Lampukische Entschwörungstheorie

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Es ist schon wieder etwas her, seit wir einen Blick nach Lampukistan geworfen haben und es hat sich einiges getan. Die SPR (Suff-Produkte-Richtlinie) ist vom Ministerium für Klobürsten und WC-Enten im Entwurf zum Sufferzeugnisgesetz (SuffErzG) umgesetzt worden und wurde kürzlich vom Lampukischen Parlament beschlossen. Das Gesetz ist an sich schon nicht fein, weil es ja als Minimum die Vorgaben der SPR verwirklichen musste… zusätzlich wurde aber auch noch das „Klobürstenministerium“ im Gesetz ermächtigt, weitere Verschärfungen unter Umgehung des Parlaments festzulegen. Es kommen schwere Zeiten für die Kaffeetrinker Lampukistans zu (Hä? Kaffee? Die Hintergründe: [1] [2]) und noch schwerere Zeiten auf die ganzen Alkoholiker, denn diese werden künftig kaum noch die Möglichkeit haben, auf das nachgewiesen weniger schädliche Kaffeetrinken umzusteigen. Den „echten“ Suff bekommen sie aber weiterhin noch unbegrenzt… nur Liköre wird es in nicht mehr so vielen Geschmacksrichtungen geben und man muss mit den Schockbildern auf den Pullen leben.

Es gab zwar noch eine „Experten-Anhörung“, bei der überwiegend Alkohol- und Kaffee-Gegner anwesend waren (EIN einziger Kaffee-Experte war auch dort und hat überzeugende Argumente angebracht, die aber nicht wirklich gehört wurden… weil sie nicht ins Weltbild passten.), doch das hat an der Abstimmung (an der fünf Mitglieder des Lampukischen Parlaments teilnahmen) nichts geändert… das Gesetz ist durch.

Schade ist, dass eine Petition, die gegen die Regelung richtete, zwar die erforderliche Unterschriftenzahl erreicht hat (was selten ist), diese aber vom „Klobürstenministerium“ mit einer einfachen Handbewegung vom Tisch gewischt wurde und nun noch (sieht nach Alibi aus) zu einer Anhörung führt, aber keinen Erfolg haben kann, weil das Gesetz ja schon durch ist. Insgesamt ist diese Sache seltsam gelaufen. Eine erste Petition, die vom Lampukischen Verbraucherverband eingereicht wurde, erhielt aufgrund von Formfehlern und wegen angeblicher Irrelevanz keine Zulassung. Es wurde ein weiterer Versuch durch ein Mitglied des Verbands gestartet und nahezu zeitgleich wurde eine ähnliche Petition durch einen bekannten und seriösen Kaffee-Aktivisten eingereicht. Außerdem wurde eine ähnliche Petition, die in sich nicht glücklich formuliert war und die wenig Aussichten auf eine Änderung hatte, von einem völlig unbekannten Lampuken, Herrn Feest, eingereicht… und gerade DIESE Petition wurde zugelassen. Im Nachhinein erhielten auch die anderen Petitionen die Zulassung, wurden aber, weil es im Kern um die gleiche Sache geht, der Petition des Herrn Feest beigefügt. Womit kaum jemand gerechnet hatte… die ansonsten doch eher phlegmatischen Kaffeetrinker Lampukistans kamen aus den Puschen und das vorgeschriebene Quorum wurde erreicht. DAS war ein Erfolg, der gefeiert wurde… zu Recht! Es entstand ein Wir-Gefühl und alle waren siegestrunken (ohne Suff, nur mit Kaffee).

