Dampfen eine vergleichbare Befriedigung erleben. Die Versorgung des Körpers findet auch bei „normalem“ Nikotin statt und die Geschwindigkeit der Aufnahme ist beim Dampfen auch nicht so relevant, weil der Konsum von Dampf anders erfolgt, als der Konsum von Tabakrauch (nicht schnell mal ne Kippe suchten, sondern immer mal wieder an der Dampfe ziehen).

Der (Nikotin-) Flash ist ohnehin bei Rauchern nicht so ausgeprägt spürbar, weil sich der Körper bereits an den Effekt gewöhnt hat… und das, was verbreitet unter diesem „Flash“ verstanden wird… so das leichte „Drehen im Kopp“ bei der ersten Zigarette am Morgen oder nach längerer Enthaltsamkeit, ist auch nicht überwiegend oder gar ausschließlich dem Nikotin geschuldet, sondern hat etwas mit dem Kohlenmonoxid im Tabakrauch zu tun… DEN hat man beim Dampfen ja nun wirklich nicht, es sei denn, man dampft in der geschlossenen Garage neben seinem Auto mit laufendem Motor.

Die meisten Raucher, die es mit dem Dampfen versuchen, erklären überwiegend, dass ihnen der Throat Hit, also der Druck auf den Bronchien, beim Inhalieren wichtig ist… ansonsten könnten sie ja auch einfach nur atmen. Klar geht es beim Dampfen auch um die Versorgung des Körpers mit Nikotin, aber die unmittelbare physische Wirkung (Throat Hit) beim Inhalieren ist wohl wichtiger.

Und nun kommen die Salze daher und sorgen für eine schnelle Versorgung des Körpers mit Nikotin bei leichterem Throat Hit… also ideal, wenn man schnell mal vier, fünf Züge an der Dampfe machen will, um sich mit Nikotin zu versorgen. Dass das nicht in der Lunge knallt, muss man dann wohl hinnehmen. Seltsam nur, dass viele Dampfer, die einstmals Raucher waren (und das ist die überwiegende Mehrheit) an sich selbst erfahren, dass die Nikotinzufuhr gar nicht so das entscheidende ist.

Das alles weckt in mir den Eindruck, dass die Salze – gerade für Umsteiger, also die Mehrheit der Dampfer – eher kontraproduktiv sein könnte, weil ein entscheidender Effekt beim Dampfen damit seichter ausfällt. Ganz ehrlich… wenn ich mir das so recht überlege, sind Nikotinsalze eher gut geeignet für Menschen, die das Dampfen anfangen wollen, ohne vorher Raucher gewesen zu sein. Sie erfahren einen milden Genuss, der sie aber schnell mit Nikotin versorgt und forcieren damit das ohnehin geringe Abhängigkeitspotential von Nikotin… sind also schneller „drauf“. Ob DAS jetzt so gut ist?

Na, ich bin auf jeden Fall gespannt, ob das nun ein „Hype“ wird… möglich ist es, denn es ist „neu“ und „schick“ und wer nicht mit der Mode geht, der ist von gestern. Mir ist es im Prinzip echt egal und es ist ja auch nicht wirklich schlimm, wenn das nun zur Mode wird. Jeder soll doch das genießen, wonach ihm ist und was er für richtig hält. Für mich ist es nix, weil ich den Throat Hit nämlich auch brauche, mir den über entsprechende Hardware hole… und das bei 1 – 1,5 mg Nikotin pro ml. Wer es anders will, der mag sich die Salze in den Tank kippen… ist nicht verwerflich (wobei das Zeug ja jetzt ohnehin erstmal nur in Wegwerf-Kartuschen auf den deutschen Markt gedrückt wird… als Liquid gibt es das ja schon länger, hat sich aber nicht wirklich durchsetzen können… ob es dafür wohl einen Grund gibt?).

Na und wirklich „neu“ sind Nikotinsalze auch nicht. Schon 1997 wurde ein Patent eingereicht, bei dem es um die rektale(!) Verabreichung von Nikotinsalzen zur Behandlung von Darmentzündungen geht. Auch hier war die schnelle Anflutung einer der entscheidenden Faktoren (neben einer gesteigerten Verschleimung… buuuuuuhuhuhaaaa… und der medizinischen Wirkung eben gegen chronische Darmentzündungen). Dass nun das Zeug, das eigentlich für‘n Arsch ist, auch gedampft wird… na warum nicht? Jeder, wie er es mag… ich meine, ich verwende ja auch immer noch ab und an (je nach Verdampfer und Wicklung) Tampons als „Wattespender“ für meine Wicklungen… obwohl die Watte eigentlich für die „Mu“ ist… 😉 😀

Mal schauen, was draus wird.

 

3 Antworten zu „Eigentlich isses für‘n Arsch“

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