Derzeit wird eine sogenannte „Petition“ der World Vapers Alliance (WVA) für die Aufnahme des E-Dampfens in den BECA-Plan in der Szene geteilt.
Dazu mal ein paar Informationen und Hinweise…
Besucht man die „Petitions-Seite“, dann fallen ein paar Dinge auf:
- Man soll die „Petition“ unterzeichnen. Nur welchen Text die Adressaten vorgelegt bekommen sollen, ist nicht ersichtlich. Irgendwas mit „Aufnahme des Dampfens in den europäischen Plan zur Krebsbekämpfung“ (BECA).
- Es ist nicht klar, wem die Petition letztlich übergeben werden soll. An einer Stelle ist von Europaabgeordneten die Rede und von Bundesregierung (was die mit dem BECA-Plan zu tun haben, erschließt sich mir nicht). Schließlich heißt es, die „Petition“ richte sich an die „Europaabgeordneten im Sonderausschuss zur Krebsbekämpfung”.
Ja an wen geht die „Petition“ denn nun? - Wie lange die „Petition“ gezeichnet werden kann, wird ebenfalls nicht angegeben.
Bei einer sauberen und seriösen Petition (unabhängig, ob bei offiziellen Petitions-Portalen oder anderen, wie z.B. openpetition.org) ist für den Unterzeichner ersichtlich, um was es sich dreht. Da steht drin, was man erreichen möchte (Forderung), an wen sich die Forderung richtet, wer hinter der Forderung steht (Initiator). Das wird durch eine Begründung untermauert, die möglichst noch mit Quellen belegt ist. Außerdem ist ersichtlich, wie lange die Petition laufen soll und ggf. welches Ziel an Unterzeichnungen angestrebt wird.
Bei der BECA-“Petition“ findet man dazu nix. Man soll was unterzeichnen, weiß aber eigentlich gar nicht, was man da unterstützt. Halt irgendwas mit BECA, das irgendwie ans Europaparlament gehen soll.
Abgefragt werden personenbezogene Daten (das ist normal und notwendig bei Petitionen). Hier Name und Vorname, Wohnort (welche Stadt), sowie die Mail-Adresse. Dass man mit der Verarbeitung der Daten einverstanden ist, muss man mit einem Kreuzchen in einem Kontrollfeld bestätigen. Vorher soll man noch die Datenschutzerklärung lesen.
Nur… klickt man auf den dortigen Link, passiert nix. Die Funktion wurde wohl nicht richtig implementiert.
Also sucht man die Webseite ab und stößt im Footer auf einen Direktlink zur Datenschutzerklärung. DIE allerdings jibbet nur in englischer Sprache. Das ist unglücklich bei einer Aktion, die sich an deutschsprachige Teilnehmer wendet.
Und schön ist auch anders. Die abgefragten Daten braucht man für eine Petition. Das ist absolut ok. Man braucht sie aber nur für die Petition, wobei sie dem Petenten zur Verfügung stehen müssen und ggf. noch dem Adressaten der Petition zugänglich gemacht werden. Nur bei der „Petition“ der WVA werden die Daten noch mit der IP, Informationen über den Browsertyp, das Betriebssystem und mit Geräteinformationen kombiniert und letztlich außerhalb des EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) gespeichert (in den USA) und verarbeitet. Die Daten werden auch Dritten zur Nutzung und Verarbeitung überlassen… das Consumer Choice Center (CCC) bekommt sie und außerdem werden die Daten „ unseren verbundenen Unternehmen und vertrauenswürdigen Geschäftspartnern oder Personen zur Verfügung“ gestellt. Und „Drittanbieter von Dienstleistungen“ bekommen sie auch zur Verarbeitung.
Die Daten des Unterzeichners gehen also in die Staaten und werden von dort aus verhökert… und vielleicht gehen sie auch im Rahmen der Petition (der einzig legitime Zweck) an den Adressaten der Petition.
Im Rahmen der Datenschutzerklärung erfährt man dann auch, dass die ganze Angelegenheit nur für die WVA und das CCC durchgeführt wird… und zwar von der Red Flag Consulting Limited (“Red Flag“). Das ist eine Agentur, die sich auf Astroturfing-Aktionen spezialisiert hat (also Fake-Grassroots-Aktionen). Sie haben z.B. 2016 eine solche Fake-Aktion für Monsanto zugunsten von Glyphosat durchgezogen. Astroturfing ist ihr Kerngeschäft und ihre Kompetenz.
Insgesamt scheint die WVA selbst auch ein Astroturf-Projekt zu sein, das vom CCC (maßgeblich auch von BAT finanziert) mit Unterstützung von Red Flag ins Leben gerufen wurde. Die „Weltvertretung der Dampfer“… besteht angeblich aus unbedeutenden und relativ unbekannten Mitgliedern… irgendwelche vermeintlichen Dampf-NGO aus Malawi, Kongo, Nigeria, Kenia, Argentinien, Brasilien, Australien, Südafrika, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Uganda, Kanada, Afrika (allgemein), Taiwan, Ecuador und Venezuela, Polen, Portugal und Bosnien-Herzegowina. Das alles unter der Führung von Red Flag.
Vapers.guru, von dem ich ja nicht so der Fan bin, hat das mal alles recht gut und detailliert beschrieben: Link
Man soll also was unterschreiben, von dem man nicht weiß, was man eigentlich unterschreibt und an wen das gehen soll. Dafür gibt man personenbezogene Daten preis, die in den USA auch an Dritte verhökert werden. Dass dem so ist, muss man sich aus einer englischsprachigen Datenschutzerklärung raussuchen. Und das alles unter dem Deckmantel einer Astroturf-Organisation.
Auf sowas reagieren Entscheidungsträger ausgesprochen allergisch! Und die sind nicht so blöd, dass sie nicht bemerken, was das für eine Aktion ist.
Ich persönlich würde (und werde) das nicht zeichnen. Jeder sollte sich überlegen, ob die eigene Teilnahme der Sache an sich zuträglich oder abträglich ist und dann für sich entscheiden.
Das ist übrigens nicht die erste dubiose Aktion der WVA. Vor kurzem riefen sie zur Teilnahme an einer „virtuellen“ Protestaktion in Berlin auf. Die „Dampfer-Armee“ würde durch die Straßen ziehen und alle seien aufgerufen, „virtuell“ dabei zu sein. Dafür solle man ein Foto von sich an die WVA senden.
WIE das ablaufen soll? Keine Angabe. WAS passiert mit den Fotos? Keine Angabe. Was ist mit dem Datenschutz? Keine Angabe.
Aber schickt mal schnell ein Foto von Euch: Link
Das ist eigentlich noch nen Zacken schärfer.
Die WVA und deren Aktionen werden auch nicht dadurch seriöser, weil „der Professor“ da Unterstützer ist. Der schreibt denen halt ab und an mal was… für Geld.
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