Im Juli 2015, also vor über acht Jahren stellte ich hier in der DDP das Forum Dampferzuflucht vor. Drei Jahre später, also im Juni 2018 veröffentlichte ich dann den zweiten Artikel zur „Zuflucht“.
Nun sind über fünf Jahre ins Land gegangen, viel ist rund ums E-Dampfen geschehen, die Szene hat sich massiv verändert… aber die Dampferzuflucht steht noch immer da, wie ein Fels in der Brandung… höchste Zeit also für einen weiteren Artikel zu diesem „Urgestein“ in der Dampfer-Szene.
Ins Leben gerufen wurde dieses feine Forum im Sommer 2015, weil sich ein nicht unerheblicher Teil der Gründungsmitglieder in ihrem bisherigen Forum (ich kannte das auch und fand es ebenfalls „befremdlich“) nicht mehr wohlfühlten und ihnen auch durch die Blume deutlich gemacht wurde, dass sie eigentlich nicht mehr wirklich willkommen waren.
Also entschloss sich Stefan (Forenname: Scannerxy), ein eigenes Forum aus dem Boden zu stampfen… mit vernünftigen Regeln, großer Offenheit und dem Gedanken, eine eher familiäre Community zu gründen. Und das ist ihm auch wirklich gut gelungen.
Es fühlt sich auch heute noch familiär an, auch wenn die (statistische) Nutzerzahl inzwischen bei über 7.300 angekommen ist.
Die Dampferzuflucht hat natürlich, wie alle anderen Fachforen zum Thema E-Dampfen, Veränderungen durchgemacht. Damit meine ich keine neuen Features, sondern vielmehr eine Verschiebung der Themen. In der „Pionier-Zeit“ bis (ca. so bis 2017) und in der Zeit des ersten Booms (bis 2019) überwogen in solchen Foren die echten dampfbezogenen Themen (on-topic). Wie es sich für Gemeinschaften gehört, wurde zwar auch über andere Themen gesprochen und es wurden Witze erzählt, Kochrezepte ausgetauscht, über Sport diskutiert… das gehört dazu, war aber nur ein geringer Teil (off-topic).
Aufgrund der Entwicklung des E-Dampfens in den letzten Jahren (politisch, gesellschaftlich, Markt) wurde aber der ursprüngliche Zweck des Austauschs immer nebensächlicher und die Zahl der fachfremden Beiträge nahm zu. So gibt es Communitys, in denen man Threads zum Thema Dampfen in dem Wust der Wortspiele, Musikvorschläge, Reiseberichte, Sportwetten, Video- (nicht Dampfer-Videos) Empfehlungen, Witzen und Zitaten, kaum noch findet. Sie gehen darin unter.
In dieser Hinsicht ist die Dampferzuflucht ein positives Beispiel. Sicher, auch dort haben sich die Verhältnisse in Richtung off-topic verschoben, aber es überwiegen mit circa zwei Dritteln noch immer Themen mit Dampfbezug.
Positiv über die Jahre ist auch die ausgesprochen unauffällige Moderation. Es eskaliert kaum mal etwas und die Mitglieder pflegen in der Mehrheit ein anständiges Miteinander. Das liegt nicht nur an der Mitgliederstruktur, sondern – nach meiner Einschätzung – daran, dass unaufgeregt, aber rechtzeitig eingegriffen wird.
Die Dampferzuflucht bietet als Besonderheit auch einen unkomplizierten Flohmarkt an. Hier ist keine Altersverifikation erforderlich, weil das Forum ja nicht als Anbieter fungiert. Für einen Verkauf, welcher dem Jugendschutzgesetz (JuSchG) entspricht, muss der eigentliche Anbieter, also der Verkäufer eines Produkts sorgen. Und aufgrund der Abwicklung und der Nutzung dieses Forenbereichs unterfällt er auch nicht der Melde- bzw. Freistellungspflicht durch das neue Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG), dessen Einführung am 1. Januar des Jahres zur Flohmarkt-Schließung bei anderen Foren führte.
Auch das foreninterne Wiki bietet Anfängern und Fortgeschrittenen einen echten Mehrwert.
Anlässlich diese Artikels konnte ich ein altgedientes Forenmitglied, nämlich Ralf (Forenname: Thüringer; Mitorganisator der „Brusler Dampfküche“, über die ich bereits einmal im damals noch kostenlosen Dampfer-Magazin berichtete), gewinnen.
Interview mit „Thüringer“
PepeCyB: Hallo Ralf, vielen Dank, dass Du Dich als Forenmitglied der Dampferzuflucht dazu bereit erklärst, mir ein kleines Interview zu geben.
