Weil, so schließt er messerscharf,

nicht sein kann, was nicht sein darf.1

Relativ unbeachtet in der Öffentlichkeit wurde eine Studie der American Cancer Society (ACS)2 veröffentlicht, in welcher auch das Krebsrisiko durch Passivrauchen eingeschätzt wurde. Nun ist die ACS wirklich nicht verdächtig, „tabakindustriefreundlich“ zu agieren. Um so erstaunlicher ist, dass ein bestimmtes Ergebnis der breit gefassten Krebsrisiko-Einschätzung (bei der das aktive Rauchen mit Abstand den ersten Platz „gewinnt“) nicht unterdrückt wurde. Allerdings taucht es auch so verborgen auf, dass ein Aufschrei der ANTZ ausgeblieben ist. Man übersieht es, weil der Elefant im Raum (das Rauchen) die Sicht komplett ablenkt.

Im Ergebnis der Studie muss man davon ausgehen, dass das Krebsrisiko durch Passivrauchen zu vernachlässigen ist. Die „population-attributable fraction“ (PAF) – d. h. der Anteil der Krebstodesfälle, die verhindert werden könnten, wenn ein bestimmter Risikofaktor beseitigt würde – beträgt für das Passivrauchen 0,7. Das ist zwar jetzt nicht null, aber ein Wert von 1 ist als Risikofaktor als vernachlässigbar anerkannt. Ein relatives Risiko von 1,0 bedeutet „kein erhöhtes Risiko“.

Eine andere Studie aus dem Jahr 20033 hatte nicht ein solches „Glück“. Sie wurde schon vor der Veröffentlichung öffentlich zerrissen. Es wurde Einflussnahme der Tabakindustrie unterstellt, obwohl nichts in der Hinsicht irgendwie belegt und nicht einmal als hinreichend wahrscheinlich angenommen werden konnte. Egal! Es passte einfach nicht zur Tabakpolitik. Und was das Passivrauch-Risiko anbelangt, kann halt nicht sein, was nicht sein darf… und es darf – verdammte Scheiße – nicht zu vernachlässigen sein.

Es wurde behauptet, die Studie sei fehlerhaft, ohne dass auch nur ein einziger Fehler benannt wurde. „Die Wissenschaft“ war sich „einig“, dass die Studie fehlerhaft war (obwohl sie wesentlich sauberer und evidenter durchgeführt wurde, als alle Studien, die bis dahin ein Passivrauch-Risiko „belegen“ sollten). Und wenn „die Wissenschaft“ sich „einig“ ist und dann etwas behauptet, dann ist es die Wahrheit. Da muss man dann keine Fehler mehr aufzeigen… es genügt die Behauptung.

Währen die aktuelle Studie nur das Krebsrisiko betrachtet, wurden in der älteren (diskreditierten) Studie wesentlich mehr raucherbedingte Todesfälle untersucht. So z.B. auch die Todesfälle durch koronare Herzkrankheiten. Und hier kam die Studie auf ein relatives Risiko von 0,94… also ebenfalls zu vernachlässigen.

Doch es konnte halt nicht sein, was nicht sein durfte.

Nun… bei der neuen Studie gibt es keinen Aufschrei und keinen Gegenwind. Schließlich belegt sie ja, dass das aktive Rauchen der größte Krebsrisikofaktor ist. Dass das Passivrauchen keine Rolle spielt, wird übersehen.

Aber wenn „die Wissenschaft“ sich nun „einig“ ist, dass die Studie ok ist, dann ist wohl auch das Ergebnis, dass das Risiko durch Passivrauchen zu vernachlässigen ist, ok und die Wahrheit.

Und jetzt spanne ich den Bogen zum aktuellen politischen Geschehen rund um den Nichtraucherschutz4.

Obwohl es schlicht eine Lüge ist, dass das Passivrauchen ein relevantes Risiko darstellt, gibt es nun schon lange Gesetze zum Nichtraucherschutz. Daran ist auch nicht zu rütteln. Und auch wenn es anscheinend kein gesundheitliches Risiko gibt, kann ich die Regelungen (nicht unbedingt alle… aber vom Grundsatz her) durchaus nachvollziehen und halte sie für vernünftig. Wer Nichtraucher ist (wie ich seit bald 13 Jahren), der ist kein Fan vom Geruch des Tabakrauchs… und noch weniger vom Geruch des „kalten Tabakrauchs“, der sich hartnäckig in Räumen und in den Klamotten, in Gardinen, Tapeten, Bodenbelägen hält. Ist schon widerlich. Und ein rauchgeschwängerter Raum oder große Rauchwolken in Bereichen, die man wohl oder übel aufsuchen muss (Arbeitsplatz, medizinische Einrichtungen, öffentliche Gebäude und Verkehrsmittel etc.) und die man nicht umgehen kann (man muss nicht in eine rauchgefüllte Kneipe gehen… man kann sein Bierchen und das Schnäpschen auch daheim oder in einer ausgewiesenen Nichtraucherkneipe zutscheln), ist eine Zumutung für Nichtraucher, weshalb ich Rauchverbote dort für sinnvoll halte (nicht hingegen das Verbot der Einrichtung von Raucherräumen). Außerdem werden Räumlichkeiten und Objekte durchaus auch durch intensive „Berauchung“ versaut. Mit normaler Wandfarbe lässt sich eine rauchgilb-gummierte Tapete z.B. nicht mehr retten.

Nun will uns die EU aber noch weitergehende Nichtraucherschutz-Regeln aufdrücken… vor allem auch im Freien. Alles in erster Linie begründet mit dem Gesundheitsschutz (obwohl die Gesundheit ja gar nicht gefährdet ist). UND man will das Dampfen gleich mit einbeziehen und auch überall dort gesetzlich untersagen, wo das Rauchen jetzt und in Zukunft sonst noch wo verboten ist. Und auch DABEI wird mit dem Gesundheitsschutz argumentiert. Wenn aber schon der (echt unangenehme) Rauch, der tausende kritische Stoffe in relevanter Mange enthält, kein Gesundheitsrisiko birgt, wie gesundheitsschädlich soll denn unser Dampf sein? Hier wird mit einem „Nichts“, für welches eine wissenschaftlich nicht begründbare Panik erzeugt wird, für Gesundheitsschutz argumentiert. Geht’s noch?

Ein Verbot des Dampfens in der Öffentlichkeit zum Schutz der Gesundheit ist ungefähr so seriös wie eine Versicherung dagegen, dass man von einem wilden Stier auf die Hörner genommen wird… für einen Stadtmenschen mit Bürojob.

Und es zeigt erneut, dass es nicht um den Schutz unserer Gesundheit geht, sondern um die Verwirklichung einer religiös-fanatischen Vorstellung, in welcher jeglicher Nikotinkonsum – insbesondere der inhalative – aus der Welt verschwindet.

Deshalb nennt man sie ANTZ. Und ganz vorneweg marschiert die WHO. Davon kann auch Professor Grieshaber ein Liedchen singen5.


  1. Die unmögliche Tatsache – Cristian Morgenstern ↩︎
  2. Proportion and number of cancer cases and deaths attributable to potentially modifiable risk factors in the United States, 2019 (arch) ↩︎
  3. Environmental tobacco smoke and tobacco related mortality in a prospective study of Californians, 1960-98 (arch) ↩︎
  4. Freiwillig an die Kette legen lassen… ↩︎
  5. Passivrauchen: Die morschen Kulissen eines Potemkinschen Dorfs (arch)
    Grieshabers Wissenschaftsdialog
    Grieshabers Wissenschaftsdialog – Passivrauchen ↩︎

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