Ich habe das ungute Gefühl, dass uns Dampfer die geplante Steuer ereilen wird. Und ich fürchte auch, dass sie ungefähr in der jetzt geplanten Höhe einschlagen wird. Die Verbände (Händler wie Konsumenten) versuchen zwar ihr Möglichstes, das noch abzuwenden oder zumindest zu entschärfen, aber der Einfluss ist, was die Lobbyarbeit anbelangt, zu gering. Sie können schlicht nicht gegen die Tabak- und Pharmalobby anstinken und auch kaum wirklich wichtige Entscheidungsträger beeinflussen. Erfolgreiche Einflussnahme in einem gewissen Rahmen wäre nur möglich, wenn sich eine größere Zahl von Konsumenten und auch Händlern (unabhängig bzw. zusätzlich zur Arbeit ihrer Verbände) aufraffen würden und die Politik zu erreichen versuchten. Doch das Phlegma ist in der Breite einfach zu groß. Außerdem stecken viele den Kopf in den Sand oder setzen sich die rosarote Brille auf und träumen davon, dass es ganz sicher nicht so schlimm werden wird.
Wenn die Steuer dann da ist, werden wieder viel „erschrocken“ die Augen aufreißen und dann erst feststellen, dass das Dampfen 1. eine richtig teure Angewohnheit geworden ist und 2. nach einiger Zeit merken, dass der Markt gewaltig schrumpft.
Eine Alternative
Deshalb ist es an der Zeit, für diejenigen, denen die kommende Katastrophe schon bewusst ist, über Alternativen zu sprechen. Das Thema ist nicht neu (Frühsommer 2013), es kam schon einmal auf, als noch der erste Entwurf für die TPD2 aktuell war (was nikotinhaltige Liquids und Nikotinbase faktisch vom Markt gefegt hätte)… und es ging da nicht um „Schmuggel“, sondern um eine mögliche echte Alternative: Koffein statt Nikotin.
Da ich derzeit beobachte, dass die Diskussion darüber wieder aufkommt, hole ich das Thema mal aus dem Keller und versuche, es einmal aus dem heutigen Blickwinkel zu betrachten. Mein Koffein-Experiment war ja eher eine Angelegenheit für Freaks und Pioniere und nicht so sehr etwas für den eher normalen Konsumenten. Seinerzeit war das größte Problem, ausreichend Koffein im Liquid lösen zu können, ohne dass die Suppe kippt. Hohe Konzentrationen waren erforderlich, weil damals fast ausschließlich auch Liquids mit relativ hoher Nikotin-Konzentration konsumiert werden mussten, was der Tatsache geschuldet war, dass die Hardware noch in den Bereichen der ersten und zweiten Generation angesiedelt war. Das bedeutete Leistungen von 6 bis vielleicht 15 Watt (gab auch schon etwas mehr, aber das war noch nicht der Standard) mit reinen MTL-Verdampfern. Wobei MTL-Verdampfer nicht mit dem Zugverhalten heutiger MTL-Geräte zu vergleichen waren… es ging mehr in die Richtung, eine Erbse durch einen Strohhalm zu saugen. Dementsprechend gering war die produzierte Dampfmenge und damit die pro Zug aufgenommene Menge an Nikotin. Um sich mit ausreichend Nikotin zu versorgen und gleichzeitig auch den gewünschten Throathit zu erleben, mussten Liquids mit recht hoher Nikotin-Konzentration benutzt werden. Liquids mit 18, 24 oder 32 mg/ml waren verbreitet, 16 oder 12 mg/ml waren schon eher die „leichteren“ und die als wirklich leicht deklarierten 8er oder 6er spielten keine große Rolle.
Die Probleme, die sich ergeben
Nun muss Koffein, um einen vergleichbaren Throathit zu erzeugen, doppelt so hoch dosiert werden, wie Nikotin. Das bedeutete, dass man Liquids mit 48, 36, 32 oder 24 mg/ml Koffein benötigte. Und da schlug das Löslichkeitsproblem voll zu. Einen Koffeingehalt oberhalb von 15 mg/ml zu ermöglichen, wird das Herstellungsverfahren schon recht aufwendig… und für alles oberhalb von 24 mg/ml erforderte schon Tricks und klappte nicht immer. Klar… alle war auch in der heimischen Liquidküche zu realisieren, jedoch war der Aufwand vielen einfach zu groß.
Nachdem die TPD2 dann auch noch (auch durch Mitwirkung einer wesentlich engagierteren Szene) in abgemilderter Form erlassen wurde, gab es eigentlich keinen Grund mehr, sich mit Koffein als Ersatz für Nikotin zu befassen.
Aber wenn jetzt die Steuer kommt, wird Koffein wieder interessant… eben um Steuern zu sparen.
Enormes Einsparungspotenzial
Ein Nikotinshot, der jetzt zwischen 80 Cent und einem Euro kostet, wird nach der ersten Stufe der geplanten Steuerreform zwischen sechs und acht Euro zu Buche schlagen. Das Äquivalent für Koffeinbase läge bei 10 bis 37 Cent.