Ralf: Hallo Daniel, das mache ich doch gerne!
Vielen Dank auch an Dich, dass Du am Ball bleibst!
PepeCyB: Erzähl doch mal einfach, wie Du zur Zuflucht gekommen bist. Ich kannte Dich ja vorher schon von anderen Plattformen, aber die Dampferzuflucht scheint Dein echtes Zuhause geworden zu sein.
Ralf: Nun ja, mein Werdegang entspricht dem, was Du eingangs beschriebst und warum Stefan überhaupt ein eigenes Forum aufbaute, ich fühlte mich im alten Forum nicht wohl. Solltest Du Dich fragen, warum die Zuflucht: ehemalige Mitforis aus dem alten Forum empfahlen sie mir.
PepeCyB: Was unterscheidet die Dampferzuflucht von anderen Fachforen? Was sind in Deinen Augen die Besonderheiten, welche dieses Forum ausmachen?
Ralf: Diese Frage hast Du eigentlich bereits selbst beantwortet. Zum Einen ist es die Tatsache, dass alles nicht so steif ist, auch das Offtopic gehört dazu und vor allem aber, hält mich dieses familiäre Miteinander hier. Ein Forum klingt immer so nach VR – doch dem ist es hier gar nicht so. Nicht wenige kennen sich persönlich, treffen sich regelmäßig einfach so, zu einem Stammtisch oder sogar zu größeren Treffen, wie jährlich im Mittelpunkt Deutschlands (in der Nähe von Mühlhausen), was wir liebevoll Mittelerde nennen. Wer nicht dabei war, kann sich nicht vorstellen, dass es hier etwas mit einem Forum zu tun hat.
PepeCyB: Über 22.000, in Worten zweiundzwanzigtausend(!), Postings sind wirklich mal ne Hausnummer. Wie viel Zeit verbringst Du mit dem Herumstöbern und Schreiben in der Zuflucht?
Ralf: Daniel, wenn Du das auf die Tage runterbrichst, die ich dabei bin, relativiert sich das. Aber ja, zu meinem Frühstück gehören Kaffee, Essen und Zuflucht. Nach Feierabend suche ich hier etwas Entspannung und bin auch neugierig, was es neues gibt. Und abends, da findet sich auch etwas Zeit.
PepeCyB: Welche Themen sind da Dein Schwerpunkt?
Ralf: Mittlerweile mehr die Offtopic-Themen, die das Miteinander ausmachen und zusammenhalten. Aber ich schaue auch allgemein, Neuigkeiten in der Szene interessieren mich genauso und ich schaue mir auch gerne an, wenn die Mitforis ihre Dampfen zeigen.
PepeCyB: Du wohnst ja in Bruchsal, also in Baden-Württemberg. Dein Forenname ist aber „Thüringer“. Magst Du den Lesern verraten, wie es zu dem Nickname kam?
Ralf: Meine Heimat ist, wo ich geboren wurde. Ich lebe nun seit 11 Jahren in Baden, spreche aber noch immer meinen Erfurter Dialekt und werde damit auch immer ein Thüringer bleiben. Trotzdem fühle ich mich hier wohl, es wird aber nie meine Heimat. Die „Mittelerdler“ werden das bestätigen, denn dieses jährliche Treffen ist ja in meiner Heimat.
PepeCyB: Du gehörst zu den Organisatoren der Brusler Dampfküche (die ich schon seit alten Dampfer-Magazin Zeiten kenne), also einem guten alten Dampfer-Stammtisch. Wie habt Ihr es fertiggebracht, dass diese Institution noch heute, wo solche Stammtische so ziemlich der Vergangenheit angehören, weiterhin Bestand hat?
Ralf: Daniel, da muss ich leider passen. Es stimmt, dass dieser Stammi 2012 meine Idee war und ich über FB die ersten Kontakte knüpfte, die ersten Treffen organisierte usw. Doch dann ergab es sich leider, dass unser Stammlokal nicht mehr mitspielte. Es gab da etliche Gäste, welche sich belästigt fühlten, ohne mit uns in Kontakt zu kommen, nur durch das Wissen, nebenan wird gedampft. Albern, doch was wollten wir tun? Ein neues Lokal wurde gefunden, welches für mich leider nicht erreichbar ist, da ich mit den Öffis fahre. Hier und da höre ich mal, dass es noch Treffen gibt.
PepeCyB: Magst Du noch ein wenig darüber erzählen, was und wie Du so dampfst? Wie bist Du zum Dampfen gekommen und wie hat sich Dein Dampfverhalten verändert?
