Ich glaube „sie“ haben es erreicht… „sie“ haben uns soweit… „wir“ wollen alle die „absolute Sicherheit“ in unserem Leben! Oder woran liegt es sonst, dass in den letzten Wochen und Monaten innerhalb(!) der Dampfer-Szene das mechanische Dampfen immer öfter als Russisch Roulette dargestellt wird… eine Art zu Dampfen, die eigentlich nur risikobereite oder blauäugige Dampfer praktizieren, die ansonsten vielleicht eher Base Jumping, Klippenspringen oder einbeinige Selfies auf den Spitzen von Hochhaustürmen machen.
Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen, denn das Risiko durch die Verwendung mechanischer (oder ungeschützter ungeregelter) Akkuträger ist ausgesprochen gering.
Beim Autofahren ist die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls mit Verletzung oder gar Todesfolge weitaus größer. Das liegt nicht zuletzt an den Kräften, die da wirken… dagegen ist ein ausgasender Akku echt lächerlich. Trotzdem steigt nahezu jeder regelmäßig in ein Kraftfahrzeug (auch die Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln… das ist halt so, als würde ein anderer den Feuerknopf am AT drücken, während man selbst am Verdampfer nuckelt) und kaum jemand macht sich nun sorgen oder würde das als besonders risikobereites Verhalten darstellen. Und aufs Fahrrad zu steigen ist nun wirklich auch nicht ungefährlich.
Aber beim Mech-Dampfen… da wird halt immer mehr und immer öfter warnend mit den Augen gerollt. Es wird gewarnt und gewarnt und gewarnt und ge… was letztlich dazu führt, dass sich die Meinung immer mehr verbreitet, dass nur echte Spezialisten das mechanische Dampfen wagen (und auch nur diese es wagen sollten) und auch diese immer auf dem Vulkan tanzen würden. Man müsse ja so viel beachten und dann dürften da am besten nur Akkus rein, die mindestens 35 A abkönnen, dann stirbt man nicht unbedingt an der sofortigen Akkuexplosion, die alle paar Tage droht.
Und wenn es dann einen Kurzschluss im Verdampfer gibt, dann ist es eh aus…
Es wird also ganz ungeniert maßlos übertrieben…
Bei allem, was man im Leben (das ist nämlich lebensgefährlich) tut, muss man sich bewusst sein, was man tut und man sollte immer, wenn es denn Risiken gibt, entsprechende Regeln beachten. Beim mechanischen Dampfen (auch beim ungeregelten Dampfen) sollte man halt darauf achten, dass man den verwendeten Akku nicht dauerhaft überlastet. Den Widerstand der Wicklung zu bestimmen, ist nun wirklich nicht schwer, das macht entweder der ohnehin vorhandene geregelte AT oder der wahrscheinlich auch vorhandene Wickelsockel mit Widerstandsmessung. Oder zur Not das Multimeter aus der Werkzeugkiste. Klar… wer mechanisch dampfen will, sollte eine Möglichkeit zur Bestimmung des Widerstand haben. Wer Auto fahren will, sollte auch einen Führerschein haben (es kann auch ohne gutgehen, aber das Risiko ist doch nicht ohne). Und man sollte es sich zur Gewohnheit machen, den Verdampfer – in zusammengebauten und betriebsbereiten Zustand – vor Inbetriebnahme halt in dieser Hinsicht zu checken.
Wenn man sich daran hält und darauf achtet seine (gut, aber nicht notwendigerweise übertrieben sorgsam behandelten) Akkus mit dem Widerstand nicht zu überlasten (welchen Strom bei der Wicklung man am Fließen dranne-dran hat, lässt sich auch ohne mathematische oder elektrotechnische Ausbildung ganz leicht ermitteln… da gibt es genügend Online-Rechner), dem wird kaum was widerfahren, was die Gliedmaßen oder die Zähne gefährdet. Ein spontaner Kurzschluss… ja, der kann auch mal vorkommen. Meist durch mechanische Einwirkung (die Dampfe kippt um oder fällt runter… oder… oder…)… weil irgendwas im Verdampfer kaputt geht und zu einem Kurzen führt oder weil schon vorher ein leitender Fremdkörper drin war, der sich einen ungünstigen neuen Ruheplatz sucht. Deswegen fliegt einem aber nicht sofort der AT um die Ohren. Nein, man feuert und es dampft nicht (oder kaum). Dann sollte man den Taster mal flott loslassen und nachschauen (also den Widerstand überprüfen oder den Verdampfer inspizieren). Wer in dem Fall aber den Feuerknopf minutenlang drückt und sich über das Nichtdampfen ärgert… dann auch noch ignoriert, dass der AT langsam unangenehm(!) heiß wird… das Dingen im Mund behält und noch immer weiter drückt… und dann vielleicht ein Modell ohne anständige Entgasung (sollte man eh nicht verwenden) nutzt… dann kann es wehtun. Das ist dann schlicht dumm, liegt aber in der eigenen Verantwortung.
Ein Kurzschluss bedeutet auch nicht – auch wenn man immer wieder gegenteilige Aussagen hört oder liest – den sofortigen Akkutod… und schon gar nicht die sofortige „Explosion“ (explodieren tut die Zelle eh nicht wirklich). Sofern die Zelle nicht schon eh langsam am Lebensende angekommen ist oder es sich um eine 1-A-Zelle handelt, ist die Sekunde Kurzschlussfeuern noch kein Drama. Solange man nicht Dauerfeuer praktiziert und die Zelle bis weit über 60° C braten lässt, stecken die Li-Io-Zellen das eigentlich gut weg. Kann sein, dass sie dadurch ein wenig „altern“, aber es wird nicht sofort eine „Rohrbombe“ daraus. Das muss man halt abschätzen (Wie lange war die Zelle tatsächlich kurzgeschlossen? Wie alt ist das Dingen? Wie heiß ist sie geworden?) und es schadet dann sicher nix, wenn man sie lieber entsorgt.
