Ein „Tor“ für alle!

tor

Noch immer haben viele den „Knall“ nicht gehört. Und etliche von denen, die doch realisiert haben, was in diesem und kommenden Jahr mit dem „freien Dampfen“ passieren wird, sind jetzt beschäftigt, sich einzudecken… es wird gebunkert was das Zeug hält.
Das ist auch gut und sinnvoll so, doch sollte man auch anderweitig vorsorgen.

Die Petition 61453 hat das Quorum erreicht und ich vermute, dass sich nicht gegen eine öffentliche Beratung ausgesprochen wird. Trotzdem ist nicht zu erwarten, dass an den Paragraphen bezüglich der E-Dampfe noch großartig herumgeschraubt wird. Dazu ist die Route einfach zu klar ersichtlich: Das Dampfen soll verschwinden. Im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) herrscht diesbezüglich eine ganz klare und unverrückliche Meinung (sehr lesenswerte Artikel dazu: Geheimlabor DKFZ stellt E-Zigarette der Zukunft vor). Sehr viele Politiker interessieren sich sowieso nicht für diese Mode-Randerscheinung und diejenigen, die sich damit befassen, sind gut (von unseren Gegnern) eingestellt. Die kümmert der „Volkswille“ einen feuchten Pfurz. Das zeigt auch gerade das Vorgehen der Behörden z. B. in Niedersachsen, die durch das Ordnungsamt einen bürokratischen Krieg gegen Händler führen und bestrebt sind, diese Unternehmen zu zerstören. Da wird mit der Chemikalienverordnung argumentiert und mit der Tatsache, dass die LD50 von Nikotin auf EU-Ebene gerade herabgesetzt wurde (unabhängig und ohne Beachtung der Tatsache, dass nach neuesten Erkenntnissen schon der alte Wert viel zu niedrig durch die Zeit geschleppt wurde… die EU meint, dass die LD50 um das 100fache bis 200fache geringer ist, als der vermutlich tatsächliche Wert… und legt diesen Irrsinn einfach mal fest). Und es wird auch schon im vorauseilenden Gehorsam mit der Umsetzung der TPD2 argumentiert, obwohl da noch gar nichts rechtskräftig ist. Die Verfahren sind so gestaltet, dass Widerspruch die Wahrscheinlichkeit auch noch erhöht, als Händler eine Niederlage zu erleiden… der Kurs ist also klar. Da wird mit dem eisernen Besen bereits jetzt gefegt. Ein Blick nach z. B. Österreich zeigt, dass diese Linie (mit unterschiedlichen Mitteln) vermutlich in ganz Europa verfolgt wird.

Es ist also ausgesprochen wahrscheinlich, dass ab Mitte 2016 die Luft dünner wird, bis dann Mitte 2017 eine Atmosphäre wie auf dem Mars herrscht… Überleben unmöglich! Wer dann vorgesorgt (gebunkert) hat, der ist in der glücklichen Lage, weiterhin dampfen zu können (ein Verbot des Dampfens als „Tätigkeit“ wird auch nicht kommen… lohnt in den Augen der Volksbestimmer auch nicht, denn wenn der Handel stirbt, stirbt auch das Dampfen an sich… die paar „Irren“, die übrig bleiben sind was für‘s Kröpfchen).

Doch was, wenn man sich verrechnet hat… wenn plötzlich Liquid oder spezielle(!) Aromen knapp werden? Was, wenn die ersten Akkuträger den Arsch hochreißen? Was, wenn Teile kaputt gehen, die man so einfach nicht bekommt? Was, wenn man einfach einmal Lust auf einen neuen Verdampfer, einen neuen AT hat. Die Leute mit den innovativen Ideen sterben ja nicht aus, sie können ihre Ideen einfach nur nicht umsetzen oder an den Mann/die Frau bringen und können auch kein finanzielles Risiko eingehen.
Was ist, wenn man im (guten) Bekanntenkreis einen Raucher hat, der sich für das Dampfen interessiert, mit den Big-T-Stiften (und deren Tabakgeschmack oder gar kein Geschmack) nicht vom Rauchen wegkommt? Sagt man dem dann: „Haste Pech gehabt“?
Sicher würde man dem dann gerne ein vernünftiges Gerät geben… aaaber damit wird der eigene Vorrat kleiner. Irgendwie muss es möglich sein, auch während der Prohibition an Material zu gelangen.

Nun, einiges wird sicher in den weiterhin bestehenden Foren ausdiskutiert werden… aber das geht nur im eingeschränkten Rahmen und man muss höllisch aufpassen, dass man nicht auf die „kriminelle Schiene“ gerät. Auch wenn es keinen Maulkorb geben wird, wie er zunächst befürchtet wurde, wird die Freiheit des Austauschs (gerade wenn es um konkrete Quellen oder private Geschäfte handelt) nicht mehr so sein, wie heute.