Toll war auch, dass das Quorum (und das Ende der Zeichnungsfrist) noch vor der parlamentarischen Abstimmung des SuffErzG erreicht wurden. Es gab wohl viele (die es vielleicht im tiefsten Inneren besser wussten… aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt), die die Hoffnung hatten, eine Anhörung zur Petition würde noch vor der Lesung des Gesetzes im Parlament durchgeführt und könnte die Katastrophe verhindern. War aber nix… das Klobürstenministerium schrieb trocken: „Dem Anliegen des Petenten bzw. der Petenten wurde nicht entsprochen.“ Trotzdem wurde – NACH dem Beschluss des Gesetzes – noch eine Anhörung angesetzt und es wurde nur Herr Feest eingeladen. Dieser hatte wohl zugestimmt, sich durch ein Mitglied des Verbraucherverbands vertreten zu lassen, hat sich aber nun umentschieden und will den Termin selbst wahrnehmen. Weil er sich auch nicht von den Innehabern der absoluten Wahrheit dafür trainieren lassen will und man ihn ansonsten nicht kennt, entstanden Verschwörungstheorien. Es wird vermutet, Herr Feest sei vielleicht von den Kaffee-Gegnern mit seiner Petition losgeschickt worden, um die anderen – viel besseren – Petitionen dann schlucken zu lassen. Oder er sei einfach geil auf den Ruhm (Frage mich gerade… wird man „berühmt“, wenn man an so einer Anhörung teilnimmt? Hat man dadurch Vorteile? Laufen die Geschäfte besser? Wird man befördert? Laufen einem die schönen Frauen nach?) und wolle eigentlich gar nichts erreichen.
Nun, das sind Gedanken, auf die man kommen kann. (KANN!)

Ich liefere mal als „Gegengewicht“ zu den Verschwörungstheorien eine „Entschwörungstheorie“:

Herr Feest ist Kaffeetrinker. Früher hat er gesoffen, wie ein Loch… dann hat er irgendwie mal vom Kaffeetrinken gehört, ist in einen Kaffee-Laden um die Ecke gegangen (Er bestellt keinen Kaffee und keine Kaffeemaschine im Internet, weil er sich da nicht so viel rumtreibt und von den sogenannten „sozialen“ Netzwerken nichts hält.) und hat sich eine einfache und leicht zu bedienende Kaffeemaschine samt Filtern und gemahlenen Kaffee gekauft und war – wie viele andere Kaffeetrinker in Lampukistan – quasi von heute auf morgen weg vom Saufen. Nun, er hat sich weiter in dem netten Kaffeegeschäft versorgt und war ein glücklicher Kaffeetrinker. Er hat nicht seine Internet-Aktivitäten verstärkt und sich nicht einem oder mehreren Kaffee-Foren und Kaffee-Gruppen dort angeschlossen (aus den bereits angeführten Gründen… ist nicht sein Ding), weil er einfach nur nebenbei Kaffee trinkt, mit seiner Maschine und dem Kaffeepulver zufrieden ist und ansonsten zahlreiche andere Interessen im Leben hat, die nix mit Saufen oder Kaffee zu tun haben. Er ist quasi vergleichbar mit einem der zahlreichen E-Dampfer in Deutschland, die sich auch nur vernünftige Hard- und Software im Offline-Shop nebenan besorgen, froh sind, nun zu dampfen statt zu rauchen, das Dampfen aber nicht zum Lebensinhalt oder Hobby machen. Wenn man immer wieder die Zahl von angeblich drei Millionen E-Dampfern in Deutschland hört, dann mag die ja sogar annähernd stimmen… aber davon sind vielleicht 3.000 Dampfer, die das zum Hobby gemacht haben… der Rest ist vermutlich der Alltags-Dampfer, der das Genussmittel einfach so nebenbei konsumiert.

