Verdachtsmomente

Wir (also die meisten) sind inzwischen auf Angst konditioniert. Vor all und jedem Scheiß wird gewarnt und vor drohenden Gefahren Bange gemacht.

Eine (sehr kleine) Auflistung von Schlagzeilen gefällig?

  • Farbstoff Titandioxid steht in Verdacht, Krebs zu verursachen.
  • Ethoxyquin steht unter Krebsverdacht
  • Glyphosat steht in Verdacht, Krebs zu verursachen
  • Künstliches Beta-Carotin aus dem Labor steht in Verdacht Krebs zu verursachen
  • DDT steht in Verdacht Krebs zu verursachen
  • Experten vermuten, dass Palmöl an der Entstehung von Krebs beteiligt sein könnte
  • PFAS können zu einem erhöhten Krebsrisiko führen
  • Acrolein, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein
  • Aluminium steht im Verdacht, Alzheimer auszulösen
  • Sucralose und das Abbauprodukt Sucralose-6-Acetat könnten gesundheitsgefährdend sein
  • ...

Und gerne, allzu gerne ist die Politik dann „bereit“, diese Produkte oder Stoffe zu verbieten bzw. einzuschränken. Weil wir ja nicht in der Lage sind, selbst zu entscheiden, ob wir uns dem Risiko aussetzen wollen. Nein… Mama und Papa passen fein auf uns auf.

Und wir machen das mit. Also die meisten tun das. Ja, es werden auch immer mehr, die ausdrücklich fordern, dass der Staat Verbote und Einschränkungen schafft, um uns alle zu „schützen“.

Abgesehen von Regulierungen werden uns vor allem aber Schreckgespenster in den Kopf gepflanzt. Wenn wir „Formaldehyd“ lesen oder hören, denken wir automatisch an die „tödliche Gefahr aus den Spanplatten-Möbeln“. Und dann ist Formaldehyd auch noch toxisch und sogar als krebserregend eingestuft.

Woran wir aber nicht denken, sind Grenzwerte. Diese reichen völlig aus, um die Gefahr, welche von einem Stoff ausgeht, zu minimieren. Denn… die Aufnahme vieler dieser Stoffe können wir gar nicht verhindern. Sie sind einfach vorhanden. In unserer Umwelt, in unserer Nahrung… Formaldehyd zum Beispiel sogar in der Luft, die wir ausatmen. Um Formaldehyd in der Raumluft vollständig zu vermeiden, müssten wir das Ausatmen verbieten… also praktisch das Atmen überhaupt.

Viele Stoffe werden aber (sogar ohne toxisch zu sein) öffentlich stigmatisiert, indem sie mit Krebs in Verbindung gebracht werden.

Wer ein wenig aufmerksamer die obigen Beispiele gelesen hat, wird festgestellt haben, dass sie alle etwas gemeinsam haben: sie „stehen in Verdacht“.

Das ist eine geniale Taktik. Es werden, teils wirklich zweifelhafte Studien genommen, in denen die Belastung oder der Konsum eines Stoffes mit dem Auftreten von Krebsfällen in Verbindung gebracht werden. Selbst wenn die Studie, weil sie in diesem Zusammenhang nur eine Korrelation, nicht aber eine Kausalität nachweisen konnten, dann mit eben dieser Floskel arbeitet oder, was auch gerne gemacht wird, mit der Formulierung “… es ist nicht auszuschließen, dass…“

Das Problem ist, dass die breite Öffentlichkeit beim Wahrnehmen solcher Schlagzeilen oder Kurzberichte nicht hinterfragt oder gar recherchiert, ob es denn nun einen Nachweis, oder zumindest eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass der Stoff tatsächlich bestimmte gesundheitliche Probleme verursacht. Das „steht in Verdacht“ wird unbewusst überlesen oder ausgeblendet… und im Kopf bleibt hängen: „Stoff A verursacht Krebs!“

Wird dann irgendwo berichtet, dass in einem bestimmten Produkt Stoff A nachgewiesen werden konnte, dann wird das verstanden als: „Der Konsum des Produkts verursacht Krebs, denn da ist Stoff A drin, der ja Krebs verursacht! Das hat die Wissenschaft festgestellt.“

Niemand hinterfragt, wie viel von Stoff A in dem Produkt enthalten ist und ob die Menge vielleicht unterhalb aller gesetzlichen Grenzwerte liegt… womöglich sogar unterhalb der nicht vermeidbare Belastung in der normalen Umwelt. Nein! Es wird die Kette der Schlussfolgerungen als gegeben hingenommen.

Und genau dieser Mechanismus wird beim Dampfen auch gerne verwendet, um neue Regulierungen und Einschränkungen vorzubereiten oder zu begründen. Und es funktioniert.

Besonders schlimm ist, dass auch die Konsumenten verunsichert werden und eine permanente latente Angst aufrechterhalten wird. Das führt dann z.B. zu kuriosen Diskussionen über das Dampfen. Plötzlich erschrecken eingefleischte Dampfer, wenn sie feststellen, dass z.B. Kanthal-Heizdraht Aluminium in der Legierung enthält. Denn mal abgesehen davon, dass sich der Draht beim Dampfen nicht auflöst, steht Aluminium auch nur „in Verdacht, Alzheimer auszulösen“. In Verdacht! Einen Nachweis, dass dem so ist, gibt es absolut noch nicht. Selbst das BfR bestätigt, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass Aluminium Alzheimer verursacht1. Allerdings gehört dieses Institut auch zum Panik-Helikopter-Kartell und empfiehlt, z.B. keine Alufolie mehr für die Aufbewahrung von Lebensmitteln zu verwenden. Es gibt zwar keinen Grund dafür… „aber man kann ja nie vorsichtig genug sein“…“Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“.