Mit der zweiten Stufe kommen die Shots dann auf 12 bis 16 Euro… und das Äquivalent für Nikotinbase bliebe bei 10 bis 37 Cent.
DAS ist schon eine ordentliche Ersparnis, oder? Das Gramm Koffeinpulver kostet nämlich zwischen sechs und sieben Cent! Um für sein Liquid die den 200 mg Nikotin pro Shot entsprechende Menge an Koffein zu errechnen, muss man die 200 einfach verdoppeln… man kommt auf 400 mg, also 0,4 Gramm. Und die kosten halt um die drei Cent. Dann rechnet man noch die 10 ml PG oben drauf, die man ja für das Volumen benötigt und man kommt auf Gesamtkosten in Höhe von besagten 10 bis 37 Cent.
Leider nicht für jeden geeignet…
An dieser Stelle muss ich leider Einschränkungen machen: Koffein ist als Ersatz für Nikotin nicht für jeden geeignet.
Neueinsteiger haben es schwer
Für ganz frische Einsteiger, die gerade erst vom Rauchen weggekommen sind, stellt sich zunächst die Frage, ob man denn auf das Nikotin und seine Wirkung verzichten kann. Das Dampfen ist als Raucherentwöhnung so erfolgreich, weil es mehrere Abhängigkeitsfaktoren aufrechterhält. Man inhaliert und die gesamte Handlung ist dem Rauchen ähnlich. Man erlebt einen Throathit. Und schließlich führt man seinem Körper Nikotin zu. Diese drei Faktoren wiegen so schwer, dass man den Entzug der eigentlich süchtigmachenden Substanzen im Tabakrauch recht leicht überwinden kann. Die Abhängigkeit vom Nikotin ist hingegen nicht so groß, wie von den Gegnern des Dampfens oft behauptet wird. Aber wenn man gerade erst umgestiegen ist, könnte der Verzicht auf Nikotin den Erfolg gefährden, weil das Dampfen ohne diesen Faktor doch keine ausreichende Befriedigung verschafft.
Ist man schon längere Zeit umgestiegen, kann man wesentlich leichter auf Nikotin verzichten.
…mögliche Lösung
Eine Lösung für dieses Problem wäre, wenn man denn wirklich auf Koffein umsteigen möchte, das Ausschleichen von Nikotin. Um den Throathit aufrechtzuerhalten, sollte man über Wochen und Monate Stück für Stück den Anteil des Nikotins mit Koffein ersetzen… also Nikotin-Koffein-Liquid konsumieren.
Wer viel Nikotin braucht (auch wegen striktem MTL), hat es auch schwer
Für eingefleischte MTLer, die höherdosierte Nikotin-Liquids nutzen, gibt es auch keine einfache Lösung. Wer mit 8 mg/ml Nikotin oder weniger auskommt, wird keine Schwierigkeiten haben. Hier ist die Herstellung des Liquids nicht wirklich aufwendiger als das Anmischen eines „normalen“ Liquids. Doch diejenigen, die z.B. 12 mg/ml Nikotin brauchen, wird es schon heikel. Hier kann es dazu kommen, dass das Liquid kippt (trübe wird oder gar geliert). 24 mg Koffein im Liquid unterzubringen ist mit einem deutlich höheren Aufwand verbunden. Einfach Einrühren funktioniert nicht!
Wer noch höhere Konzentrationen benötigt, kann nicht einfach mal ein Liquid anmischen. Der braucht Zeit und Geduld und ggf. noch weitere Zutaten (Zitronensäure). Es geht, ist aber nicht im Vorübergehen erledigt.
…mögliche Lösungen
Hierfür gibt es aber auch denkbare Lösungen. Die eine Möglichkeit wäre, vielleicht doch auf rDL umzusteigen, was den Konsum geringer dosierter Liquids möglich macht. Es muss ja nicht gleich „Lungenatmen durchs Ofenrohr“ sein. 😉 rDL und 16er Koffeinliquid (entspricht 8er Nikotinliquid) ist eine Lösung.
Oder man ersetzt nur einen Teil des Nikotins durch Koffein. Wenn man 12 mg/ml Nikotin benötigt, kann man ein Koffein-Liquid mit 12 mg/ml Koffein plus 6 mg/ml Nikotin herstellen. Das ist wiederum völlig unproblematisch und spart 50 % der Nikotin-Kosten. Einfache Faustformel: Für jedes Milligramm Nikotin, das man weglässt, setzt man zwei Milligramm Koffein zu. Bis 16 mg Koffein ist das kein Problem.
Nicht auf Wasser verzichten!