Nun habe ich in den vergangenen Monaten schon einige Möglichkeiten vorgestellt, das Darknet als „Tummelplatz“ für Dampfer zu nutzen. Freenet geht, ist aber elendig und ausgesprochen „suspekt“. Und es ist für Unbedarfte wahrlich nicht leicht einzurichten.
RetroShare ist da schon besser, aber auch nicht ganz unkompliziert und erfordert Umstellungen. I2P hat auch ne Menge Haken und Ösen… und alle diese Möglichkeiten leben davon, dass möglichst viele Nutzer den Dienst laufen lassen, damit alles möglichst gut erreichbar ist. Das gilt auch für ZeroNet, das schon deutlich komfortabler zu handhaben ist… aber am schönsten wäre natürlich eine Lösung, die wenig Umstände und Umstellungen erfordert und trotzdem gut nutzbar ist. Doch was soll man nehmen?

Nun, es gibt da schon einige Zeit eine gute Möglichkeit, die komfortabel und auch schon ziemlich verbreitet ist: Tor.

torlogo

Von Tor (The Onion Router) haben viele vielleicht schon gehört. Selbst in den Nachrichten konnte man schon was davon hören und z. B. dass es von Menschen genutzt wird, in denen eine strenge Internet-Zensur herrscht (Türkei, China etc. etc. …).
Die Nutzung von Tor ermöglicht es weitgehend anonym im Internet zu surfen und Seiten erreichen zu können, die über IP-Sperren in der Region gesperrt sind.
Aber Tor kann noch mehr. Es ist möglich, recht einfach anonym Dienste zur Verfügung zu stellen. Wenn jemand eine „Webseite“ mit „kritischen“ Inhalten anbieten möchte, so kann er dies als „hidden service“ tun. Er stellt die Inhalte zur Verfügung. Will nun jemand anderes diese Inhalte lesen / nutzen, so wird der Inhalt für denjenigen über Tor erreichbar, ohne dass der Empfänger sieht, wo und von wem die Inhalte angeboten werden.

Tor funktioniert so, dass jeder Nutzer mindestens einen Client installiert, der als Proxy fungiert. Alle Zugriffe laufen nun über diesen Proxy, der sich mit dem Tor-Netzwerk verbindet und entsprechende Verzeichnisdienste abruft. Eine Verbindung zwischen zwei Rechnern (also zwischen demjenigen, der herumsurft zu dem, der Inhalte anbietet – egal ob hidden services oder „normale“ Internetinhalte) läuft nun verschlüsselt(!) über mindestens drei Rechner. Jedem „Knoten“ sind nur die unmittelbaren benachbarten Knoten bekannt. Schließlich gibt es Exit-Nodes, die den Datenverkehr ins „normale“ Internet zurückbringen.

Das klingt alles auch wieder ausgesprochen kompliziert, ist es aber wirklich nicht. Tor kann man auf verschiedene Art und Weisen auf dem eigenen Rechner betreiben. Die einfachste Möglichkeit ist es, sich das Tor-Browser Bundle zu besorgen. Dieses enthält alles, was man für die Nutzung von Tor benötigt. Zum Kern gehört die Tor-Software, die den Proxy und andere Dienste zur Verfügung stellt, sowie eine angepasste Version des bekannten Firefox-Browsers. Wer den Firefox schon einmal benutzt bzw. ohnehin schon benutzt, muss sich absolut nicht umstellen. Der Browser unterscheidet sich in der Bedienung nicht vom „normalen“ Browser. Er nutzt aber das Tor-Netzwerk für das Surfen… also auch für das Aufrufen von „normalen“ Webseiten. Der erste Vorteil, den sich vielen als offensichtlich zeigt ist, dass dem Zielrechner die eigene IP nicht bekanntgegeben wird. Der Zielrechner „sieht“ die IP des Exit-Nodes, der seinerseits aber nicht „weiß“, wie die IP des eigentlich Aufrufenden ist. Hat man den Tor-Browser zum Laufen gebracht und gibt in diesem http://myip.is/ ein und gleichzeitig im „normalen“ Browser (ohne Tor), so stellt man fest, dass im Tor-Browser eine andere IP angezeigt wird. Ein weiterer Unterschied des Tor-Firefox-Browsers zum „normalen“ Firefox ist, dass in diesem einige Einstellungen (teilweise fix) vorgenommen sind, die der Sicherheit und dem Erhalt der Anonymität dienen. So lässt sich der Tor-Browser nicht per Klick maximieren, weil die Geometrie des Browserfensters zur Identifizierung dienen kann… und das Speichern von Passworten ist auch nicht möglich. Man kann den Browser aber trotzdem auf die gewünschte Größe ziehen und zur Speicherung von Passwörtern empfehle ich ohnehin KeePass2 oder KeePassX, die sehr komfortabel sind und es vermeiden, dass diese Daten im Browser abgelegt oder gar irgendwie über „dubiose“ Server synchronisiert werden.

Ansonsten kann der Tor-Firefox aber so genutzt werden, wie man es gewohnt ist. Auch die Installation von Plugins und Erweiterungen ist möglich (dabei immer darauf achte, ob diese nicht mögliche Sicherheitslücken reißen).