Herr Feest ist also ein Alltags-Kaffeetrinker, der das Kaffeetrinken nicht zum Hobby gemacht hat. So erfuhr er auch nur eher zufällig im Spätsommer vergangenen Jahres vom drohenden Ungemach durch SPR und SuffErzG… vielleicht sogar durch einen Flyer des Lampukischen Verbraucherverbandes. Boah… was eine Schweinerei… da muss man doch was machen! So entschloss er sich, eine Petition einzureichen. Vorher hat er (ungeübt in diesen Dingen) mal ein wenig im Internet recherchiert (ist, wie gesagt, nicht seine Welt) und stolperte über Unmengen an Wahrheiten und Halbwahrheiten, was dazu führte, dass sein Petitionstext teilweise nicht wirklich optimal ist und Fehlinformationen enthält. Sprachwissenschaftler ist er übrigens auch nicht. Dann wurde seine Petition aber zugelassen und kurz darauf wurden die anderen Petitionen unter seiner Leitpetition zusammengefasst. Sollte er was dagegen haben? Nööö! Nun meldete sich der Lampukische Kaffeeverbraucherverband bei ihm und outete sich als einer der Mitpetenten. Herrn Feest wurde angeboten, ihn bei einer eventuellen Anhörung bei Erreichen des Quorums zu vertreten. Na ja… Herr Feest rechnete eh nicht damit, dass die Anzahl der Unterstützungen zusammenkommen könnte und weil die Herrschaften des Verbands überzeugend sprechen können, stimmte er dem erst einmal zu… als Argument wurde auch angeführt, dass auch der dritte Petent sich vertreten lassen wolle.
Nun hat Herr Feest nicht wirklich intensiv verfolgt, wie seine Petition verlaufen ist und so hat er (auch durch seine Internet-Enthaltsamkeit) nicht mitbekommen, wie die Petition durch die „Kaffee-Community“ befeuert wurde. Das Quorum wurde erreicht und er hat sich dann mal eingehender über den Verband informiert. Die Informationen haben dazu geführt, dass er sich nicht wirklich gut von dem Verband vertreten fühlte (auch wenn dieser immer behauptet, ja ALLE Kaffeetrinker zu vertretet, ob sie wollen oder nicht…). Also hat er sich umentschieden und möchte sein Anliegen lieber selbst bei der Anhörung vortragen. Das fand der Verband nicht toll… das fand auch die sogenannte „Kaffee-Community“ nicht toll, weil sie die Petition doch nur unterstützt haben (wollen), weil die anderen beiden Petitionen auch dabei waren. Hoffentlich ist er auch weiterhin „internet-abstinent“ und bekommt die ganze Schimpferei nicht mit. Denn er hat sich nichts vorzuwerfen. Er hat eine Petition eingereicht, die zugelassen wurde. Punkt! Er hat die „Community“ nicht darum gebeten, ihn massiv zu unterstützen (er hat das ja nicht einmal mitbekommen… er surft ja nicht ständig und überall im Netz).

Und die „Community“ und der Verband sind nun auch angepisst, weil sie sich nicht wirklich schlau gemacht haben. Sie hätten vielleicht VORHER abklären müssen, wie es bei einem Erreichen des Quorums läuft. Vermutlich wurde davon ausgegangen, dass alle drei Petenten bei der Anhörung sprechen könnten. Dem ist offensichtlich nicht so. Hätten sie das gewusst, wer weiß, vielleicht hätten sie dann nicht so hart am Erreichen des Quorums gearbeitet. Dem einzelnen „Community-Mitglied“ möchte ich das nicht einmal zum Vorwurf machen… aber die beiden Mitpetenten – allen voran der Verband – hätten DAS doch wirklich vorher abklären können. Dann hätten sie die „Community“aufklären können und man hätte gesehen, was daraus wird.
Jedenfalls ist Herr Feest nicht das Arschloch, als das er dargestellt wird und auch kein U-Boot, sondern einfach nur ein Kaffeetrinker, der eine Petition eingereicht hat, die durch besondere Umstände, von denen er nicht wirklich etwas mitbekommen hat, das Quorum erreicht hat. Statt sich zu freuen, dass doch so viele Kaffeetrinker ihren Arsch hochbekommen und gemeinsam was schaffen können, wird nun der Frust über die letztliche Nutzlosigkeit des Vorgehens auf Herrn Feest abgeladen und er wird als „der Schuldige, dass das Kaffeetrinken stirbt“ dargestellt. Aber auch davon bekommt er nix mit… ist wohl besser so.

Nun, ich will echt nicht behaupten, meine „Entschwörungstheorie“ würde stimmen… ich sage nicht, es sei so gelaufen… aber MÖGLICH wäre es schon, oder? Also bei allem Frust vielleicht auch mal ein Stück zurücktreten, den Standort verändern und das Geschehen aus einer anderen Perspektive betrachten, Liebe „Kaffee-Community“… 😉


[1]: Die Kaffeemaschine wird weg reguliert!

[2]: Und wie komme ich jetzt an meinen Kaffee?

 

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