Wer Liquidzusammensetzungen bevorzugt, die vollkommen ohne Wasser auskommen, wird ebenfalls auf Schwierigkeiten stoßen. Die Löslichkeit von Koffein ist in Wasser am besten. In Propylenglykol ist die Löslichkeit eher mäßig und in Glycerin grauenhaft. Generell ist die Herstellung, wenn man beim Mischen die Base nicht erwärmen und relativ lange „quirlen“ (z.B. mit einem Milchaufschäumer) möchte, sollte den Koffeinanteil in den Wasseranteil einrühren und das Liquid dann damit herstellen. Das funktioniert ohne Tricks und Sonderbehandlung. So ist eine „Traditionale“ (55 % PG, 35 % VG, 10 % Wasser), eine „Iceblade“ (95 % PG, 0 % VG, 5 % Wasser) und eine „Velvet Cloud“ (0 % PG, 80 % VG, 20 % Wasser) leicht herstellbar. Wer ein Wasserfreies Liquid herstellen möchte, kann das nicht so einfach machen. Es ist ein höherer Anteil von PG erforderlich, aber das Auflösen des Koffeins im PG erfordert Geduld, Übung und Wärme.
Lösung:
Es muss Wasser rein… ohne dieses ist die Herstellung aufwendiger. Einfach so… geht nicht.
Geduld!
Wer von heute auf morgen komplett auf Koffein-Liquid umsteigt, wird ggf. eine Enttäuschung erleben. Einer der Hauptgründe, Koffein zu nutzen, ist der gewünschte Throathit. Leider ist es bei vielen Dampfern so, dass sich dieser anfangs kaum einstellt. Etliche haben deshalb ihr Koffeinliquid nach ein, zwei Tankfüllungen ins Klo gekippt… Fazit: funktioniert nicht.
Nun, das ist aber ein vorschnelles Flinteinskornwerfen. Koffein wirkt in den Bronchien anders als Nikotin. Der inzwischen durch jahrelanges Rauchen und dann jahrelanges Nikotin-Dampfen schon „abgehärtete“ Körper braucht eine gewisse Zeit, um sich auf das veränderte Gefühl einzustellen. Nach meiner Erfahrung kann es leicht zwei oder drei Wochen dauern, bis der Throathit als vergleichbar empfunden wird (es ist aber nicht bei jedem so… bei vielen geht es auch schneller oder der Throathit wird sofort als befriedigend empfunden). Wer auch nach vier oder fünf Wochen gar nichts spürt, hat leider die Arschkarte und kann Koffein nicht für dien Throathit nutzen.
Geschmack
Wichtig zu wissen ist, dass Koffein, so wie auch Nikotin, Geschmacksträger ist. Wer den Throathit nicht braucht, sollte trotzdem über die Verwendung von Koffein nachdenken, denn es hilft, Aroma zu sparen. Während nikotinfreies Selbstgemischtes wesentlich mehr Aroma benötigt, als nikotinhaltiges, verhält sich Koffeinliquid in etwa so, wie Nikotinliquid. Man kann die Aromen so dosieren, wie man es vom Nikotinliquid gewohnt ist.
Und wie geht das jetzt?
Die Herstellung innerhalb der oben erläuterten Grenzen ist ganz einfach.
Angenommen, Ihr wollt das von Euch aktuell konsumierte Liquid mit 3 mg/ml Nikotin ersetzen, dann müsst Ihr ein Liquid mit 2 x 3 mg/ml = 6 mg/ml Koffein herstellen. Für 100 ml fertiges Liquid benötigt Ihr also 100 x 6 mg Koffein, also 600 mg = 0,6 Gramm. Das wiegt Ihr mit der Feinwaage ab. Stellt Ihr nun eine „Traditionale“ her, rührt Ihr die 0,6 Gramm Koffeinpulver in die 10 ml Wasser ein (gut auflösen… geht in ganz kurzer Zeit… und noch flotter unter Zuhilfenahme eines Milchaufschäumers). Das kippt Ihr mit 55 ml PG und 35 ml VG zusammen (wenn Ihr ganz genau sein wollt, zieht von den 55 ml VG noch die Menge des in den zugegebenen Aromen enthaltenen PG ab) und „würzt“ das Liquid mit den Aromen Eurer Wahl. Fertig!
Ein Tipp für den Einstieg: 1:2 ist das Verhältnis Nikotin zu Koffein. Solange Ihr noch nicht in Koffein gewöhnt seid, ist es nicht verkehrt, 1 – 2 mg Koffein mehr zu nutzen, damit sich der Throathit schneller einstellt. Muss aber nicht sein… kann man machen…
Auf jeden Fall kann man mit Koffein (sofern es für einen selbst geeignet ist), enorm an Kosten einsparen, sobald die Steuer aufschlägt… und ein wenig kann man damit sogar schon heute sparen, wenn man unbedingt will.
Für alle, die durch das obige „Raster“ gefallen sind, die aber die Mühen nicht scheuen, gibt es hier ausführlichere Informationen zum Koffein-Liquid und der Herstellung:
- Koffein
- Koffein tl;dr
- Downloads (Das „Koffein-Experiment“ als PDF oder eBook)
Schreibe einen Kommentar