Das Tor-Browser-Bundle lässt sich von der Homepage des Tor-Projekts

https://www.torproject.org/

herunterladen und ist für Linux, OS X (Apple) und Windows gleichermaßen erhältlich. Auch auf dem Android-Smartphone und dem iPhone ist die Nutzung möglich.

Nach dem Download und der kinderleichten Installation kann man nun den Tor-Browser nutzen.  Beim Start wird torstartdie Verbindung zum Tor-Netzwerk aufgebaut und die Standard-Startseite des Browsers zeigt einem gleich, ob man wirklich korrekt mit dem Tor-Netzwerk verbunden ist (klar kann man die Startseite auch wie gewohnt umstellen oder eine Schnellwahl installieren und nutzen). Importiert man nun die Lesezeichen aus seinem Lieblings-Browser, so steht dem sicheren Surfen nichts mehr im Weg. Völlig klar ist natürlich, dass die Anonymität Grenzen hat. Surft man mit dem Tor-Browser beispielsweise ein Dampfer-Forum (wie das DAMPFERboard) an, loggt sich da ein und nutzt es, dann ist klar, dass dem Foren-Server bekannt ist, wer man ist. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten. In diesem Fall ist es unproblematisch… aber bei Zielen, die man lieber unerkannt nutzen will, sollte man nicht denken, man sei anonym, wenn man sich mit seinen Zugangsdaten anmeldet.

torbrowser
Aufgrund der Tatsache, dass das Routing einen anderen Weg nimmt, als beim „normalen“ Surfen im Internet und es durchaus auch „lahme Krücken“ auf dem Weg geben kann, ist das Surfen ein wenig „zäher“. Bei manchen Verbindungen merkt man es so gut wie gar nicht… aber es kann auch spürbar werden. Das ist der Preis, den man für sicheres und anonymeres Surfen zahlen muss. Insgesamt ist das Tor-Netzwerk inzwischen aber ausgesprochen flott.

Für die Prohibitions-Zeit interessant sind nun aber die „hidden services“. Wann immer einem eine Web-Adresse mit der seltsamen Endung “.onion“ über den Weg läuft, handelt es sich um einen solchen Service. Versucht man diese Seite mit dem normalen Browser aufzurufen, führt dies (es sei denn man hat seinen Browser für die Tor-Nutzung konfiguriert… ist nicht so simpel) zu einer Fehlermeldung à la „Fehler: Server nicht gefunden“. Wählt man hingegen diese Seite im Tor-Browser auf, so öffnet sich diese ganz normal. Ich hoffe, dass sich in diesem Bereich nach und nach Seiten mit „Dampfer-Bezug“ einfinden… ein paar gibt es schon! Das ist nämlich der Raum in der „Grauzone“, in den wir in den nächsten Jahren gedrängt werden. Das ist aber auch die Chance, das Dampfen so lange am „Leben“ zu erhalten, bis hoffentlich (in ein paar Jahren) die Gerichte dafür gesorgt haben, dass die Regelungen im „tragbaren“ Rahmen verwirklicht werden (ganz frei wird es wohl nie mehr sein).

Aber schon so findet man etliches interessantes im Onion-Netzwerk (Onion steht für Zwiebel und damit für die Architektur des Tor-Netzwerkes, dass quasi durch mehrere „Zwiebelschichten“ läuft).

Hier mal eine (ganz kleine) Auswahl an hidden services:

 

Aber dran denken… das funktioniert nur mit Tor! 😉 😀

Wer schon vor dem Installieren (Das macht Ihr doch jetzt alle, oder? Oder?!) mal einen Blick auf einige Services werfen möchte, hat die Möglichkeit, das über einen Tor2web-Proxy (https://tor2web.org/) tun. Man hängt einfach die Endung „.to“ an die Endung „.onion“ an und kocht sich eine Tasse Kaffee. So erreicht man deep.dot.web mit dem normalen Browser über die Adresse https://deepdot35wvmeyd5.onion.to/, die Dampfer Seite über https://www.wpvivtlw6nitxjqm.onion.to/, den Webhoster über https://darkhostkdee7jvi.onion.to/.
Allerdings ist DAS wirklich zäh und langsam. Das liegt an der Art, wie die Seite ins „normale“ Internet „geholt“ wird. Und die Anonymität endet natürlich am Tor2web-Prox… alles was zwischen diesem und Eurem Rechner läuft ist so offen, wie das normale Surfen im Internet.
Aber für einen kurzen Blick vor Installation (Macht Ihr ja nun!) reicht es aus.

Über Feedback würde ich mich sehr freuen und ich hoffe, dass viele das Stück Software jetzt auf ihren Rechner schaufeln. Denn Tor macht auch Sinn, wenn man nicht nur hidden services nutzen will.

BTW: Einen eigenen hidden service anzubieten ist auch keine „schwarze Magie“. Vielleicht schreibe ich bald auch mal was dazu.

 

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