Wer mit einer derart überstrapazierten Zelle einfach so weiter dampft, der geht halt ein Risiko ein. Wenn beim Autofahren die Bremsleistung plötzlich dolle nachlässt und der Fahrer trotzdem noch die 200 Kilometer auf der Autobahn macht, dann geht er auch ein Risiko ein. Macht wahrscheinlich kaum jemand, aber wenn doch und es kracht, dann sind nicht die Bremsen schuld.
Wer nun ganz ängstlich ist, der nutzt eine Sicherung… und dann liest man, die müsse ja sehr schnell ansprechen, da könne man nicht jede nehmen. Wieso jetzt sehr schnell? Nochmal… eine Akkuzelle geht einem nach einer kurzen Zeit mit einem Kurzschluss nicht gleich durch. Lasst doch mal die Kirche im Dorf. Und nein… man muss auch nicht unbedingt die Konions mit 35 A nehmen, es gibt viele Zellen, die vielleicht nur 10, 20, 25, 30 A mitmachen… es kommt halt darauf an, was man braucht. Eine einzelne 20-A-Zelle kann man ohne Angst mit einem Widerstand von 0.2 Ohm betreiben und dampft dann (anfangs) mit um die 80 Watt. Und wer unbedingt mit 200 Watt seine Atemwege brühen will, der stackt und ist mit einem Widerstand von 0.35 Ohm und einem 20-A-Akku noch ungefährdet unterwegs (sofern die Akkus ordentlich behandelt und „verheiratet“ werden). Also wo ist jetzt das Problem?
Geht es echt nur um die Gefahr eines Kurzen? Also eines Kurzen, den man dann längerfristig befeuert? Dem kann man, wie gesagt, sehr einfach vorbeugen. Alle anderen Gefahren, die von Akkus ausgehen (wenn sie beschädigt sind, schlecht behandelt wurden oder sonstewie einen Schuss weg haben), sind bei geregelten AT ebenfalls vorhanden… davor schützt auch keine Elektronik.
Klar… man muss, um ein bestimmtes Dampf-Erlebnis zu haben, beim mechanischen (und ungeregelten) Dampfen seinen Verdampfer schon so wickeln, dass es passt, aber das geht sehr schnell in Fleisch und Blut über. Für irgendwelche trägen Staggered-Stapled-Fusion-Helix-Alien-Clapton-Hyper-Coils ist der Ein-Akku-Betrieb echt nicht geeignet… aber ich würde mir an einen Ford Ka auch keine Hängerkupplung anschweißen, um damit einen 750-Kilo-Anhänger zu ziehen.
Und es ist wirklich nicht der einzige „Vorteil“ eines mechanischen AT, dass er besonders stylish ist (ist eh eine Geschmackssache… ich z. B. stehe eher auf das schlichte Design). Ein wesentlicher Punkt ist tatsächlich die Haltbarkeit und die Möglichkeit, die Dinger zu reparieren, wenn’s mal was zerreißt. Der Chip von gestern ist spätestens morgen nicht mehr zu haben… und wenn der den Arsch hochreißt kann man den AT in die Tonne kloppen.
Also… jeder sollte so dampfen, wie es gefällt… aber es ist echt nicht angemessen, das mechanische Dampfen als ein Spiel mit dem Feuer darzustellen und (insbesondere frische… aber tatsächlich sogar auch altgediente) Dampfer zu verunsichern und mit Angst davor vollzupumpen. Es ist auch keine „Wissenschaft“, sondern man muss nur einige wenige Dinge beachten… wie halt beim Autofahren auch. Das mechanische Dampfen hat gegenüber dem Autofahren sogar noch einen weiteren Vorteil… man wird nicht durch die Unachtsamkeit oder Dämlichkeit anderer gefährdet, sondern hat die Sicherheit selbst in der Hand. Passieren kann immer was… man kann auch im Regen vor die Tür gehen, stolpern, unglücklich mit dem Kopf aufschlagen, kurz bewusstlos werden und in einer Pfütze ertrinken. Trotzdem wird nicht gepredigt, man solle bei Regen nicht vor die Tür, weil das ja so riskant sei.
Ist es nicht schon schlimm genug, dass uns der Nanny-Staat viele Freiheiten abschneidet, um uns vor „Gefahren“ zu schützen, die durch Eigenverantwortung auch so zu vermeiden wären? Denkt doch mal nach und erwartet keine 100%ige Sicherheit im Leben… das ist und bleibt halt lebensgefährlich… nur die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines „Unglücks“ zu werden, ist nicht so groß… ansonsten kann man sich auch gleich einen Strick nehmen.
Mechanisches Dampfen ist NICHT gefährlich! Nur dämliches Verhalten kann die Sache gefährlich machen… aber das gilt für nahezu alles im Leben!
Allerdings kann immer mal was passieren, was man selbst nicht in der eigenen Hand hat (z. B. durch Mängel am Produkt), doch das hat das Mech-Dampfen nicht exklusiv, sondern gehört zum Lebensrisiko.*)
*) Ergänzt aufgrund Liliths Kommentar und eines bedauerlichen Missverständnisses!
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