Also… lasst Euch nicht in ständiger Angst halten. Schaut genau hin (taucht die Formulierung „steht in Verdacht“ auf, dann muss man nicht nur zweimal, sondern besser dreimal hingucken und recherchieren), hinterfragt und lasst Euch nicht manipulieren.

Einen gesicherten Hinweis habe ich aber noch… Ich kenne eine Sache, die unbestreitbar lebensgefährlich ist und mit hundertprozentiger Sicherheit mit dem Tod endet: das Leben! Es ist also empfehlenswert, wenn man nicht sterben möchte, gar nicht erst mit dem Leben anzufangen! Es gibt absolut keine Möglichkeit, durch eine besondere Lebensweise und die Vermeidung von Risiken zu verhindern, dass das Leben mit dem Tod endet (der Highlander ist ein modernes Märchen 😉).

  1. https://www.bfr.bund.de/cm/343/keine_alzheimer_gefahr_durch_aluminium_aus_bedarfsgegenstaenden.pdf ↩︎
Titelbild von TheToonCompany auf Pixabay

Ein Kommentar

  1. Sehr wichtiges Thema:
    Angst schüren (darauf sind wir zu Beginn auch reingefallen) und die Grenzwerte div. potentiell giftiger/schädlicher Substanzen.

    Als die elektrischen Zigaretten auf den Markt kamen, gab es in erster Linie EINE giftige Substanz in den inhalierten Emissionen:
    Nikotin.
    Das gehörte damals in die gleiche „Giftklasse“, wie z.B. das Gift Strychnin.
    Kein normal denkender Mensch würde Strychnin als gesundheitsförderndes „Bio-Food“ ansehen.
    So war das auch bei Nikotin.
    Aber E-Zigaretten galten um 2006/2007 überwiegend nur als „weniger schädlich“, da WENIGER NIKOTIN in einem Zug einer herkömmlichen Tabakzigarette enthalten war.
    Also eine Art „Light-Bier“ für Nikotinliebhaber (Vergleich zum Genussmittel „Alkohol“).
    Zigarettennutzern war völlig klar, dass Nikotin sie (nach einigen jahrzehnten) vorzeitig meucheln kann, aber das akzeptierten sie mit jedem Kauf von Zigaretten – oder sie kauften sich „Light-Zigaretten“ mit weniger Nikotin.

    Ok, wer kennt noch die „Supersmoker“ von damals?
    Zitat 2009:
    Supersmoker (Cig-a-likes)
    Zahlreiche Sachverständige haben die SuperSmoker®Blue hinsichtlich möglicher Risiken untersucht, wobei alle Analysen das angestrebte Ergebnis bestätigen. Stellvertretend sei hier aus dem Sachverständigen Gutachten von Dr. Lutz-Michael Lautenbacher (Präsident des europäischen Gremiums für Lebensmittel, Arzneimittel und Kosmetika) zitiert:
    Authorisierte Auszüge aus dem Sachverständigen Gutachten Nr. 0804 0206 vom 05.05.2008 zum Produkt „SuperSmoker Blue“:
    4.1 Kurzbeschreibung des Prinzips:
    Nach Untersuchungen der KG ASL-Analytik Service Labor GmbH & Co in Hamburg (Analysenzertifikat vom 24.09.2007) werden mittels der elektronischen Zigarette „Super Smoker“ deutlich geringere Mengen an Nikotin dem Körper zugeführt im Vergleich zu einer handelsüblichen mittelstarken Zigarette, so dass auch hier kein größeres toxikologisches Risiko hinsichtlich des Nikotins zu sehen ist, als mit einer üblichen normalen Zigarette….

    SuperSmoker® Blue ist nicht zum Aufhören mit dem Rauchen gedacht.
    http://gesund-rauchen.blogspot.de/2009/

    Was wir (vor allem ICH) völlig übersehen haben:
    Wie hoch ist der Grenzwert (in Milligramm) von Nikotin, der PRO TAG LANGFRISTIG INHALIERT als „relativ sicher“ angesehen wird (auch für Risikogruppen!) – nach heutigem Stand der Wissenschaft?

    Thema „Angst schüren“:
    Div. Experten machten sich damals noch mehr Gedanken über das „Problemglühkohl“, Diacetyl („Popcornlunge“), Linalool, etc.
    Urgesteine werden sich erinnern…-)

    Und wie reagierten wir überwiegend?
    „Gar nich wahr!XY is nich schädlich!!“
    „Popcornlunge???Diacetyl verbieten!!!“
    „Linalool schädlich??Verbieten!!!“
    „Spaltprodukte durch zu starkes Erhitzen??? Dampfgeräte regulieren!!!“
    etc.
    ….

    Es lohnt sich nun, die Anfänge genauer anzusehen.
    Zitat:
    „Auch ein Schritt zurück ist oft ein Schritt zum Ziel“

    -))

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