Ralf: Mein Werdegang ist sicherlich kein Musterbeispiel, doch ich möchte Deine Frage gerne beantworten. Es ergab sich im Jahre 2012, nachdem ich nach Baden zog, noch vor meinem 50. Geburtstag, dass ich mir die Frage stellte, wieso ich eigentlich ein Drittel meines Einkommens in Rauchzeichen verwandelte. Zu der Zeit lag mein täglicher Verbrauch bei 50 bis 60 (teils gestopften) Kippen. Da ich hier und da etwas über das Dampfen hörte oder las, überkam mich die Neugier. Zu meinem 50. schenkte ich mir selbst dann eine Ego-C von Red Kiwi und ein paar Liquids dazu. Der Burner war das Teil zwar nicht, doch mein Kippenverbrauch ging bereits etwas zurück. Ein halbes Jahr später kaufte ich von einem Kollegen eine Vamo mit einem iClear16, falls das noch jemand kennt. Das war schon viel besser. Doch vom Rauchen kam ich nicht weg, es wurde nur immer weniger. Unser gemeinsamer Freund Norbert „Zillatron“ meinte mal zu mir, dass es nach hinten losgehen kann, wenn ich mich zu sehr unter Druck setze. Heute dampfe ich zwar auch noch ein paar „normale“ Geräte, doch meistens etwas mehr Insidertechnik, wie Flashis auf guten ATs und so. Aber von den Kippen bin ich noch immer nicht ganz weg, habe aber auf ein Drittel reduziert. Mein Ziel steht aber, mittelfristig nur noch Dampf. Hilfe dazu bekomme ich in der Zuflucht genug.
PepeCyB: Hatte die Dampferzuflucht Einfluss auf diese Entwicklung?
Ralf: Auf jeden Fall! Die Einflüsse sind dabei ganz unterschiedlich, die einen spotten (was ich verstehe), die anderen reden gut zu oder geben Tipps, doch niemand behandelt mich wie einen Aussätzigen. Und außerdem würde ich ohne die Zuflucht diese vielen schönen Dampfen auch nicht kennen.
PepeCyB: Was gefällt Dir besonders an der Zuflucht?
Ralf: Eigentlich hatte ich diese Frage bereits beantwortet, doch ich fasse es noch einmal zusammen. Dieses harmonische Miteinander, was nur ganz selten mal gestört wird, das geballte Wissen in allen Lebenslagen (nicht nur Dampfen), diese heute nicht mehr selbstverständliche Hilfsbereitschaft untereinander, das persönliche Kennenlernen außerhalb des Rechners und vieles mehr, machen die Zuflucht einfach einmalig.
PepeCyB: Welches sind die größten Unterschiede zwischen einem Fachforum,besonders der Dampferzuflucht, und Gruppen in den Sozialen Netzwerken?
Ralf: In den sozialen Medien treibe ich mich seit rund 10 Jahren nicht mehr rum, weil es mir, gelinde gesagt, einfach zu blöd wurde. Da hat man so viel dünn gequirltes lesen müssen, dass es irgendwann keinen Spaß mehr machte. Das hat man hier halt nicht, die Qualität macht den Unterschied.
PepeCyB: Was würdest Du einem interessierten Dampfer sagen, der überlegt, ob er sich in der Dampferzuflucht anmelden soll?
Ralf: Jetzt nimmst Du mich aber auf den Arm, lieber Daniel! Wo wäre er denn besser aufgehoben? Ich würde erst einmal ein wenig über die Zuflucht erzählen…
PepeCyB: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast… wir lesen uns in der Zuflucht…
Ralf: Auch ich danke Dir und ja, bis bald in der Zuflucht!
Abschließend muss ich feststellen, dass die Dampferzuflucht nichts von ihrem anfänglichen Charme verloren hat. Es ist eine gute Anlaufstelle, gerade auch für Neulinge und frische Umsteiger, aber auch für eingefleischte Dampfer, die ein Miteinander wünschen. Die Treue zur Dampferzuflucht ist auch bemerkenswert. Viele wirklich langjährige Mitglieder sind nach wie vor dort sehr aktiv.
Foren sind nicht durch irgendwelche Communitys in Sozialen Netzen zu ersetzen, denn in einem Forum wächst die Gemeinschaft in der Regel enger zusammen. Das gilt für alle Dampfer-Foren, aber die Dampferzuflucht ist ein Paradebeispiel für eine gut funktionierende Interessengemeinschaft. Ich hoffe, das Forum wird noch sehr, sehr lange Bestand haben.
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